13.04.1940 - 75 Jahre Zweite Schlacht von Narvik

 

Vor 75 Jahren überfielen deutsche Truppen das neutrale Norwegen (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die Invasionstruppen wurden von einzelnen Kampfgruppen der Kriegsmarine sowie der Luftwaffe abgesetzt. Eine dieser Kampfgruppen der Marine bestand aus zehn Zerstörern, die insgesamt 1900 Gebirgsjäger nach Narvik transportierten. Von dieser Hafenstadt aus war bis dahin schwedisches Eisenerz nach Deutschland und Großbritannien verschifft wurden. Sowohl Deutschland als auch die Alliierten planten Narvik zu besetzen, um den Erznachschub zu sichern bzw. der anderen Seite den Zugang zu dem Erz zu verwehren. Am 9. April 1940 kamen die deutschen Truppen den alliierten knapp zuvor. Die deutschen Zerstörer versenkten bei der Einfahrt nach Narvik die norwegischen Küstenpanzerschiffe Norge und Eidsvold. Nach der Besetzung von Narvik griff die Royal Navy am 10. und 13. April Narvik an. In den folgenden beiden Schlachten von Narvik wurden alle zehn deutschen Zerstörer versenkt. Eine prominente Rolle spielte in den beiden Schlachten der deutsche Zerstörer Z 2 Georg Thiele.

Das Original

Die Z 2 Georg Thiele war eines von vier Schiffen des Typs 1934, der ersten Klasse moderner Zerstörer der Kriegsmarine. Die Klasse fiel für die damalige Zeit sehr groß aus und war komplex konstruiert, so dass der Bau der Schiffe aufwendig war. Das Ziel qualitativ überlegene Schiffe zu bauen, führte damit dazu, dass deren Zahl gering ausfiel. Außerdem war der Hochdruckdampfantrieb der Klasse sehr störanfällig. Auch der Fahrbereich, die Seetüchtigkeit und die Stabilität der Zerstörer waren unzureichend. Sie wurden deshalb bereits vor dem Krieg umgebaut, insbesondere, um die Seetüchtigkeit zu verbessern. Auf die ersten vier Schiffe des Typs 1934 – Z 1 bis Z 4 – folgten zwölf Schiffe des verbesserten Typs 1934 (Z 5 bis Z 16). Erst beim Typ 1936, von dem sechs Schiffe gebaut wurden (Z 17 bis Z 22), wurden die technischen Probleme der ersten beiden Klasse behoben. Die drei Klassen stellten die Schiffe, die 1940 in Narvik kämpften und alle versenkt wurden, was die schon geringe Zahl von verfügbaren Zerstörern fast halbierte. Von den 22 Zerstörern der Typen 1934, 1934A und 1936 überlebten nur sieben den Zweiten Weltkrieg. Davon fuhren zwei danach bei der französischen Marine und drei bei der sowjetischen Marine.

Die Z 2 war 119,3 m lang, 11,3 m breit und verdrängte 3156 t. Der Antrieb bestand aus sechs Kesseln und zwei Dampfturbinen und leistete 63 000 PS, womit 38,2 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 325 Mann. Bei Nutzung als Flottillenführer kamen weitere 23 dazu.

Bewaffnung
5 x 12,7 cm L/45 Tk C/34 (Einzellafetten)
4 x 3,7 cm L/83 C/30 (zwei Zwillingslafetten)
6 x 2 cm L/65 C/30 (Einzellafetten)
8 x 53,3 cm Torpedorohre (zwei Vierlingsrohre)
60 Minen

Die Z 2 Georg Thiele wurde 1934-37 von der Deutschen Werft in Kiel gebaut. Sie wurde danach der 1. Zerstörerdivision zugeteilt. 1938 wurde der Bug modifiziert, um die Seetüchtigkeit zu verbessern. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde sie kurz in der Ostsee eingesetzt, aber danach in die Nordsee zur Verlegung defensiver Minenfelder verlegt.

Am 6. April 1940 lief Georg Thiele mit den Zerstörern Wolfgang Zenker, Bernd von Arnim, Erich Giese, Erich Koellner, Diether von Roeder, Hans Lüdemann, Hermann Künne, Wilhelm Heidkamp und Anton Schmitt zur Besetzung Norwegens aus. Als Sicherung dienten die Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau. Am 9. April liefen die Zerstörer in Narvik ein, das von den norwegischen Küstenpanzerschiffen Norge und Eidsvold verteidigt wurde. Beide Küstenpanzerschiffe wurden von den Zerstörern versenkt. Georg Thiele war mit Artilleriebeschuss an der Versenkung des norwegischen Küstenpanzerschiffs Norge beteiligt. Insgesamt 343 norwegische Seeleute starben bei dem Untergang der beiden Schiffe. Die Zerstörer landeten Gebirgsjäger an, dabei brachte die Georg Thiele 200 Gebirgsjäger direkt an das Erzpier im Hafen von Narvik. Narvik wurde besetzt. Die Zerstörer befanden sich aber in einer ungünstigen Lage, da nur einer der geplanten drei Tanker in Narvik angekommen war – die anderen waren von der norwegischen bzw. britischen Marine versenkt worden.

Am nächsten Tag griffen die fünf britischen Zerstörer Hardy, Hotspur, Havock, Hunter und Hostile Narvik an, was zur Ersten Seeschlacht von Narvik führte. Die britischen Zerstörer überraschten die deutschen Zerstörer im Hafen und versenkten das Flaggschiff Wilhelm Heidkamp sowie Anton Schmidt mit Torpedos. Die Dieter von Roeder, die zu früh ihre Wachposition verlassen hatte, wurde schwer beschädigt. Elf Frachter im Hafen von Narvik, sechs deutsche, ein britischer, zwei schwedische und zwei norwegische, wurden von den britischen Zerstörern versenkt. Die sich zurückziehenden britischen Schiffe wurden zögerlich von den drei deutschen Zerstörern Wolfgang Zenker, Erich Koellner und Erich Giese verfolgt, die aus einem Nachbarfjord kamen. Georg Thiele und Bernd von Arnim, die aus einem anderen Fjord kamen, konnten die britischen Schiffe dagegen abfangen und versenkten Hardy sowie Hunter und beschädigten Hotspur schwer. Georg Thiele selbst wurde auch beschädigt. Den drei restlichen britischen Schiffen gelang es zu entkommen und dabei auch noch den Versorger Rauenfels zu versenken. Den deutschen Zerstörern fehlte nun nicht nur Treibstoff, sondern auch Munition. Dazu waren Erich Koellner und Wolfgang Zenker durch Auflaufen beschädigt worden. Wolfgang Zenker und Dieter von Roeder konnten nur noch als schwimmende Batterie verwendet werden.

Am 13. April kam es zur Zweiten Seeschlacht von Narvik: die britische Marine griff mit dem Schlachtschiff Warspite, vier großen Zerstörern der Tribal-Klasse (Bedouin, Cossack, Punjabi und Eskimo) sowie fünf weiteren Zerstörern (Kimberley, Hero, Icarus, Forester und Foxhound) an. Begleitet wurden sie von Flugzeugen des Trägers Furious. Bei der Einfahrt nach Narvik versenkte das Swordfish-Bordflugzeug der Warspite das deutsche U-Boot U 64. Erich Koellner, Diether von Roeder und Erich Giese wurden von der Warspite und den Zerstörern versenkt. Die restlichen fünf deutschen Zerstörer zogen sich tiefer in die Fjorde zurück und versenkten sich selbst. Zuvor lauerte die Georg Thiele noch den verfolgenden britischen Zerstörern am Eingang des Rombaksfjord auf und beschädigte die Eskimo mit einem Torpedo so schwer, dass diese ihren Bug verlor. Von der Besatzung der Georg Thiele starben am 10. und 13. April 27 Mann, der Rest wurde danach als Infanterie bei den Kämpfen um Narvik eingesetzt. Das Wrack der Georg Thiele ist heute noch sichtbar. Insgesamt starben in der Zweiten Seeschlacht von Narvik 128 deutsche und 28 britische Seeleute.

Das Modell

Das Modell ist aus dem Bausatz von Trumpeter der Z 7 gebaut. Es wurde entsprechend modifiziert, um Z 2 im Zustand von 1940 darzustellen und ist mit diversen Zubehörteilen verbessert worden.

Roland Nienkirchen

(Text über Original von Lars)