Das Original

Die niederländische Fregatte Zr. Ms. Evertsen (F 805) ist das vierte und letzte Schiff der 1998-2005 gebauten De Zeven Provinciën-Klasse. Die Klasse wird auch als Luchtverdedigings- en Commandofregatten (LCF) bezeichnet, d.h. als Flugabwehr- und Kommandofregatten. Der Name beschreibt ihre Hauptaufgaben schon sehr gut, die Verteidigung von Schiffsverbänden gegen Luftangriffe sowie das Führen von Schiffsverbänden. Die vier Fregatten ersetzten die beiden Fregatten der Tromp-Klasse (GW-Klasse) sowie die beiden Fregatten der Jacob van Heemskerck-Klasse (L-Klasse).

Die De Zeven Provinciën-Klasse geht, wie viele andere Klassen der Epoche, auf das Projekt "NATO Frigat Replacement for 90s" zurück. Dieser Versuch, einen gemeinsamen Fregattentyp für viele NATO-Staaten zu entwickeln, scheiterte, da die Anforderungen der verschiedenen Marinen zu unterschiedlich waren und die meisten Staaten die eigene Industrie fördern wollten. Die Niederlande einigten sich schließlich mit Deutschland und Spanien auf eine losere Zusammenarbeit beim Bau von Flugabwehrfregatten, die sich primär auf die gemeinsame Beschaffung einzelner Systeme konzentrierte, aber ansonsten drei relativ unterschiedliche Klassen als Ergebnis hatte (LCF, F100 und Klasse 124). Gemeinsam sind ihnen VLS Mk 41-Senkrechtstarter für SM-2- und ESSM-Flugabwehrraketen. Die niederländische Marine entschied sich, wie die deutsche, diese mit Hilfe des aktiven phasengesteuerten APAR-Radars zu lenken. Dieser kurzwellige Radar übernimmt neben der Lenkung der Flugabwehrraketen auch die Überwachung des Horizonts und des Nahbereichs. Zur Luftraumüberwachung auf große Entfernungen ist zusätzlich der passive phasengesteuerte SMART-L-Radar vorhanden, der langwelligere Strahlung nutzt und damit auch sogenannte Stealth-Flugzeuge auf große Entfernung orten kann. Der SMART-L-Radar der LCF-Klasse wurde inzwischen auch so modifiziert, dass die Detektion ballistischer Raketen möglich ist.

Neben der Flugabwehrbewaffnung ist auch eine Anti-Schiffs- und U-Jagdbewaffnung vorhanden. Für die Führungsfunktion verfügen die Schiffe über Platz für die Einschiffung eines Stabes sowie umfangreiche Kommunikationsanlagen.

Eventuell erhalten die Fregatten der LCF-Klasse ein zusätzliches VLS Mk 41-Modul mit acht Zellen, um auch SM-3-Raketen zur Abwehr ballistischer Raketen einsetzen zu können. Zudem ist geplant, das Bordgeschütz, die Anti-Schiffsraketen und die Nahbereichsabwehrgeschütze durch modernere Varianten zu ersetzen.

Evertsen ist 144,2 m lang, 17,5 m breit und verdrängt 6.050 t. Der Antrieb erfolgt über zwei Dieselmotoren und zwei Gasturbinen mit insgesamt 66.000 PS, womit 29 kn erreicht werden. Die Besatzung besteht aus 174 Personen (202 als Flaggschiff).

Bewaffnung
1 x 12,7 cm L/54 Compact von OTO Melara
2 x 3 cm Goalkeeper-Nahbereichsabwehrgeschütze
2 - 4 x 1,27 cm Browning M2-Maschinengewehre
8 Harpoon-Anti-Schiffsraketen (zwei Vierfachstarter)
32 SM-2 IIIA-Flugabwehrraketen (in 32 Zellen des VLS Mk 41-Senkrechtstarters)
32 ESSM-Flugabwehrraketen (in acht Zellen, jeweils vier in einer des VLS)
4 x 32,4 cm Mk 32 Mod 9-Torpedorohre (zwei Zwillingsrohre für Mk 46-U-Jagd-Torpedos)
1 NH-90-Bordhubschrauber

Evertsen wurde 2001-05 von Damen Schelde Naval Shipbuilding in Vlissingen gebaut. 2008-09 sowie 2011-14 diente sie vor Somalia zur Sicherung von Handelsschiffen gegen Piraten. Evertsen ist noch in Dienst.

Das Modell

Das Modell der niederländischen Fregatte Evertsen habe ich aus dem Bausatz der De Zeven Provinciën-Klasse von Dodo Models (siehe Bausatzbesprechung) gebaut. Der Bausatz besteht aus Resin- und Fotoätzteilen sowie einem gedrehten Messingrohr für das 12,7-cm-Geschütz. Der Bausatz ist vollständig, er enthält auch Abziehbilder für alle vier Schiffe, und stellt den aktuellen Bauzustand dar. Ich habe von den vier Schiffen der Klasse Tromp mehrfach gesehen (siehe Fotos hier und hier) und war an Bord der Evertsen (siehe hier). Ich habe mich dann für Evertsen entschieden, auch da sie bisher als einziges Schiff der Klasse  mit zwei Goalkeeper-Geschützen ausgerüstet ist. Ursprünglich wollte ich sie ihm Zustand von 2013 bauen. Der Bausatz von Dodo Models stellt aber einen späteren Bauzustand dar, u.a. erkennbar an den verkleideten Auspuffrohren für die Hilfs(?)-Dieselmotoren auf dem Hangar und den zusätzlichen Satellitenantennen dort (vergleiche 2013 und 2017). Deshalb änderte ich meinen Plan und baute die Evertsen im jetzigen Zustand, also dem von 2019 (und sah etwas verärgert, dass die echte Evertsen während des Baus des Modells nicht so weit von meinem Wohnort vorbeifuhr - aber halt eben vorbei).

Der Guss der Resinteile ist sehr eindrucksvoll. Allerdings war bei meinem Exemplar der Steven nicht komplett ausgeformt. Ich schnitt also unten nahe der Wasserlinie etwas weg, fügte eine dünne Plastikplatte ein und verschliff diese. Hinter der Brücke ist beim Original ein Durchgang, dessen Umrisse im Bausatz nur durch Fotoätzteile dargestellt werden. Ich malte nur den Durchgang dunkler und änderte dies nicht - es würde viel Arbeit machen, den Durchgang aufzuschnitzen und man sieht ihn kaum. Die Goalkeeper-Geschütze im Bausatz sind spiegelverkehrt, d.h. der Ausleger für den drehbaren Radar ist rechts, während die Originale ihn links haben. Ich habe einfach die Lafette umgedreht eingebaut. Ansonsten war der Zusammenbau überwiegend problemlos, denn die Passgenauigkeit ist sehr gut. Die Anleitung ist besser als bei den Bausätzen der Anzac-Klasse vom gleichen Hersteller (siehe Bausatzbesprechung und Modelle der Anzac und Warramunga). Es gab aber auch hier ein paar Teile, die ich in der Anleitung nicht gefunden habe. Die Harpoon-Starter bestehen aus je acht Teilen. Nachdem ich ein Teil des Starterrahmens an das Teppichmonster verloren hatte, verwendete ich statt der Bausatzteile welche von Fine Molds. Bei dem NH-90-Hubschrauber muss man aufpassen, wenn man ihn vom Gussrahmen entfernen will, insbesondere der Bug ist etwas unglücklich am Rahmen befestigt. Das macht es etwas schwer, die Details am Bug zu erhalten. Die sehr dünnen und sehr komplexen Funkantennen, die bei den Originalen zwischen dem Fockmast und dem Antennenträger hinter den Schornsteinen aufgespannt sind, habe ich weggelassen. Ich glaube nicht, dass man sie im Maßstab 1/700 dünn genug darstellen kann.

Bemalt habe ich die Evertsen mit Farben von Vallejo Model Color. Das Original ist in einem sehr hellen Grau gestrichen. Ich hatte erst überlegt, 71.119 White Grey der Model Air-Serie zu verwenden. Diese Farbe ist aber für Spritzpistolen optimiert und deckt, wenn man mit Pinsel malt, sehr schlecht. Deshalb entschied ich mich für eine 1:1-Mischung aus 153 Hellblaugrau und 4 Cremeweiss. Die Decks sind mit 157 Dunkelblaugrau bemalt.

Links ein Vergleich mit zwei europäischen Flugabwehrschiffen der gleichen Generation, der spanischen Méndez Núñez (2006, F100-Klasse) und der italienischen MMI Andrea Doria (2007, Horizon-Klasse). Rechts mit zwei älteren Flugabwehrschiffen: dem italienischen Lenkwaffenkreuzer MMI Andrea Doria (1964) und dem japanischen Zerstörer Teruzuki (1942).

Quellen

Lars