Modell: Hawker Sea Fury FB.11
Hersteller: Trumpeter
Massstab: 1:72
Artikelnummer: 01631
Material: Spritzguss
Preis: ca. 17€
Zum Original
Die Hawker (Sea) Fury war eine Weiterentwicklung der Typhoon/Tempest-Reihe. Ihren Erstflug hatte die Fury am 1. September 1944, die Sea Fury - die parallel zur Fury entwickelt wurde - am 21. Februar 1945. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges benötigte die RAF jedoch keine neuen Jäger mehr, und die Bestellung der Fury wurde annulliert. Die Royal Navy hingegen benötigte weiterhin einen modernen Jäger, da die Seafire eine Zwischenlösung darstellte, die nie ganz zufrieden stellte. Namentlich die schlechte Sicht sowie die schmale Spurbreite hatten bei Einsätzen ab Flugzeugträgern immer wieder zu Problemen geführt.
So kam es, dass die Royal Navy ihre ursprüngliche Bestellung von 200 Flugzeugen auf 100 Stück reduzierte. Die Sea Fury erhielt im Frühling 1947 die Zulassung für Trägerlandungen, und die ersten 4 Staffeln wurden mit der Fury F.X ausgerüstet. Später kam noch die Jagdbomberversion FB.XI hinzu, die bis 1953 das wichtigste trägergestützte Flugzeug der Royal Navy war. Die Sea Fury kam im Koreakrieg 1952 zum erfolgreichen Einsatz. Die Royal Navy hatte die Sea Fury noch bis 1955 im Einsatz. Exportkunden waren unter anderem Australien, Kanada, Deutschland, die Niederlanden und Pakistan. Total wurden 860 Exemplare hergestellt. Da die Sea Fury sehr schnell ist, ist sie auch in der Air Races-Welt immer noch populär. So fliegen ungefähr ein Dutzend (zum teil massiv modifizierte) Sea Furies in Reno um die Wette. Ein Flugfähiges Exemplar in Originalfarben ist in England bei der "Fleet Air Arm Historic Flight" anzutreffen.
Der Abschuss einer Mig-15 am 8. August 1952 wird oftmals als "Sternstunde" der Sea
Fury bezeichnet; dieses Ereignis ist auch auf dem Deckelbild des Bausatzes zu sehen.
Zum Modell
Die Sea Fury wird von den Modellherstellern nicht gleich beachtet wie zum Beispiel die Spitfire, Hurricanes oder Bf-109. Umso erfreulicher ist es, dass sich ein Großserienhersteller wie Trumpter dem interessanten Vorbild angenommen hat und als relativ preisgünstiges Spritzgussmodell ins Sortiment aufgenommen hat. Zuerst fällt die grosse und stabile Verpackung auf. Kein Faltkarton wie bei Revell, sonder eine sehr grosse Schachtel aus Wellkarton. Als "Cover Art" wurde eine Computergraphik der Sea Fury ausgewählt. Weiterhin sind auf der Seite des Kartons eine kurze Geschichte über die Sea Fury abgedruckt sowie Risszeichnungen abgebildet. Bilder des fertigen Modells (wie zB bei Revell oder Hasegawa) sucht man leider vergebens. Wo so viel Luft mitverpackt wird, sollten die Gussäste entsprechend geschützt werden. Das sind sie aber leider nicht. Die Gussäste sind zwar einzeln in Folie eingeschweisst, aber nicht gegen Verrutschen gesichert. Nichtsdestotrotz hat mein Modell den Postversand unbeschädigt überstanden.
Die Gussäste
Das Modell besteht aus 3 Gussästen mit total 93 Bauteilen; zwei aus hellgrauem Kunststoff und die transparenten Teile. Die Gravuren sind - wie zu erwarten - versenkt, jedoch relativ rudimentär. So wurden beispielsweise die Schnellverschlüsse der Motorverkleidung vereinfacht dargestellt. Im Gegensatz zu den grösseren Trumpter-Bausätzen wird hier darauf verzichtet, die Nietenreihen darzustellen. Die Formen werden generell gut wiedergegeben.
Der erste Gussast mit dem Rumpf ist in Ordnung; allerdings sind Einsinkstellen vorhanden und der Guss wirkt stellenweise etwas unscharf. Es fällt auf, dass die Propellerblätter sehr schmal sind und die kräftige Luftschraube der Sea Fury unzureichend wiedergeben. Die Zurüsthersteller sind bereits in die Bresche gesprungen - von Pavla gibt es mittlerweile bereits einen Resin-Propeller.
Die Detaillierung ist bescheiden. Die Seitenwände des Cockpits weisen eine Struktur auf, allerdings entsprechen sie nicht dem Original. Da wurde vielmehr versucht, mit etwas Einfachem die große Leere zu füllen. Auch das Instrumentenbrett wirkt lieblos modelliert. Es sind zwar Rundinstrumente sichtbar, die mit dem Vorbild aber nicht viel gemeinsam haben. Trumpeter ging hier definitiv nicht an die Grenze des Machbaren. Schade, heute dürfte man eigentlich mehr erwarten.
Der zweite Gussast ist hauptsächlich den Flügeln und den Aussenlasten (2 Zusatztanks, 6 Raketen) gewidmet. Was sehr positiv ist: Sie lassen sich hochgeklappt darstellen und die Querruder sind als separate Bauteile ausgeführt. Was weniger gefällt sind vorgebohrte Löcher für die Raketenstartschienen. Ebenfalls fallen vereinzelte Einsinkstellen sowie etwas Fischhaut auf. Auswerfermarken sind meist dort wo man sie nicht sieht. Eine Ausnahme bilden die Fahrwerksklappen und der Fahrwerkschacht.
Was sehr negativ auffiel (und da fragte ich mich ernsthaft, ob eine Schlusskontrolle der Urmodells stattgefunden hat) - zwei Trennlinien zwischen Höhenleitwerk und -ruder hören plötzlich auf. Dazu wies eine Oberfläche des Höhenleitwerkes Gussfehler auf.
Die transparenten Teile
Die Cockpithaube ist zweigeteilt und weist einen unschönen Grat auf. Auch ist die Kanzel etwas dick was den Blick ins Cockpit verzerren wird (sofern man die Haube nicht geöffnet montiert). Als weitere Teile sind das Reflexvisier, die Positionslichter sowie die Landescheinwerfer vorhanden.
Die Anleitung
Die Anleitung beginnt mit einem Bild der Gussäste, historische Hintergründe zur Sea Fury findet man darin nicht. In 11 übersichtlichen Baustufen wird der Flieger montiert, Hinweise zur Farbgebung findet man entweder in der Bauanleitung oder auf einem separaten, farbigen A4-Blatt. Als Farbreferenzen werden nur Gunze-Farben angegeben sowie die britischen Bezeichnungen (Sky, Dark sea grey). Die Farbgebung ist leider unvollständig, so findet man beispielsweise keine Angaben zur Bemalung der Raketen.
Die Decals
Die mitgelieferten Decals ermöglichen die Darstellung von zwei Versionen; die erste (siehe Deckelbild) ist eine Sea Fury der 802 Squadron die 1952 auf der HMS Ocean im Koreakonflikt im Einsatz war. Diese Version fällt durch die schwarweissen Streifen auf.
Die andere Sea Fury gehört zur 1831 Squadron. Auch sie besitzt Identifikationsstreifen, allerdings rot-gelbe. Die Trägerfolie glänzt relativ stark, und scheint auch etwas dick zu sein. Wartungshinweise sind leider nicht vorhanden. Es gibt von Xtradecals, Aimsdecals und Ventura Decalbögen für die Sea Fury, die auch weitere Staaten (z.B. Kanada oder Australien) abdecken.
Fazit
Schön, dass sich ein Großserienhersteller an die Sea Fury gewagt hat. Leider hat Trumpeter die Sache etwas halbherzig angepackt. Man merkt dem Modell an, dass die Feinarbeit zu kurz kam. Vielleicht sollte Trumpeter die Kadenz an Neuerscheinungen etwas drosseln, dafür die Qualität etwas mehr in den Mittelpunkt stellen. Trumpeter scheint die Modellauswahl auf diejenigen Vorbilder zu konzentrieren, die nicht schon jeder zweite Hersteller bereits im Programm hat. Das ist sehr lobenswert. Da würde man aber gerne auch ein oder zwei Euro mehr bezahlen und einen Monat länger warten, wenn man dafür ein ausgereifteres Produkt bekommt.
Über kleinere Fehler (wie z.B. Einsinkstellen) kann man hinwegsehen, aber andere Unzulänglichkeiten - wie ein zu schmaler Propeller, ein Phantasiecockpit oder Gravuren, die auf halber Strecke aufhören - hätte man durchaus vermeiden können.
Alex
Wir danken der Firma Faller für das Bausatzmuster