French Destroyers Titel

Titel: French Destroyers. Torpilleurs d'Escadre & Contre-Torpilleurs 1922-1956
Autor: John Jordan und Jean Moulin
Verlag: Seaforth Publishing
Erscheinungsjahr: 2015
ISBN: 978-1-84832-198-4
Umfang: 296 Seiten mit zahlreichen Schwarz-Weiß Fotos, Plänen und einigen farbigen Bildern
Preis: 40 Britische Pfund (ca. 45,7 €)

Inhalt

John Jordan hat zusammen mit bekannten französischen Autoren schon eine Reihe von Büchern über die französische Marine veröffentlicht, darunter French Battleships 1922-1956, French Battleships of World War One und French Cruisers 1922-1956. French Destroyers 1922-1956 behandelt, worauf der Untertitel Torpilleurs d'Escadre & Contre-Torpilleurs schon hinweist, eigentlich zwei Schiffstypen. Einerseits werden die französischen Zerstörer der Epoche beschrieben, die als Torpilleurs (Torpedoboote) klassifiziert waren, andererseits werden die französischen Großzerstörer beschrieben. Dieser Typ, von seinen Eigenschaften zwischen Kreuzern und Zerstörern angesiedelt, existierte nur bei wenigen Marinen. Die französische Marine klassifizierte ihre Schiffe als Contre-Torpilleurs, also etwas irritierend als Zerstörer.

In der Einleitung gehen die Autoren auf die frühen französischen Zerstörer aus der Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs ein und auf Schiffe, die die Entwicklung der französischen Zerstörer und insbesondere der Großzerstörer nach dem Ersten Weltkrieg beeinflussten, u.a. die italienischen Leichten Spähschiffe (Esploratori leggeri) der Leone-Klasse und den deutschen Zerstörer S 113 (der als Amiral Sénès bei der französischen Marine fuhr). Die anschließenden Kapitel beschrieben die Großzerstörer der Jaguar-, Guépard-, Aigle-, Vauquelin-, Le Fantasque- und Mogador-Klasse sowie die Zerstörer der Bourrasque-, L'Adroit- und Le Hardi-Klasse. Die geplanten Schiffe eines verbesserten Mogador-Klasse, die 3000 t-Aufklärer des Typs 1939, sind im Kapitel über die Mogador-Klasse enthalten. Für jede Klasse wird die Entwicklung und technische Eigenschaften beschrieben, die Klasse bewertet und die Modifikationen vor 1942 behandelt. Diese Kapitel sind sehr informativ und detailliert. Zahlreiche Skizzen und Pläne, Tabellen und Fotos illustrieren den Text. Die Pläne umfassen Seitenansichten und Aufsichten, Längs- und Querschnitte sowie oft Skizzen einzelner Systeme und Waffen. Im Vergleich zu den Originalplänen sind die Pläne vereinfacht, so dass z.B. die interne Aufteilung klarer ist. Für Modellbauer dürften diese Zeichnungen immer noch sehr hilfreich sein, insbesondere, da auch meist ein Maßstabsbalken vorhanden ist (siehe Beispielseite unten). Am Beginn jedes Kapitels findet man auch eine Karte, die zeigt, wo die einzelnen Schiffe der Klassen gebaut wurden, dazu findet man auch einige Karten der Werften selbst. Die Fotos sind in guter Qualität meist groß abgedruckt und stellen eine gute Mischung aus Gesamt- und Detailansichten dar. Dazu sind Tabellen enthalten, die die Baudaten, technischen Daten, Daten der Waffensysteme und teilweise die Ergebnisse der Probenfahrten auflisten. So bald mir klar war, dass die Umbauten und Geschichte der Schiffe nach 1942 in Kapiteln weiter hinten im Buch beschrieben sind, fand ich die Struktur dieser Kapitel sehr übersichtlich und auch gut geeignet, um Informationen nachschlagen zu können. Etwas verwirrend ist nur die Behandlung von Milan und Epervier, die teilweise im Kapitel über die Aigle-Klasse, teilweise in dem über die Vauquelin-Klasse enthalten sind. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, diese beiden Schiffe, die der Erprobung von neuen Hochdruckkesseln dienten, in einem Extrakapitel abzuhandeln.

French Destroyers Beispielseite

In einem extra Kapitel werden die Anstriche und Markierungen erklärt. Hier findet man auch Informationen über die Flaggen, Kennnummern und Schornsteinringe. Man kann hier nachschauen, welches Schiff zu welchem Zeitpunkt welche Markierungen hatte. Ein kurzer Exkurs hat die 610 t-Torpedoboote der La Melpomène-Klasse zum Thema.

In den restlichen Kapitel des Buchs geht es um die Geschichte der Schiffe. Wegen der großen Zahl von Einheiten - 32 Großzerstörer und 38 Zerstörer - sind diese Kapitel weniger übersichtlich und weniger detailliert. Es wird die Geschichte der Schiffe sowohl vor dem Krieg (inklusive Spanischer Bürgerkrieg und dem Kolonialkrieg in Marokko), während des Zweiten Weltkriegs und auch noch kurz in der Zeit nach dem Krieg (inklusive Indochinakrieg und Suezkrieg) behandelt. Der Leser findet hier zahlreiche Informationen, die zeigen, dass die französischen Schiffe auch während des Kriegs zum Teil sehr aktiv waren, u.a. in Norwegen, im Kanal, in Nordafrika (gegen die Royal Navy und US Navy), in der Levante (gegen die Royal Navy), im Mittelmeer (auf Seite der Alliierten gegen die Kriegsmarine) und zur Unterstützung der Landungen in Frankreich. Diese Kapitel sind chronologisch und nach Kriegsschauplätzen sortiert, d.h. für den Lebenslauf eines einzelnen Schiffs muss man eifrig mit Hilfe des Stichwortverzeichnis suchen. Das Schicksal aller in Toulon versenkter Schiffe wird aufgelistet. In Extrakapiteln wird auf die Umbauten der Léopard und Le Triomphant 1942, der Umbauten der überlebenden vier Schiffe der Le Fantasque-Klasse 1943-44 und der überlebenden Zerstörer der Bourrasque- und L'Adroit-Klasse 1943-45 sowie der Umbau der Albatros zum Artillerieschulschiff nach dem Krieg beschrieben (siehe Beispielseite unten). Vor allem in diesen Kapiteln findet man auch einige Pläne, die die Umbauten illustrieren. Die Geleitzerstörer der Cannon-Klasse und Fregatten der River-Klasse, die während des Kriegs an die französische Marine übergeben wurden, werden nur relativ kurz und wenig detailliert behandelt. Dies gilt auch für die ehemaligen deutschen und italienischen Schiffe, die die französische Marine nach dem Krieg erhielt. Auch die Neubauten in der Zeit bis 1956 werden nur am Rande erwähnt. Der Schwerpunkt liegt klar auf den von 1922-42 gebauten Schiffen. Diese Kapitel sind mit zahlreichen Fotos und vielen Karten illustriert. Man findet auch zahlreiche Tabellen, die die Zuordnung der Schiffe zu den Einheiten bzw. welche Schiffe an den einzelnen Ereignissen beteiligt waren beinhalten.

French Destroyers Beispielseite

In der Mitte des Buchs findet man acht Seiten mit farbig abgedruckten tollen Bildern von Großzerstörern, die Jean Bladé gemalt hat. Am Ende des Buchs findet man noch ein Quellen- und Stichwortverzeichnis - letzteres dürfte insbesondere für den zweiten Teil des Buchs sehr wichtig sein.

Fazit

Dieses Buch über die französischen Zerstörer und Großzerstörer des Zweiten Weltkriegs hinterlässt einen etwas gemischten Eindruck. Der erste Teil mit den Kapiteln über die einzelnen Klassen ist sehr gut und sehr detailliert. Diese Kapitel dürften auch für Modellbauer sehr nützlich sein. Von den beschriebenen Schiffen gibt es insbesondere von HP Models (z.B. die Volta), aber auch von L'Arsenal und Poseidon, im Maßstab 1/700 Bausätze (plus mindestens den Bausatz der Le Terrible von Kombrig im Maßstab 1/350). Die Informationen zur Bemalung, den Markierungen und Kennungen und Modifikationen dürften sehr nützlich sein. Dies gilt auch für die Kapitel über die Umbauten im zweiten Teil des Buchs. Weniger gut gelungen finde ich den zweiten Teil über die Geschichte der Schiffe, da dieser bedingt durch die vielen Schiffe nicht sehr detailliert ausfallen konnte. Auch sind die Schiffe, die die französische Marine nach 1942 erhielt (von den Alliierten, Beuteschiffe und Neubauten) nur sehr oberflächlich behandelt. Das "1956" im Titel bezieht sich primär darauf, dass die Geschichte der früheren Schiffe bis in die 1950er beschrieben ist. Insgesamt ist das Buch aber wohl die beste englisch-sprachige Quelle über diese Schiffe und die Anschaffung lohnt sich auf jeden Fall für alle, die nicht über die französischen Monographien über die einzelnen Klassen verfügen.

alt empfehlenswert

Lars