Deckelbild

Modell: The Imperial Chinese Navy Tsi Yuen
Hersteller: S-Model
Maßstab: 1/700
Material: Spritzguss, Fotoätzteile, gedreht Rohre
Art.Nr.: PS700007
Preis: ca. 14,50 € (bei Pacific Front Hobbies)

Das Original

Die Jiyuan (früher Tsi Yuan oder Chi Yuen geschrieben) war einer der ersten Geschützten Kreuzer und wurde von Vulcan für China statt eines weiteren Schlachtschiffs der Dingyuan-Klasse (alte Schreibweise Ting Yuan) gebaut. Von der Konzeption ähnelte sie der ersten Generation der von Amstrong für den Export gebauten Geschützten Kreuzer: eine Bewaffnung aus wenigen, schweren Geschützen auf einem kleinen Rumpf mit geringem Freibord. Die 21 cm-Geschütze standen zusammen in einer stark gepanzerten Barbette auf dem Vorschiff und hatten ein leicht gepanzertes Schild. Das 15 cm-Geschütz stand auf dem Achterdeck und war nur durch ein Schild geschützt. Für die Überführung erhielt sie drei Masten, anschließend blieb davon nur der Großmast mit dem Gefechtsmars.

Jiyuan war 75 m (72 m?) lang (an der Wasserlinie) und 10,5 m breit. Sie verdrängte 2300 ts. Der Antrieb erfolgte über zwei Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen und vier Kessel, die 2800 PS leisteten, womit 15 kn erreicht wurden.

Bewaffnung Jiyuan
2 x 21 cm L/22 (?) Krupp (Zwillingslafette)
1 x 15 cm L/35 Krupp
4 x 7,5 cm
6 x 3,7 cm
4 x 35 cm Torpedorohre

Die Angaben bei den leichten Geschützen variieren je nach Quelle, z.B. laut Conway's erhielt sie in den späten 1890ern in der japanischen Marine statt der ursprünglichen vier 6-Pfünder und sechs 2-Pfünder acht 4,7 cm (3-Pfünder).

Jiyuan wurde 1880-85 bei Vulcan in Stettin gebaut, die Auslieferung wurde wegen des Französisch-Chinesischen Kriegs verzögert, so dass sie erst nach Kriegsende 1885 als Teil der Nordflotte (Beiyang-Flotte) in Dienst gestellt werden konnte. Am 25. Juni 1894 traf Jiyuan zusammen mit dem Torpedokanonenboot Guangyi (Kuang Yi) vor Asan, Korea auf die japanischen Geschützten Kreuzer Yoshino, Naniwa und Akitsushima, woraus sich das Gefecht von Pungdo entwickelte, was wiederum zum Ausbruch des Chinesisch-Japanischen Kriegs führte. Jiyuan entkam beschädigt, während Guangyi versenkt wurde.

Jiyuan wurde repariert, wobei die Schilde der 21 cm- und 15 cm-Geschütze entfernt wurden, und nahm als Teil der Nordflotte an der Schlacht am Yalu am 17. September 1894 teil. Jiyuan floh früh vom Schlachtfeld, wobei sie mit dem chinesischen Geschützten Kreuzer Chaoyong (Chao Yung) kollidierte. Sie zog sich erst nach Port Arthur und schließlich mit dem Rest der Flotte nach Weihaiwei zurück. Dort wurde die Flotte ab dem 20. Januar 1895 von den Japanern von Land und See her belagert. Am 17. Februar kapitulierte Weihaiwei und Jiyuan war eines der Schiffe, was von den Japanern erbeutet wurde.

Sie wurde in Saien umbenannt, was der japanischen Aussprache des chinesischen Namens entspricht, und als Kreuzer 2. Klasse klassifiziert. Sie nahm dann auf japanischer Seite noch am Chinesisch-Japanischen Krieg teil, so bombardierte sie am 13.10.1895 während der Invasion Taiwans das Fort Cihou am Hafen von Takow/Takao (heute Kaohsiung). Am 11.11.1904 wurde sie zum Küstenpanzerschiff 3. Klasse umklassifiziert und nahm als Teil des Blockade-Geschwaders von Port Arthur am Russisch-Japanischen Krieg teil. Vor Port Arthur lief sie am 30.11.1904 auf eine Mine und sank.

Der Bausatz

S-Model ergänzt mit diesem Bausatz die Serie der chinesischen Schiffe aus der Schlacht von Yalu um den ersten in Deutschland gebauten Geschützten Kreuzer - der zweite Bausatz der Jiyuan im Maßstab 1/700 nach dem Resin-Bausatz von Fairy Kikaku.

Aus dem Bausatz kann nur ein Wasserlinienmodell gebaut werden. Der Bausatz enthält zwei Spritzlinge, der erste davon enthält die Teile, die spezifische für Jiyuan sind. Von der Länge her entspricht der Rumpf den Angaben des chinesischen Wikipedia, aber nicht den westlichen Quellen. Die Breite und die Form dagegen sind richtig (soweit man letztere beurteilen kann). Die Detaillierung ist gut. Die 21 cm- und 15 cm-Geschützrohre liegen auch als Messingteile bei, der Mast dieses Mal aber nur als Plastikteil.

Der zweite Spritzling ist der Waffen- und Zubehörsatz von S-Model, von dem Scheinwerfer, einige Lüfter, Beiboote und leichte Geschütze gebraucht werden. Die Beiboote haben zu dicke Dollbords und wirken etwas seltsam, die leichten Geschütze sind nicht leicht zuordbar.

Die Fotoätzteile

Es liegen drei Platinen bei: eine größere u.a. mit Wanten, schon richtig abgelängten Relingteilen (teilweise zwei Varianten enthalten), Davits, Niedergängen, Ankerketten, Ankern und Steuerrädern. Dazu kommt ein geätztes Namensschild und die dritte Platine enthält die Bootslager.

Die Qualität der Teile wirkt sehr gut.

Decals und weitere Teile

Als Abziehbilder liegen chinesische Flaggen bei:

Für die 21 cm- und 15 cm-Geschütze liegen gedrehte Rohre bei - das komplette Rohr, was die Darstellung mit geschlossenen Turm und offen während der Schlacht von Yalu erlaubt.

Die Anleitung

Die Anleitung enthält eine englisch- und chinesisch-sprachige Beschreibung des Originals, technische Daten (nur in Chinesisch), die eigentliche Bauanleitung sowie Angaben zum Anstrich. Der Zusammenbau wird auf sechs Seiten recht genau erklärt - nur bei manchen Alternativen ist allerdings unklar, für was welche Version richtig wäre (z.B. bei der Reling). Die Bemalangaben beziehen sich auf den Zustand 1888 mit einem typisch viktorianischen Farbanstrich sowie 1894 während der Schlacht von Yalu (teilweise getarnt, ohne Türme). Die Farbangaben sind nur allgemein gehalten.

Die technischen Angaben enthält eine weitere Variante der Bewaffnung: neben den 21 cm, 15 cm und Torpedorohren vier 7 cm, zwei 4,7 cm und neun 3,7 cm fünfrohrige Gatling-Geschütze. Laut Anleitung soll man allerdings wohl zwei 4,7 cm (Teil TA2) und neun 3,7 cm (Teile A4 oder TA1) verbauen - was die 7 cm-Kanonen eventuell zu Landungskanonen macht... Das kann realistisch sein, ich kann aber keine dieser Varianten anhand der mir vorliegenden Fotos eindeutig bestätigen.

Quellen

Fazit

Dieser neue Bausatz macht den Resin-Bausatz von Fairy Kikaku in Bezug auf die Jiyuan klar überflüssig. Die Teile sind gut bis sehr gut detailliert, dazu liegen sehr gute Fotoätzteile bei. Etwas negativ fallen die Beiboote auf. Insgesamt bleibt zu hoffen, dass S-Model die Reihe der Schiffe des Chinesisch-Japanischen Kriegs fortsetzt. Der Bausatz ist

alt empfehlenswert

Lars