06.09.1982 - 40 Jahre Hovsa-Missilet (Hoppla-Rakete)

 


Heute vor 40 Jahren, am 6. September 1982, wurde auf der dänischen Fregatte Peder Skram ein Systemtest der Harpoon-Raketen durchgeführt (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Ein Abschuss der teuren Anti-Schiffsraketen war nicht geplant, als auf Peder Skram nördlich der Insel Seeland (Sjælland) der Test begonnen wurde. Der verantwortliche Offizier vom Materialkommando gab den Kurs "123" ein und führte den Test durch, worauf eine der Raketen startete und in Richtung Kopenhagen flog. Die Rakete explodierte aber schon in einer Ferienhaussiedlung bei Lumsås im Norden Seelands und zerstörte vier Ferienhäuser und beschädigte 130 weitere. Da dies außerhalb der Ferienzeit passierte, wurde niemand verletzt oder gar getötet. Anfangs wurde der Offizier des Materialkommandos, Orlogskaptajn (Korvettenkapitän) Henning G. Olsen verantwortlich gemacht. Erst die Arbeit einiger Journalisten deckte auf, dass technischer Fehler des Raketensystems für den versehentlichen Abschuss verantwortlich waren und dass der Zerstörer USS Coontz 1981 schon unter ähnlichen Umständen versehentlich eine Harpoon abgeschossen hatte. Daraufhin musste der Hersteller der Harpoon, McDonnell Douglas, für den angerichteten Schaden Entschädigung zahlen. Der Zwischenfall wird in Dänemark "Hovsa-Missilet" genannt, also etwa Hoppla-Rakete.

Das Original

Die dänische Fregatte Peder Skram (F 352) ist das Typschiff einer Klasse von zwei Schiffen, die 1964-67 gebaut wurde. Peder Skram und ihr Schwesterschiff Herluf Trolle (F 353) waren die stärksten Einheiten der dänischen Marine während des Kalten Kriegs. Sie wurden im Rahmen eines Abkommens mit den USA gebaut, wobei diese für 50% der Baukosten aufkamen. Ihre Aufgaben waren die Bekämpfung von Schiffen, Flugabwehr sowie die Leitung der eigenen Kräfte. Sie waren für den Einsatz in Ost- und Nordsee sowie im östlichen Atlantik gedacht. Um die Anschaffungskosten zu reduzieren, wurden nur veraltete halbautomatische 12,7-cm-Geschütze eingebaut und die U-Jagdbewaffnung beschränkte sich auf ebenso veraltete Wasserbomben. Sie gehörten zu den ersten Kampfschiffen mit Gasturbinen als Antrieb.


Die drahtgesteuerten Torpedos, Teil ihrer Anti-Schiffsbewaffnung, waren bei Fertigstellung noch nicht verfügbar und wurde erst 1973 eingebaut. 1977-79 wurden beide Schiffe modernisiert. Der zweite 12,7-cm-Turm wurde durch zwei Harpoon-Anti-Schiffsraketenstarter ersetzt und achtern wurde ein Sea Sparow-Flugabwehrraktenstarter eingebaut, wofür die Wasserbombenablaufgestelle unter Deck verlegt wurden. Durch die Nachrüstung mit Lenkwaffen wurden die Anti-Schiffs- und Flugabwehrfähigkeiten deutlich verbessert, die U-Jagd-Fähigkeiten blieben begrenzt. Aus Einsparungsgründen wurden beide Schiffe schon 1988 außer Dienst gestellt und 1990 gestrichen. Peder Skram ist als Museumschiff erhalten.


Peder Skram ist 112,7 m lang, 12,0 m breit und verdrängte nach dem Umbau 2425 t. Der Antrieb erfolgte durch zwei Dieselmotoren mit zusammen 4800 PS, mit denen 16 kn erreicht wurden, oder zwei Gasturbinen mit 44.000 PS, womit bei den Probefahrten 32,7 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 180 Personen (vor dem Umbau 207).

Bewaffnung 1982
2 x 12,7 cm L/38 M/60 LvSa2 (ein Zwillingsturm)
4 x 4 cm L/70 Bofors M/48 LvSa (vier Einzellafetten)
8 Harpoon-Antischiffs-Raketen (zwei Vierfachstarter, nur je zwei Raketen an Bord)
1 Sea Sparrow Mk 29 Achtfach-Flugabwehrraketenstarter
4 x 53,3 cm Torpedorohre (zwei Zwillingsrohre für TP61-Torpedos oder modernisierte T1 (G7))
8 Wasserbomben


Peder Skram wurde 1964-66 von der Helsingør Skibsværft in Helsingør gebaut. Ihr Heimathafen war Kopenhagen. Sie war öfters Teil der NATO-Einheit STANAVFORLANT (1974, 1976-77, 1980-83 und 1986). Sie besuchte u.a. 1966 die USA und 1975 Leningrad. Am 6. September 1982 feuerte sie versehentlich die Harpoon-Rakete ab ("Hovsa-Missilet"). 1988 wurde Peder Skram außer Dienst gestellt und 1990 aus der Marineliste gestrichen. 1992 wurde sie an einen Verein verkauft, der sie als Museumsschiff erhalten wollte. Sie wurde 1996 an ihren heutigen Liegeplatz in Holmen gebracht und ist seit 2008 dort Museumsschiff.

Das Modell

Das Modell der dänischen Fregatte Peder Skram habe ich aus dem 3D-gedruckten Bausatz von Masters of Military gebaut (siehe Bausatzbesprechung). Der Bausatz besteht aus dem Rumpf, an dem bereits die Aufbauten, Masten und viele andere Teile angedruckt sind, sowie einem Rahmen mit weiteren Kleinteilen. Ich stellte das Schiff im Zustand von 1982 dar.

Das Modell lässt sich problemlos bauen. Ich musste den Rumpf mit hießen Wasser gerade biegen, was funktioniert hat. Zudem habe ich die Rumpfseiten etwas nachgeschliffen. Ich entfernte die beiden Harpoon-Vierfachstarter vor der Brücke - einerseits, weil sie mir etwas zu groß erschienen, andererseits, da die Fregatte damals nur Starter mit je zwei Raketen an Bord hatte. Diese Starter stellte ich mit Teilen von Fine Molds dar. Die Geschützrohre für die 12,7-cm-Geschütze und die 4-cm-Geschütze ersetzte ich durch Messingrohre, wobei für die 4-cm-Rohre ich keine passenden hatte, so dass ich 7,62-cm-Rohre anpasste. Ich vermute, dass 1982 die 2-cm-Geschütze vor der Brücke noch nicht an Bord waren, deshalb brauchte ich diese nicht ergänzen. An Backbord mittschiffs fügte ich aus der Restekiste noch ein Schlauchboot hinzu. Am Fockmaste entfernte ich die Plattformen vorne und ersetzte sie durch dünnere aus Plastikplatten. An beiden Masten ersetzte ich die Rahen durch Metallstäbe, die Topspiere des Fockmasts und deren Abstützung baute ich aus Metallstäben neu. Die Peilantenne auf der Brücke ersetzte ich durch ein Fotoätzteil. Problematisch waren die CWS-2 (AWS.1)- und CWS-3-Radarantennen, die es meines Wissens nicht als Fotoätzteile gibt. Ich kombinierte und modifizierte verschiedene Teile von sowjetischen und französischen Radarantennen von GMM bzw. L'Arsenal, um die beiden Antennen darzustellen. Außerdem ergänzte ich noch die Peitschenantennen aus 0,05 mm dicken Kupferdraht.

Für die Bemalung verwendete ich Acrylfarben von Vallejo Model Color. Für die vertikalen Flächen nutzte ich 153 Hellblaugrau, für die Decks 162 Basaltgrau (bei der Decksfarbe bin ich mir nicht sicher, sie wirkt auf dem Museumsschiff dunkler). Für die oberen Hälften der Masten und Schornsteine verwendete ich 167 Anthrazitgrau. Die Schlauchboote sind teilweise mit 22 Hellorange bemalt, das Motorboot teilweise mit 139 Mahagonibraun und die Plastikhauben auf den 4-cm-Geschützen sind mit 124 Iraquisand bemalt. Die Abziehbilder sind von Tailormade Decals gezeichnet und gedruckt.

Links mit zwei Fregatten, deren Entwürfe etwa gleichalt waren: der chilenischen Almirante Lynch (1973) der britischen Leander-Klasse und USS Pharris (1974) der Knox-Klasse. Rechts ein Vergleich mit zwei heutigen dänischen Fregatten, Absalon (2005) und Niels Juel (2011).

Quellen


Lars