05.08.1918 - 100 Jahre Letzter Zeppelin-Angriff auf England

 

Heute vor 100 Jahren, am 5. August 1918, starteten fünf deutsche Marineluftschiffe zum letzten großen Geschwader-Angriff auf England (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die Zeppeline L53, L56, L63, L65 und L70 hatten am frühen Nachmittag von ihren Basen in Ahlhorn, Nordholz und Wittmundhaven abgehoben. An Bord des neuen L70 befand sich unter anderem Fregattenkapitän Peter Strasser, der Kommandeur der Marineluftschiffabteilung, der den Angriff selber leiten wollte. Der deutsche Verband fuhr die Küste Norfolks in zwei Gruppen an; L56 und L63 näherten sich auf Höhe von Norwich, während L53, L65 und L70 etwa 30 Seemeilen weiter im Norden fuhren.

Die nördliche Gruppe wurde trotz schlechter Sichtverhältnisse bereits um 20.10 Uhr nord-östlich von Norfolk entdeckt, woraufhin britische Kampfflugzeuge alarmiert wurden und ab etwa 21 Uhr in Richtung der anfliegenden Zeppeline aufstiegen. Da weder die Kommunikations- noch die Luftfahrt-Technologie zur damaligen Zeit besonders weit waren, dauerten sowohl die Alarmierung der Abwehr als auch der Aufstieg der Flieger zu ihren Zielen jeweils gut 45 Minuten. Jedenfalls hatte eine Gruppe aus drei britischen Flugzeugen die drei Zeppeline, die in 5000-6000 m Höhe operierten, kurz nach 22 Uhr erreicht.

Kommandant Strassers L70 wurde von einer Airco DH.4, besetzt mit den erfahrenen Zeppelin-Jägern Maj. Egbert Cadbury und Cpt. Robert Leckie, abgefangen und mit Spezialmunition in Brand geschossen. Das Luftschiff verwandelte sich binnen weniger Sekunden in einen riesigen Feuerball und stürzte langsam ins Meer, Strasser und die gesamte Mannschaft fanden den Tod. Das Wrack wurde später von den Briten geborgen und an Land gebracht, es lieferte wichtige technische Informationen über die neuesten Zeppelin-Entwicklungen. Die Leichen der Besatzung wurden auf See bestattet.

Die verbliebenen vier Zeppeline, von denen nur L65 durch die Kampfflieger beschädigt worden war, warfen ihre Bomben wegen der dichten Wolkendecke quasi blind ab – sie fielen aufgrund völlig missglückter Funkpeilung allesamt in die Nordsee und richteten keinen Schaden an. Danach drehten die erfolglosen Luftschiffe ab und kehrten am Morgen des 6. Augusts zu ihren Basen zurück.

Durch den Tod Strassers, der treibenden Kraft hinter der Luftschiff-Waffe, kam es zu keinen weiteren Geschwader-Angriffen auf England. Am 11. August 1918, weniger als eine Woche nach der gescheiterten Mission, wurde L53 bei einer Aufklärungsfahrt über den Westfriesischen Inseln abgeschossen – es war der letzte Luftschiff-Verlust des Krieges. Die anderen Zeppeline des Angriffs wurden eingemottet und im Juni 1919 nach der Selbstversenkung der deutschen Flotte in Scapa Flow von ihren eigenen Mannschaften zerstört.

Die deutschen Luftschiffe hatten während des Krieges neben unzähligen Aufklärungsfahrten insgesamt 208 Angriffe gestartet und dabei fast 6.000 Bomben abgeworfen – sie zeichneten sich verantwortlich für 528 Tote und 1.156 Verwundete. Die angerichteten Schäden blieben überschaubar, der psychologische Aspekt der Luftschiff-Angriffe wirkte vor allem in den ersten Kriegsjahren deutlich.

Die Originale

Die Zeppeline L53 (Baunummer LZ100), L56 (LZ103), L63 (LZ110) und L65 (LZ111) gehörten zur V-Klasse der „Höhenkletterer“, die seit August 1917 gebaut wurden. Die 196,5 m langen Schiffe fassten 56.000 m³ Gas in 14 Zellen und wurden durch 5 Motoren, die auf 4 Propeller wirkten, angetrieben. So konnten Höhen jenseits von 6000 Metern und Geschwindigkeiten von über 100 km/h erreicht werden. Insgesamt wurden 10 Schiffe dieser Type in Dienst gestellt.

L53 und L63 wurden in Friedrichshafen gebaut, wohingegen L56 aus dem Zeppelin-Werk in Berlin-Staaken stammt und daher Leitflächen mit rechtwinklig angeschnittenen Rudern hat. L65, im April 1918 als letztes Schiff der Klasse in Friedrichshafen-Löwenthal gebaut, besaß ein völlig neues Leitwerk – längere, selbsttragende Steuerflächen, die später auch auf den Schiffen der X-Klasse verbaut werden sollten.

L53:

L56:

L63:

L65:

Der ebenfalls am Bodensee gefertigte L70 (LZ112), Kommandant Strassers Flaggschiff, war der erste Zeppelin der X-Klasse und wurde erst Anfang Juli 1918 in Dienst gestellt. Das 211,1 m lange Luftschiff hatte 62.200 m³ Gasvolumen und 6 Propeller, die es auf bis zu 130 km/h beschleunigten. Die beiden Schwesterschiffe LZ113 und LZ114 wurden kurz vor respektive erst nach Kriegsende fertig gestellt, kamen nicht mehr zum Einsatz und wurden 1920 an England bzw. Frankreich übergeben.

L70:

Die Modelle

Alle fünf Zeppeline sind 3D-Drucke von Derek Harrington („Classic Airships“) auf Shapeways. Das Druckmaterial variiert; L63 und L65 sind mit dem neu verfügbaren Material „Black Natural Versatile Plastic“ gedruckt, die anderen drei Luftschiffe aus dem bekannten „White Strong Flexible“.

Das mittlerweile scheinbar nicht mehr angebotene „WSF“ ist weißes Plastik und hat eine raue, körnige Oberfläche, die ich mit warmem Wasser, Feuerzeugbenzin und einer Zahnbürste gereinigt habe. Das neuere „BNVP“ ist mattschwarz, ebenfalls rau, aber nicht so körnig. Es lässt sich deutlich besser verarbeiten als WSF, scheint mir elastischer (stoßfester) und nimmt die Emailfarben, mit denen ich arbeite, sehr gut auf. Da die Zeppeline bereits komplett mit Gondeln und Propellern gedruckt werden, müssen überhaupt keine Teile mehr angebracht werden. Natürlich könnte man sich mit der Verspannung der Gondeln austoben. Die Abziehbilder sind simple schwarze Streifen und weiße Zahlen/Buchstaben von TL-Decals sowie Eiserne Kreuze von Robert Sneddon.

Das Diorama

Das komplette Diorama ist auf einem großen Blechschild gebaut. Die Wasserfläche habe ich aus grobem Papier mit Emailfarbe und Klarlack gemacht, die Wolken sind aus Wattebällchen und Sprühkleber. Die Luftschiffe sind auf Messingstangen aufgeständert.

Der kleine 1/3000 Frachter, der unter den Luftschiffen seine Bahnen zieht, ist ein Metallmodell von GHQ und die Airco DH.4 habe ich aus einer japanischen E7K von Pit-Road gebastelt.

Quellen

Fazit

Mit rund 60 Euro pro Stück sind die 3D-gedruckten Zeppeline alles andere als Schnäppchen, allerdings sind sie eben auch keine alltäglichen Modelle. Oben drauf kommen noch die Kosten für Decals, die je nach Luftschiff unterschiedlich, jedoch nicht zu unterschätzen sind. Zu kleben gibt es hier nix und um Bemalung und Abziehbilder muss man sich selbst kümmern – mir hat das Ganze trotzdem Spaß gemacht.


Hendrik Schütte