Modell: Adelaide-Class Guided Missile Frigate, Santa Maria-Class Frigate
Hersteller: AFV Club
Maßstab: 1/700
Material: Polystyrol (Spritzguss), Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: SE70011
Preis: ca. 40 €

AFV Club setzt die Serie von Varianten der Fregatten der Oliver Hazard Perry-Klasse fort. Bisher gibt es die long hull-Variante der US Navy als Wasserlinienmodell (Bausatzvorstellung), eine Variante dieses Bausatz mit der Option als Vollrumpfmodell, die taiwanesischen Ming Chuan (ex USS Taylor) bzw. Feng Jia (ex USS Gary) direkt nach dem Transfer nach Taiwan und die taiwanesische Cheng Kung-Klasse (Bausatzvorstellung). Die als letzte erschienene Variante ist ein Bausatz, der entweder den Bau der spanischen Santa María-Klasse oder der australischen Adelaide-Klasse ermöglicht.  

Das Original spanische Santa María-Klasse

Die sechs Fregatten der spanischen Santa María-Klasse, auch F80 genannt, wurden 1982-94 gebaut. Sie waren für die U-Jagd gedacht, sind aber auch für die Flugabwehr und Bekämpfung von Schiffen ausgerüstet. Die Fregatten sind wie die US-Variante, die Oliver Hazard Perry-Klasse, darauf ausgelegt, möglichst billig gebaut zu werden. Sie haben nur eine Schraube und können nur zwei Luftziele für die SM-1-Raketen markieren. Das Bordgeschütz hat nur einen eingeschränkten Feuerbereich, das Nahbereichsabwehrgeschütz hat nach vorne einen toten Winkel. Die spanischen Schiffe sind breiter als die US-Schiffe, haben ein anderes Nahbereichsabwehrgeschütz, ein zusätzliches Radar für dieses und ein anderes System für die elektronische Kriegsführung. Der Aufbau unter den Brückenflügeln wurde erweitert.  

Die Klasse wurde in zwei Losen gebaut. Auf Santa María, Victoria, Numancia und Reina Sofia (F81-F84) folgten Navaria und Canarias (F85-F86) mit verbesserten Sensoren. Alle wurden bei Izar (heute Navantia) in Ferrol gebaut. Ihr Heimathafen ist Rota und sie gehören  zur 41ª Escuadrilla. Sie wurden u.a. im Zweiten Golfkrieg, in der Adria während der Balkan-Kriege sowie im Indischen Ozean im Rahmen von Operation Enduring Freedom und Atalanta eingesetzt. 2003-10 wurden die ersten vier Schiffe modernisiert. Die Klasse soll ab 2028 durch die Bonifaz-Klasse (F110) ersetzt werden. 

Die Santa María-Klasse ist 137,7 m lang, 14,3 m breit und verdrängt 3700 t. Der Antrieb erfolgt über zwei Gasturbinen mit 40.000 PS, womit 29 in erreicht werden. Die Besatzung besteht aus 214 Personen. 

Bewaffnung 
1 x 7,62 cm L/62 OTO Melara Geschütz
1 x 2 cm Meroka-Nahbereichsabwehrgeschütz (12-rohrig)
2 x 1,27 cm Browning M2 Maschinengewehre 
1 Mk 13-Starter (8 Harpoon-Anti-Schiffsraketen, 32 SM-1-Flugabwehrraketen)
6 x 32,4 cm Torpedorohre (für Mk 46 Torpedos)
2 Sikosky SH-60B Seahawk-Bordhubschrauber (üblicherweise nur einer an Bord)

Das Original australische Adelaide-Klasse

Die sechs Fregatten der australischen Adelaide-Klasse wurden 1977-93 gebaut. Sie sollten die Zerstörer der Daring-Klasse ersetzen. Ursprünglich wollte Australien hierfür einen eigenen Entwurf, den Light Destroyer (DDL), bauen, aber aus Kostengründen wurde entschieden, Fregatten der Oliver Hazard Perry-Klasse in den USA bauen zu lassen, obwohl es die Einschätzung gab, dass diese nicht den Erfordernissen genügten. Die australischen Schiffe ähnelten den für die US Navy gebauten Fregatten stark. Die ersten drei, Adelaide, Canberra und Sydney (FFG-01 bis FFG-03), wurden mit dem kurzen Rumpf (short hull) gebaut. Die letzten drei - Darwin, Melbourne und Newcastle (FFG-04 bis FFG-06), wovon die letzten beiden in Australien gebaut wurden, erhielten einen längeren Rumpf (long hull), um SH-60B Seahawk-Bordhubschrauber einsetzen zu können. Die ersten drei Schiffe wurden später auf den gleichen Standard gebracht. Ab 2002 wurden die letzten vier Schiffe im Rahmen des FFG Upgrade-Projekts modernisiert. Der Mk 13-Starter wurde umgerüstet, um SM-2-Flugabwehrraketen abfeuern zu können, auf dem Vorschiff wurde ein Senkrechtstarter für ESSM-Flugabwehrraketen ergänzt, das Phalanx-Nahbereichsabwehrgeschütz modernisiert und neue Torpedos eingeführt. Die Radarausstattung wurde aber nicht verbessert. Fregatten der Adelaide-Klasse dienten u.a. im Zweiten Golfkrieg 1991, während der Osttimor-Krise 1999 und im Irakkrieg 2003. Die ersten beiden Fregatten wurden 2008 bzw. 2005 außer Dienst gestellt, die anderen vier folgten 2015-19. Die letzten beiden wurden 2020 an Chile verkauft, wo sie als Almirante Latorre bzw. Capitan Prat noch in Dienst sind.

Die Adelaide-Klasse ist 138,7 m lang, 13,7 m breit und verdrängt 4100 t. Der Antrieb besteht aus zwei Gasturbinen mit zusammen 41.000 PS, womit 29 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand in australischen Diensten aus 176-221 Personen. 

Bewaffnung (nach FFG Upgrade)
1 x 7,62 cm L/62 OTO Melara Geschütz
1 x 2 cm Phalanx Block 1b-Nahbereichsabwehrgeschütz (sechsrohrig)
2 x 1,27 cm Maschinengewehre auf Mini Typhoon-Lafetten
1 Mk 13-Starter (8 Harpoon-Anti-Schiffsraketen, 32 SM-2MR-Flugabwehrraketen)
1 VLS Mk 41-Starter (achtzellig, 32 ESSM-Flugabwehrraketen)
6 x 32,4 cm Torpedorohre (für Mk 46 Torpedos)
2 Sikosky S-70B-2 Seahawk-Bordhubschrauber (oder ein Seahawk und ein Aerospatiale AS350B Squirrel)

Der Bausatz

Für die spanische und australische Variante hat AFV Club hat einen neuen Spritzling beigelegt. Dieser enthält u.a. Details für den Großmast, den geschlossenen Aufbau unter den Brückenflügeln, Satellitenantennen und Plattformen für diese, ECM-Geräte und das Meroka-Nahbereichsabwehrgeschütz für die Santa María-Klasse. Für die Adelaide-Klasse ist der Senkrechtstarter für die ESSM-Raketen, der optische Sensor auf der Brücke, Satellitenantennen und neue Heckspiegel (für die Wasserlinien- und Vollrumpfversion) dabei. 


Beide Varianten, die spanische und australische, stellen späte Bauzustände dar. Im Falle der Adelaide-Klasse ist der Zustand nach dem FFG Upgrade dargestellt. Das hierfür notwendige Phalanx Block 1b-Nahbereichsabwehrgeschütz findet sich auf Spritzling B. 

Gemeinsame Teile mit dem Bausatz der Oliver Hazard-Perry-Klasse

Der Großteil der Spritzlinge sind aus den bisherigen Bausätzen der Oliver Hazard-Perry-Klasse von AFV Club bekannt. Auf dem Spritzling A findet man die Teile für den Überwasserrumpf - der Heckspiegel liegt als Extrateil bei.


In dem Bausatz der australischen und spanischen Fregatten ist auch der Unterwasserrumpf, ein Modellständer und ein Namensschild enthalten, um den Bausatz als Vollrumpfmodell bauen zu können. Dieser Spritzling war auch schon in anderen Varianten des Bausatzes enthalten (aber nicht in dem als ersten erschienenen).


Der Spritzling B enthält diverse Kleinteile:


Der Aufbau ist als ein Teil gespritzt - nur die Innenwände des Hangars werden aus zusätzlichen Teilen gebaut.


Auf dem Spritzling C sind u.a. Teile für die Aufbauten, Masten und der Heckspiegel für die Wasserlinien- und Vollrumpfvariante (hier nur für die spanische Variante benötigt).


Der Spritzling D enthält diverse Kleinteile und liegt vier Mal bei:


Auf dem Spritzling F findet man drei Exportvarianten des Seahawk-Hubschraubers und auch drei SH-60B Seahawk. Die australische Marine setzte anfangs die Exportvariante S-70B-2 mit dem Radar weiter vorne am Bug ein (aber anfangs auch oft den Aerospatiale AS350B Squirrel) und ersetzte diese 2017 (kurz vor der Außerdienststellung der letzten Fregatten der Adelaide-Klasse) durch MH-60R Seahawk. Die spanische Marine setzte meines Wissens immer die SH-60B-Variante mit dem großen Radar (hier eine Fotogalerie eines im Bauzustand von 2016) ein (vereinzelt sieht man auch andere Hubschrauber auf der Santa María-Klasse, z.B. Agusta Bell AB-212).

Die Fotoätzteile

Die Fotoätzteile sind identisch mit den anderen Bausatzvarianten. Es sind keine Alternativteile für enthaltene Spritzgussteile, sondern dienen überwiegend der Detaillierung des Hauptmasts bzw. sind Teile (künstlicher Horizont etc.), die über den Hangartoren montiert werden.

Die Abziehbilder

Die Abziehbilder umfassen die Kennnummern für die letzten vier, modernisierten australischen und alle sechs spanischen Schiffe. Außerdem sind Markierungen für das Hubschrauberdeck, Warnkreise um die Waffen, Tiefgangsmarken und Flaggen enthalten. Für die ersten beiden, nicht modernisierten australischen Schiffe sind keine Kennnummern dabei - hier müsste man je nach Bauzustand auch mehr oder weniger modifizieren.

Die Anleitung

Die Anleitung enthält einen kurzen Text über das Original auf Englisch, Chinesisch und Japanisch. Hinten findet sich eine Übersicht aller enthaltenen Teile (aber keine Markierungen, welche nicht gebraucht werden). Der Zusammenbau wird in elf Schritten erklärt, wobei diese teilweise für die australische (P1) und spanische Variante (P2) getrennt, teilweise gemeinsam ausgeführt ist. Bei den Hubschraubern wird nicht darauf eingegangen, dass die australischen Schiffe die S-70B-2-Variante mit dem anderen Radar hatten. Für beide Varianten fehlen die Anbauten für die Bauzustände der 2010er, z.B. der FLIR-Turm. Die Bemalanleitung bezieht sich auf Gunze Sangyo, Humbrol, Revell und Lifecolor. In Bezug auf die Positionen der Abziehbilder ist sie etwas verwirrend, da nur eine Zeichnung für beide Varianten gezeigt wird.

Bei den Spritzgussteilen fehlt für die Adelaide-Klasse die Panzerplatten für das Peildeck (die liegt in dem Fotoätzteilset bei). Auf den Positionen, auf denen bei den spanischen Schiffen die ECM-Geräte stehen, bleibt bei den australischen Schiffen, auf denen dort die ECM-Geräte ausgebaut wurden, eine Vertiefung, die man zuspachteln müsste. Ich bin mir nicht sicher, wo die australischen Schiffe ihre ECM-Ausrüstung im letzten Zustand hatten. Laut Literatur soll die Klasse Nulka-Störkörperwerfer erhalten haben, die ich bisher nicht eindeutig auf Fotos ausmachen konnte (eventuell neben dem vorderen kleinen Gittermast?). Seitlich an den Aufbauten unterhalb des vorderen Masts ist ein in Persenning verpacktes Teil mit einem Art Dach darüber - ein Rettungssystem? - welches im Bausatz nicht dargestellt wird. Die Mini-Typhoon und Maschinengewehre sind nicht enthalten, aber waren auch nicht permanent an Bord bzw. nicht permanent montiert. In chilenischen Diensten wurden die Satellitenantennen auf dem Hangar entfernt.

Der Bausatz könnte auch ein Ausgangspunkt für den Bau eines Modells der türkischen G-Klasse sein, die ebenfalls den Senkrechtstarter auf dem Vorschiff erhalten hat. Hier sind noch einige andere Änderungen notwendig, so der Austausch des SPS-49 gegen einen SMART-S-Radar, Anpassung der Satellitenantennen und  ein geschlossener Raum unter den Brückenflügeln - aber im Gegensatz zu den spanischen Schiffen nur auf dem ersten Aufbaudeck, nicht bis runter bis zum Oberdeck (siehe Fotogalerien der TCG Gökova, TCG Göksu und TCG Gediz).

 


Modell: Photo-etched Detail-Up Set for Santa Maria-Class Frigate, Adelaide-Class Guided Missile Frigate, 
Hersteller: AFV Club
Maßstab: 1/700
Material: Fotoätzteile
Art.Nr.: AG35068
Preis: ca. 38 €

Inzwischen hat AFV Club auch Fotoätzteilsets für die Oliver Hazard Perry-Klasse (US Navy-Variante), die taiwanesische Cheng Kung-Klasse und auch für den Bausatz für die Santa María/Adelaide-Klasse herausgebracht. Die in den drei verschiedenen Sets enthaltenen Platinen sind zwar relativ groß und umfassend, aber auch relativ teuer.

Die Platine umfasst Teile für die Gittermasten (unterschiedliche Varianten für die australische und spanische Versionen), Türen, Niedergänge, angepassste Reling, Sicherheitsnetze für das Hubschrauberdeck, Panzerplatten für das Peildeck der australischen Schiffe, den SPS-49-Radar, die OE-82-Satellitenantennen, Fallreeps, Decks für die Beiboote, Details für den Mk 13-Starter, Gestelle für die Rettungsinseln, geöffnete und geschlossene Hangartore etc. Etwas merkwürdig ist, dass für die spanischen Schiffe nicht die Gitterstelle für die Plattformen für die Satellitenantennen vorhanden sind.


Die Anleitung besteht aus perspektivischen Ansichten und Plänen sowie vielen Farbfotos. Hier muss man sich nicht nur die Mühe machen und herausfinden, welche Plastikteile ersetzt werden können, sondern auch für welche Variante.


Der Vorteil dieses Sets ist, dass er bereits für die australische Adelaide- bzw. die spanische Santa María-Klasse angepasst wurde. 

Quellen

Fazit

Der neue Bausatz von AFV Club der spanische Fregatte der Santa María-Klasse bzw. der australischen Adelaide-Klasse ist eine konsequente Weiterführung der Serie der Varianten der Oliver Hazard Perry-Klasse. Die Bausätze sind auf dem heutigen Niveau und enthalten die Teile, um ein spanisches bzw. australisches Schiff bauen zu können - mit kleinen Einschränkungen für die australischen Schiffe, da hier einige Teile fehlen (die zum Teil im extra Fotoätzteilset enthalten sind). Das Fotoätzteilset ist teuer, aber speziell für diese Varianten angepasst. Insgesamt ist der Bausatz

alt empfehlenswert


Lars