02.01.1905 - 115 Jahre Kapitulation von Port Arthur

 

Heute vor 115 Jahren, am 2. Januar 1905, kapitulierte Port Arthur (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Port Arthur war der Haupthafen der russischen Flotte. Bereits zu Beginn des Russisch-Japanischen Kriegs wurde die Flotte in Port Arthur angegriffen (siehe hier), seit dem 1. August 1904 wurde die Stadt von den Japanern belagert. Die Flotte versuchte zuletzt am 10. August auszubrechen, wurde aber in der Schlacht im Gelben Meer zurück geschlagen. Am 5. Dezember gelang es den japanischen Truppen den Hügel 203 zu erobern. Von diesem Hügel aus wurde das Feuer von schweren Haubitzen versenkt, durch die der Kern der russischen Flotte in den folgenden Tagen versenkt wurde. Da auch die letzten Festungen um die Stadt herum fielen und kein Entsatz in Sicht war, kapitulierte der russische Befehlshaber Stößel am 2. Januar. Die verbliebenen russischen Schiffe wurden am 1. und 2. Januar selbst versenkt, so auch der alte, bereits abgerüstete Kreuzer Razboinik.

Das Original

Der russischen Kreuzer Razboinik (Разбойник) war eines von acht Schiffen, der von 1873-1881 gebauten Kreiser-Klasse. Die Klasse gehörte zu einem Neubauprogramm, mit der die russische Marine in den 1870ern ihren Bestand an Kreuzern erneuern wollte. Es sollten insgesamt vier Korvetten und acht Klipper gebaut werden. Die acht Klipper wurden als Kreiser-Klasse realisiert. Als Klipper wurden in der russischen Marine kleinere Kreuzer klassifiziert. Die Kreiser-Klasse war eine vergrößerte Weiterentwicklung der Abrek-Klasse. Beim Entwurf wurde großer Werft auf Wirtschaftlichkeit gelegt, also niedrige Bau- und Unterhaltskosten. Wie bei Kreuzern damals üblich, erhielten die Schiffe sowohl einen Dampf- als auch Segelantrieb, um auch weit entfernt von Basen mit Kohlenachschub operieren zu können. Die Kreiser-Klasse wurde für die Ostseeflotte gebaut. Sie waren aber für den Einsatz im Pazifik vorgesehen, d.h. die Kreuzer wurden von der Ostseeflotte in den Pazifik geschickt.

Von der Kreiser-Klasse wurden acht Schiffe 1873-81 gebaut: Kreiser (Krejser), Dzhigit, Razboinik, Strelok, Najezdnik, Plastun, Vestnik und Opriznik. Opriznik wurde nach einem modifizierten Entwurf gebaut: sie erhielt zwei statt ein 15,2 cm-Geschütze vorne, die beide in Schwalbennestern angeordnet waren. Die Bewaffnung der Schiffe wurde mehrfach verändert, oft wurde die Zahl der 15,2 cm-Geschütze reduziert und dafür die Zahl leichter Geschütze vergrößert. Razboinik erhielt 1881 neue Kessel und einen größeren Schornstein. Die Kreuzer der Kreiser-Klasse veralteten wegen der schnellen technischen Entwicklung in den späten 1880ern und 1890ern rasch, wurden aber teilweise lange als Schulschiff oder in anderen Aufgaben verwendet. Alle wurden 1892 von Klipper zu Kreuzern 2. Klasse umklassifiziert.

Razboinik waren 70,5 m lang, 10,4 m breit und verdrängten voll beladen etwa 1650 t. Der Antrieb erfolgte mit vier Kesseln und einer Zweizylinderdampfmaschine, die 1383 bzw. 1786 PS leistete, womit 12,0 bzw. 13,3 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 188 Mann.

Bewaffnung
2 x 15,2 cm L/28
4 x 10,7 cm L/20
1 x 6,4 cm (für Landungsoperationen)
2 x 4,7 cm
4 x 3,7 cm

Die Razboinik wurde 1877-79 von der Newskij-Werft in Ochta gebaut. Sie diente oft im Pazifik, mit einzelnen Werftaufenthalten in der Ostsee, ab 1898 war sie nur noch im Pazifik. Im Russisch-Japanischen Krieg diente sie nur kurz als Wachschiff und wurde schon im März 1904 entwaffnet. Sie wurde am 1. Januar 1905 selbst versenkt und später von den Japanern gehoben und abgewrackt.

Das Modell

Das Modell der Razboinik habe ich aus dem Bausatz von Kombrig gebaut (siehe Bausatzbesprechung). Kombrig bietet Bausätze der beiden Schiffe der Kreiser-Klasse an, die während des Russisch-Japanischen Kriegs in Port Arthur stationiert waren. Razboinik wurde früh abgetakelt und später wurde sie entwaffnet. Den abgetakelten Zustand im olivgrünen Tarnanstrich, wahrscheinlich ein Bauzustand im Februar 1904, der auf einem Foto auf Navsource.narod.ru zu sehen ist, wählte ich für das Modell.

Das Modell habe ich weitgehend aus dem Kasten gebaut. Die Spieren von Fock- und Großmast lies ich weg, stattdessen erhielten die beiden Masten nur eine kurze Flaggstenge. Am Besanmast blieb die Marstenge an Bord - was das etwas merkwürdige Aussehen des abgetakelten Kreuzers noch verstärkt. Im Gegensatz zur Anleitung brachte ich keine Heckdavits an, sondern ein weiteres Paar von Davits hinter dem Besanmast. Die fotogeätzten Wanten waren übrigens zu kurz.

Bemalt habe ich die Razboinik mit Acrylfarben von Vallejo Model Color. Für das Olivgrün wählte ich 92 Grauoliv. Die Decks sind mit 110 Achatgrau und die Persenning an den Brücken mit 120 Beige gestrichen.

Links ein Vergleich mit zwei älteren Kreuzern: dem 24-Kanonenschiff 6. Ranges HMS Rose (1740) und der 18-Pfünder-Fregatte HMS Ethalion (1797). Rechts mit zwei Kreuzern aus der gleichen Epoche wie Razboinik, der Aviso Fupo (1871) und die Sloop USS Kearsarge (1862).

Im Russisch-Japanischen Krieg von 1904/05 war Razboinik bereits total veraltet. Links ein Vergleich mit zwei in diesem Krieg eingesetzten Kreuzern: den Geschützten Kreuzern Naniwa (1885) und Swetlana (1898). Rechts noch ein Größenvergleich mit neueren Schiffen, dem Flottillenführer Taschkent (1939) und der Fregatte Admiral Gorschkow (2016).

Quellen

Lars