Modell: Task Force Ravitailement à la Mer
Hersteller: Heller
Maßstab: 1/400
Material: Plastik (Spritzguss), Metallkettchen, Draht, Takelgarn, Abziehbilder
Art.Nr.: 81092
Preis: 69,99 € (UVP)

Das Original

Bei der Task Force soll es sich offenbar um die Force Alpha handeln. Diese wurde erstmals 1966 zur Absicherung der französischen Atomwaffentests in Polynesien gebildet. Sie bestand aus dem Flugzeugträger Foch, der 6. Division d’Escorteurs d’Escadre, DEE (Geleitdivision), bestehend aus den Zerstörern Forbin, La Bourdonnais und Jauréguiberry, und dem Tanker La Seine. 1968 wurde sie erneut aufgestellt, diesmal mit dem Flugzeugträger Clemenceau statt Foch, ansonsten aber in der gleichen Zusammenstellung wie 1966. Es gibt aber auch die Angabe, dass als Tanker dieses mal La Saône dabei war. Die drei Zerstörer der 6. DEE gehörten zum Typ T 53 (Duperre-Klasse). Bei dem Zerstörer im Bausatz handelt es sich aber um die Tartar-Version des Typs T 47 (Surcouf-Klasse), obwohl es von Heller in 1/400 auch einen Bausatz der Forbin gab.

Nachdem der Flugzeugträger und die Zerstörer Ende Januar/Anfang Februar noch bei Toulon an der Suche nach dem vermissten U-Boot Minerve teilgenommen hatten, lief der neu gebildete Verband am 12.03.1968 Richtung Pazifik aus, wo eine zweite Serie von Atomwaffentests stattfinden sollte. Über Dakar, Diego Suez und Nouméa erreichte Force Alpha am 18.05.1068 Tahiti. Nachdem am 7. Juni und vom 15. Juli bis 3. August verschiedene Tests durchgeführt worden waren, wurde am 24. August die erste französische H-Bombe über dem Mururoa-Atoll gezündet und am 8. September noch eine zweite. Während dieser Tests verbrachte Force Alpha bei fünf Einsatzfahrten insgesamt 65 Tage auf See. Am 16. Oktober begann der Verband seinen Rückmarsch über Kap Horn. Dieser wurde für einen Abstecher nach Gabun unterbrochen. Dort zeigte man vier Tage lang „Präsenz“, um Nigeria, welches die Hilfe aus Gabun für Biafra nicht akzeptieren wollte, zum Einlenken zu veranlassen. Am 12. Dezember war der Verband dann wieder in Toulon, wo das Bordgeschwader ausgeschifft und Force Alpha wieder aufgelöst wurde.

Die Flugzeugträger der Clemenceau-Klasse

Clemenceau war der erste als solcher konzipierte Flugzeugträger der französischen Marine. Er wurde im November 1955 auf Kiel gelegt, das Schwesterschiff Foch im Februar 1957. Clemeceau lief am 21.12.1957 von Stapel. Foch hatte zwei Stapelläufe, nämlich im Juli 1959 bei Chantiers d’Atlantique, wo der Rumpf bis zum Hangardeck und die Maschinenanlage gebaut worden waren, und dann noch einmal am 28.07.1960 bei Arsenal de Brest, wo der Weiterbau erfolgte. Fertiggestellt wurden Clemenceau am 12.11.1961 und Foch am 15.07.1963. Dabei hatte Foch bereits Rumpfwülste erhalten, die bei Clemenceau erst 1966 nachgerüstet wurden.

Das ursprüngliche Bordgeschwader bestand aus Étendard IV Jagdbombern, Alizé U-Jagd-Flugzeugen und in Frankreich gebauten Sea Venom Jagdflugzeugen sowie Hubschraubern. Anfang der 1960er Jahre nahmen beide Träger in den USA gekaufte Crusader Jagdflugzeuge als Ersatz für die Sea Venoms an Bord. 1978 wurde die Étendard IV durch Super Étendard ergänzt und teilweise ersetzt. Nach Modifizierungen am Deck 1995-99 konnten auch Jets vom Typ Rafale von beiden Trägern aus eingesetzt werden.

1977-78 wurde Clemenceau einer größeren Überholung unterzogen, bei der die Katapulte verstärkt und die Magazine zur Aufnahme von Atomwaffen modifiziert wurden. Entsprechende Arbeiten erfolgten bei Foch 1980-81. Eine zweite große Überholung fand bei Clemenceau 1984-85 statt. Dabei wurde u.a. die Bewaffnung geändert und vier der 100-mm-Geschütze durch Crotale-Raketenstarter ersetzt. Foch folgte 1987-88 mit entsprechenden Umbaumaßnahmen.

Clemenceau wurde am 1.10.1997 außer Dienst gestellt, Foch am 15.11.2000. Während Clemenceau verschrottet wurde, wurde Foch an Brasilien verkauft, das sie als NAe São Paulo in Dienst stellte.

Technische Daten (bei Fertigstellung)

Verdrängung: 22.000 t (Standard), 32.780 t (voll beladen)
Länge ü.a.: 265 m
Breite: 31,7 m (Wasserlinie), 51.2 m (Flugdeck)
Tiefgang: 8,6 m
Maschinenanlage: 2 Dampfturbinen mit 6 Kesseln für insgesamt 126.000 PS
Höchstgeschwindigkeit: 34 kn

Bewaffnung:
8 – 100-mm-Einzelgeschütze
40 Flugzeuge

Die Tartar-Zerstörer vom Typ T 47

In den 1950er Jahren wurden insgesamt zwölf Zerstörer der Surcouf-Klasse gebaut. Sie waren als Begleitschiffe zur Luftabwehr für Flugzeugträger und Flottenverbände konzipiert und verfügten deshalb über eine für ihre Zeit sehr starke Flak-Artillerie. Anfang der 1960er Jahre wurden die Schiffe dieser Klasse umfangreichen Umbauprogrammen unterzogen. Die meisten wurden zur U-Boot-Abwehr umgerüstet. Vier Einheiten, nämlich Dupeitit-Thouars, Kersaint, Bouvet und Du Chayla, wurden zwischen 1962 und 1965 als Luftabwehr-Zerstörern modernisiert und mit Tartar-Lenkwaffenstartern ausgerüstet. So wurden sie auch als Begleiter der Flugzeugträger Clemenceau und Foch eingesetzt, aber nicht im Rahmen der Force Alpha. Ab 1968 fanden weitere Modernisierungen, insbesondere der Radaranlage statt. Alle vier Tartar-Zerstörer blieben bis in die 1980er Jahre im Einsatz.

Technische Daten

Verdrängung: 2750 t (Standard), 3740 t (voll beladen)
Länge ü.a.: 128,6 m
Breite: 12,7 m
Tiefgang: 5,4 m
Maschinenanlage: 2 Dampfturbinen mit 4 Kesseln für insgesamt 63.000 PS
Höchstgeschwindigkeit: 34 kn

Bewaffnung:
6 – 57-mm-Geschütze in Zwillingstürmen
8 – 550-mm Torpedorohre in Drillingssätzen
1 Tartar-Starter

Die Tanker La Seine und La Saône

Beide Tanker waren schon 1939 auf Kiel gelegt worden. Der Bau wurde jedoch durch die deutsche Besetzung Frankreichs unterbrochen. Die Kriegsmarine ließ die Schiffe zwar weiterbauen, die Arbeiten kamen aber nur langsam voran. 1945 wurden die Rümpfe in beschädigtem Zustand zurück gelassen. 1946 nahmen die Franzosen den Weiterbau der Schiffe wieder auf und stellten sie 1949 fertig. Beide Tanker wurden zunächst von der Handelsflotte auf der Irak-Linie eingesetzt, bevor sie 1953 von der Marine übernommen wurden. Zwischen 1959 und 1961 (La Seine), bzw. 1958 und 1960 (LaSaône) wurden sie zur Versorgung der neuen Flugzeugträger der Clemenceau-Klasse umgebaut. Hierzu mussten u.a. lange Kranarme zum Ausbringen der Tankschläuche installiert werden. Der Umbau erwies sich als so erfolgreich, dass sie bis Mitte der 1970er Jahre im Einsatz blieben und erst dann durch modernere Neubauten ersetzt wurden.

Technische Daten

Verdrängung: 7350 t (Standard)
Breite: 22,1 m
Tiefgang: 10 m
Ladefähigkeit: 23.800 t
Maschinenanlage: 2 Turbinen mit 3 Kesseln für insgesamt 15.800 PS

Bewaffnung:
3 – 40-mm-Flak

Der Bausatz

Heller hat in einer Wiederauflage ein Set aus den frühen 2000er Jahren herausgebracht, das aus drei altbekannten Modellen besteht. Es handelt sich dabei um den erstmals 1963 als Clemenceau erschienenen Flugzeugträger, den erstmals 1967 als La Seine erschienenen Tanker und den erstmals 1968 als Kersaint, bzw. als Dupetit Thouars erschienenen Lenkwaffenzerstörer. Der Bausatz kommt in einem großen Klappkarton daher. Darin liegen die in hellgrauem Plastik gespritzten Teile für alle drei Schiffe in schwarzem Seidenpapier gebettet, jedoch ohne besondere Verpackung.

Der Flugzeugträger

Die größten Teile sind das Flugdeck


und der Rumpf. Hier zeigt sich auch das Alter des Modells. Dem Entstehungsjahr entsprechend sind (noch) keine Rumpf-Wülste vorhanden. Außerdem würde man heute mehr Details erwarten, z.B. die auf der Außenhaut verlaufenden Leitungen.


Die anderen Bauteile sind, noch wie beim ursprünglichen Bausatz, über mehrere Spritzrahmen verteilt.


Auch hier würde man heute mehr Detaillierung, z.B. an der Brücke, erwarten.

Der Tanker

Der Rumpf besteht hier aus zwei Schalen und mehreren Deck-Teilen.


Die Deck-Teile und die anderen Bauteile sind über zwei Spritzrahmen verteilt.

Der Zerstörer

Die Teile für den Zerstörer befinden sich wieder an mehreren Spritzrahmen, die zu drei Gruppen zusammengefasst sind.

Sonstiges

Auch heute noch dürfen die legendären Heller-Relings nicht fehlen. Insgesamt liegen zwei in schwarzem Plastik ausgeführte Spritzrahmen bei.


Außerdem enthält der Bausatz ein mit Kunststoff ummanteltes Stück Draht zur Darstellung der Schläuche des Tankers, zwei blanke Drahtstücke, für deren Zweck ich in der Bauanleitung keinen Hinweis finden konnte, zwei Metallkettchen zur Darstellung der Ankerketten des Tankers und des Zerstörers und Garn für die Takelung und die Verspannungen beim Tanker und dem Flugzeugträger.


Auch der bei Heller übliche Bogen mit Flaggen fehlt nicht.

Die Abziehbilder

Für den Flugzeugträger liegt ein neuer großer Bogen mit Abziehbildern bei. Er enthält v.a. die Flugdeck-Markierungen, aber auch die Kennungen für Clemenceau und Foch sowie weitere Markierungen und schwarze Streifen für die Wasserlinie. Die bei der Vorauflage noch nicht vorhandenen gestreiften weißen Pfeilspitzen auf dem Flugdeck wurden allerdings erst ab den 1980er Jahren geführt. Für die Flugzeuge sind außerdem Kokarden vorhanden.


Die Abziehbilder für den Zerstörer enthalten neben den Kennungen für alle vier Tartar-Zerstörer ebenfalls schwarze Streifen für die Wasserlinie. Für den Tanker gibt es außer der Flagge die Kennungen für La Seine und La Saône.

Die Anleitung

Als Bauanleitung liegen zwei DIN-A4-Hefte bei, eines, das mit „Foch 1965“ bezeichnet ist für den Flugzeugträger

und eines für den Tanker

und den Zerstörer.

Die Anleitungen sind übersichtlich und ausführlich gestaltet und erklären sich durch die Verwendung von Symbolen selbst.

Fazit

Grundsätzlich ist es erfreulich, dass Heller dieses Set wieder aufgelegt hat. Die Force Alpha von 1968 stellt es jedoch nicht dar. Insofern hätte man es besser bei der ursprünglichen Bezeichnung ohne Jahreszahl und den damaligen Abziehbildern für den Flugzeugträger belassen sollen. Wenn man nämlich die Unterwasser-Rümpfe abtrennt und die weißen Pfeilspitzen der Landebahnmarkierung entfernt, hat man eine gute Grundlage für ein imposantes Diorama, das eine Versorgungsszene anfangs der 1970er Jahre zeigt. Nicht umsonst enthielt der Katalog damals auch den Hinweis „Force: FOCH/CLEMENCEAU – LA SEINE/LA SAONE – KERSAINT/DUPETIT TOUHARS [sic], 1975“. Unabhängig davon erhält man aber auch mit diesem Set drei Modelle für erheblich weniger Geld, als diese einzeln kosten würden. Man sollte allerdings noch etwas Geld in Nachrüst-Teile (L’Arsenal 2.0, Black Cat Models, Tom’s Modelworks) investieren. Insgesamt erweist sich das Set damit als

guter Durchschnitt


Falk Pletscher

Wir danken Heller/Glow2B für das Bausatzmuster