09.11.1870 - 155 Jahre Meteor vs. Bouvet
Heute vor 155 Jahren, am 9. November 1870, traf das norddeutsche Kanonenboot SMS Meteor bei Havanna auf den französischen Aviso Bouvet (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die Nachricht von dem am 19. Juli 1870 ausgebrochenen Deutsch-Französischen Krieg hatte die Karibik spät erreicht. Meteor hatte in diesem keine Aufgabe und auch keinen Stützpunkt. In Havanna, wo sie Kohlen aufnahm, traf sie auf dem französischen Aviso Bouvet. Beide Schiffe liefen wieder aus (mit einem Tag Abstand, das das neutrale Spanien, das damals Kuba beherrschte, den kriegsführenden Parteien aufzwang) und duellierten sich. Die größere Bouvet versuchte Meteor zu rammen, die aber ausweichen konnte. Allerdings beschädigte die Bouvet mit dem Kranbalken die Wanten der Meteor, so dass diese den Groß- und Besanmast verlor. Außerdem verlor sie an Backbord alle Beiboote, die Brücke wurde beschädigt und zwei der Geschütze wurden von den Pivotbolzen gehoben. Meteor traf mit dem verbliebenen Geschütz, dem 24-Pfünder, die Dampfzufuhr der Bouvet, so dass deren Maschine ausfiel. Bouvet zog sich darauf zurück - während Meteor bewegungslos zurück blieb, da sie die Reste der über Bord gegangenen Takelage erst aus der Schraube befreien musste. Auf der Meteor starben zwei Matrosen und einer wurde verwundet, auf der Bouvet wurden zehn verwundet. Das Gefecht war vollkommen bedeutungslos für den Kriegsverlauf. Es gibt aber einige Bilder davon, da es einer der wenigen Gefechte in einem Krieg war, in dem die Marinen sonst kaum eine Rolle spielten.
Das Original
Das Kanonenboot SMS Meteor war eines von acht 1859-65 für die preußische Marine gebaute Einheiten der Camäleon-Klasse. Diese Kanonenboote wurden als Dampfkanonenboote 1. Klasse bezeichnet. Sie fielen größer als die parallel gebauten Kanonenboote 2. Klasse der Jäger-Klasse aus. Beide Klassen sollten die noch geruderten Kanonenboote ersetzen und dem Küstenschutz dienen. Die größere Camäleon-Klasse sollte etwas vielseitiger sein und wurde auch für Auslandseinsätze verwendet. Wie ihre Schwesterschiffe diente Meteor bei der Marine Preußens, des Norddeutschen Bunds und des deutschen Kaiserreichs.
Die Kanonenboote der Camäleon-Klasse waren nicht sehr seetüchtig, langsam und hatten unter Dampf nur einen sehr geringen Fahrbereich. Die ursprüngliche Topsegelschoner-Takelage wurde bei einem Teil der Schiffe durch eine Bark-Takelage mit größerer Segelfläche ersetzt, so dass sie für Einsätze in Übersee besser geeignet waren. Meteor erhielt für den Einsatz in der Karibik nicht nur die Bark-Takelage, sondern auch zwei Deckshäuser, um sie wohnlicher zu machen. Einheiten der Klasse dienten aber im Deutsch-Dänischen Krieg 1864, im Deutsch-Deutschen Krieg 1866 (u.a. zur Besetzung der hannoveranischen Küstenbefestigungen) und im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Sie wurden auch als Stationsschiffe im Mittelmeer genutzt. Sie dienten danach noch teilweise für andere Zwecke, viele als Vermessungsschiff. Basilisk diente als Erprobungsschiff für Torpedos und erhielt hierfür ein Torpedorohr. Drache diente auch als Forschungsschiff. Die Rümpfe wurden dann oft als Hulk weiter genutzt oder als Zielschiff aufgebraucht.
Meteor war 39,9 m (43,3 m?) lang, 6,8 m (7,0 m?) breit und verdrängte 353 t. Der Antrieb erfolgte durch zwei Kessel und einer Zwei-Zylinder-Dampfmaschine mit 318 PS, womit sie 9,5 kn erreichte. Alternativ hatte sie eine Bark-Takelage mit 520 m2 Segelfläche. Die Besatzung bestand aus 71 Mann.
Bewaffnung
1 x 15 cm L/20 (24-Pfünder Hinterlader)
2 x 12 cm L/23 (12-Pfünder Hinterlader)
Meteor wurde 1861-65 von der Königlichen Werft in Danzig (oder von Lübke in Wolfgast?) für die preußische Marine gebaut. Sie wurde erst 1869 in Dienst der Marine des Norddeutschen Bunds gestellt und in die Karibik geschickt. Dort wurde sie für die Durchsetzung deutscher Interessen gegen Venezuela, auch während des dortigen Bürgerkriegs, eingesetzt. Verspätet erhielt sie Kenntnis davon, dass der Deutsch-Französische Krieg ausgebrochen war. Am 9. November 1870 wurde sie vor Havanna von dem französischen Aviso Bouvet beschädigt. Sie konnte erst nach Ende des Kriegs Havanna wieder verlassen - einerseits, da sich die Reparatur der Schäden verzögerte, andererseits, da sie von der französischen Marine dort blockiert wurde. Sie kehrte 1871 nach Deutschland (dann schon das Kaiserreich). 1872-73 wurde sie als Vermessungsschiff verwendet. 1874 wurde sie nach Spanien geschickt, um dort während des Dritten Carlistenkriegs deutsche Interessen zu wahren. Danach wurde sie für die gleiche Aufgabe nach Konstantinopel geschickt. 1877 kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie außer Dienst gestellt und abgewrackt wurde. Ihre Maschine wurde für das Kanonenboot Iltis wieder verwendet.
Das Modell
Das Modell des norddeutschen Kanonenboots SMS Meteor baute ich auf der Basis eines 3D-gedruckten Modells von Brown Water Navy Miniatures, das noch bei Shapeways in der Smooth Fine Detail Plastic-Qualität gedruckt worden war (siehe Bausatzbesprechung). Den Schornstein ersetzte ich durch einen längeren aus einem Messingrohr. Die Masten sind aus Metallteilen gebaut, die Marsen aus Plastikteilen. Die vorhandenen Beiboote und Davits ersetzte ich - die Beiboote durch Teile von PetrOs Modellbau, ModellbauRay, und Brown Water Navy Miniatures (neuere Entwürfe) sowie die Davits durch 0,15-mm-Kupferdraht. Für die Takelung benutzte ich elastischen schwarzen 40 Denier-Faden (0,068 mm) von Infini Model sowie schwarzen 20 Denier-Faden (0,05 mm) von UNI Caenis, der mit einem Heißwachsspachtelgeräte nachgespannt wurde. Bei eingeholten Segel sind mit Weißleim angedeutet.
Das Modell bemalte ich mit Acrylfarben von Vallejo Model Color: 167 (995) Anthrazitgrau für Rumpf und Schornstein, 4 (820) Cremeweiß für die Innenseite der Schanzkleider, die Deckshäuser und die Beiboote, 110 (986) Achatgrau für die Decks, 139 (846) Mahagonibraun für die Dächer der Deckshäuser und 121 (913) Ockergelb für die Masten und Rahe.
Die Meteor war ein sehr sehr kleines Schiff, deshalb interessant, dass ein typischer Kreuzer aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert, das britische 24-Kanonenschiff HMS Rose (1740), noch kürzer war (linkes Foto). Rechts die Meteor mit zwei Kreuzern aus dem 19. Jahrhundert: der dänischen Hekla (1842) und der chinesischen Fupo (1871).
Links ein Vergleich mit einem späteren deutschen Geschützten Kreuzer SMS Mainz (1909), der zeigt, wie klein Meteor war. Rechts mit zwei späteren kleinen Patrouillenschiffen, der dänischen Hvidbjørnen (1929) und der britischen HMS Tyne (2003).
Quellen
- Das Seegefecht zwischen SMS Meteor und dem Aviso Bouvet vor Havanna am 9. November 1870 von W. Eberhard Falck in Das Logbuch, 2020, Heft 4
- Das Kanonenboot Iltis (II) - seine Vorgänger und Nachfolger. Eine technikgeschichtliche Dokumentation von Dirk Nottelmann und Lothar Wischmeyer, Friedberg, 2018 (Buchbesprechung)
- Meteor (Schiff, 1869)
- Camaeleon-Klasse (Wikipedia)
- Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Band 1 von Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maas und Peter Schenk, Dabendorf, 2024 (Buchbesprechung)
- Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien von Hans H. Hildebrandt, Albert Röhr und Hans-Otto Steinmetz, Hamburg, 1980?
- Conway’s All the world’s fighting ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979
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