25.02.1991 - 30 Jahre Angriff mit Silkworm (Zweiter Golfkrieg)

 

Heute vor 30 Jahren, am 25. Februar 1991, griff eine irakische Küstenbatterie die alliierte Flotte bei der Insel Failaka mit zwei HY-2 (C-201, NATO-Name Silkworm)-Anti-Schiffsraketen an (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Das Schlachtschiff USS Missouri war dabei das Ziel des Angriffs. Missouri wurde von einem Verband Minenjagdbooten geleitet, der für das Schlachtschiff Wege durch die irakischen Minenfelder frei räumte. Gegen Luft- und Raketenangriffe sicherten die Lenkwaffenfregatte USS Jarrett, der Lenkwaffenzerstörer HMS Gloucester und die Fregatte HMS London das Schlachtschiff. Die eine der beiden Silkworm hatte eine Fehlfunktion, die zweite wurde von der Gloucester mit zwei Sea Dart-Flugabwehrraketen zerstört - der erste Abschuss einer Anti-Schiffsrakete durch eine Flugabwehrrakete. Die Trümmer der Silkworm fielen bei dem britischen Flaggschiff HMS London ins Meer.

Das Original

Die britische Fregatte HMS London (F95) ist eines der Schiffe des Typs 22 Batch 2. Die Fregatten des Typs 22 waren Teil der neuen Zerstörer/Fregatten-Strategie der Royal Navy nach Aufgabe der richtigen Flugzeugträger. In diesem Rahmen wurden drei Typen gebaut: die Zerstörer des Typs 42 zur Flugabwehr, die Fregatten des Typs 21 als billige Mehrzweckfregatten und die Fregatten des Typs 22 als spezialisierte U-Jagd-Schiffe. Der Typ 22 wurde mit einem Rumpf- und einem Schleppsonar ausgerüstet - letzterer fehlte auf den Typ 42 und Typ 21. Die Hauptwaffe gegen U-Boote waren die Lynx-Hubschrauber. Um sich gegen von U-Booten abgefeuerte Anti-Schiffsraketen verteidigen zu können, erhielt der Typ 22 die damals neuen Seawolf-Flugabwehrraketen. Mittels Exocet-Raketen auf dem Vorschiff konnten die Fregatten sich auch gegen Schiffe verteidigen.

Zwischen 1975-82 wurden vier Schiffe des Batch 1 (Broadsword-Klasse) gebaut. Auf diese folgten sechs Schiff des Batch 2 (Boxer-Klasse), die 1979-88 gebaut wurden. Die Schiffe des Batch 2 waren verlängerte Versionen mit einem deutlich ausfallenden Steven. Die Bewaffnung des Batch 2 wurde beibehalten, allerdings erhielten sie ein effektiveres Kommandosystem, einen besseren Schleppsonar und das Classic Outboard-System zur Detektion von elektronischen Signalen. Die letzten vier Schiffe des Batch 2 erhielten auch verbesserte Gasturbinen und das Flugdeck wurde vergrößert, um auch Sea King und der geplanten Merlin einsetzen zu können. Wegen der hohen Kosten wurde der Typ 22 anfangs kritisch gesehen, aber letztlich erwies sich dieser Typ als der gelungenste seiner Generation und bewährte sich im Falklandkrieg. Als Ersatz für die in diesem Krieg versenkten Typ 42 und Typ 21 wurden 1983-90 vier Schiff des Typs 22 Batch 3 (Cornwall-Klasse) gebaut. Diese entsprachen von der Länge den letzten Schiffen des Batch 2, erhielten aber auf dem Vorschiff ein 11,4-cm-Geschütz, statt der Exocet-Anti-Schiffsraketen Harpoon, die hinter der Brücke aufgestellt wurden, und ein Goalkeeper-Nahbereichsabwehrgeschütz.

Die Schiffe des Typs 22 dienten nur relativ kurz bei der Royal Navy und fielen früh Sparmaßnahmen zum Opfer. Dies galt insbesondere für die Schiffe des Batch 2, die im Durchschnitt keine 14 Jahre bei der Royal Navy im Dienst waren. Die ersten drei - Boxer, Beaver und Brave - wurden 1999 außer Dienst gestellt und als Zielschiffe versenkt bzw. abgewrackt. Die letzten drei - London, Sheffield und Coventry - folgten 1999-2002 und wurden 2003 verkauft. Sheffield ging an die chilenische Marine, wo sie noch als Almirante Williams dient. Sie wurde stark modernisiert: die Exocet wurden durch Harpoon ersetzt, die hinter der Brücke aufgestellt wurden. Auf die Back kam ein 7,6-cm-Geschütz und die Seawolf wurden durch Barak-Raketen ersetzt. Auch die Radarsysteme wurden modernisiert und der Hangar für Cougar-Hubschrauber eingerichtet. Die anderen beiden Schiffe gingen an die rumänische Marine, wo sie als Regina Maria und Regele Ferdinand noch im Einsatz sind. Auch diese beiden Schiffe erhielten auf der Back ein 7,6-cm-Geschütz, allerdings wurden alle Raketen, deren Feuerleitradar und der Schleppsonar entfernt, so dass die beiden Schiffe heute mehr große Patrouillenschiffe sind.

London ist 148,1 m lang, 14,8 m breit und verdrängt 4850 t. Der Antrieb erfolgt durch vier Gasturbinen, zwei für Marschfahrt mit 9700 PS, womit 18 kn erreicht wurden, und zwei für Höchstgeschwindigkeit mit 52.300 PS (37.540 PS?), womit 30 kn (28 kn?) erreicht werden. Die Besatzung bestand in britischen Diensten aus 273 Seeleuten.

Bewaffnung 1991
4 x 3 cm L/75 GCM-A03 Geschütze (zwei Zwillingslafetten)
2 x 2 cm L/85 GAM-BO1 Geschütze (zwei Einzellafetten)
4 Exocet MM38-Antischiffsraketen (vier Einzelstarter)
60 Seawolf-Flugabwehrraketen (zwei GWS-25 Mod3-Sechsfachstarter)
6 x 32,4 cm STWS-2 Torpedorohre (zwei Drillingstorpedorohre für Mk 46- und Stingray-U-Jagdtorpedos)
2 Westland Lynx HAS.3-Hubschrauber (mit zwei U-Jagdtorpedos oder vier Sea Skua-Antischiffsraketen)

London wurde 1983-87 von Yarrow in Glasgow gebaut. Sie sollte ursprünglich - passend zu den anderen Schiffen der Klasse, deren Name mit "B" begann - Bloodhound heißen, wurde aber auf Wunsch des Lord Mayor of London umbenannt. 1988 wurde sie während des Ersten Golfkriegs (Iran-Irak-Krieg) in den Persischen Golf geschickt und geleitete dort Tanker. 1990 wurde sie nach der irakischen Invasion Kuwaits erneut in den Golf geschickt, dieses Mal als Flaggschiff der dortigen britischen Verbände und damit dann auch Flaggschiff während des Zweiten Golfkriegs. Als Flaggschiff war sie meist nicht in vorderster Frontlinie, erst im Februar näherte auch sie sich der irakischen Küste, um die eigenen Minenjagdboote und die Schlachtschiffe USS Missouri und USS Wisconsin zu sichern.

1993 wurde London im Persischen Golf zur Durchsetzung des Embargos gegen den Irak eingesetzt, im gleichen Jahr und 1995 diente sie in der Adria zur Durchsetzung des Embargos während des Bosnienkriegs (Operation Sharp Guard). 1999 wurde London außer Dienst gestellt und aufgelegt. 2003 erfolgte der Verkauf an Rumänien, wo sie 2005 als Regina Maria (F222) wieder in Dienst gestellt wurde und noch im Dienst ist.

Das Modell

Vom Typ 22 gibt es meines Wissens im Maßstab 1/700 Bausätze des Batch 1 von White Ensign Models und des Batch 3 von Atlantics (Bausatzbesprechung) und Orange Hobby. Nach dem Erscheinen des qualitativ hochwertigen Bausatzes von Orange Hobby 2008 hoffte ich auf weitere Versionen, aber bisher vergebens. Deshalb kaufte ich mir weitere Bausätze des Batch 3 (Cornwall) von Orange Hobby, um diese zu Batch 2 umzubauen. Der Umbau beruhte auf dem Plan der Brave von Jecobin sowie Fotos der London.

Folgende Änderungen führte ich für den Umbau eines Batch 3 in einen Batch 2 durch:

  • Modifikation des Deckshaus hinter der Brücke: dieses war bei den Batch 2 schmaler und ging durchgehend bis zum Mast. Ich entfernte also bei den Bausatzteilen Material von den Seiten des Deckshaus direkt hinter der Brücke sowie einen Großteil des Deckhaus, auf dem bei den Batch 3 das Goalkeeper-Geschütz stand. Bei der letzteren Aktionen entstehen auch Lücken im Aufbaudeck, die wieder mit Plastikplatten verschlossen wurden. Danach wurden die beiden Deckshäuser mit Plastikplatten verbunden. Dies ist mir nicht sehr gut gelungen. Es wäre wahrscheinlich einfacher, zwischen dem Fockmast und der Hinterkante der Brücke alles zu entfernen und das Deckshaus dazwischen neu zu bauen. Ich hatte dies nicht gemacht, um den Unterbau des des Typs 911-Feuerleitradars nicht neu modellieren zu müssen. Dazu muss das Deckshaus neben dem Fockmast etwas verbreitert werden und das Aufbaudeck am hinteren Ende erweitert werden.
  • Entfernen des Unterbaus des 11,4-cm-Turms auf der Back und Ergänzen der Exocet-Starter. Die Starter für die MM38-Version gibt es von Admiralty Modelworks. Ich ergänzte noch die seitlichen Schilde aus Plastikteilen.
  • Entfernen des Unterbaus des vorderen Seawolf-Starters. Dieser stand bei den Batch 2 direkt auf dem Deck.
  • Ergänzen der 3-cm-Zwillinge und der 2-cm-Einzellafetten. Erstere modifizierte ich aus alten Teilen von Pit-Road, wobei ich die Position des Richtschützen niedriger und schmaler schnitzte. Bei den Pit-Road-Teilen geht eines der beiden Rohre durch diese Position. Die Rohre machte ich aus Metallstäben neu. Die Zwillingslafetten standen etwas vor dem Fockmast auf dem Brückendeck. Die 2-cm-Geschütze baute ich aus Plastik- und Metallteilen selbst. Diese waren neben dem Aufbau mit den Satellitenantennen positioniert.
  • Ergänzung der Torpedorohre (Teile von Fine Molds)
  • Neuanordnung der Störkörperwerfer auf dem Brückendeck
  • Weglassen der beiden Feuerleitgeräte auf der Brücke (B08 plus deren Unterbau), der Satellitenantenne (Teil MeBig) und des Sensors auf dem Hangar (Teile C108Pe und E03Re). Die kleinere Satellitenantenne (Teil MeSmall) kam zwischen den Typ 911-Feuerleitradar und den Fockmast.
  • Ergänzung der ECM-Antennen neben dem Hauptmast. Diese sind aus Plastikplatten gebaut.
  • Das Beiboot modifizierte ich aus einem Beiboot aus der Restekiste (aus einem alten Airfix-Bausatz?). Die Davits sind aus dem Fotoätzteilsatz für die Typ 22 von White Ensign Models.
  • Aus dem Fotoätzteilsatz für die Typ 22 von White Ensign Models nahm ich auch die Vorrichtungen für die Versorgung auf See vorne am Brückenaufbau bzw. an Steuerbord neben dem Großmast sowie die Antennenhalter oben auf dem Schornstein.
  • Die Rettungsinseln aus dem Bausatz wurden nach Fotos neu angeordnet.
  • Der Lynx HMA.8 aus dem Bausatz ersetzte ich durch einen Lynx HAS.3 von SNAFU auf Shapeways .

Für die Bemalung verwendete ich Acrylfarben von Vallejo Model Color. Die vertikalen Flächen sind mit 153 (989) Hellblaugrau, die Decks mit 164 (867) Dunkelblaugrau gestrichen. Für den Lynx verwendete ich 155 (990) Silbergrau und 164. Die Abziehbilder stammen aus dem Bausatz und der Restekiste. Die Markierungen des Hubschrauberdecks passte ich etwas an, d.h. die schrägen Markierungen ersetze ich durch eine zweite gerade Linie.

Hier die London (Batch 2) mit den anderen beiden Varianten des Typs 22, HMS Brilliant (1981) des Batch 1 und HMS Chatham (1990) des Batch 3:

Links ein Vergleich mit einer älteren und einer neueren Fregatte: eine Fregatte der Leander-Klasse, der Vorgänger-Klasse des Typs 22, die chilenische Almirante Lynch (1973), und eine Fregatte eine Generation neuer als der Typ 22, die italienische U-Jagd-Fregatte MMI Carlo Margottini (2014). Rechts mit zwei anderen Schiffen, die auch im Zweiten Golfkrieg eingesetzt wurden, dem britische Lenkwaffenzerstörer HMS Gloucester (1985) und der italienische Fregatte MMI Libeccio (1983).

 

Quellen

Lars