14.06.1982 - 30 Jahre Falklandkrieg

 

HMS Bristol

Heute vor 30 Jahren kapitulierte die argentinische Garnison von Port Stanley, womit der Falklandkrieg endete (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Der Zerstörer Bristol diente nach dem Krieg als Flaggschiff der britischen Marine im Südatlantik.

Das Original

Der britische Lenkwaffenzerstörer Bristol ist das einzige Schiff des Typs 82. Dieser Typ war als Nachfolger der County-Klasse gedacht und sollte als Geleitschutz für die geplanten Träger des Typs CVA-01 dienen. Die Klasse wurde um die damals neuen Waffensysteme Sea Dart (Flugabwehrraketen), Ikara (U-Jagdraketen) und das 11,4 cm-Geschütz Mk 8 entworfen. Als 3D-Radar sollten sie den niederländischen Signaal MTTR/SPS-01, bei der Royal Navy Typ 988 Broomstick genannt, erhalten, der unter einer gewaltigen Kuppel untergebracht worden wäre. Im Gegenzug sollten die niederländischen Flugabwehrschiffe der Tromp-Klasse die britischen Sea Dart-Raketen sowie Olympus-Gasturbinen erhalten. Ein Hubschrauber war nicht vorgesehen, da sie zusammen mit den Trägern operieren sollten. 1966 wurde das CVA-01-Trägerprogramm gestrichen, womit auch die Notwendigkeit für die Geleitschiffe des Typs 82 wegfiel. Stattdessen wurden die kleineren Lenkwaffenzerstörer des Typs 42 bestellt. Das Typschiff des Typs 82, die Bristol, wurde trotzdem gebaut und diente als Testschiff für die neuen Waffensysteme. Der Handel mit den Niederlanden scheiterte zudem, die Tromp-Klasse wurde mit Standard-Raketen statt Sea Dart ausgerüstet, die Bristol erhielt den alten, weniger leistungsfähigen Typ 965-Radar statt Broomstick. Die Bristol fiel sehr geräumig aus und war mit sehr fortschrittlichem Kommandosystem ausgerüstet. Sie verfügte dazu über britische und US-amerikanische Kommunikationstechnologien, so dass sie als Schnittstellen zwischen Schiffen dieser Marinen dienen konnte.

HMS Bristol und HMS Glamorgan

Bristol ist 154,3 m lang, 16,8 m breit und verdrängte voll beladen 7700 t. Der Antrieb erfolgte über 30000 PS starke Dampfturbinen für die Marschfahrt und 44000 PS starke Gasturbinen für die Höchstgeschwindigkeit, die 32 kn betrug. Die Besatzung umfasste 407 Personen.

Bewaffnung Bristol 1982
1 x 11,4 cm Mk 8
2 x 2 cm Oerlikon
1 x Sea Dart GWS 30-Zwillings-Flugabwehrraketenstarter (40 Raketen)
1 Ikara-U-Jagd-Raketenwerfer (32 Raketen)

HMS Bristol

Die Bristol wurde von 1967-73 bei Swan Hunter in Wallsend-on-Tyne gebaut. Sie wurden als Testschiff für die neuen Waffensysteme eingesetzt. Diese Aufgabe konnte sie dank der Gasturbinen auch noch erfüllen, nachdem im November 1974 ein Brand die Dampfturbinen zerstört hatte. 1976/77 wurden die Dampfturbinen repariert. 1979-80 wurde sie als Flaggschiff ausgerüstet, wobei sie der Limbo Mk. 10-U-Jagdraketenwerfer auf dem Achterschiff entfernt und so das Flugdeck achtern vergrößert werden konnte. Dazu erhielt sie 2 cm-Geschütze und Corvus-Störkörperwerfer. Danach diente sie öfters als Flaggschiff. Am 10. Mai 1982 verließ sie Portsmouth mit einer Gruppe von Fregatten (Active, Andromeda, Avenger, Minerva und Penelope) und zwei Versorgern (Bayleaf und Olna), die sogenannte Bristol Group, um die Einheiten im Südatlantik während des Falklandkriegs zu verstärken. Der Zerstörer Cardiff schloss sich der Gruppe am 14. Mai an. Am 26. Mai erreichte sie das Kampfgebiet, wo Bristol hauptsächlich zum Geleit der Träger eingesetzt wurde. Nach Kriegsende blieb sie als Flaggschiff im Südatlantik und kehrte erst am 17. September mit der Invincible und Olna nach Portsmouth zurück.

Nach den Rückkehr wurden ihre leichten Geschütze verstärkt: sie erhielt zwei 3 cm-Zwillinge und zwei neue 2 cm-Einzelgeschütze. Die Corvus-Störkörperwerfer wurden durch SRBOC ersetzt. Nach einem erneuten Einsatz im Südatlantik wurde sie 1984 überholt, wobei es zu einer Kesselexplosion kam. Bei diesem Werftaufenthalt erhielt sie statt des Typ 965-Radars einen Typ 1022 und der Ikara-Starter wurde entfernt. 1987 wurde sie seegängiges Schulschiff, 1991 stationäres Schulhulk in Portsmouth. 2010-11 wurde sie in Hebburn überholt, um weiter als stationäres Schulhulk dienen zu können (siehe hier und hier). Bristol erhielt einen Battle Honour: Falklands 1982.

HMS Bristol und HMS Cardiff

Das Modell

Das Modell der Bristol im Zustand von 1982 habe ich aus dem Bausatz von MT Miniatures gebaut. Dieser Bausatz stellt zwar etwa den richtigen Bauzustand dar, ist aber relativ einfach detailliert. Problematischer ist allerdings, dass das Urmodell nicht sauber gebaut wurde. Man sieht an zahlreichen Stellen die nicht sauber verspachtelten und verschliffenen Platten, die für die Schichtbauweise des Rumpfs und der Aufbauten dienten. Der Rumpf meines Exemplars war dazu nicht nur in der typischen Art bananen-förmig verbogen (das Heck bog sich nach unten), was durch ein Bad in kochendem Wasser korrigierbar war, sondern der Bug und das Heck biegen sich auch noch nach Steuerbord. Da die Aufbauten diese Biegung nicht aufweisen, scheint es ein Fehler des Urmodells zu sein. Dazu kommen noch mehrere Unterschiede zum Original: am Vorschiff fehlt ein Knick in der Außenhaut des Rumpfs im Vorschiff, die Brückenfenster sind zu hoch und haben die falsche Anzahl, der vordere Schornstein ist oben zu schmal, der Unterbau des Großmasts sowie die Plattformen oben sind nicht korrekt etc. Angesichts dieser Probleme ist ein gutes Modell praktisch nur durch einen kompletten Eigenbau möglich. Entsprechend überlegt man sich – wenn man das Modell aufgrund des interessanten Vorbilds unbedingt haben will – wie man an den Bausatz herangehen soll. Das ging offensichtlich nicht nur mir so, siehe hier. Ich entschied mich für einen faulen Kompromiss: ich habe eine Reihe von Details verbessert, viele der Probleme bin ich aber nicht angegangen.

HMS Bristol

Zuerst ging es an die Entfernung der Angüsse, darunter einen massiven am Heck und an praktisch jeder Antennenkuppel. Danach habe ich versucht die gebogene Form des Rumpfs etwas abzumildern, in dem ich an Backbord mittschiffs einiges abgeschliffen habe. Dazu habe ich einige Spalten in den Aufbauten geschlossen, ebenso die ursprünglichen Brückenfenster (die dann später aufgemalt wurden). Der Wellenbrecher um den Ikara-Starter wurde etwas nach achtern verlängert. Die seitlichen Galerien mit den Rettungsinseln wurden ebenso entfernt und durch neue Teile ersetzt, wie die dem Vorbild nicht sehr ähnlichen SCOT-Satellitenantennen des Bausatzes. Die Öffnungen der Schornsteine habe ich tiefer gebohrt. Die Basis des Großmasts sowie dessen Spitze wurden überarbeitet. Vor der Brücke wurde die Plattform für die OE-82-Satellitenantenne ergänzt (eine Spalte in der Vorderfront der Brücke, die wie eine Positionierungshilfe wirkt, ist auf der falsche Höhe). Die zweite Plattform hinter den beiden achteren Schornsteinen habe ich ebenso ergänzt, wobei hier ein Deckshaus, was beim Original nicht vorhanden war, entfernt werden musste. Der Schraubenschutz achtern ist aus rund geschliffenen Plastikplatten.

Das 11,4 cm-Geschütz wurde durch eines von PitRoad (Skywave) ersetzt, was noch ein neues Messingrohr bekommen soll. Provisorisch hat der Turm ein Plastikrohr erhalten. Der Unterbau des Turms wurde zudem etwas abgesenkt. Die SRBOC-Werfer vor der Brücke wurden entfernt und durch selbst gebaute Corvus-Werfer ersetzt (acht Messingdrähte als Rohre auf einem viereckigen Plastikstab als Basis). Die 2 cm-Geschütze wurden durch Teile von PaperLab ersetzt. Der Sea Dart-Starter der Bristol war ein älteres und größeres Modell im Vergleich zu denen der Typ 42 und Invicible-Klasse (im Gegensatz zu dem, was Friedman schreibt, sieht man dies auch auf einem Foto auf Seite 256 in Friedmans Buch). Ich habe diverse Plastikteile mit den Armen und Raketen des PitRoad-Starters kombiniert, die Arme erhielten vorne noch eine Spitze. Drei der vier Beiboote, die mittschiffs an Davits hingen, sind aus dem Bausatz. Allerdings habe ich die angegossenen Davits entfernt. Ein Boot ist aus dem PitRoad-Satz, der bei den Typ 42-Bausätzen beiliegt, der Rumpf wurde allerdings etwas schnittiger geschliffen. Die Davits sind Ätzteile von BJ-Modellbau und Niko Models (Reste von der San Marco). Die Kräne für die Schlauchboote sowie ein Kran auf dem Achterschiff wurden aus diversen Plastikteilen hergestellt.

Der Typ 965 Radar (AKE-2-Antenne) stammt aus dem WEM-Ätzteilesatz "Post-War RN Radars", aus dem auch diverse Details für die Masten stammen. Dazu habe ich "Type 42 Destroyer"-Satz von WEM genutzt, insbesondere für die Masten, Antennenhalter am Schornstein und Türen. Der Typ 992-Radar auf dem Großmast besteht wie der Navigationsradar auf der Brücke aus diversen Plastikstäben und -platten. Die OE-82-Antennen sind von PitRoad, ebenso die Antennen vor dem Ikara-Starter. Die Peitschenantennen sind aus 0,05 mm dicken Kupferdraht gemacht, ein Antennenhalter hinter dem vorderen Schornstein aus gezogenen Gussast.

HMS Bristol

Bemalt habe ich die Bristol mit Vallejo-Acrylfarben. Die vertikalen Flächen wurden mit 153 Hell Blaugrau, die Stahldecks mit 164 Graublau Dunkel und das Flugdeck mit 166 Dunkelgrau bemalt. Das Holzdeck, bemalt mit 110 Achatgrau, reichte beim Original im Vergleich zu dem Bausatz und dem Jecobin-Plan weniger weit nach vorne, d.h. nur bis zu dem Wellenbrecher vor dem Ikara-Starter. Die Sea Dart-Raketen, die SCOT-Satellitenantennen sowie die Rettungsinseln sind mit 4 Creme Weiß bemalt. Das gesamte Schiff wurde mit 120 Beige und 139 Mahagonibraun gealtert. Die Abziehbilder stammen aus dem Bausatz. Kennnummern wurden nicht angebracht, da diese während des Kriegs übermalt wurden.

Ich danke den Usern im Modellboard für ihre Tipps und Lutz für Fotos der Bristol.

HMS Bristol

Quellen

HMS Bristol

Lars