07.07.1979 - 40 Jahre Missione Vietnam

 

Heute vor 40 Jahren, am 7. Juli 1979, bildete sich bei Kreta die VIII Gruppo Navale der italienischen Marine, die aus den Lenkwaffen-und Hubschrauberkreuzern Andrea Doria und Vittorio Veneto sowie dem Versorger Stromboli bestand. Die Aufgabe der Einheit war vietnamesische Bootsflüchtlinge aus dem Südchinesischen Meer zu retten, die Missione Vietnam (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Nachdem 1975 nordvietnamesische Truppen das gesamte Land erobert und dadurch den Vietnamkrieg beendet hatten, ging das Regime massiv gegen die Besiegten vor. 200.000 Südvietnamesen wurden hingerichtet, weitere 165.000 starben in Umerziehungslagern. Die Folge war eine gewaltige Flüchtlingswelle: insgesamt 2,5 Millionen flohen aus Vietnam, davon 800.000 über das Südchinesische Meer. Sie benutzten oft Boote im schlechten Zustand, die vollkommen überladen waren, und versuchten mit diesen Nachbarländer wie Thailand, Malaysia, Hong Kong, Singapur, Indonesien und die Philippinen zu erreichen. Diese Nachbarländer weigerten sich im zunehmenden Masse Flüchtlinge aufzunehmen, so dass die Bootsreisen immer weiter und gefährlicher wurden. Die italienische Regierung entschied sich zu helfen und sendete die drei Schiffe. Diese retteten insgesamt 901 Flüchtlinge und transportierten sie nach Italien, wo sie Asyl erhielten.

Das Original

Der italienische Lenkwaffen- und Hubschrauberkreuzer Andrea Doria (C 553) war das Typschiff einer Klasse von zwei Schiffen, die 1958-64 gebaut wurden. Die Klasse hatte als Hauptaufgabe die Flugabwehr und U-Jagd. Für erstere Aufgabe diente ein Terrier-Starter, womit die Klasse zu der ersten Generation von Lenkwaffenkreuzern gehörte. Für die zweite Aufgabe waren U-Jagdhubschrauber vorgesehen. Hierfür erhielt die Klasse einen großen Hangar, der zwei große bzw. vier kleinere Hubschrauber aufnehmen konnte, sowie ein geräumiges Flugdeck, das zusätzlich über die Bordwand hinaus ragte, um die Fläche zu vergrößern. Als Hubschrauber wurden anfangs vier Agusta-Bell AB-204 bzw. zwei Sikorsky SH-34 verwendet, später vier Agusta-Bell AB-212 bzw. zwei Sikorsky SH-3. Neben diesen Aufgaben eigneten sich die Schiffe auch als Flaggschiffe. Als Eigenschutz erhielten die beiden Kreuzer eine relativ starke Flakbewaffnung, die so durchaus typisch für die italienische Marine der Epoche war, aber für die damalige Zeit ungewöhnlich war – man denke nur an die erste Generation von Lenkwaffenkreuzern der US Navy, die ohne Geschütze entworfen wurden. Eine spezifische Bewaffnung gegen Schiffe war nicht vorhanden, nur die Flugabwehrraketen und -geschütze konnten auch gegen Schiffe verwendet werden. Dazu konnten ab Ende der 1970er die Hubschrauber mit Otomat-Anti-Schiffsraketen bewaffnet werden. Der Rumpf war eine vergrößerte Version des Rumpfs der Zerstörer der Impavido-Klasse, auch der Antrieb war ähnlich.

Anfangs waren drei Kreuzer der Klasse vorgesehen. Statt des dritten, der Enrico Dandalo, wurde eine vergrößerte Version gebaut, die Vittorio Veneto. 1976-78 wurde Andrea Doria stark modernisiert, wobei Terrier durch SM-1-Flugabwehrraketen ersetzt wurden sowie neue Radarantennen und ein neues Kommandosystem an Bord kam. Das Schwesterschiff Caio Duilio wurde 1979-80 auch modernisiert, u.a. auch die Radaranlagen. Allerdings wurde sie dabei zum Schulschiff umgebaut, um die San Giorgio zu ersetzen. Die beiden Schiffe dienten bis 1992 bzw. 1989. Heute tragen zwei ähnlich große Schiffe ihre Namen, zwei Lenkwaffenzerstörer der Orizzonte (Horizon)-Klasse. Diese sind auf die Flugabwehr spezialisiert. Statt weiterer Kreuzer, die sowohl der Flugabwehr dienen als auch Hubschrauberträger genutzt werden, sind die Aufgaben heute getrennt: eben Flugabwehrschiffe wie die Orizzonte-Klasse und Träger wie Giuseppe Garibaldi und Conte di Cavour.

Andrea Doria war 149,3 m lang, 17,2 m breit und verdrängte 6500 t. Der Antrieb erfolgte über vier Kessel und zwei Dampfturbinen und leistete 60.000 PS, womit 31 kn erreicht wurden. Die Besatzung setzte sich aus 500 Angehörigen zusammen.

Bewaffnung 1979
8 x 7,62 cm L/62 MMI Oto Melara (Einzellafetten)
1 Mk. 10-Zwillingsstarter für SM-1ER-Flugabwehrraketen (40 SM-1ER)
6 x 32,4 cm-Torpedorohre (zwei Drillingsrohre, 30 Mk 46-Torpedos, auch Bewaffnung der Hubschrauber)
4 Agusta-Bell 212ASW-U-Jagdhubschrauber

Die Andrea Doria wurde 1958-64 von Cantieri del Tirreno in Riva Trigoso gebaut. Sie war anfangs in La Spezia stationiert und Flaggschiff der 1. Division. Sie unternahm zahlreiche Reisen, u.a. nach Japan und Südamerika. 1979 nahm sie der Rettungsmission für vietnamesische Bootsflüchtlinge im Südchinesischen Meer teil. 1980 suchte sie nach einer abgestürzten DC-9 des Itavia-Flugs 870, das sogenannte Ustica-Blutbad. Es gibt Hinweise, dass die DC-9 entweder versehentlich abgeschossen wurde oder einem Terroranschlag zum Opfer fiel – ein immer noch nicht komplett geklärter Fall. Im gleichen Jahr unterstützte sie die Betroffenen des Erdbebens in der Irpinia. Sie wurde danach nach Taranto verlegt und wurde Flaggschiff der 2. Division. 1984 unterstützte sie die italienischen Friedenstruppen im Libanon. 1986 war Andrea Doria Flaggschiff der Operazione Girasole, einer italienischen Machtdemonstration gegen Libyen, nach dem Gaddafi zwei Scud-Raketen als Reaktion auf die US-Angriffe auf Lampedusa schießen lies – beide Raketen hatten glücklicherweise ihr Ziel verfehlt. 1992 wurde Andrea Doria außer Dienst gestellt und 2001 in Neapel abgewrackt.

Das Modell

Das Modell des italienischen Kreuzers Andrea Doria habe ich aus dem Bausatz von Delphis gebaut. Ich benutzte den Fotoätzteilsatz von Regia Marina für den Lenkwaffenzerstörer Audace für die Detaillierung. Mein Modell soll den Zustand von 1979 darstellen, der Bausatz dagegen stellt den ursprünglichen Bauzustand vor der Modernisierung dar.

Das Modell musste also etwas umgebaut werden:

  • das Deckshaus an der Basis des Fockmasts wurde nach vorne vergrößert.
  • die Plattform für den Radar am Fockmast wurde entfernt und stattdessen ein neuer Gittermast vor den Fockmast gesetzt, der aus Metallstäben gebaut wurde. Der SPS-768-Radar (statt des SPS-12-Radars) ist aus Fotoätzteilen von Regia Marina gebaut. Der kleinere Suchradar vorne am Fockmast kam auf eine neue Plattform und besteht ebenfalls aus Teilen von Regia Marina.
  • die beiden Werfer neben der Brücke wurden durch zwei neu gebaute Störkörperwerfer ersetzt, die auf hinzugefügte Schwalbennester seitlich am Rumpf neben den Großmast gesetzt wurden.
  • der SPS-39-Radar auf dem Großmast wurde durch einen selbst gebauten SPS-52-Radar ersetzt.
  • die Rettungsinseln wurden neu angeordnet.
  • die beiden SH-34-Hubschrauber wurden durch AB-212-Hubschrauber ersetzt, die aus anderen Delphis-Bausätzen geborgt und durch fotogeätzte Kufen und Rotoren von Regia Marina verfeinert wurden.

Dazu habe ich noch folgende Änderungen durchgeführt:

  • die nicht ganz mittschiffs angeordnete Basis des Mk 10-Starters habe ich entfernt und den Starter, die Basis und die Raketen durch Teile von diStefan 3Dprint auf Shapeways ersetzt.
  • die Rohre der 7,62 cm-Geschütze wurden durch Messingrohre ersetzt - die ähnlichsten, die ich fand, waren welche für britische 12-Pfünder von Master.
  • die achtersten beiden Plattformen für die 7,62 cm-Geschütze waren zu groß, weshalb ich sie gekürzt habe.
  • statt der 32,4 cm-Drillingsrohre des Bausatzes wurden welche von Fine Molds verbaut.
  • die Brückenfester habe ich verspachtelt und neu aufgemalt.
  • an der Stelle der Resindavits wurden fotogeätzte von Starling Models montiert.
  • die Peitschenantennen sind aus 0,05 mm dicken Kupferdraht.
  • an beiden Masten wurden Rahe, Spieren und Verstrebungen aus Metallstäben ergänzt.
  • die Ankerketten, Netze am Hubschrauberdeck und der Schraubenschutz stammen aus dem Satz von Regia Marina.

Bemalt wurde die Andrea Doria mit Farben von Vallejo Model Color. Für die vertikalen Flächen benutzte ich 153 Hellblaugrau, für die Decks 160 Neutralgrau, für diverse Antennen 159 Staubgrau, die Masten, Schornsteinkappen und Geschützrohre 167 Anthrazitgrau und für den Hubschrauber 161 Londongrau, 27 Blutorange sowie auch 167. Die Abziehbilder sind von Delphis (Kennnumern) bzw. selbst gezeichnete und vom Druckeronkel gedruckte (Hubschrauberdeck)

Links ein Vergleich mit dem Namensnachfolger, dem Lenkwaffenzerstörer (Fregatte) Andrea Doria (2007, Delphis). In der Mitte mit dem etwa gleich alten Lenkwaffenzerstörer (Fregatte) USS Preble (1960, Niko Model), der wie Andrea Doria zur U-Jagd und Flugabwehr gedacht war, sowie dem japanischen Hubschrauberzerstörer Shirane (1980, Pit-Road), der ein ähnlich großes Hubschrauberdeck für U-Jagd-Hubschrauber, aber keine weitreichende Flugabwehr hatte. Rechts ein Vergleich mit zwei älteren Kreuzern, dem britischen Schweren Kreuzer HMS Exeter (1931, ŘOP) und dem französischen Panzerkreuzer Waldeck-Rousseau (1911, Kombrig).

Quellen

Lars