Das Original

Die USS England (DE-635) war ein Geleitzerstörer der Buckley-Klasse der US Navy und wurde zu Ehren von Fähnrich John C. England benannt, der am 7. Dezember 1941 an Bord des Schlachtschiffs Oklahoma während des japanischen Angriffs auf Pearl Harbor getötet wurde.


Technische Daten:
Länge: 93 m
Breite: 11 m
Tiefgang: 2,9 m Standard, 3,43 m voll beladen
Antriebsleistung: 12.000 PS auf zwei Schrauben
Höchstgeschwindigkeit: 23 kn (43 km/h)
Reichweite: 6.900 km mit 15 kn (28 km/h)
Verdrängung: 1.422 t Standard, 1.740 t voll beladen
Besatzung: 198 Matrosen, 15 Offiziere

Bewaffnung:
3 x 3“ (7,62 cm) L/50,
1 x vierfach 1,1“ (2,8 cm) L/75 Flugabwehrgeschütze,
8 x 2 cm Maschinengewehre
1 x dreifach Torpedorohre 53,3 cm
1 x Hedgehog Werfer mit 24 Granaten
8 x DCT seitlich
2 x DCR hinten

Da im folgenden Text häufig das Wort "Hedgehog" vorkommt, eine kurze Erklärung: Hedgehog ist das englische Wort für Igel, was dem Aussehen des Granatwerfers am ähnlichsten kommt. Er war mit 24 Granaten bestückt, die von einem U-Boot-Jäger nach vorne abgefeuert wurden. Die Granaten waren mit einem Aufschlagzünder versehen, so dass sie nur bei einem Treffer explodierten. Eine Salve deckt einen Kreis von ca. 40 m ab. In der Regel reichten ein bis zwei Treffer aus, um ein U-Boot zu versenken. Die effektive Reichweite betrug 230-260 m. Eine Granate wog 30 kg und die Ladung 14 kg. Die Sinkrate betrug ungefähr 7 m/s. Alle drei Minuten konnte eine Salve abgefeuert werden.


Die USS England stellte im Pazifik einen Rekord im Anti-U-Boot-Einsatz auf. In Summe wurden sechs japanische U-Boote durch sie versenkt.

I-16
Das Fleet Radio Unit Pacific (FRUPAC) fing am 13. Mai 1944 eine Nachricht des japanischen U-Boots I-16 ab und entschlüsselte sie. Darin war die geplante Reiseroute für die japanischen Truppen in Buin an der Südspitze der Insel Bougainville enthalten. Die Escort Division 39, bestehend aus der USS George und der USS Raby sowie der USS England, erhielt den Befehl I-16 abzufangen. Der Verband lief am Nachmittag des 18. Mai 1944 aus. Am Morgen des 19. Mai entdeckte ein amerikanisches Patrouillenflugzeug die I-16 an der Oberfläche und meldete einen Kontakt. England, Raby und George, die daraufhin alarmiert wurden, führten eine Sonarabtastung in Linienrichtung durch. Um 13:35 Uhr entdeckte die USS England I-16 mit dem Sonar. Ihr erster Hedgehog-Mörserangriff um 13:41 Uhr ging daneben, aber ein zweiter Hedgehog-Angriff erzielte einen Treffer in einer Tiefe von 40 m. Ein dritter Hedgehog-Angriff um 14:10 Uhr ging daneben, weil die Tiefe von 61 m angenommen wurde und nicht mit 99 m, die das Fathometer nach dem Angriff anzeigte. I-16 konnte einen vierten Hedgehog-Angriff ausmanövrieren. Der fünfte Angriff um 14:33 Uhr führte zu vier bis sechs Detonationen, gefolgt von einer großen Unterwasserexplosion wobei das Heck der USS England angehoben wurde und dabei die Männer von den Füßen warf. Zwanzig Minuten später begannen Trümmer an die Oberfläche zu treiben. Am folgenden Tag entstand ein Ölteppich von 3 mal 6 Seemeilen.

Ro-106
Am 20. Mai 1944 wurde eine Nachricht entschlüsselt, die die japanischen Pläne für eine U-Boot-Falle nördlich der Admiralitätsinseln enthüllte, um eine erwartete Bewegung von amerikanischen Flugzeugträgern abzufangen. Ro-104, Ro-105, Ro-106, Ro-108, Ro-109, Ro-112 und Ro-116 der japanischen siebten U-Boot-Staffel bildeten eine Patrouillenlinie auf einer Route, die Admiral Halsey bereits zweimal benutzt hatte. Die USS George entdeckte Ro-106 am 22. Mai um 03:50 Uhr auf dem Radar, sah das U-Boot tauchen, als es mit dem Suchscheinwerfer geortet wurde, und verfehlte es mit einem Hedgehog-Angriff um 04:15 Uhr. Die USS England nahm um 04:25 Uhr wieder Kontakt auf, verfehlte es mit einem Hedgehog-Angriff und erzielte bei einem zweiten Angriff um 05:01 Uhr mindestens drei Treffer. Eine große Unterwasserexplosion wurde entdeckt, als USS England einen dritten Angriff vorbereitete, und nach Sonnenaufgang war ein schwerer Ölteppich mit Trümmern zu sehen.

Ro-104
Die drei Zerstörer bildeten während der Dunkelheit eine Suchlinie mit einem Aufklärungsabstand von 16.000 Yards (14,6 km). Die USS Raby entdeckte Ro-104 am 23. Mai um 06:00 Uhr auf dem Radar, nahm um 06:10 Uhr Sonarkontakt auf, verfehlte sie aber um 06:17 Uhr mit vier Hedgehog-Angriffen. USS George verfehlte sie auch mit einem weiteren Hedgehog-Angriff um 07:17 Uhr. Es folgten vier weitere Hedgehog-Angriffe zwischen 07:30 und 08:10 Uhr. Die USS England verfehlte das U-Boot ebenfalls mit einem ersten Hedgehog-Angriff und erzielte dann aber mit einem zweiten Hedgehog-Angriff um 08:34 Uhr schätzungsweise zehn Treffer. Auf diese Treffer folgten Geräusche des Auseinanderbrechens des U-Boots und drei Minuten später eine große Unterwasserexplosion. Trümmer und Öl tauchten um 10:45 Uhr an der Oberfläche auf.

Ro-116
Die USS George entdeckte Ro-116 um 01:20 Uhr am 24. Mai auf dem Radar. USS England nahm um 01:50 Uhr Sonarkontakt auf und verzeichnete beim ersten Hedgehog-Angriff um 02:14 Uhr drei bis fünf Detonationen. Auf die Zerstörungsgeräusche folgten keine größeren Explosionen wie bei früheren Versenkungen. Nach Sonnenaufgang um 07:02 Uhr war eine geringe Menge Öl und Trümmer zu sehen, und am folgenden Tag hatte sich der Ölteppich auf mehrere Quadratmeilen ausgedehnt. Am 25. Juni 1944 erklärte die Kaiserlich Japanische Marine die Ro-116 nördlich der Admiralitätsinseln mit allen 56 Besatzungsmitgliedern für verloren.

Ro-108
Eine Hunter-Killer-Gruppe, bestehend aus dem Geleitträger USS Hoggatt Bay (CVE-75) mit den Zerstörern USS Hazelwood (DD-531), USS Heermann (DD-532), USS Hoel (DD-533) und USS McCord (DD-534), traf am 26. Mai ein, so dass die drei Geleitzerstörer zum Auftanken und Aufrüsten ablaufen konnten. Die Zerstörer behielten ihre Suchformation auf dem Weg nach Manus bei. Die USS Raby entdeckte Ro-108 um 23:03 Uhr am 26. Mai auf dem Radar. USS England nahm um 23:04 Uhr Radarkontakt auf, um 23:18 Uhr Sonarkontakt und erzielte mit dem ersten Hedgehog-Angriff vier bis sechs Detonationen. Nach ersten Berstgeräuschen kam es zu keiner größeren Explosion, doch wurde im Morgengrauen eine Ölfontäne beobachtet, die an die Oberfläche stieg.

Ro-105
Die drei Geleitzerstörer erreichten die Insel Manus am 27. Mai gegen 15 Uhr. Nachdem sie Treibstoff, Proviant sowie Munition aufgenommen hatten, liefen sie am 28. Mai um 18 Uhr mit der USS Spangler (DE-696) aus, um die Suche wieder aufzunehmen. USS Hazelwood entdeckte Ro-105 am 30. Mai um 01:56 Uhr auf dem Radar und verfehlte es mit einem Wasserbombenangriff. USS George und USS Raby schlossen sich der USS Hazelwood an und unternahmen insgesamt sechzehn Hedgehog- und Wasserbombenangriffe in einem Zeitraum von 25 Stunden. Ro-105 tauchte um 03:10 Uhr am 31. Mai auf und wurde sofort von USS George und USS Raby entdeckt. Ro-105 blieb fünf Minuten lang direkt zwischen den beiden Geleitzerstörern, bevor sie abtauchte, so dass weder USS Raby noch USS George feuern konnten, ohne sich gegenseitig zu gefährden. Daraufhin griffen Raby, George, Raby und Spangler nacheinander mit Hedgehog an. Alle verfehlten sie. Dann funkte Divisionskommandeur Hains: "Zur Hölle, England mach weiter“. England erzielte dann um 07:36 Uhr sechs bis zehn Detonationen in einem Hedgehog-Angriff. Um 07:41 Uhr folgte eine große Explosion, und Öl und Trümmer erschienen an der Oberfläche.

Diese Leistung in der U-Boot-Bekämpfung wurde im Zweiten Weltkrieg nie mehr erreicht und brachte der England eine Presidential Unit Citation und die Zusicherung des Chief of Naval Operations, Admiral E. J. King, ein: "Es wird immer eine England in der United States Navy geben." Sein Versprechen wurde am 6. Oktober 1960 eingelöst, als die DLG-22 den Namen England erhielt.

Nachfolgender Einsatz

Während des Sommers 1944 fuhr die USS England durch die nördlichen Salomonen und leistete Geleitschutz für den Aufbau von Stützpunkten, die Vorbereitungen für die erneuten Angriffe auf japanische Gebiete im Norden und die Versorgung der Garnisonstruppen auf den Inseln im Südwestpazifik. Im August wurde das Schiff in Manus repariert und fuhr zwischen dem 24. September und dem 15. Oktober von den Treasury-Inseln nach Sydney, Australien. Von den Treasury-Inseln segelte sie zur Bewachung eines Konvois nach Hollandia, wo sie am 18. Oktober eintraf und am 26. Oktober zur ersten von zwei Fahrten aufbrach, um Verstärkung nach dem frisch eroberten Leyte zu eskortieren. Am 2. Dezember kehrte sie nach Manus zurück und übernahm den örtlichen Geleitschutz.

Ab dem 2. Januar 1945 eskortierte die USS England Konvois zwischen Manus und Ulithi, dem Hauptstützpunkt für die Operationen der Flugzeugträger-Einsatzgruppen, der später als Sammelpunkt für die Angriffe auf Iwo Jima und Okinawa diente. Das Geleitschiff fuhr im Februar nach Kossol Roads, wo es einen Konvoi aufnahm, der später auf die Philippinen weitergeleitet wurde, und nahm dann seinen Dienst im Seeweg Manus-Ulithi wieder auf. Am 23. März verließ sie Ulithi als Teil der Task Force 54 (TF 54) für die Bombardierung Okinawas vor der Invasion und kehrte nach Ulithi zurück, um sich der Abschirmung von zwei Kreuzern anzuschließen, die sie nach Okinawa zurückbegleitete. Zwischen dem 6. und 17. April fuhr sie nach Saipan, um unbeladene Transporte zu kontrollieren, und nahm dann einen Kontroll- und Patrouillendienst nördlich des Kerama Retto ein. Am 9. Mai 1945 wurde die USS England, während sie auf Station war, von drei japanischen Sturzkampfbombern angegriffen. Ihr Flakfeuer setzte den ersten dieser Bomber in Brand, aber das Flugzeug schlug auf der Steuerbordseite der England, direkt unterhalb der Brücke, ein. Als die Bombe des Flugzeugs kurz nach dem Absturz explodierte, begannen die Männer der USS England einen gefährlichen Wettlauf mit der Zeit, um einerseits die Brände zu löschen und ihr Schiff zu retten und andererseits mit der Flugabwehr die beiden anderen Flugzeuge abzuschießen. Die England konnte Kerama Retto im Schlepptau erreichen. 37 ihrer Männer wurden durch die Luftangriffe getötet oder waren vermisst, 25 wurden verwundet.

Die USS England fuhr weiter nach Leyte, wo sie vorübergehend repariert wurde, um sie für die lange Heimreise fit zu machen. Am 16. Juli 1945 traf sie in Philadelphia ein, wo sie endgültig repariert und zu einem Hochgeschwindigkeitstransporter umgebaut wurde. Das Ende des Krieges brachte diese Arbeiten jedoch zum Stillstand. Aufgrund der schweren Schäden und des Überangebots an Schiffen dieses Typs wurde beschlossen, das Schiff nicht zu reparieren. Sie wurde am 15. Oktober 1945 außer Dienst gestellt und am 26. November 1946 zum Abwracken verkauft.

Für ihren Einsatz erhielt die USS England 10 Battle Stars und eine Presidential Unit Citation als Auszeichnungen.

Übersetzt aus USS England (DE-635) (Wikipedia)

Der Bausatz

Der Bausatz der USS England (DE-635) stammt aus dem Hause Trumpeter. Der Unterwasserrumpf und die Wasserlinienplatte sind in rotem Kunststoff gespritzt, alle anderen Spritzgussteile sind in grauem Kunststoff gehalten. Die Detaillierung der Bauteile ist in Ordnung, hätte allerdings Luft nach oben. Dem Bausatz liegt eine Bauanleitung und eine DIN A4 große Farbansicht bei. Eine kleine Fotoätzteilplatine mit den acht seitlichen Wasserbombengestellen und den beiden achterlichen Wasserbombenracks und der Radar-Antenne liegen bei. Weiterhin liegen Abziehbilder für die USS England bei.

Toms Modelworks hat speziell für diesen Bausatz ein Fotoätzteilset (3558) auf den Markt gebracht. Es handelt sich um zwei große Platinen und eine mehrseitige Anleitung. Die Letztere könnte deutlich besser sein, da nicht alle Teile, deren Faltung und Positionierung beantwortet werden. Es handelt sich um super feines Messingmaterial.

Das Modell

Auf der letztjährigen Modellbauausstellung 2023 des PMC Main-Kinzig in Gelnhausen- Meerholz schenkte mir Lutz K. diesen angefangenen Bausatz. Er benutzte dieses Modell als Vorlage für sein vollständig selbst gebautes RC-Modell im Maßstab 1/72. Der Maßstab 1/350 ist nicht unbedingt mein Lieblings-Maßstab, aber ich wollte anhand dieses Modells einige neue Oberflächentechniken ausprobieren. Die Lackierung des Begleitzerstörers ist einfarbig in Navy Blue 5N für alle vertikalen und Deck Blue B20 für alle horizontalen Flächen. Dies kann unter Umständen recht eintönig wirken. Deshalb wollte ich das Vorschattieren und die Salztechnik ausprobieren. Zuerst wurde der Rumpf schwarz lackiert, dann der Wasserpass abgeklebt und in der Folge mit einer gelochten Schablone Weiß aufgetragen. Diese Schablone erzeugt ein völlig unregelmäßiges Muster am Rumpf und dem Deck.

Dann wurden die Aufbauten und die fotogeätzte Reling aufgeklebt. Nun wurde das Navy Blue auf die vertikalen und Deck Blue auf die horizontalen Flächen lasierend aufgetragen. Das unregelmäßige Muster ist noch sehr gut zu erkennen und ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Dann wurde mit einem Pinsel großflächig Wasser aufgetragen. Auf die noch feuchte Oberfläche wurden Salzkristalle großzügig verteilt. Einige Kristalle lösten sich etwas an, was sich später als interessanter Effekt erwies. Nachdem das Wasser getrocknet war, wurden die aufgehellten Grundfarben lasierend darüber lackiert. Nach dem Durchtrocknen wurde das Salz mit einem Borstenpinsel entfernt. Im Anschluss konnte ich den Zerstörer mit dem Mast und der Bewaffnung vervollständigen.


Eberhard Sinnwell