12.08.2000 - 25 Jahre Untergang der Kursk
Das Original
Der russische Raketen-Unterwasserkreuzer Kursk (Курск) war eines der U-Boote des Projekts 949A Antey. Diese sind auch unter ihrer NATO-Bezeichnung als Oscar-II-Klasse bekannt. Es sind atomgetriebene Marschflugkörper-U-Boote, die von der Sowjetunion während des Kalten Krieges entwickelt und Anfang der 1980er Jahre als Weiterentwicklung der früheren U-Boote des Projekts 949 Granit (Oscar I) in Dienst gestellt wurden. Diese U-Boote wurden hauptsächlich in den 1980er und 1990er Jahren gebaut und waren ausdrücklich für den Einsatz gegen NATO-Flugzeugträgerkampfgruppen konzipiert. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Zerstörung von Flugzeugträgern der US-Marine und anderen Überwasserschiffen mit einem beeindruckenden Arsenal von bis zu 24 Langstrecken-P-700-Granit-Anti-Schiffs-Raketen (SS-N-19 „Shipwreck“). Die Antey/Oscar-II-Klasse wurde aus dem Projekt 949 Granit entwickelt und umfasste zahlreiche Verbesserungen, darunter eine verbesserte Elektronik, eine höhere Überlebensfähigkeit und eine größere Größe, wodurch sie zu den größten jemals gebauten U-Booten mit Marschflugkörpern zählen. Ihre Rolle als „Flugzeugträgerkiller” machte sie zu einem zentralen Bestandteil der sowjetischen Marinestrategie, und mehrere von ihnen sind noch heute bei der russischen Marine im Einsatz.
Die K-141 Kursk hatte eine Länge von 154 m, eine Breite von 18,2 m und einen Tiefgang von 9,5 m, mit einer Unterwasserverdrängung von bis zu 24.000 Tonnen. Angetrieben von zwei Druckwasser-Kernreaktoren (OK-650b) erreichte es eine Höchstgeschwindigkeit von 28 bis 32 Knoten unter Wasser und war zur Erhöhung der Überlebensfähigkeit in neun wasserdichte Abteilungen mit Doppelhüllenkonstruktion unterteilt. Die Kursk war schwer bewaffnet und verfügte über 24 P-700 Granit (SS-N-19 Shipwreck) Überschall-Marschflugkörper sowie eine Reihe von vier 650-mm- und vier 533-mm-Torpedorohren, mit denen Torpedos, Schiffsabwehrraketen und U-Boot-Abwehrwaffen abgefeuert werden konnten.
Die Kursk wurde in der Sevmash-Werft in Sewerodwinsk gebaut, 1994 vom Stapel gelassen und 1995 in die russische Nordflotte aufgenommen, wo sie hauptsächlich in der Barentssee eingesetzt wurde. Als es im Jahr 2000 infolge einer vermutlich durch einen technischen Defekt ausgelösten Explosion in der Barentssee sank, behauptete das russische Militär zunächst, die Kursk sei von einem US-amerikanischen U-Boot gerammt worden. Die russische Marine besaß kein spezielles Rettungs-U-Boot, das über zur Kursk kompatible Rettungsschleusen bzw. Roboterarme verfügte, sondern lediglich Tauchkapseln. Die zögerliche russische Informationspolitik, die zunächst gescheiterten Rettungsversuche der schlecht ausgerüsteten russischen Marine, mit Hilfe norwegischer Taucher die Ausstiegsluke zu öffnen, sowie die Skepsis russischer Marineoffiziere, ob das Öffnen der angeblich beschädigten Ausstiegsluke überhaupt noch möglich sei, führte zu einer gravierenden Verzögerung und zur sehr späten Annahme der ausländischen Hilfsangebote.
Nach zeitraubenden Fehlversuchen gelang es den norwegischen Tauchern drei Tage nach ihrem Eintreffen und über eine Woche nach der Explosion, nun von ihrer eigenen Tauchplattform aus operierend, die innere Luke zu öffnen. Dabei mussten sie feststellen, dass es keine Überlebenden mehr geben konnte, da alle Sektionen bereits geflutet waren. Allerdings sagte der norwegische Offizier Erland Raanes aus, dass, entgegen den Behauptungen russischer Marineoffiziere, an der Ausstiegsluke keine Schäden festgestellt wurden. Die russische Regierung bat darauf die norwegische Regierung, die Bergung der Leichen durchzuführen.
Später stellte sich heraus, dass etwa 23 Besatzungsmitglieder zunächst überlebt hatten und sich in die hinterste Sektion retten konnten, wo auch die Notausstiegsluken waren. Durch einen heruntergefallenen CO2-Filter, der mit Wasser oder Öl in Kontakt geriet, wurde eine chemische Reaktion hervorgerufen, die zu einem Brand führte. Dieser verbrauchte den restlichen Luftsauerstoff und die Männer erstickten.
zum Teil zitiert aus Kursk (U-Boot) (Wikipedia)
Das Modell
Modell: Russian SSGN Kursk Oscar II Class
Hersteller: Tamiya – von 2003
Maßstab: 1/700
Material: Kunststoff
Art.Nr.: 31906
Preis: 14,80 € (NNT Modell + Buch)
Der Bausatz stammt aus dem Jahr 2003. Er enthält lediglich 15 Teile und ein für die Waterline-Bausätze der damaligen Zeit übliches Metallgewicht. Die wenigen Teile sind gut und verhältnismäßig detailreich und fein graviert. Soweit ich beurteilen kann, stimmen die Proportionen des Überwasser-Rumpfes, ich habe die Abmessungen aber nicht kontrolliert.
Der Bau war unkompliziert und ist durchaus auch für einen maritimen Modellbau-Anfänger zu stemmen. Allerdings sollte man beim Heraustrennen der filigranen Teile wie Antennen, Radar und Sehrohr vorsichtig vorgehen, da diese (zumindest in meinem Bausatz) leicht zum Brechen neigen.
Siehe zu dem Thema auch den Bericht von Carsten Schwenk.
Abziehbilder
Die Abziehbilder sind sauber und versatzfrei gedruckt. Der kleine Bogen enthält Decals für die Kursk und die Schwesterschiffe Omsk und Tomsk.
zum Teil zitiert aus Kursk (U-Boot) (Wikipedia)
Die Anleitung
Die Bauanleitung ist aufgrund der geringen Teilezahl kurz, im Bezug auf die Kennungen und Farbangaben ausreichend. Als Farbreferenzen werden die Farben von Tamiya angegeben.
Als Lektüre zur Kursk und deren tragischen Unglück kann ich das Heft Nr. 150/151 aus der Heftreihe SMS – Schiff-Menschen-Schicksale empfehlen. Darin sind die Vorgeschichte und Technik der U-Schiffsklasse, sowie die Umstände des tragischen Unglücks ausführlich beschrieben.
Fazit
Der Bausatz ist eine willkommene Bereicherung für den U-Boot/Schiff Bereich, ein vollständiger Rumpf mit entsprechend zusätzlichen Teilen wäre allerdings bei dem Thema auch nicht schlecht gewesen. Der Bausatz ist recht einfach und gut. Er eignet sich hervorragend als Einsteiger Modell oder kleiner Appetithappen für Zwischendurch.
Ein zusätzlicher Ätzteilebogen ist hier relativ sinnlos. Das Wenige, was fehlt, kann mit „Bordmitteln“ hergestellt werden. Der Bausatz erhält aufgrund seiner Einfachheit von mir noch empfehlenswerte vier Punkte.

Holger Siegel