27.11.1942 - 70 Jahre Selbstversenkung in Toulon

 

Deckelbild

Modell: Gross-Zerstörer "Volta" 1942
Hersteller: HP Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin
Art.Nr.: WWII-WL-F-014
Preis: 31 €

Heute vor 70 Jahren versenkte sich die französische Hochseeflotte in Toulon selbst, um die Schiffe nicht in die Hände der Achsenmächte fallen zu lassen (siehe Jahrestage). Unter den Schiffen, die damals selbst versenkt wurden, war auch der Großzerstörer Volta.

Das Original

Die Mogador und Volta bildeten den Schlusspunkt der Entwicklung der französischen Großzerstörer. Insgesamt 32 Großzerstörer - als contre-torpilleur, d.h. Zerstörer, klassifiziert, während die Zerstörer als torpilleurs, d.h. Torpedoboot, klassifiziert waren - wurden nach dem Ersten Weltkrieg gebaut, um den Mangel an modernen Kreuzern zu kompensieren. Sie sollten sowohl für die Schlachtflotte aufklären, als auch diese gegen Torpedoangriffe von Zerstörern verteidigen, als auch selbst Torpedoangriffe durchführen. Der Typ sollte also sowohl klassische Zerstörer- als auch Kreuzeraufgaben übernehmen. Die Großzerstörer hatten typische Merkmale von Zerstörern wie der fehlende Panzerschutz, fielen aber sehr groß aus und hatten eine starke Artilleriebewaffnung. Sie waren nicht als Zerstörerführer konzipiert, sondern waren in Gruppen von drei Schiffen zusammengefasst, die zusammen sich gegen gegnerische Kreuzer behaupten können sollten. Hierfür erhielten die Großzerstörer eine fortschrittliche Feuerleitung. Das Konzept ähnelte insgesamt den italienischen esploratori leggeri der Poerio-, Mirabello-, Leone- und Navigatori-Klasse.

Die Mogador-Klasse war eine Weiterentwicklung der Fantasque-Klasse. Sie sollten als Aufklärer für die Schlachtkreuzer der Dunkerque-Klasse dienen und mit diesen z.B. die deutschen Schweren Kreuzer ("Panzerschiffe") der Deutschland-Klasse bekämpfen. Das Einsatzgebiet war deshalb der Atlantik, so dass die Mogador-Klasse stärker gebaut wurde und seetüchtiger als ihre Vorgänger ausfiel. Die Artillerie wurde noch einmal deutlich verstärkt: statt fünf 13,8 cm-Einzellafetten erhielt sie vier 13,8 cm-Zwillingstürme.

Die Schiffe bewährten sich nicht: sie waren sehr beengt, wenig manövrierfähig und ihr Fahrbereich war unzureichend. Die vorhande Kapazität für Stromproduktion war unzureichend, z.B. für den Antrieb der Türme. Die Türme selbst funktionierten nie zufriedenstellend, u.a. erreichten sie nie die vorgesehene Feuergeschwindigkeit. Dazu war ihr Konzept fragwürdig: die Bordflugzeuge auf der Dunkerque-Klasse hatten sicher eine höhere Erfolgschancen in den Weiten des Atlantiks deutsche Handelsstörer aufzuspüren, als die beiden Großzerstörer.

Die Volta war 137,45 m lang, 12,57 m breit und verdrängten voll beladen 4026 t. Der Antrieb erfolgte über vier Kessel und zwei Turbinensätze, die insgesamt 92 000 PS leisteten. Bei den Probefahrten erreichte das Schwesterschiff Mogador 41,67 kn (bei einer Verdrängung von 3731 t), voll beladen konnten beide Schiffe über 34 kn auch bei schwerer See übertreffen. Die Besatzung umfasste 238 Personen.

Bewaffnung 1939
8 x 13,8 cm L/50 Modèle 1934 (in vier Zwillingstürmen)
2 x 3,7 cm L/50 Modèle 1933 (eine Zwillingslafette)
4 x 1,32 cm L/76 Modèle 1929 (zwei Zwillingslafetten)
10 x 55,0 cm Torpedorohre (zwei Modèle 1928D Zwillingsrohre, zwei Modèle 1928T Drillingsrohre, für Modèle 1923DT Torpedos)
32 Guiraud 254 kg Wasserbomben (abgeworfen über zwei Tunnel im Heck)
40 Bréguet B4 500 kg Minen (auf Schienen am Oberdeck)

Bewaffnung 1942
8 x 13,8 cm L/50 Modèle 1934 (in vier Zwillingstürmen)
2 x 3,7 cm L/50 Modèle 1933 (eine Zwillingslafette)
2 x 2,5 cm L/60 Hotchkiss Modèle 1939 (zwei Einzellafetten)
4 x 1,32 cm L/50 Browning (vier Einzellafetten)
4 x 1,32 cm L/76 Hotchkiss Modèle 1929 (zwei Zwillingslafetten)
10 x 55,0 cm Torpedorohre (zwei Modèle 1928D Zwillingsrohre, zwei Modèle 1928T Drillingsrohre, für Modèle 1923DT Torpedos)
32 Guiraud 254 kg Wasserbomben (abgeworfen über zwei Tunnel im Heck)
40 Bréguet B4 500 kg Minen (auf Schienen am Oberdeck)

Volta wurde von 1935-39 bei Ateliers et Chantiers de Bretagne in Nantes gebaut. Sie bildete zusammen mit der Mogador die 6e Division de contre-torpilleurs, die im Gegensatz zu den anderen Großzerstörereinheiten nur aus zwei Schiffen bestand. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde diese Einheit Teil der Force de Raid, der u.a. auch die beiden Schlachtkreuzer Dunkerque und Strassbourg angehörten. Diese Einheit wurde zum Schutz von Frachtern gegen die Angriffe der Deutschland, Scharnhorst und Gneisenau eingesetzt. Zwischen Januar 1940 wurde sie in Brest modernisiert, wobei u.a. die Plattform für die beiden 1,32 cm-MG-Zwillinge Splitterschutz erhielt.

Die Force de Raid war zum Zeitpunkt der deutschen Eroberung Nordfrankreichs nach Mers el-Kébir in Algerien verlegt worden. Dort wurde die Einheit am 3. Juli 1940 von einer britischen Flotte angegriffen (Operation Catapult). Dem Schlachtkreuzer Strassbourg gelang es im Geleit der sechs Großzerstörer Mogador, Volta, Le Terrible, Kersaint, Tigre und Lynx aus dem Hafen auszubrechen und der Verfolgung durch den britischen Schlachtkreuzer Hood zu entkommen - Voltas Schwesterschiff, die Mogador, erhielt allerdings einen 38,1 cm-Treffer im Heck, der die Wasserbomben zur Explosion brachte, und musste in Mers el-Kébir zurückgelassen werden. Volta und die anderen Schiffe entkamen nach Toulon, wohin nach und nach auch die anderen überlebenden Schiffe aus Mers el-Kébir verlegt wurden - der Erfolg der der britischen Aktion war also, dass die Schiffe wieder nach Frankreich verlegt wurden und damit die Besetzung durch die Deutschen drohte.

Im Dezember 1940 und Januar 1941 erhielt Volta zwei 1,32 cm-Browning-MG an Plattformen seitlich von Turm Nr. 3. Im Herbst 1941 wurde die Plattform vor der Brücke vergrößert und dort zwei 2,5 cm Hotchkiss und zwei 1,32 cm Browning aufgestellt. Die 1,32 cm Hotchkiss-Zwillinge, die zuvor vor der Brücke standen, sollten mittschiffs hinter Splitterschutz aufgestellt werden (der auch montiert wurde), kamen aber dann auf das Oberdeck neben das achtere Deckshaus. Nach den alliierten Invasionen in den französischen Kolonien in Nordafrika, besetzte die Wehrmacht auch ab dem 11. November 1942 die restlichen Teile Frankreichs. Am 27. November marschierten deutsche Truppen in Toulon ein (Unternehmen Lila), um die französische Flotte dort zu besetzen - einem Großteil der Flotte gelang  aber die Versenkung. Dies galt auch für Volta - sie wurde am Quai Noël versenkt (laut Kowark soll Artillerie, Kessel und Turbinen gesprengt worden sein, auf den Fotos nach der Hebung sind aber keine größeren Schäden erkennbar). Am 20. Mai 1943 wurde Volta unter Leitung der italienischen Marine gehoben. Nach dem Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten am 8. September 1943 wurde die Volta von der Kriegsmarine übernommen. Sie soll am 24. November 1943 durch alliierte Bomber erneut versenkt worden sein, was erneut im Gegensatz zu Fotos nach diesen Angriff steht, die das Schiff über Wasser zeigen. Volta wurde im April 1944, noch schwimmfähig, Teil der Flotte symbolique, d.h. sie wurde (Vichy-) Frankreich als Teil einer Nachkriegsflotte zugesprochen. Nach der Rückeroberung Toulons durch die Alliierten am 28. August 1944 lag Volta in einem Schiffsfriedhof in der Bucht von La Seyne und wurde schließlich 1948 abgewrackt.

Der Bausatz

Der Bausatz stellt die Volta laut Deckelbild und Anleitung im Zustand von 1942 dar, tatsächlich ist es aber mehr der Zustand vor der letzten Modernisierung, also zwischen Januar und Herbst 1941. Die Form des Rumpfs ist korrekt wieder gegeben, allerdings ist der Rumpf etwas zu kurz und etwas zu breit. Die Detaillierung ist relativ einfach, z.B. sind die Ankerketten durch einen dünnen Stab ohne jede Andeutung der Kettenglieder dargestellt. Am Heck fehlen auch die Öffnungen für die Wasserbombenwerfer (die auf dem Hauptdeck waren, auf dem Oberdeck waren Schienen für Minen). 

Die Aufbauten sind gut detailliert. Die Teile sind auf einem gemeinsamen Anguss, der eventuell weggeschliffen werden muss. Die Plattform vor der Brücke hat schon Splitterschutz, allerdings ist sie noch nicht vergrößert, d.h. es ist der 1941-Bauzustand. Der Splitterschutz mittschiffs, der für die 1,27 cm-Zwillings-MG vorgesehen war, ist allerdings schon vorhanden (die MG wurden anscheinend nie dort aufgestellt, sondern von der Plattform vor der Brücke auf das Oberdeck neben den achteren Aufbauten transferiert). Da es ein Extrateil ist, kann es leicht weggelassen werden.

Weniger gut fallen die 13,8 cm-Zwillingstürme aus. Die Löcher für die Rohre sind teilweise schief vorgebohrt, die Rohre fehlen ebenso, wie die Öffnungen für die Feuerleiteinrichtungen. Bei der Teileübersicht sind allerdings Rohre eingezeichnet - meinem Exemplar liegen allerdings keine bei.

Auf einem zweiten Spritzling finden sich die Schornsteine, Torpedorohre, Beiboote und andere Kleinteile. Auch hier gibt es Unterschiede zur Teileübersicht: es liegt nur ein Davit und eine leichte Flak (2,5 cm oder 1,3 cm-Einzellafette) bei, obwohl je vier enthalten sein müssten. Die Abstützungen für die Brückenflügel fehlen ebenso komplett, wie zwei weitere leichte Flak und die Kräne für das Fallreep. Dazu kommt, dass das Original zwei Drillings- und zwei Zwilligstorpedorohre hatte - es liegen aber nur Zwillingstorpedorohre bei. Die Beiboote sind nicht perfekt, bei meinem Exemplar hat die 3,7 cm-Zwillingsflak keine Rohre. Die anderen leichten Flak sind nicht eindeutig identifizierbar.

Ursprünglich hatte Volta zwei 1,3 cm-Zwillings-MG von Hotchkiss vor der Brücke, im Januar 1941 kamen zwei 1,3 cm-MG von Browning hinzu, die auf Plattformen am Turm 3 standen. Bei der letzten Modernisierung wurde die Plattform vor der Brücke vergrößert und dort zwei 2,5 cm von Hotchkiss und zwei 1,3 cm-MG von Browning aufgestellt. Die 1,3 cm-Zwillings-MG wurden neben den achteren Aufbau transferiert. Die 2,5 cm-Einzellafetten und die 1,3 cm-Zwillings-MG können durch japanische Flak dargestellt werden (z.B. Teile von FineMolds), da für die japanische Marine von Hotchkiss lizensierte Varianten anfertigt wurden. Die 1,3 cm-MG von Browning können wahrscheinlich durch Teile von Regia Marina ersetzt werden.

Decals

Dem Bausatz liegen keine Abziehbilder für die Kennnummern der Volta bei (ursprünglich eine weiße "-4", ab März 1939 eine weiße "X62", ab April 1940 eine rote "X62), dafür aber auf Papier gedruckte Flaggen:

Die Kennnummern gibt es als Abziehbilder von L'Arsenal.

Die Anleitung

Die Anleitung umfasst eine Explosionszeichnung, eine Seiten- und Aufsicht, eine Übersicht der Teile sowie Angaben über den Anstrich. Die Bemalangaben beziehen sich auf Humbrol. Ende 1939 bis Anfang 1940 hatte Volta einen dunkelgrauen Rumpf mit hellgrauen Aufbauten, ansonsten stimmt die Angabe des hellgrauen Anstrichs.

Die Zeichnungen weisen natürlich die gleichen Fehler wie der Bausatz selbst auf, z.B. vier Zwillingstorpedorohre statt zwei Drillings- und zwei Zwillingstorpedorohre.

Quellen

Fazit

Der Bausatz von HP Models ist bisher der einzige der Mogador-Klasse, d.h. der letzten französischen Großzerstörer. Der Rumpf und die Aufbauten bieten eine gute Grundlage für ein Modell, allerdings müssen viele Details, wie leichte Flak, Drillingstorpedorohre und Öffnungen für die Wasserbombenwerfer, selbst ergänzt werden. Insgesamt ist der Bausatz

alt brauchbar

Lars