Modell: Frigate Belharra FDI
Hersteller: Hellenic Ship Model
Maßstab: 1/700
Material: Resin (3D-Druck), Abziehbilder
Art.Nr.: -
Preis: 60 €

Das Original

Die Fregatten des Typs FDI (Frégate de Défense et d'Intervention) wurden als Ersatz für die La Fayette-Klasse für die französische Marine entworfen. Diese Fregatten sollen Mehrzweckfregatten sein, die in jeder Art von Konflikt eingesetzt werden können. Ziel ist die Zahl der erstklassigen Fregatten der französischen Marine auf 15 zu erhöhen. Die französischen Fregatten des Typs, die Amiral Ronarc'h-Klasse, soll deshalb schwerer als die La Fayette-Klasse bewaffnet sein, u.a. ist hier vom Anfang eine U-Jagd-Kapazität (Sonar am Rumpf, Schleppsonar, U-Jagd-Torpedos) vorgesehen. Die Radarsignatur soll hier noch einmal reduziert werden. Bemerkenswert ist die "umgedrehte" Bugform, eine Form des Wave Piercing-Bug. Diese soll die Schiffe seetüchtiger und wirtschaftlicher machen. Der Mast wird als ein Teil gebaut und enthält die meisten Sensoren- und Kommunikationssysteme, die so besser aufeinander abgestimmt sind. Die Fregatten des Typs FDI fallen deutlich kleiner als die Fregatten des Typs FREMM aus, u.a., um diesen Typ als Belharra für den Export attraktiver zu machen. Für die französische Marine sind fünf Fregatten im Bau bzw. bestellt. Außerdem hat die griechische Marine drei Schiffe bestellt, die Kimon-Klasse.

Die griechische Kimon-Klasse soll schwerer bewaffnet werden: sie sollen vier achtzellige Senkrechtstarter statt nur zwei bei den französischen Schiffen erhalten und außerdem mit einem RAM-Starter für die Nahbereichsabwehr ausgerüstet werden. Außerdem gibt es Unterschiede bei den Täuschkörperwerfern, den elektronischen Gegenmaßnahmen und den leichten Geschützen. Da die ersten beiden griechischen Schiffe ursprünglich für die französische Marine begonnen wurden, sollen diese nur mit einem Teil dieser Systeme fertig gestellt werden und später mit den restlichen nachgerüstet werden, während das dritte griechische Schiff von Anfang an voll ausgerüstet sein soll. Es sollen aber alle Schiffe der Klasse so gebaut werden, dass vier achtzellige Senkrechtstarter nachgerüstet werden können. Aktuell sollen Sylver A50-Starter eingebaut werden, aus denen nur Aster 15- und Aster 30-Flugabwehrraketen abgefeuert werden können. Es soll aber auch Platz für mindestens zwei längere Sylver A70-Starter vorhanden sein, aus denen SCALP-Marschflugkörper abgefeuert werden können.

Die Fregatten des Typs FDI sind 121,6 m lang, 17,7 m breit und soll voll beladen 4500 t verdrängen. Der Antrieb besteht aus vier Dieselmotoren mit insgesamt 43.500 PS, womit 27 kn erreicht werden. Die Besatzung aus 125 Personen bestehen, es sind Unterbringungsmöglichkeiten für 150 vorhanden.

Bewaffnung
1 x 7,62 cm L/62 Super Rapid
2 x 2 cm (Narwal auf den französischen Schiffen, Lionfish auf den griechischen)
8 Exocet MM40 Block 3c Anti-Schiffsraketen (zwei Vierfachstarter)
16-32 Aster 15 und Aster 30-Flugabwehrraketen (französische Schiffe zwei Achtfach-Sylver A50-Starter, griechische Schiffe vier Achtfach-Sylver A50-Starter)
RAM-Flugabwehrraketen (ein 21fach-Starter, nur griechische Schiffe)
4 x 32,4 cm Torpedorohre (für MU90-U-Jagd-Torpedos, die auch von Hubschraubern abgeworfen werfen können)
1 Bordhubschrauber (NH-90 Caïman, H160M Guépard oder AS565 Panther auf französischen Schiffen, MH-60R Seahawk auf griechischen Schiffen)
1 Drohne (VSR700 auf französischen Schiffen, Schiebel Camcopter S-100 auf griechischen Schiffen)

Die fünf französischen Schiffe sind: Amiral Ronarc’h, Amiral Louzeau, Amiral Castex, Amiral Nomy, und Amiral Cabanier (D660 - D664). Die griechischen Schiffe sind Kimon, Nearchos und Formion (F601-F603). Die griechische Marine hat eine Option für ein viertes Schiff, die bisher aber nicht wahrgenommen wurde. Beide Marine nennen diese Schiffe Fregatten, die französische Marine hat ihren aber Rumpfnummern für Zerstörer gegeben, während die griechische Marine Nummern für Fregatten verwendet wird. Aktuell sind aber alle Rumpfnummern französischer Schiffe nicht aufgemalt, um die Schiffe zu anonymisieren. Der Bau der Schiffe wurde 2019 bei der Naval Group in Lorient begonnen. Die französischen Schiffe sollen zwischen 2024 und 2029 abgeliefert werden, die griechischen Schiffe 2025-26. Da die griechischen Schiffe beim Bau im Vergleich zu den französischen Schiffen Priorität haben, wurden drei der Fregatten der La Fayette-Klasse modernisiert, u.a. mit einem Sonar ausgerüstet.

Der Bausatz

Hellenic Ship Model hat diesen Bausatz in vier Varianten heraus gebracht: Wasserlinien- oder Vollrumpfversion, jeweils im Maßstab 1/700 und 1/350. Ich habe mir die Wasserlinienversion im Maßstab 1/700 gekauft. Der Bausatz besteht überwiegend aus Resinteilen, die sehr fein gedruckt wurden.

Der Rumpf ist in einem Stück zusammen mit den Aufbauten und dem unteren Teil des Masts gedruckt. Er wird noch an den Stützstrukturen befestigt geliefert. Der Rumpf ist von den Abmessungen und der Form sehr gut wieder gegeben. Teile der Aufbauten sind innen offen dargestellt, so der Hangar, der Bereich für die Torpedorohre, die Hangars für die Beiboote und die Öffnung für den Schleppsonar. In der Anleitung sieht man, dass das Modell eventuell mal anders ausgelegt war (oder im Maßstab 1/350 anders ausgelegt ist?), da hier die Brücke, das Deck über dem Hangar mit dem Schornstein und das hintere Ende des Hubschrauberdecks als separate Teile dargestellt sind. Dadurch wäre man auch besser in diese Innenräume gekommen. Soweit ich es sehen kann, sind die Innenräume detailliert, z.B. die Innenwände des Hangars. Auf dem Vorderdeck, mittschiffs und im Bereich der Beiboothangars findet man bereits angedruckte Reling - das dürften auch die einzigen Teile des Schiffs sein, bei denen beim Original eine Reling aufweisen werden. Die Reling ist so fein gedruckt, dass viele Fotoätzteile überdimensioniert und dick wirken. Die Druckqualität ist überwiegend sehr gut, die Oberflächen sind sehr glatt. Lediglich an den Seiten des Masts und des Aufbaus hinter dem Schornstein sind leichte Stufen zu erahnen. Außerdem gibt es bei meinem Exemplar einen Druckfehler, der waagrecht (relativ zum Drucker, also schräg relativ zu  Rumpf) an den Rumpfseiten bis hoch zum Hangar und auf der Rückseite des Hangars zu ist. Hier ist ein leichter Spalt bzw. Erhöhung, die man Verfüllen bzw. Verschleifen muss.


Der Bausatz ist so auslegt, dass sowohl die französische als auch die griechische Version baubar sein soll. Das sieht man u.a. daran, dass vier Achtfach-Senkrechtstarter beiliegen, aber nicht an den Rumpf angedruckt sind. Der Rumpf ist aber so gestaltet, dass zwei der Starter komplett mit ihrem Unterbau dargestellt werden können - also mit offenen, leeren Zellen. Im Vergleich zu den Ansichten der Schiffe, die man z.B. hier findet, wirkt es so, als könnten die Unterschiede zwischen den französischen und griechischen Schiffen in Bezug auf die leichten Geschütze nicht richtig wieder gegeben zu sein. So soll an Steuerbord bei den griechischen Schiffen ein Lionfish-Geschütz auf einem Potest über dem Hangar stehen. Dieser Potest fehlt. Auf der Backbordseite ist auf den Zeichnungen ein vergrößerter Aufbau zu sehen, auf dem ein Hubschrauberleitradar steht. Die Frage ist, wie dies bei den fertigen Schiffen tatsächlich aussehen wird, auch bei den französischen Schiffen.

Eine Reihe von Decks bzw. Tore sind als extra Teile gedruckt. Für den Bereich um die Senkrechtstarter findet man zwei alternative Teile - mit und ohne Öffnungen für zwei Senkrechtstarter. Es  liegen auch zwei alternative Deckshäuser bei - ein Unterbau für eine Satellitenantenne für die französische Version bzw. ein Unterbau für den RAM-Starter für die griechische Version. Außerdem findet man die Tore für die Beiboothangars, den Hubschrauberhangar und die Öffnungen für den Schleppsonar.


Der sehr filigrane obere Teil des Masts liegt zwei Mal bei - so feine Details kann man eigentlich nur mit 3D-Druck darstellen. Allerdings sind die Teile sehr empfindlich. Hier ist schon Vorsicht beim Auspacken angesagt - eventuell liegt der Mast deshalb auch gleich zwei Mal bei.


Auf drei weiteren Rahmen findet man Teile für die Bewaffnung, Täuschkörper, Satellitenantennen. Diese Teile sind sehr fein detailliert, aber auch wieder sehr empfindlich (ich habe einige Luken der geöffneten Senkrechtstarter verloren). Wie schon erwähnt, können zwei Senkrechterstarter komplett mit leeren Zellen dargestellt werden. Mit geschlossenen Luken sind vier Achtfach-Starter vorhanden, so dass die Möglichkeit besteht, die griechischen Schiffe zu bauen. Die beiden Starter für Anti-Schiffsraketen wirken für mich wie Harpoon-Starter, nicht wie Exocet MM40. Hier hat der Hersteller schon reagiert und legt den Bausätzen Exocet-Starter bei. Der RAM-Starter liegt zwei Mal bei, gebraucht wird nur einer nur für die griechischen Schiffe. Die leichten Geschütze wirken wie Narwhal-Geschütze, passen also nur für die französischen Schiffe. Aber auch hier hat der Hersteller schon reagiert und legt jetzt auch Lionfish-Geschütze für die griechischen Schiffe bei. Die Täuschkörperwerfer könnten die für die griechischen Schiffe sein. Es sind zwei 7,62-cm-Geschütze dabei - eines mit angedruckten Rohr und eines mit extra Rohren. Bei letzterem ist bei mir der Turm nicht komplett gedruckt, was aber auch vom Hersteller korrigiert wurde. Der Hersteller ist hier bei Problemen sehr entgegenkommend und schickt die entsprechenden Teile.


Die drei restlichen Rahmen enthalten diverse Kleinteile. So findet man links die Teile für den CAPTAS-4-Sonar (beide Trommeln und der "Fisch" gehören dazu), eine Hubschrauberdrohne (eine VSR700, wie sie für die französische Marine in Entwicklung ist) und zwei Festrumpfschlauchboote und deren Davits. In der Mitte findet man die Netze für das Hubschrauberdeck - diese können durchaus mit den meisten Fotoätzteilen mithalten. Rechts ein Rahmen mit Rettungsinseln und den Rudern und Schrauben, die nur für die Vollrumpfversion notwendig sind. Es liegt kein Hubschrauber bei. Hier dürften NH-90 Caïman oder H160M Guépard, eventuell noch AS565 Panther auf französischen Schiffen und MH-60R Seahawk (oder SH-60B oder AB-212ASW) auf griechischen Schiffen an Bord kommen. Die meisten dieser Hubschrauber gibt es z.B. von L'Arsenal. Auch Hubschrauberdrohnen wie die enthaltene VSR700 dürften wahrscheinlich sein. Beide Marinen haben bereits Schiebel Camcopter S-100-Drohnen angeschafft bzw. erprobt. Dieser Typ ist noch nicht erhältlich.


Es liegt auch etwas Reling bei (Fotoätzteile?), wohl nur Ersatz gedacht, falls die angedruckten Teile kaputt gehen.


Auch ein Rest von der Vollrumpfversion sind zwei Teile für ein Modellständer.

Die Abziehbilder

Die Abziehbilder umfassen Kennnummern und Flaggen für die französischen und griechischen Schiffe sowie Markierungen für das Flugdeck. Es sind bei meinem Exemplar Kennnummern für alle Schiffe außer der französischen Amiral Cabanier (D 664) enthalten - es wirkt so, als wäre deren Nummer abgeschnitten. Allerdings fahren aktuell die französischen Schiffe sowieso ohne sichtbare Kennnummern, was dann eventuell auch noch für die Fregatten des Typs FDI gilt, wenn diese in Dienst gestellt werden.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus zwei DIN A4-Seiten. Auf der einen Seite findet man die technischen Angaben und die Namen der Schiffe. Der Zusammenbau wird mit Hilfe von zehn perspektivischen Ansichten erklärt. Wie schon erwähnt, scheinen die Teile nicht mit der Anleitung zusammen zu fassen. In der Anleitung sind mehr Teile dargestellt als im Bausatz, in dem schon diverse Baugruppen als ein Bauteil zusammen gedruckt wurden (weil die Anleitung für die 1/350-Variante gedacht ist?). Das sollte aber keine Probleme verursachen.


Es werden Unterschiede zwischen den französischen und griechischen Schiffen dargestellt, aber hier sind noch ein paar Fragen offen, insbesondere bei den leichten Geschützen, dem genauen Aussehen über dem Hangar und den Täuschkörperwerfern. Eine Bemalanleitung ist nicht vorhanden. In beiden Fällen dürften Fotos der fertigen Schiffe hilfreich sein.

Quellen

Fazit

Der Bausatz der Fregatten des Typs FDI/Belharra von Hellenic Ship Models zeichnet sich durch eine sehr hohe Qualität der 3D-gedruckten Teile aus. Er dürfte den Bau eines sehr detaillierten Models ermöglichen. Einige der Unterschiede zwischen den französischen und griechischen Schiffen sind berücksichtigt. Eventuell braucht man für die französischen Schiffe andere Täuschkörperwerfer. Ich vermute, dass für die Basis der leichten Geschütze und im Bereich über den Hangar noch für die jeweilige Marine spezifische Anpassungen notwendig sein werden. Es sind keine Hubschrauber enthalten. Insgesamt ist dieser Bausatz aber von sehr guter Qualität und dürfte in Bezug auf die genannten Punkte relativ leicht korrigierbar sein.

alt sehr empfehlenswert


Lars