25.05.1982 - 40 Jahre Falklandkrieg

 


Heute vor 40 Jahren, am 25. Mai 1982, wurde der britische Hilfsflugzeugträger Atlantic Conveyor von argentinischen Super Étendard mit Exocet-Raketen getroffen (siehe Jahrestage auf Modellmarine).

"25 Jahre Falklandkrieg" lautete das Thema für das 1/700er Treffen 2007 in Laupheim.  Für mich war die Atlantic Conveyor das Schiff der ersten Wahl. Es war das einzige britische Handelsschiff, das im Einsatz für die Royal Navy durch Waffeneinwirkung nach dem Zweiten Weltkrieg verloren ging. Da mir kein Hersteller eines Modells in 1/700 bekannt war, wurde es ein Eigenbau. Als Darstellungsform bot sich ein Diorama an - Atlantic Conveyor brennend mit Schlagseite bei der Abbergung der restlichen Besatzung durch die Fregatte F-174 HMS Alacrity und einem Sea King Hubschrauber.

Das Original

Im August 1969 wurde der Kiel des RoRo-Containerschiffes Atlantic Conveyor bei Swan Hunter Shipbuilders Ltd. in Newcastle, England gelegt. Taufe und Stapellauf folgten im März 1970. Der Eigner dieses Schiffes war die Cunard Steamship Company in Liverpool. Bereedert wurde die Atlantic Conveyor von ACL Atlantic Container Lines, an der die Cunard Line beteiligt ist und die Atlantic Conveyor in das Konsortium eingebracht hatte.

Bis Juni 1981 fuhr das RoRo-Containerschiff im Liniendienst über den Atlantik. Durch einen Neubau ersetzt, war die Atlantic Conveyor von Juli 1981 bis April 1982 Auflieger in Liverpool. Nach der Besetzung der Falklandinseln durch die Argentinier am 2. April 1982 entschied die britische Regierung, dies nicht zu dulden und stellte eine Kampfgruppe zur Rückeroberung zusammen. Der Auflieger schien passend für einen Umbau zum Hilfsflugzeugträger und so wurde die Atlantic Conveyor requiriert.

Nach der Reaktivierung verließ die Atlantic Conveyor am 16. April 1982 um 18.00 Uhr Liverpool mit Ziel Devonport, wo sie am 17. April in der Marinewerft eintraf und gleich eindockte. Der Umbau zum Hilfsflugzeugträger dauerte acht Tage und umfasste den Einbau von Wohnraum und sanitären Einrichtungen für zusätzliche 200 Mann Marinepersonal, eine Werkstatt für Hubschrauber-Wartungen und -Reparaturen sowie Satelitenkommunikation. Das Deck erhielt vorne eine Landeplattform für Sea Harrier und achtern eine für Hubschrauber.

Nach dem Ausdocken am 26. April bekam Atlantic Conveyor den Rufnamen N.P.1840 - Naval Party 1840. Am 28. April lief sie vollbepackt mit Ersatzteilen, Munition, Treibstoff, Ausrüstungsgegenständen und Hubschraubern in Richtung Südatlantik aus. Die Besatzung bestand aus 32 Mann Cunard-Personal, darunter Kapitän Ian North, und 200 Mann Royal Navy- und Royal Fleet Auxiliary-Personal mit Kapitän Michael Layard von der Royal Navy.

Über Freetown ging die Route nach Ascension, wo sie am 4. Mai 1982 abends eintraf und am 5. Mai noch acht Harrier FRS.1 von der 809. Squadron und sechs Harrier GR.3 von der 1. Squadron an Bord nahm. Mit der Assault Group verließ N.P.1840 Ascension.

Am 21. Mai 1982 erfolgte die Landung der britischen Truppen im Falklandsund bei San Carlos. Zwei Tage später sollte die Atlantic Conveyor im Falklandsund eintreffen, doch die Montage der Rotoren für die Chinook Hubschrauber verlief auf hoher See nur schleppend, was den Zeitplan umwarf.

Am 25. Mai 1982, dem argentinischen Nationalfeiertag, überschlugen sich die Ereignisse. Die argentinische Aufklärung erfasste die Flugbewegungen und zog daraus Rückschlüsse auf einen Flugzeugträger ca. 175 - 200 Km nordöstlich der Falklands. Von der Landbasis Rio Grande starteten zwei Super Étendards mit je einer AM 39 Exocet Rakete. Sie flogen mit zwei Luftbetankungen einen weiten Bogen 100 sm nördlich der Falklands und schwenkten dann nach Süden ein. Sie unterflogen auf den letzten 150 sm in 10 m Höhe das britische Radar. Am vorgesehenen Punkt, 30 sm vor dem Ziel stiegen sie auf, um die Raketen zu starten. Die Eingabe der Daten erfolgte nach dem größten Ziel, dann kam der Abschuss, die Maschinen drehten ab und flogen nach Rio Grande zurück.

Als 20 sm vom Ziel entfernt noch ein weiteres Ziel, der Träger HMS Hermes mit gleicher Radarsignatur auftauchte, waren die Suchköpfe verwirrt, setzten aber nach einem Schlenker den Kurs auf das alte Ziel, die Atlantic Conveyor fort.

Um 15.36 Uhr Ortszeit wurde auf den Schiffen der Royal Navy das Codewort für FK-Angriff gegeben und alle Schiffe schossen Täuschraketen ab, doch die Atlantic Conveyor hatte keine dieser Täuschraketen und erhielt einen Treffer auf der Backbordseite in der Nähe des Maschinenraumes, 1,8 m über der Wasserlinie und einen vor der Brücke im Laderaum.


Sehr ärgerlich für die Atlantic Conveyor war, dass es dem MoD, dem britischen Verteidigungsministerium zu kostspielig war, auch die zivilen Schiffe mit Täuschraketen auszustatten.

Das Schiff fing Feuer und die Besatzung versuchte die Brände unter Kontrolle zu bringen. Eine Flutung des Schiffes mit CO2 war nicht mehr möglich, da die Löcher in der Außenhaut zu groß waren und sich die Flaschen bereits selbst entleert hatten.

Die Fregatte HMS Alacrity unterstützte die Brandbekämpfung mit allen Pumpen und Schläuchen, konnte jedoch nur von außen kühlen.


Nachdem feststand, dass das Schiff nicht mehr zu retten war und der Flugzeugtreibstoff und die Munition jederzeit explodieren konnte, wurde das Schiff noch in der Nacht verlassen. Eine Abbergung mit dem Hubschrauber oder ein Anlegen der Fregatte war zu gefährlich und so kletterte die restliche Besatzung über Jakobsleitern in die Rettungsflöße. Es waren ca. 15 m bis zur eiskalten See. Eine Gruppe Überlebender konnte sich durch die Flammen auf das Vorschiff retten und wurde in einer waghalsigen Aktion noch in derselben Nacht mit einem Sea King Hubschrauber abgeborgen. F-174 HMS Alacrity übernahm die Schiffbrüchigen aus den Rettungsflößen. Mit letzter Kraft und vor Kälte starr mussten die Geretteten noch die Kletternetze der Fregatte erklimmen.


Die 14 Sea Harrier und zwei Hubschrauber hatten das Schiff schon vorher verlassen, so betrug der Verlust fünf Wessex HU.5, drei Chinook HC.1 und ein Lynx HAS.2 Hubschrauber. An Menschenverlusten waren sechs Mann Cunard-Personal, darunter Kapitän Ian North, und sechs Mann Royal Navy- und Royal Fleet Auxiliary-Personal zu beklagen. Ein Großteil der zusätzlichen Besatzung war nicht mehr an Bord. Als Folge der "Sparsamkeit" des MoD, musste auch die Infanterie die ca. 100 Km nach Stanley zu Fuß zurücklegen, da die Hubschrauber und das Equipment vernichtet waren.

Das Marinekommando entwickelte nun einen genialen Plan, um die letzte luftgestützte Exocet den Argentiniern zu entlocken. Das Wrack sollte auf See gezogen werden, begleitet von "Schutzschiffen" und nochmals als Dummy für einen Flugzeugträger dienen.

Am 27.Mai 1982 erreichte der Schlepper Irishman das mit 2 kn in der 3,5 m hohen Dünung treibende Wrack der Atlantic Conveyor. Auf Befehl nahm er das Wrack auf den Haken und schleppte es nach Südosten ab. Um 0.45 Uhr am 28. Mai riss die Schleppverbindung und das Wrack trieb im Nebel ab. Der Schlepper Irishman fand mit seinem Radar nur noch drei schwimmende Container, glaubte das Wrack untergegangen und verließ den Schauplatz.

Hilfsschiffe hatten später das Wrack auf dem Radar und die "Schutzschiffe" fuhren hin, nicht zu früh. Die Argentinier hatten auch diesen "Flugzeugträger" bald entdeckt und wollten ihn ausschalten. Um 12.30 Uhr stiegen in Rio Grande zwei Super Étendard und vier Skyhawk auf.

Im Tiefstflug steuerten sie ihr Ziel an. Die letzte Exocet wurde abgefeuert und von den mit Bomben beladenen Skyhawks gefolgt. Die Exocet traf des Wrack und setzte es in Brand. Die folgenden Jagdbomber sahen ein großes brennendes Ziel mit Begleitschiffen und griffen an. Zwei Skyhawk wurden von britischen FKs eines Geleitschiffes abgeschossen und die beiden restlichen bombardierten den brennenden "Flugzeugträger", der nach den Treffern schnell auseinanderbrach und auf 51°07'S, 55°27'W versank.

Die rückkehrenden argentinischen Skyhawks waren der Meinung die HMS Invincible mit Prinz Andrew an Bord versenkt zu haben. Obwohl die Ladung der Atlantic Conveyor den Landungskräften sehr fehlte, vernichtete sie im Todeskampf noch die letzte Exocet der argentinischen Luftwaffe, die gefürchtetste und tödlichste Waffe des argentinischen Militärs.

Das war der Anteil am Sieg des Falklandkonfliktes.

Technische Daten

Schiffstyp:                         RoRo-Containerschiff   (1200 TEU)
Bauwerft:                          Swan Hunter Shipbuilders Ltd. /Walker Shipyard Newcastle
Umbauwerft:                     Marinewerft Devonport
Schwesterschiffe:               Atlantic Causeway, Atlantic Crown, Atlantic Champagne, Atlantic Cinderella,  
                                       Atlantic Cognac

Abmessungen:
Länge über alles                 212,10 m
Länge zw. d. L.                  196     m
Breite max.                         28,05 m
Tiefgang max.                       9,27 m
Wasserverdrängung:          18.146 ts
Vermessung:                    14946 BRT, 7408 NRT
Ladekapazität:                  824 TEU und 58 TEU mit Kühlanschluss + LKW
Maschinenanlage:              2 Satz A.E.I-Turbinen, 2 Schrauben
Maschinenleistung:            28721 kW
Geschwindigkeit:              23 kn
Besatzung:                      32 Mann Cunard Personal und 200 Mann Royal Navy und Royal Fleet Auxiliary im Falklandeinsatz

Das Modell

Der Rumpf aus einer Tischlerplatte (verleimtes Stabholz) erhielt eine Decksauflage aus 2 mm Polystyrol für das bessere Verkleben der Aufbauten und Fittings. Ich wollte diese Bauweise testen, in dem Glauben, Holz sei leichter zu bearbeiten als Kunststoff, wurde aber eines Besseren belehrt. Das Holz erforderte eine aufwändigere Verfüllung (Epoxiüberzug mit mehrmaligem Spachteln), um eine dichte, glatte Fläche zu erhalten.

Fazit: ein Rumpf in Schichtbauweise aus Polystyrol oder ABS ist viel einfacher zu bauen.

Besondere Sorgfalt erforderte das Bugschanzkleid. Damit die schöne Rumpfform deutlich wird, musste zuerst eine Schablone aus Papier angefertigt und danach das Schanzkleid am Rumpf angepasst und verklebt werden. Hier sollte nicht gemurkst werden.

Der Aufbau aus Polystyrolschichten, wurde mit Stiften und Schrauben fixier. Da NNT Interesse an einem Urmodell zeigte, benötigte ich für mein Modell einen Abguss und die Teile erhielten eine gießtechnisch funktionale Gestaltung.

Eine besondere Herausforderung war das Anbringen der Fenster. Im Normalfall stehen die Fensterrahmen etwas über und müssten mit Plättchen aufgeklebt werden, für das Ausmalen mit dem Tuschestift eignen sich Vertiefungen viel besser und so wählte ich diese Ausführung. Ich entschied mich auch für die Prägemethode und fertigte einen Stempel an. Die dreidimensional gekrümmte Aufbaufront hatte es jedoch in sich, es gab keinen Punkt der rechtwinklig zum Stempel stand und so wurden die Eindrücke ungleichmäßig. Erst mit dem Gravierstichel erhielten die Fenster eine gleichmäßige Tiefe und Form, der Aufbau war gerettet. Beim Arbeiten mit dem Gravierstichel wird ein genauer Anriss benötigt, welcher Riefen im Teil erzeugt, die hinterher wieder mühsam herausgeschliffen werden müssen. Dies wollte ich mir ersparen, aber nun....

Die Winden und Poller auf der Back sowie die Rettungsboote, Kräne, der Wellenbrecher und die Heckklappe wurden herkömmlich aus Evergreen-Profilen gebaut. Etwas mehr Aufwand musste in die Herstellung der Container verwandt werden. Es empfahl sich mehrere Container als Urmodelle herzustellen und anschließend mit Silikon abzugießen.

Ein Stab mit den Querschnittsmaßen der Container wurde mit einem 0,3 mm Sägeblatt auf einer Präzisionskreissäge (Anschlag auf 0,05 mm einstellbar) rundherum in genauen Abständen eingesägt. Danach bekam die "Container-Stange" an den Längsseiten für die Längsprofile Nuten, wurde nach dem Ablängen auf einer Stirnseite noch eingesägt und anschließend entgratet. Hier sollten die Kanten in den Wänden ausnahmsweise etwas mehr abgenommen werden, da die Original-Container aus Trapezblech gebaut sind. Nach dem Einsetzen der Längsprofile erfolgte das Schleifen auf Maß. Vorne kamen noch die Verschlussstangen dran und fertig war das Urmodell eines 20' / 40'- Containers.

Meine Silikonform habe ich mit Epoxidharz ausgegossen. Es brauchte zum Aushärten etwas länger, doch die Geruchsbelästigung war gering.

Als Zurüstteile kamen Ätzteile von GMM für die Gangway und Rettungsinseln von Pit Road zum Einsatz. Die S-58 / Westland Wessex HU.5 Hubschrauber wurden den Royal Navy Naval Planes von Fujimi entnommen und erhielten noch den "Rucksack" am Bug angeformt und die seitlichen Abgasrohre der Turbinen. Geätzte Rotoren von White Ensign Models waren nur für einen Wessex notwendig. Als Vorlage für die Chinook HC.1 Hubschrauber dienten die Teile von White Ensign Models. Aus Evergreenprofilen entstanden so drei dieser Hubschrauber. Der Rettungshubschrauber Westland Sea King HAS.5 stammte aus dem Bausatz eines JMSDF-Schiffes von Pit Road. Die Zelle wurde für den Mann an der Winde ausgefräst, die Winde angebracht sowie geätzte Rotoren und der Mann selbst.

An Figuren fanden teils geätzte als auch selbst gefertigte Matrosen Verwendung.

Gestaltung des Dioramas

Für die Schlagseite erhielt das Modell eine 3 mm Balsaholzplatte unterfüttert, die auf 80er Schleifpapier einseitig an Steuerbord abgeschliffen wurde.

Der "ausgebrannte" Container an Steuerbord vorne wurde zersägt und das Gerippe mit 1/200er Reling ergänzt. Zur Darstellung von Deformationen genossen drei Wessex-Hubschrauber eine Spezialbehandlung mit dem Feuerzeug. Aus Kupferdraht und mit Kleber versetzten Polystyrolspänen entstand der total ausgebrannte Chinook auf dem Achterschiff.


Zum Modellieren der Wellen probierte ich das Atlanikblau von Vallejo aus, wobei ABS-Platten die Aufgabe der Platzhalter für die Modelle übernahmen. Die Wasserfläche erhielt vorher als Grundlage einen Anstrich mit einer Mischung aus Humbrol 88 und Humbrol 96, da das verwendete Acrylgel nicht deckte. Für den ausgebrannten Zustand erhielt das Modell ein Washing mit Ruß und eine Trockenbemalung mit Weiß, Oxid, Rost und Ruß.


Die Umsetzung der Idee hatte einige Zeit in Anspruch genommen, es musste der Plan überarbeitet und neu gezeichnet wie auch das zweite Modell, die HMS Alacrity gebaut werden.

Alles in Allem hat es eine Menge Spaß gemacht und ich konnte viele neue Erfahrungen sammeln.

Nun war aber das Urmodell an der Reihe, NNT wartete schon [Anmerkung: der Bausatz von NNT soll wieder aufgelegt werden).

Farbgebung des Modells

Unterwasserrumpf Braunrot RAL 3011: 5 H60 +3 H73
Rumpf über Wasser Kobaltblau RAL 5013: R350
Oberdeck, Peildeck Oxidrot  RAL 3009: H133
Brückendeck Holzfarbe: H62
Aufbau Reinweiß RAL9010: R301
Landeplattform Smaragdgrün RAL 6001: H131
Lüfterjalousien am Aufbau Schwarz RAL 9005:R302

Container Rotbraun, Oxidrot RAL 3009: H133
Container Orange, Orange:  H178
Container Hellgrau, Hellgrau H127
Container Grün, Patinagrün RAL 6000: R365

Quellenverzeichnis

  1. N.P. 1840 The Loss of the Atlantic Conveyor von Charles Drought, Countyvise Ltd., Birkenhead, England, 2003
  2. Falklands, Task Force Portfolio Part 1 von Mike Critchley, Maritime Books, Cornwall, England, 1983
  3. Falklands, Task Force Portfolio Part 2 von Mike Critchley, Maritime Books, Cornwall, England, 1983
  4. Battle for the Falklands (2), Naval Forces, Osprey - Men at arms serie 134 von Adrian English, Anthony Watts, Osprey Publishing Ltd., London, England, 1983
  5. Die argentinische Marine im Malvinenkrieg von Carlos Zartmann,Vortrag für die DGSM  Sept. 1984
  6. Conflict in the South Atlantic von Dr. Robert W. Duffner, Air University Rewiew:  March- April 1984, www.airpower.at
  7. 20 Jahre Falklandkrieg von Martin Rosenkranz, www.airpower.at
  8. Modellbauplan 1/144, Metcalf Mouldings, England
  9. www.wikipedia.de
  10. www.faktaomfartyg.se

Reiner Vögel