Spanische Lenkwaffenfregatte Méndez Núñez in Kopenhagen

Die spanische Lenkwaffenfregatte Méndez Núñez (F104) ist eines von fünf Schiffen der Álvaro de Bazán (F100)-Klasse. Diese Klasse wurde als Flugabwehrfregegatte als Ersatz für die Baleares-Klasse gemeinsam mit der deutschen und niederländischen Marine entwickelt.

Diese Zusammenarbeit war sehr lose und beschränkte sich eventuell auf die gemeinsame Beschaffung eines Teils der Systeme. Die drei Klassen, die Álvaro de Bazán-, Sachsen- und De Zeven Provinciën-Klasse, unterscheiden sich deutlich. Am ähnlichsten fällt noch die Bewaffnung aus: SM-2- und ESSM-Flugabwehrraketen sowie Harpoon-Anti-Schiffsraketen. Bei dem Bordgeschütz, der Nahbereichsabwehr und den Radarsystemen wurden unterschiedliche Modelle verwendet. Abweichend von den beiden anderen Marinen entschied sich die spanische nicht die europäische APAR- und SMART L-Radarsysteme einzubauen, sondern das amerikanische SPY-1-Radar als Teil des AEGIS-Systems. Den Konstrukteuren gelang es dieses System in einem relativ kleinen Rumpf unterzubringen – die Álvaro de Bazán-Klasse verdrängt nur etwas über 6000 Tonnen im Vergleich zu den 8000 bis 10 000 Tonnen der mit AEGIS-ausgestatteten japanischen, südkoreanischen und US-amerikanischen Schiffe. Die Radarantennen sind bei den spanischen Schiffen nicht unterhalb der Brücke angebracht, sondern in einem Aufbau hinter der Brücke. Dadurch konnten sie auch ein Deck höher als bei den US-amerikanischen Schiffen der Arleigh Burke-Klasse untergebracht werden. Da der passive phasengesteuerte (phased array) SPY-1 Radar, im Gegensatz zu dem aktiven phased array-Radar APAR auf den deutschen und niederländischen Schiffen, wegen der längeren Radarwellen nicht präzise genug für die Lenkung der SM-2-Flugabwehrraketen im Endanflug ist, verfügt die Álvaro de Bazán-Klasse über SPG-62-Feuerleitradar. Hiervon sind nur zwei vorhanden, während die größeren AEGIS-Schiffe anderer Marine über drei verfügen (die Ticonderoga-Klasse sogar über vier). Da der Feuerleitradar für die SM-2-Raketen, anders als bei älteren Raketen, nur im Endanflug notwendig ist, können parallel trotzdem mehr als zwei Ziele bekämpft werden.

Ursprünglich sollten sechs Schiffe für die spanische Marine gebaut werden, dies wurde aber auf fünf gekürzt: Álvaro de Bazán (F101), Almirante Juan de Borbón (F102), Blas de Lezo (F103), Méndez Núñez (F104) und Cristóbal Colón (F105). Der Entwurf erwies sich im Gegensatz zu anderen mit AEGIS-ausgerüstete Typen als Exporterfolg: die australische Marine hat drei ähnliche Schiffe der Hobart-Klasse bestellt. Für die norwegische Marine wurden fünf Schiffe einer verkleinerten Variante, die Fridtjof Nansen-Klasse, gebaut.

Die Méndez Núñez ist 146,7 m lang, 18,6 m breit und verdrängt 6256 t. Der Antrieb erfolgt über zwei Diesel für die Marschfahrt. Zwei Gasturbinen werden für hohe Geschwindigkeiten zugeschaltet. Insgesamt leistet dieser kombinierte Antrieb (CODAG) 48 000 PS, womit 28 kn erreicht werden. Die Besatzung setzt sich aus 201 Personen zusammen.

Bewaffnung
1 x 12,7 cm L/54 Mk 45 Mod 2
2 x 2 cm L/120 GAI-B01 Oerlikon
4 x 1,27 cm Browning M2-MG
2 Vierfach-Starter für Harpoon-Antischiffsraketen
1 48fach VLS Mk 41-Starter für SM-2 und ESSM-Flugabwehrraketen (meist 36 SM-2 und 48 ESSM, je vier ESSM passen in eine Zelle)
4 x 32,4 cm Mk 32-Torpedorohre (zwei Zwillingsrohre für Mk 46-Torpedos)
1 Sikorsky SH-60B Seahawk-Bordhubschrauber

Die Méndez Núñez (F104) wurde von 2003 bis 2006 bei Navantia in Ferrol gebaut. Sie gehört zum 31. Geleitgeschwader (31ª Escuadrilla de Escoltas) und hat ihren Heimathafen in Ferrol. Sie wurde wiederholt im Indischen Ozean gegen Piraten eingesetzt, so 2008, 2009, 2012 und 2013. U.a. war sie an der Befreiung und Sicherung der Thunfischfänger Playa de Bakio und Alakrana beteiligt und sicherte die ausgelösten Tanker Royal Grace und Smyrni. Dazu half sie bei der Befreiung des nordkoreanischen Frachters Dae San, der von der somalischen Polizei aus Puntland wegen illegaler Verklappung von Müll oder von somalischen Piraten (je nach Quelle) geentert worden war. 2011 wurde sie im Rahmen der Operation Unified Protector im Libyen-Krieg eingesetzt, wobei sie primär an der Durchsetzung des Waffenembargos beteiligt war. 2012 verabschiedete der Europarat einen Bericht, in dem mehreren NATO-Schiffen, darunter der Méndez Núñez, vorgeworfen wurde, sich auf dem Mittelmeer in Seenot befindliche Flüchtlinge nicht gerettet zu haben.

Von der Klasse gibt es im Maßstab 1/700 einen Bausatz von BigBlueBoy (siehe gebaute Modelle hier und hier).

Die Méndez Núñez löste ihr Schwesterschiff Álvaro de Bazán als Teil der Standing NATO Maritime Group 1 ab, als diese gemeinsam mit der britischen Fregatte HMS Iron Duke Kopenhagen besuchten. Hier Fotos der Méndez Núñez mit ihrem Schwesterschiff Álvaro de Bazán im Hintergrund, die ich am 26. und 28. Mai 2016 in Kopenhagen aufgenommen habe:

Als Ergänzung hier noch ein paar Fotos, die ich am 18. Juni 2016 während der Kiele Woche gemacht habe:

und weitere Fotos, die ich am 3. September 2016 gemacht habe, als Méndez Núñez Flaggschiff einer Partei während der Übung Northern Coast 2016 war und erneut Kopenhagen besuchte:

 

Siehe auch hier Fotos ihres Sikorsky SH-60 Torro-Bordhubschraubers.

Lars