Das Original

Die HMS Atherstone war aus der ersten Serie der Schaufelrad-Minensucher der Racecourse-Klasse, die im Ersten Weltkrieg für die Royal Navy gebaut wurden. Ihre Bauwerft, Ailsa SB in Troon, ließ sie am 14. April 1916 vom Stapel. Für den Rest des Kriegs diente sie bei der Auxiliary Minesweeping Patrol.

Mit einer Verdrängung von 823 ts hatte die Atherstone eine Länge über alles von 71,6 m. Ihre kohlebefeuerten Kesseln produzierten 1400 PS, womit sie eine Geschwindigkeit von 15 kn erreichte. Ihre Besatzung bestand aus 52 Offizieren und Seeleuten. Ihre Bewaffnung bestand aus zwei 12-Pfünder QF (7,62 cm)-Geschützen vorne und achtern. Ihre beachtliche Breite von 17,7 m über die Schaufelradkästen machten sie zu einer stabilen und leistungsfähigen Minensuchplattform. Allerdings konnten in rauer See und bei hohen Wellen die Schaufelradkästen mit Wasser zugesetzt werden und dadurch den Antrieb beeinträchtigen, eventuell sogar die Schaufelräder blockieren und so die Dampfmaschine beschädigen.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde sie zum Mine Clearance Servince transferiert. Nachdem die Minenfelder aus dem Krieg geräumt waren, wurde die Atherstone am 12. August 1927 an die The New Medway Steam Packet Company verkauft und in einen Ausflugsdampfer umgebaut. Sie wurde in Queen of Kent umbenannt. Sie fuhr von Sheerness und Southend und diente auf dem Medway und der Thames und fuhr auch regelmäßig nach Gravesend, Margate, Clacton und Dover sowie über den Kanal nach Calais, Boulogne und Dunkerque.

Im September 1939 wurde sie nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von der Admiralität requiriert, um sie als HMS Queen of Kent mit der Kennnummer J74 erneut als Minensucher einzusetzen. Für die Landung in der Normandie (Operation Overlord) im Juni 1944 war sie an der Peel Bank vor der Isle of Wight stationiert, um als Wohnschiff und Absendungsaufsichtsschiff für die Mulberry-Häfen zu dienen. Danach war sie Dungeness an der Südostküste stationiert.

Nach dem Krieg kehrte sie 1946 zu ihren früheren Besitzern, der Medway Steam Packet Company zurück, um erneut als Ausflugsdampfer um die Thamesmündung herum zu dienen. Im Januar 1949 wurde sie an die Red Funnel Lines verkauft und nach Southampton verlegt. Nach einer umfassenden Überholung auf der Thorneycroft Werft in Northam, Southampton wurde sie im Frühling 1949 als die zweite Lorna Doone dieser Reederei in Dienst gestellt. Für die nächsten drei Jahre wurde sie im Sommer von Bournemouth Pier für Ausflugsfahrten genutzt. 1952 wurde sie außer Dienst gestellt und von Dover Industries Ltd in Dover Eastern Docks abgewrackt.

Das Modell

Mein Modell des Minensuchers HMS Atherstone beruht auf dem Resinbausatz von AJM Models (siehe Bausatzbesprechung), dem ersten Bausatz dieser Firma. Die Dimensionen des Modells sind gut getroffen und das Aussehen wird gut wieder gegeben. Der Bausatz hat ein paar kleinere Fehler, die leicht korrigierbar sind, und einen erheblichen Fehler: es gibt keinen Deckssprung vorne und achtern. Ich konnte korrigierte dies, indem ich vorne und achtern unter der Wasserlinie unter den Rumpf Material hinzugefügte und dann den Rumpf mittschiffs mit Schrauben auf die Grundplatte drückte. Den Deckssprung konnte ich dann justieren, in dem ich die Schrauben anzog oder lockerte. Als der gewünschte Deckssprung erreicht war, wurden die Schrauben verklebt.

Ein Großteil der Fotoätzteile aus dem Bausatz ersetzte ich durch feinere (und viel anfälligere) Fotoätzteile von WEM und Alliance Modelworks. Die beiden 12-Pfünder QF-Geschütze habe ich selbst gebaut. Große Teile der Aufbauten wurden verfeinert.

Eine detaillierter Baubericht inklusive eine Beschreibung der Korrekturen und der Lösungen für die Probleme, die nötig waren, um das Modell so bauen zu können, findet man auf Modelwarships.com.

Ein zukünftiges Projekt wird sich wieder diesem Schiff widmen: aus dem AJM-Bausatz der Queen of Thanet im Maßstab 1/700 will ich die Lorna Doone der Red Funnel Line in ihrem späten Zustand als Ausflugsdampfer bauen.

Nichts im Leben – oder im Modellbau – ist perfekt. Anders wäre es auch zu einfach!

Nichtsdestoweniger bin ich insgesamt mit dem Modell zufrieden und ich gratuliere AJM Models zu diesem Bausatz eines verdienten, aber oft übersehenen Schiffs!

 

Jim Baumann

(übersetzt aus dem Englischen von Lars)