17.09.1894 - 120 Jahre Schlacht am Yalu

 

Heute vor 120 Jahren, am 17. September 1894, kam es nahe der Mündung des Yalu zu der größten Seeschlacht des Chinesisch-Japanischen Kriegs (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Dieser Krieg wurde um die Herrschaft über Korea geführt. Die japanische Flotte bestand aus zwei Panzerschiffen, einem Panzerkreuzer, sieben Geschützten Kreuzern, einem Aviso und einem Kanonenboot. Die chinesische Nordflotte (Beiyang Flotte) setzte sich aus zwei Schlachtschiffen, drei Panzerkreuzern, fünf Geschützten Kreuzern, einer Korvette, einem Torpedokreuzer, zwei Torpedobooten und zwei Kanonenbooten zusammen. In der Schlacht setzten sich die japanischen Flotte, die über eine größere Zahl von Schnellfeuergeschützen mittleren Kaliber verfügte, durch und versenkte fünf der chinesischen Kreuzer. Die chinesische Nordflotte zog sich darauf in den Stützpunkt Weihaiwai zurück und fiel als Machtfaktor für den Rest des Kriegs aus. Der Geschützte Kreuzer Jiyuan gehörte zu den Schiffen, die die Schlacht von Yalu überlebten und sich nach Weihaiwai zurück ziehen konnten.

Das Original

Die Jiyuan (濟遠, früher Tsi Yuan oder Chi Yuen geschrieben) war einer der ersten Geschützten Kreuzer und wurde von Vulcan für China statt eines weiteren Schlachtschiffs der Dingyuan-Klasse (alte Schreibweise Ting Yuan) gebaut. Von der Konzeption ähnelte sie der zu der gleichen Zeit gebauten ersten Generation der von Armstrong für den Export gebauten Geschützten Kreuzer: eine Bewaffnung aus wenigen, schweren Geschützen auf einem kleinen Rumpf mit geringem Freibord.

Als Ursprung des Entwurfs wird teilweise auf das britische Rammschiff Hotspur verwiesen, teilweise auf die deutschen Kanonenboote der Wespe-Klasse. Letzteres ist wahrscheinlicher. Auch die ersten Geschützten Kreuzer von Armstrong waren aus den Rendel-Kanonenbooten entwickelt worden. Im Vergleich zur Wespe-Klasse fiel die Jiyuan deutlich länger aus. Deshalb konnte achtern ein zusätzliches 15 cm-Geschütz eingebaut werden, das wahrscheinlich in einem leicht gepanzerten „Turm“ stand. Statt des einzelnen 30,5 cm-Geschützes der Wespe-Klasse auf dem Vorschiff wurde in einer stark gepanzerten Barbette eine 21 cm-Zwillingslafette aufgestellt. Diese Geschütze waren zusätzlich durch ein leicht gepanzerten „Turm“ geschützt. Die Panzerung der Jiyuan beschränkte sich ansonsten auf den Kommandoturm und ein Panzerdeck, einen Seitenpanzer wie bei der Wespe-Klasse gab es nicht. Die Seetüchtigkeit war besser und dürfte auch besser als bei den zeitgenössischen Armstrong-Kreuzern, z.B. der Chaoyung-Klasse, gewesen sein, die einen noch geringeren Freibord aufwiesen. Dafür fiel die Geschwindigkeit mit 15 kn im Vergleich zu 16 kn der Chaoyung-Klasse etwas geringer aus. Für die Überführung erhielt sie drei Masten, anschließend blieb davon nur der Großmast mit dem Gefechtsmars.

Jiyuan wurde von Lobbyisten der britischen Schiffsbauindustrie massiv kritisiert. Tatsächlich war die Seetüchtigkeit für einen Kreuzer unzureichend und die Geschwindigkeit erwies sich bald als zu gering – eine Kritik, die für die gesamte erste Generation von Geschützten Kreuzern zutreffend war.

Jiyuan war 75 m (72 m?) lang (an der Wasserlinie) und 10,5 m breit. Sie verdrängte 2300 ts. Der Antrieb erfolgte über zwei Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen und vier Kessel, die 2800 PS leisteten, womit 15 kn erreicht wurden.

Bewaffnung
2 x 21 cm L/22 (?) Krupp (Zwillingslafette)
1 x 15 cm L/35 Krupp
4 x 7,5 cm
6 x 3,7 cm
4 x 35 cm Torpedorohre

Die Angaben bei den leichten Geschützen variieren je nach Quelle, z.B. laut Conway's erhielt sie in den späten 1890ern in der japanischen Marine statt der ursprünglichen vier 6-Pfünder und sechs 2-Pfünder acht 4,7 cm (3-Pfünder).

Jiyuan wurde 1880-85 bei Vulcan in Stettin gebaut, die Auslieferung wurde wegen des Französisch-Chinesischen Kriegs verzögert, so dass sie erst nach Kriegsende 1885 als Teil der Nordflotte (Beiyang-Flotte) in Dienst gestellt werden konnte. Am 25. Juni 1894 traf Jiyuan zusammen mit dem Torpedokanonenboot Guangyi (Kuang Yi) vor Asan, Korea auf die japanischen Geschützten Kreuzer Yoshino, Naniwa und Akitsushima, woraus sich das Gefecht von Pungdo entwickelte, was wiederum zum Ausbruch des Chinesisch-Japanischen Kriegs führte. Jiyuan entkam beschädigt, während Guangyi versenkt wurde.

Jiyuan wurde repariert, wobei die Schilde der 21 cm- und 15 cm-Geschütze entfernt wurden, und nahm als Teil der Nordflotte an der Schlacht am Yalu am 17. September 1894 teil. Jiyuan floh früh vom Schlachtfeld, wobei sie mit dem chinesischen Geschützten Kreuzer Chaoyong (Chao Yung) kollidierte. Sie zog sich erst nach Port Arthur und schließlich mit dem Rest der Flotte nach Weihaiwei zurück. Dort wurde die Flotte ab dem 20. Januar 1895 von den Japanern von Land und See her belagert. Am 17. Februar kapitulierte Weihaiwei und Jiyuan war eines der Schiffe, was von den Japanern erbeutet wurde.

Die Jiyuan wurde in Saien umbenannt, was der japanischen Aussprache des chinesischen Namens entspricht, und als Kreuzer 2. Klasse klassifiziert. Sie nahm dann auf japanischer Seite noch am Chinesisch-Japanischen Krieg teil, so bombardierte sie am 13.10.1895 während der Invasion Taiwans das Fort Cihou am Hafen von Takow/Takao (heute Kaohsiung). Am 11.11.1904 wurde sie zum Küstenpanzerschiff 3. Klasse umklassifiziert und nahm als Teil des Blockade-Geschwaders von Port Arthur am Russisch-Japanischen Krieg teil. Vor Port Arthur lief sie am 30.11.1904 auf eine Mine und sank.

Das Modell

Die Jiyuan habe ich aus dem Bausatz von S-Model für einen Modellbauwettbewerb im Modellboard mit der Vorgabe, dass das Modell auf einen Bierdeckel passen sollte, gebaut. Der Bausatz enthält Fotoätzteile und Messingrohre und ist schön detailliert. Auch die Passgenauigkeit ist sehr gut. Ich habe mich für die Variante nach Ablieferung nach China entschieden, als die beiden, nur bei der Überführung vorhandenen Masten, wieder entfernt worden waren und das Schiff in dem typischen viktorianischen Anstrich gestrichen war.

Über die Schutzschilde/Türme der 21 cm- und 15 cm-Geschütze gibt es in der Literatur unterschiedliche Angaben. Da die meisten Fotos das Schiff in japanischen Diensten zeigen – also nach Entfernung der ursprünglichen Schutzschilde nach der Schlacht von Pungdo – sind diese nicht hilfreich. Das gilt auch für die Detailfotos der Geschütze, die die von der japanischen Marine angebrachten Schilde zeigen. Auf den wenigen Fotos in chinesischen Diensten kann man den vorderen Turm erkennen, aber nicht den achteren. Laut einigen Beschreibungen in der Literatur, z.B. in The Chinese Steam Navy 1862-1945, wurden die "Türme" nach dem Gefecht von Pungdo entfernt. Ich habe die Türme aus dem Bausatz verwendet. Um die gedrehten Messingrohre einbauen zu können, habe die Plastikrohre entfernt und Öffnungen in die Vorderseiten der Türme gebohrt.

Die Plastikmasten und -Rahe habe ich durch Kupfer- bzw. Silberdraht ersetzt, da so die Masten stabiler sind. Dabei habe ich am Mast noch eine Gaffel ergänzt. Die im Bausatz fehlenden Abstützungen der Brückennocks habe ich durch Fotoätzteile von NNT ergänzt. Die Takelung erfolgte mit dem üblichen schwarzem UNI-Caenis 20 Denier-Faden. Ansonsten ist der Bausatz aus dem Kasten gebaut.

Der viktorianische Anstrich meiner Jiyuan besteht aus 167 Anthrazitgrau, 4 Cremeweiß und 121 Ockergelb von Vallejo. Die Decks sind mit 110 Achatgrau bemalt und einige Details wurden mit 139 Mahagonibraun und 174 Messing gestrichen.

Neben der Jiyuan habe ich auf dem Bierdeckel eine kleine Dschunke plaziert. Diese stammt aus dem Bausatz Asian Fishing Boats von Rainbow Model. Eigentlich schwebte mir eine kleine Kriegsdschunke vor, aber die in diesem Bausatz enthaltenen beiden Dschunken sind winzig. Auf das Original umgerechnet wären sie etwa 13 m lang, eben nur Fischerboote. Nach Zeichnungen von chinesischen Kriegsdschunken in einem Artikel über die Gründung Hong Kongs in Navires Histoire habe ich das Modell etwas verändert. Vorne und achtern kam ein Schanzkleid hinzu. Eigentlich sollte auch noch eine Bewaffnung ergänzt werden, aber bei der winzigen Größe habe ich es bei zwei leichten Geschützen auf dem Schanzkleid vorne belassen. Laut Bausatz soll die Dschunke wohl durch zwei seitliche Ruder gesteuert werden, ich habe mich für ein normales Ruder mittschiffs entschieden. Die fotogeätzten Masten wurden durch Metalldraht ersetzt. Den Rumpf habe ich unten mit 167 Anthrazitgrau und oben mit 28 Verkehrsrot gestrichen. Die Decks sind mit 110 Achatgrau, die Masten mit 120 Beige und die Segel mit 136 Rotes Leder bemalt. Vorne am Bug habe ich auf beiden Seiten Augen aufgemalt.

Hier noch ein Größenvergleich mit der peruanischen Panzerfregatte Independencia von 1866, der den geringen Freibord und die geringe Größe der Jiyuan verdeutlicht, und einer modernen chinesischen Fregatten des Typs 054A, der Yulin von 2010.

Quellen

Lars