Flugzeugträger Graf Zeppelin Deckelbild

Modell: German Navy Aircraft Carrier DKM Graf Zeppelin
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/350
Material: Kunststoff, Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: 05627
Preis: 114,6 € (bei NNT)

Das Original

Die Graf Zeppelin war der einzige in Deutschland gebaute Flugzeugträger; aber auch er wurde auf Grund der Entwicklungen der militärischen/strategischen Lage während des Zweiten Weltkrieges nie komplett fertig gestellt. Der geplante zweite Träger, der wohl den Namen Peter Strasser erhalten sollte, wurde bereits auf der Helling liegend wieder abgewrackt und das Material unter anderem zum Bau von U-Booten verwendet.

Die Planungen zum Bau eines Trägers für Deutschland begannen bereits Anfang der 1930er Jahre im Rahmen der geplanten Wiederaufrüstung und entgegen den Bestimmungen des Versaillers Vertrages nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg. Zuerst orientierten sich die deutschen Konstrukteure an britischen Trägern, holten sich dann aber zusätzlich Erfahrungen aus Japan. Hier waren besonders die beiden Träger Akagi und Kaga von Interesse. Letztendlich aber entstand ein eigenständiger Entwurf, der aufgrund der eingebauten starken Abwehrbewaffnung (16x 15 cm-Geschütze) vergleichsmäßig zu seiner Größe wenige Flugzeuge aufnehmen konnte.

1935 in Auftrag gegeben lief die Graf Zeppelin im Dezember 1938 in Kiel vom Stapel. Die Ausrüstung wurde aber 1940 gestoppt, 1942 unter anderem mit der Anbringung der Torpedowülste fortgesetzt, um im Februar 1943 endgültig beendet zu werden. Mit dem Aus für den Träger erfolgte auch die Aufgabe der Entwicklung seiner Trägerflugzeuge. Hier waren Junker Ju 87 C, später die Version E als Sturzkampfbomber geplant, Fieseler Fi 167 als Torpedobomber und Messerschmitt Bf 109 T sowie Messerschmitt Me 155 A als Jagdflugzeuge.

Ab April in Stettin vor Anker liegend diente die Graf Zeppelin als Ersatzteillager für andere Schiffe; unter anderem wurden die Geschütze ausgebaut. Von den Roten Armee als versenktes Wrack erbeutet, diente der Hulk zeitweise als Wohnschiff, zeitweise als Versuchsobjekt, bis es Mitte Juni 1947 mit zwei Torpedos in der Danziger Bucht versenkt wurde. Dort liegt es noch heute in ca. 80 Metern Tiefe.

Weitere Informationen, wie zum Beispiel die technischen Daten zur Graf Zeppelin finden sich unter anderem auf Wikipedia hier und zur Graf Zeppelin Klasse hier.

Der Bausatz

Die meisten deutschen Kriegsschiffe des Zweiten Weltkrieges sind bereits seit Jahren als Modell im Maßstab 1/350 erhältlich, Klassiker, wie Bismarck und Co schon in mehreren Versionen. Den einzig deutschen Flugzeugträger aber hat es bisher nur von Revell in einem inzwischen in die Jahre gekommenen Kunststoffbausatz in 1/720 gegeben oder seit ein paar Jahren auch als 1/700er Resinmodell des chinesischen Herstellers Orange Hobby.

Trumpeters Graf Zeppelin ist mit 75 cm Länge kein kleines Modell, aber wer sich mit dem Bau von Trägern abgibt, kennt solche Klopper. Über 840, meist graue Kunststoffeile und mehrere Platinen Ätzteile, eine 32 cm lange Ankerkette und Abziehbilder für die Fliegererkennung und die Bordgeschwader bilden die Zutaten für eine Menge Bastelspaß.

Allerdings darf man nicht vergessen, das Modell zeigt die Graf Zeppelin in fertig ausgerüstetem, einsatzfähigem Zustand. Soweit ist es mit dem Original selbst nie gekommen. Das Modell gibt einen eher theoretischen, einen möglichen Endzustand wieder, der auch ein wenig der Fantasie des Herstellers Rechnung zollt.

Rumpf

Die beiden Rumpfhälften sind als Vollrumpf ausgelegt. Eine Wasserlinienoption ist nicht vorgesehen und somit auch nicht gekennzeichnet. Hier gilt es selbst zu vermessen und dann mit gröberem Werkzeug Hand anzulegen. Die Torpedowulste, die dem Original erst in der zweiten Bauphase ab 1942 hinzugefügt wurden, sind bereits an den Rumpfhälften angeformt, so dass nur der spätere, aber nicht der ursprünglich geplante Bauzustand gebaut werden kann.

Ich bin kein großer Nietenzähler, weshalb ich die Position der zahlreichen Luken nicht bis ins Kleinsten nachgemessen habe. Im Großen und Ganzen wirkt ihre Positionierung stimmig. Auf der anderen Seite ist die Bugnase verglichen mit Originalfotos viel zu schmal und spitz.

Das einzubauende Hangardeck ist durchweg "schmucklos" und weist zahlreiche Auswurfmarken auf. Geht es nach der Bauanleitung wird es am fertigen Modell auch komplett im Dunkel des Schiffsbauches verschwinden. Wer zumindest einen der drei Aufzüge offen darstellen will, muss das Innenleben nachdetaillieren. Auch das Flugdeck fällt verhältnismäßig einfach aus, eine Oberflächenstruktur des Holzdecks fehlt. Die Unterkonstruktionen der beiden Katapulte am Bug sind mit angegossen. Die drei Aufzugsschächte sind offen und mit den einzelnen Aufzügen zu versehen. Unter dem bereits erwähnten Mehraufwand im Inneren würde sich die Darstellung mit Blick in den Hangar aber durchaus anbieten.

Kleinteile

Auf insgesamt 14 Spritzlingen finden sich zahlreiche Kleinteile zum Schiff. Ungewöhnlich sind die lose beiliegenden K3, L1, L2 und L3 genannten Teile für die Aufbauten. Möglicherweise variieren hier die Bausätze der Graf Zeppelin und des angekündigten Schwesterschiffes Peter Strasser.

Alle Teile sind in bekannter Trumpeter-Qualität. Auch die Flaks sind alte Bekannte aus bereits erschienenen deutschen Schiffsmodellen und leiden weiterhin an deren Krankheit: sie sind zu flach. Bei anderen Bauteilen ist der direkte Vergleich mit Originalteilen nicht möglich, da diese am Vorbild (noch) gar nicht eingebaut waren.

Bordflugzeuge

Insgesamt 20 Bordflugzeuge sind im Bausatz enthalten; jeweils fünf Stück der Typen Messerschmitt Bf 109T, Junkers Ju 87, Fiesler Fi 167 und Arado Ar 195. Das Schiffsmodell selbst spiegelt den späteren Planungsstand wieder, das Bordgeschwader aber die ursprüngliche, was nicht ganz zusammen passt. Die fehlenden Me 155 könnten aber eventuell aus den Bf 109 umgebaut werden.

Die Landehaken sind bei drei von vier Flugzeugtypen die einzigen Ätzteile, lediglich für die Arado Ar 195 sind weitere Ätzteile für die Verstrebungen der Flügel und für das Cockpit vorhanden.

Die Fotoätzteile

Verteilt auf fünf größere und acht zum Teil wirklich kleine Platinchen finden sich die zur Basisausstattung notwendigen Ätzteile, wie zum Beispiel Reling, Abgänge, aber auch Radarmatratzen, die Ausstattung der Katapulte und Kleinteile für die Bordflugzeuge.

Die Ätzteile sind in der bekannten Trumpeter-Qualität fein und sauber ausgeführt. Wem diese Ätzteile nicht genügen, kann sich auf ein umfassendes Set des koreanischen Herstellers KA Models freuen.

Eine 32 cm lange Ankerkette, die zum Einbau aber bemalt werden muss, rundet den Bausatz ab.

Die Abziehbilder

Der Abziehbilderbogen enthält die für deutsche Schiffe typische Fliegererkennung, den für die Graf Zeppelin aber eher hypothetischen roten Balken mit weißem Kreis und Swastika. Letzteres ist in zwei Hälften geteilt, um die gesetzlich verbotene Darstellung nationalsozialistischer Symbole zu umgehen. Auch die Markierungen der Bordflugzeuge bleiben auf Grund der fehlenden Vorbilder rudimentär auf Balkenkreuze und - ebenfalls geteilte - Swastika beschränkt. Das Hakenkreuz ist auch auf der Flagge nur teilweise angedeutet.

Die Anleitung

44 Bauschritte führen zum fertigen Schiff. Dazu kommt für jeden der vier Typen der Bordflugzeuge je eine Zeichnung. Die Bauanleitung ist typisch für Trumpeter übersichtlich und leicht verständlich.

Farbangaben sind in den einzelnen Bauabschnitten nicht zu finden. Dafür liegt ein Din A3 großes farbiges Plakat bei, das ein sehr farbenfrohes Tarnmuster zeigt. Dies hat es auf der Graf Zeppelin nie gegeben. Das Original war einheitlich grau. Das Flugdeck war aus Holz, ob es grau gestrichen - wie bei Trumpeter angegeben - war oder holzfarben, wird wohl jeder Modellbauer für sich selbst entscheiden dürfen.

Fazit

Die Graf Zeppelin ist und bleibt auf absehbare Zeit der einzige deutsche Flugzeugträger. Trumpeter hat dieses nie fertig gebaute Schiff zum einen nach historischen Informationen, zum anderen aber auch mit viel künstlerischer Freiheit in einem nie erreichten Ausrüstungszustand umgesetzt. Was wäre, wenn und was wäre wie auf die fertig ausgerüstete Graf Zeppelin gekommen, muss wohl unbeantwortet bleiben. Aber Trumpeter musste ein fertiges Modell anbieten. Es bleibt an den Fachleuten, sich trefflich über die Originaltreue zu streiten. Dennoch: Das Modell der Graf Zeppelin bereichert auf alle Fälle den Markt und schließt eine große Lücke im Angebot.

alt empfehlenswert

Wolfgang

Wir danken Faller für das Bausatzmuster