8. Juni 1940: 85 Jahre Versenkung der Glorious

 


Heute vor 85 Jahren, am 8. Juni 1940, wurde der britische Flugzeugträger HMS Glorious von den deutschen Schlachtschiffen Scharnhorst und Gneisenau versenkt (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Das war die größte Tragödie für die Royal Navy im Zweiten Weltkrieg mit Verlusten von etwa 1500 Matrosen. Die genauen Umstände, die zum Verlust der Glorious führten, sind heute noch rätselhaft und werden zum Teil noch geheim gehalten.

Das Original

Der britische Flugzeugträger HMS Glorious wurde ursprünglich als einer von drei Großen Leichten Kreuzern der Courageous-Klasse gebaut. Diese Klasse war eine extreme Ausprägung von Jackie Fishers Vorstellungen von sehr schnellen, sehr großen und schwer bewaffneten Kreuzern. Als solche waren sie kein gelungener Entwurf. Das dritte Schiff der Klasse, Furious, wurde schon als Flugzeugträger fertiggestellt und später mehrfach umgebaut, um sie als Flugzeugträger zu optimieren. Die restlichen beiden Schiffe wurden nach dem Vorbild des letzten Umbaus der Furious 1924-30 auch zu Flugzeugträgern umgebaut. Sie erhielten wie diese ein durchgehendes Flugdeck, darunter ein Startdeck und zwei Hangardecks. Sie unterschieden sich aber dadurch, dass sie eine Insel mit einem großen Schornstein hatten. Glorious wurde 1934-35 erneut modernisiert, wobei sie eine verstärkte leichte Flak erhielt, das untere Startdeck aufgegeben wurde und das obere Flugdeck mit Katapulten ausgerüstet wurde. Auch das Achterdeck wurde erhöht.


Glorious war 239,8 m lang, 27,6 m breit und verdrängte 27.859 t. Der Antrieb erfolgte durch 18 Kessel und vier Dampfturbinen, die 90.000 PS leisteten, womit 30 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 1216 Mann.

Bewaffnung 1940
16 x 12 cm L/40 QF Mk VIII Flak (Einzellafetten)
24 x 4 cm Pom-Pom (drei Achtlingslafetten)
4 x 1,27 cm Vickers (eine Vierlingslafette)
48 Flugzeuge (9 Gloster Sea Gladiator-Jagdflugzeuge, 6 Fairey Swordfish-Torpedobomber, transportierte auch Hawker Hurricane-Jagdflugzeuge und Supermarine Walrus-Aufklärer)


Die Glorious wurde 1915-16 von Harland and Wolff in Belfast gebaut. Sie diente im Ersten Weltkrieg überwiegend bei der 1st Cruiser Squadron. Am 17.Oktober 1917 versuchte sie zusammen mit Courageous erfolglos die deutschen Leichten Kreuzer Brummer und Bremse abzufangen, die einen Skandinavienkonvoi vernichtet hatten. Am 17. November 1917 bildeten sie den Kern der britischen Flotte in der Zweiten Schlacht von Helgoland. Bei der Verfolgung der vier deutschen Leichten Kreuzer Königsberg, Frankfurt, Pillau und Nürnberg zeigten sich alle Probleme ihrer Bewaffnung: sie feuerte innerhalb von zwei Stunden 57 38,1-cm-Granaten und 213 10,2-cm-Granaten und erzielte nur einen 38,1-cm-Treffer auf der Pillau, der eines der 15 cm-Geschütze beschädigte - und diesen Treffer musste sie sich mit Courageous teilen... Dazu wurde eines der eigenen 38,1-cm-Geschütze durch einen Rohrkrepierer zerstört.

Die Glorious kam 1919 zur Reserveflotte. 1924-30 wurde sie zum Flugzeugträger umgebaut. 1931 wurde sie in einer Kollision mit dem französischen Passagierschiff Florida beschädigt. Im Zweiten Weltkrieg war sie zeitweise an der Jagd auf die Admiral Graf Spee erfolglos beteiligt. 1940 diente sie in der Schlacht um Norwegen. Sie bildete zeitweise mit Ark Royal die erste Trägerkampfgruppe der Geschichte, konnte aber auch nicht verhindern, dass sie Alliierten sich zurück ziehen mussten. Am 8. Juni 1940 wurde sie auf dem Rückzug von den deutschen Schlachtschiffen Scharnhorst und Gneisenau überrascht. Kein Flugzeug war einsatzbereit, nicht einmal ihr Krähennest war besetzt. So konnte sie dem Artilleriefeuer nichts entgegensetzen, das auch früh ihr Flugdeck zerstörte. Sie sank trotz der entschiedenen Gegenwehr durch die beiden geleitenden Zerstörer Acasta und Ardent, die aber auch beide versenkt wurden. Acasta konnte immerhin vor ihrer Versenkung noch die Scharnhorst mit einem Torpedo beschädigen. 1207 Mann der Glorious starben, nur 38 wurden gerettet.

Das Modell

Nach acht Monaten Arbeit war mein Modell des britischen Flugzeugträgers HMS Glorious fertig. Das Modell habe ich aus dem alten Bausatz von HP Models gebaut. Es zeigt das Schiff im Bauzustand Mai 1940, als die Glorious Hurricane-Jagdflugzeuge der RAF nach Norwegen transportierte.

Der HP Models Bausatz ist grottenschlecht und enthält viele Fehler aber mit viel Geduld, genug alternativen Teile und viel Evergreen-Material kann man ein passables Modell bauen. Die schlimmsten Fehler sind u.a. der Bug, die Rumpfseite backbord mittschiffs und die Position des hinteren Aufzuges. Der Bug muss schräg geschliffen werden, breiter gemacht werden und die Bugseiten geöffnet werden. Hierfür braucht man viel Plastikcard, um den ganzen Bug neu zu bauen!! Die Backbord-Rumpfseite mittschiffs muss komplett neu gebaut werden (wiederum mit viel Plastikcard!!) und der hintere Aufzug weiter nach vorne positioniert werden, was ein Neubau des hinteren Teils des Flugdecks bedeutet. Fast alle Kleinteile im Bausatz kann man wegschmeißen. Die Geschütze, Boote, Feuerleitgeräte, Scheinwerfer usw. habe ich aus meinen "Ersatzteil"-Kisten genommen bzw. Zurüstteile von anderen Herstellern verwendet.

Die Hurricane-Flugzeuge sind aus den Sätzen von Flyhawk bzw. Pit-Road. Das Anbringen der Abziehbilder hat mir Nerven gekostet!

Die Glorious im Mai 1940 war in den Farben Hellgrau 507C und Dunkelgrau 507A getarnt. Ich habe die entsprechenden Farben von Colourcoats verwendet. Das Flugdeck ist auch mit 507A bemalt.


Michael Delf

(Text über Original von Lars)