06.06.1944 - 70 Jahre Landung in der Normandie (D-Day)

 

Heute vor 70 Jahren, am 12. Juni 1944, kehrte der polnische Leichte Kreuzer Dragon, nach Auffüllung der Munition in Portsmouth, zurück zu den Stränden der Normandie und bombardierte deutsche Stellungen bei Orne und Varaville (siehe Jahrestage auf Modellmarine).

Das Original

Im Ersten Weltkrieg rüstete die deutsche Marine ihre Leichten Kreuzer mit sieben bis acht 15 cm-Geschützen aus bzw. um (fünf davon konnten eine Breitseite feuern). Darufhin stattete die britische Marine die C-Klasse, deren erste Klassen ursprünglich mit zwei 15,2 cm- und acht 10,2 cm-Geschützen ausgerüstet waren, auch vollständig mit 15,2 cm-Geschützen aus. Die ersten Klassen (Caroline-, Calliope- und Cambrian-Klasse) erhielten vier 15,2 cm-Geschütze, bei der Centaur- und Caledon-Klasse wurde ein fünftes Geschütz zwischen Brücke und Schornsteinen eingefügt. Anfang 1916 berichtete der britische Geheimdienst, dass die nächsten Klassen von Leichten Kreuzern der deutschen Marine zwölf 15,2 cm-Geschütze (sechs per Seite) erhalten sollten. Diese Berichte stellten sich später als falsch heraus, führten aber zum Entwurf einer verlängerten Variante der Caledon-Klasse, die sechs 15,2 cm-Geschütze tragen sollte: der D- oder Danae-Klasse. Der Rumpf wurde deshalb verlängert und die Brücke nach achtern versetzt, um vorne ein weiteres Geschütz übergeordnet hinter dem ersten einfügen zu können. (Diese Änderung ohne die Rumpfverlängerung wurde auch bei der C-Klasse vorgenommen, was in der Ceres-Klasse resultierte, die nur fünf 15,2 cm-Geschütze hatte, aber vorne zwei übereinander angeordnet und ohne das Geschütz zwischen Brücke und Schornsteinen). Zusätzlich wurde der Rumpf der D-Klasse verbreitert, sodass nicht nur die Geschütz-Bewaffnung um 20% verstärkt werden konnte, sondern auch die Torpedobewaffnung durch den Ersatz der Zwillingsrohre durch Drillingsrohe um 50%. Als Konsequenz aus der Schlacht vor dem Skagerrak wurde eine Boxpanzerung um die Magazine ergänzt und der Splitterschutz der 15,2 cm-Geschütze vergrößert und verstärkt.

Von der D-Klasse wurden ab Ende 1916 drei Schiffe gebaut (Danae, Dauntless und Dragon). Im Juli 1917 wurden drei weitere und im März 1918 sechs weitere bestellt. Von diesen wurden aber nur fünf (Delhi, Despatch, Diomede, Dunedin und Durban) fertig gebaut, vier Aufträge wurden bei Ende des Ersten Weltkriegs annuliert. Ab Delhi erhielten alle Schiffe einen Trawler-Bug, um sie vorne trockener zu machen (diese Änderung wurde auch bei der C-Klasse ab der Capetown-Klasse durchgeführt). Zwei der Schiffe, Dauntless und Dragon, erhielten einen Hangar unter der Brücke und eine Startplattform über Geschütz B, was sich aber nicht bewährte. Die meisten der anderen Schiffe erhielten eine drehbare Startplattform hinter den Schornsteinen, die aber in den 1920ern wieder entfernt wurde (der geplante Ersatz durch ein Katapult wurde nicht durchgeführt). In den 1920ern wurde auch die ursprüngliche Flakbewaffnung von zwei 7,62 cm- und zwei 4 cm-Flak verstärkt, indem die beiden 7,62 cm durch drei 10,2 cm ersetzt wurden.

Die Schiffe der D-Klasse bewährten sich, veralteten aber angesichts der schnellen Entwicklung in den 1920ern schnell. Zudem hatten die Kreuzer, die primär für Einsätze in der Nordsee entworfen worden waren, für globale Einsätze einen relativ geringen Fahrbereich. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde geplant die acht Kreuzer der D-Klasse zu Flakkreuzern mit vier 11,4 cm-Zwillingslafetten umzubauen. Nach Ausbruch des Kriegs konnte dieser Umbau nicht mehr durchgeführt werden. Nur Delhi wurde in den USA mit amerikanischen 12,7 cm-Geschützen und Mk 37-Feuerleitgeräten versehen. Die Flakbewaffnung der restlichen Schiffe blieb schwach und wurde meist nur durch acht 2 cm-Einzellafetten verstärkt. Nur Danae und Dragon erhielten eine verstärkte leichte Flak: das 15,2 cm-Geschütz hinter der Brücke und die Torpedorohre wurde entfernt, zwei 4 cm-Vierlinge ersetzten die beiden 10,2 cm-Flak neben dem vorderen Schornstein und das achtere 10,2 cm-Geschütz wurde durch eine 10,2 cm-Zwillingsflak ersetzt. Dazu kamen vier bis fünf 2 cm-Zwillingslafetten an Bord. Offensichtlich gab es einen Mangel an Feuerleitgeräten für die 4 cm-Geschütze, da Dragon an deren Stelle 2 cm-Einzellafetten erhielt.

Dragon war 143,6 m lang, 14,0 m breit und verdrängte bei Indienststellung voll beladen 5603 ts (im August 1943 5969 ts). Der Antrieb bestand aus zwei Sätze von Getriebe-Dampfturbinen sowie sechs Kesseln und leistete 40 000 PS. Damit wurde bei den Probefahrten 29 kn erreicht. Die Besatzung setzte sich ursprünglich aus 452 Mann zusammen.

Bewaffnung August 1918
6 x 15,2 cm BL Mk XII (sechs CP XIV-Einzellafetten)
2 x 7,62 cm QF Mk II (zwei Mk II-Einzellafetten)
2 x 4 cm Mk II PomPom (zwei Mk II-Einzellafetten)
12 x 53,3 cm-Torpedorohre (vier TR1-Drillingslafetten)

Bewaffnung Juni 1944
5 x 15,2 cm BL Mk XII (sechs CP XIV-Einzellafetten)
2 x 10,2 cm QF Mk XVI (eine Mk XIX-Zwillingslafette)
8 x 4 cm Mk VIII PomPom (zwei Mk VII-Vierlingslafetten)
12 x 2 cm Oerlikon Mk II (fünf Mk V-Zwillingslafetten, zwei Mk II-Einzellafetten)
Wasserbomben

Dragon wurde von 1917-18 bei Scotts in Greenock gebaut und wurde im August 1918 noch Teil der Harwich Force, die während des Ersten Weltkriegs in der südlichen Nordsee und im Kanal eingesetzt worden war, genauer der 5th LCS (Light Cruiser Squadron). Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde sie im Oktober 1919 in die Ostsee geschickt, um gegen die Bolschiwiki in den Russischen Bürgerkrieg einzugreifen. Sie unterstützte auch lettische Truppen, die Riga gegen Angriffe der rechtsextremen Weißen Truppen, die von deutschen Truppen unterstützt wurden, verteidigten. Dabei wurde sie am 17. Oktober von Artillerie getroffen, wodurch neun Mann der Besatzung starben und vier verwundet wurden. Danach war sie als Teil der 1st LCS im Atlantik eingesetzt. 1923-24 nahm sie zusammen mit den Schlachtkreuzern Hood und Repulse sowie den Schwesterschiffen Danae, Dauntless und Delhi und dem australischen Leichten Kreuzer Adelaide am Empire Cruise der British Special Service Squadron, einer Weltreise, teil. 1925-28 war sie im Mittelmeer, 1927 kurz in China. Nach einer Überholung von 1928-30 wurde sie Teil der 8th CS (Cruiser Squadron) in Amerika. 1938-39 war Dragon in Reserve.

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde Dragon Teil der 7th CS und war an der Blockade des nördlichen Ausgangs der Nordsee beteiligt. 1940 war sie auch im Mittelmeer, danach in der Karibik und im Südatlantik. Am 16. September 1940 eroberte sie das französische Schiff Toureg, am 23. September nahm sie an dem Angriff auf das (Vichiy-französische) Dakar teil. Dabei versenkte sie zusammen mit den Zerstörern Inglefield and Foresight die französische Persée, der Angriff selbst war aber ein Fehlschlag. 1942 wurde sie Teil der Eastern Fleet, genauer des American-British-Dutch-Australian Command (ABDA). Dieses sollte die britischen und niederländischen Kolonien gegen den japanischen Vormarsch verteidigen. Dragon, wie einige andere ältere britische Schiffe, konnte entkommen, während der Großteil der Kreuzer des ABDA in den Schlachten in der Javasee und der Sunda-Strasse versenkt wurden. Sie blieb bis Oktober 1942 im Indischen Ozean, wo sie Konvois geleitete. Danach kehrte sie nach Großbritannien zurück, wo sie bis September 1943 bei Cammell Laird in Birkenfield modernisiert wurde.

Während der Überholung wurde die Dragon im Januar 1943 an die polnische Marine übergeben. Sie sollte ursprünglich in Lwów nach einer polnischen Stadt (ehemals Lemberg, heute Lwiw in der Ukraine) umbenannt werden. Da diese Stadt aber zu dem Teil Polens gehörte, den Stalin beanspruchte, verhinderte Großbritannien die Umbennung. Letztlich beließ es die polnische Marine bei dem Namen Dragon, der im Polnischen Dragoner bedeutet. Nach der Modernisierung hatte sie fünf 15,2 cm-Geschütze, zwölf 4 cm-Geschütze, acht 2 cm-Geschütze und noch immer Torpedorohre. Von Januar bis März 1944 wurde sie als Teil der 10th CS zur Sicherung der Murmansk-Konvois eingesetzt, danach wurde sie in Chatham modernisiert. Dabei erhielt sie eine stärkere Flakbewaffnung und bessere Radarausstattung (siehe die Liste der Bewaffnung Juni 1944 oben).

Dragon wurde am 6. Juni 1944 (D-Day) als Teil der Bombardierungstreitkräfte der Force D vor dem Sword Beach eingesetzt und beschoss die deutschen Batterien Calleville-sur-Orne und Trouville, wobei sie von der letzteren getroffen wurde und drei Besatzungsmitglieder verwundet wurden. Nach Auffüllen der Munitionsvorräte am 7. Juni beschoss sie am 8. Juni Houlgate, worauf sie wieder vom 9. bis zum 11. Portsmouth anlief. Vom 12. bis zum 17. wurde sie erneut zum Beschuss von Landzielen eingesetzt und kehrte danach zu Reparaturen nach Portsmouth zurück. Am 4. Juli beteiligte sie sich am Angriff auf Caen. In der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 1944 wurde Dragon von einem deutschen bemannten Torpedo des Typs "Neger" getroffen. Der Torpedo traf mittschiffs an Backbord zwischen den Schornsteinen, verursachte eine Magazinexplosion und das Volllaufen eines Maschinenraums. Dabei starben 37 Mann der Besatzung. Obwohl das Schiff stabilisiert werden konnte, wurde am 10. Juli entschieden, es aufzugeben. Am 20. Juli wurde Dragon als künstlicher Wellbrecher des künstlichen Hafens Mulberry B versenkt.

Das Modell

Vor etwas zwanzig Jahren habe ich schon einmal ein Modell des polnischen Kreuzers ORP Dragon gebaut. Ich hatte einen der frühen Resinbausätze von HP Models gekauft und dies war mein erstes Resinmodell, dass ich gebaut habe. Sowohl der Bausatz als auch das Modell waren schrecklich! Der Jahrestag der Landung in der Normandie gab den Anlass dieses alte Modell in der Sammlung durch ein neues zu ersetzen. Es gab die Auswahl zwischen dem Bausatz der Dragon von HP Models und dem der Conrad von Niko Models. Der Bausatz von HP soll den 1943-Bauzustand darstellen und dürfte ein neuer Bausatz sein, also nicht der aus den 1990ern. Aber sicher war ich mir nicht, weshalb ich den Bausatz des Schwesterschiffs von Niko Models kaufte, der mir auch vom Bauzustand ähnlicher dem der Dragon von 1944 zu sein schien.

Leider war der Rumpf des Bausatzes nicht gerade, insbesondere das Heck bog sich hoch. Auch nach einer Behandlung mit kochendem Wasser ließ sich dieser Fehler nur kurzzeitig beheben, während des Baus bog sich das Heck wieder hoch. Da es auf den Fotos zu doof aussah, habe ich versucht, dieses Manko durch Gipspulver, das die Bug- und Heckwelle unzureichend simulieren sollte, zu kaschieren. An der Wasserlinie war etwas Schleifarbeit notwendig, auch den Seitenpanzer am Bug habe ich deutlich dünner geschliffen. Ein zweites Problem des Bausatzes war, dass das erste Aufbautendeck nicht passte. Es war - ausgehend von der Farbe des Resins - aus einer anderen Charge von Teilen als der Rumpf. Auf jeden Fall war es im Vergleich zum Rumpf geschrumpft. Ich habe es erst deutlich dünner geschliffen, dann in drei Teile geteilt und zwei Füllstücke eingefügt, um auf die richtige Länge zu kommen. Die beiden Plattformen für die Vierlings-Pom-Pom, die bei dem Bausatzteil zu klein waren, habe ich aus Plastikplatten neu aufgebaut.

Vor dem Kauf des Bausatzes hatte ich gar nicht beachtet, dass sich die Brücken von Dragon und Conrad (ex Danae) deutlich unterschieden haben. Der vordere Teil der offenen Brücke war komplett anders geformt und lag auch tiefer als der hintere Teil. Also habe ich das Bausatzteil entfernt und den vorderen Teil neu aus Plastikplatten aufgebaut. Auch am hinteren Ende der Brücke waren Änderungen notwendig: die Kästen für die Signalflaggen waren ein Deck zu tief angebracht. Die Beine der Masten habe ich nicht aus den im Bausatz enthaltenen Resinteilen gebaut, sondern aus Metallteilen. Die zu dicke Vormarsplattform habe ich wie die zu großen Salinge (starfish) aus Plastik neu gebaut. Auch die Topspiere des Fockmasts sowie die Rahe wurde nicht aus den enthaltenen Fotoätzteilen gemacht, sondern aus Silberdraht. Dragon hatte im Gegensatz zu Conrad auch am Großmast eine Topspiere.

Die 15,2 cm-Geschütze haben nicht richtig in die Schutzschilde gepasst. Ich habe das Schild so modifiziert, dass es etwa 1 mm weiter hinter befestigt war. Dazu habe ich aus Weißleim Rohrbalge (blast bags) an diesen Geschützen sowie dem 10,2 cm-Zwilling ergänzt. Die Vierlings-Pom-Poms aus dem Bausatz habe ich so übernommen, während ich die 2 cm-Zwillingsgeschütze durch welche vom WEM ersetzt habe. Dragon hatte auch zuletzt fünf Zwillingsgeschütze, das fünfte stand achtern hinter einem Gasdruckschott. Statt der Feuerleitgeräte für die PomPom-Vierlinge standen bei Dragon auf den Plattformen hinter dem vorderen Schornstein zwei 2 cm-Oerlikon, die ich mit Teilen von PaperLab dargestellt habe. In mehreren Listen sind vier Oerlikon-Einzellafetten angegeben, allerdings sind auf den Fotos nur diese zwei erkennbar. Am Typ 271-Radar (die "Laterne" vor dem Großmast) habe ich oben eine Reling um den Radar gebogen, um die Struktur besser zu simulieren. Der Typ 291-Radar auf dem Fockmast ist aus dem extra beiliegenden Fotoätzteil gemacht (eine Andreaskreuz-artige Struktur). Ansonsten hatte Dragon wohl nur noch Typ 282-Radar auf dem Feuerleitgerät hinter dem Großmast.

In Bezug auf Details des Anstrichs bin ich mir nicht sicher. Ich habe ein Schema genutzt, dass ich irgendwo im Internet gefunden habe (leider keine Ahnung mehr wo), was zumindest zu einem Teil der Fotos passte. Ich habe folgende Vallejo Model Color Acrylfarben benutzt: 153 Hellblaugrau (für B55), 110 Achatgrau (für G45), 156 Blaugrauhell (für B30) und 164 Graublaudunkel (für G10). Die Stahldecks sind mit 166 Dunkelgrau bemalt, die Holzdecks mit 110 Achatgrau (und etwas 120 Beige). Im Gegensatz zur Anleitung denke ich, dass die Holzbeplankung bis zum Bug reichte. Gealtert habe ich mit etwas 120 Beige und 139 Mahagonibraun.

Hier noch Vergleichsfotos mit dem britischen Flakkreuzer Coventry der Ceres-Klasse (C-Klasse), also der Vorgänger-Klasse der Danae (D)-Klasse (linkes Foto), sowie dem japanischen Leichten Kreuzer Abukuma der Nagara-Klasse (etwa die gleiche Generation von Kreuzern wie Dragon) (Mitte) und dem US-amerikanischen Leichten Kreuzer Helena der St. Louis-Klasse (der nächsten, deutlich größeren Kreuzer-Generation) (rechtes Foto).

Ich danke Michael und Ralf für die Informationen über die Dragon!

Quellen

Lars