Das Original

Der britische Flugzeugträger HMS Prince of Wales (R09) ist eines von zwei 2009-19 gebauten Schiffen der Queen Elizabeth-Klasse, der größten Kampfschiffe, die je für die Royal Navy gebaut wurden und unter den größten Flugzeugträgern, die bisher außerhalb der USA gebaut wurden. Die beiden Träger sind der Ersatz für die drei Schiffe der Invincible-Klasse. Letztere waren ursprünglich für die U-Jagd entworfen wurden. Für die neuen Schiffe wurde erwartet, dass sie primär als Angriffsträger verwendet werden würden, weshalb man sich für wesentlich größere Schiffe mit entsprechend einer größeren Zahl an Flugzeugen entschied - aber als Konsequenz auch die Zahl der Träger von drei auf zwei reduzierte. Als primäres Kampfflugzeug wurde die Lockheed Martin F-35B Lightning II, also die Senkrechtstarterversion, bestellt, weshalb die Queen Elizabeth-Klasse eine Sprungschanze, aber kein Winkeldeck, Fanghaken und Katapulte erhielt.

Die Queen Elizabeth-Klasse sollte so entworfen werden, dass eine spätere Nachrüstung mit Katapulten und Fanghaken möglich sein sollte. Es wurde aber auch eine entsprechende Version für die französische Marine entworfen und der Bau eines französischen Schwesterschiffs schien lange realistisch, wurde aber 2013 aufgegeben. Bei den britischen Schiffen gab es immer wieder Studien, die eine Umplanung forderten, z.B. eines der Schiffe als Hubschrauberträger fertig zu stellen und das zweite mit Katapulten. Letztlich waren die Kosten für diese Umplanungen zu hoch, so dass schließlich beide britische Träger in der Auslegung für Senkrechtstarter fertig gestellt wurden. Eine späterer Umbau in einen konventionellen Träger ist immer noch eine Möglichkeit, da die Schiffe länger in Dienst bleiben sollen als ihre Flugzeuge.


Die Träger können neben der Rolle als Angriffsträger mit F-35B-Jagdbombern auch als U-Jagdträger mit Merlin- und Wildcat-Hubschraubern sowie als Landungsträger mit Merlin-, Wildcat-, Apache- und Chinook-Hubschraubern verwendet werden. Zur Frühwarnung und Leitung der eigenen Flugzeuge dient eine mit dem Crowsnest-Radar ausgerüstete Variante des Merlin-Hubschraubers.


Unkonventionell ist die Auslegung mit zwei Inseln. Diese bietet drei Vorteile: die Rauchabzüge der Maschinen können weiter voneinander entfernt angebracht werden, so dass diese kleiner ausfallen und die Schiffe im Falle von Treffern weniger gegen Treffer anfällig sind; die vordere Insel kann auf eine für die Navigation optimale Position kommen, die hintere auf eine für die Leitung des Flugbetriebs optimale; die beiden Radarsysteme, ein weitreichender S1850M (Smart-L) und ein Typ 997 Artisan 3-D mit mittlerer Reichweite, können weiter entfernt voneinander aufgestellt werden, so dass sie sich gegenseitig weniger stören.


Prince of Wales ist 280 m lang, 73 m breit und verdrängt 65.000 t. Der Antrieb erfolgt über zwei Gasturbinen mit zusammen 96.000 PS und vier Dieselmotoren mit zusammen 62.400 PS. Mit diesen wird der Strom für vier Elektromotoren mit zusammen 108.000 PS produziert und bis zu 32 kn erreicht. Die Stammbesatzung besteht aus 679 Seeleuten, insgesamt können 1600 untergebracht werden, z.B. noch die Piloten und Wartungskräfte für die Flugzeuge und 250 Marineinfanterie. Die Bewaffnung besteht aktuell aus drei 2-cm-Phalanx-Nahbereichsabwehrgeschützen, vier 3-cm-DS30M Mk2-Geschütze können noch nachgerüstet werden. Insgesamt können 40 Flugzeuge untergebracht werden, aktuell z.B.:

  • F-35B Lightning II Jagdbomber
  • Merlin HM2 U-Jagdhubschrauber
  • Merlin HM2 mit Crowsnest als Frühwarn-Hubschrauber
  • Wildcat HMA2 U-Jagdhubschrauber (auch Bekämpfung von Seezielen und als Such- und Rettungshubschrauber)
  • Merlin HC4 Transporthubschrauber
  • Chinook HC Transporthubschrauber
  • Apache AH1 Kampfhubschrauber
  • Wildcat AH1 Hubschrauber zur Nahunterstützung von Truppen


Prince of Wales wurde 2011-19 von der Aircraft Carrier Alliance (BAE Systems, Babcock International und Thales Group) gebaut. Teile wurden in Hebburn, Appledore, Birkenhead und Portsmouth gebaut, der Zusammenbau erfolgte in Rosyth. Prince of Wales hat ihren Heimathafen in Portsmouth und ist in Dienst.

Das Modell

Dieses Modell ist aus dem neuen Resin/3D-Bausatz der Queen Elizabeth im Maßstab 1/700 gebaut, den ich als HMS Prince of Wales (R09) fertig gestellt habe. Mit fast 300 € ist dies ein teurer Bausatz. Für diesen Betrag bekommt man auch nur sechs F-35B und zwei Merlin-Hubschrauber (die ursprünglich von Orange Hobby stammen) sowie einige Flugzeugschlepper.

Ich baute die Merlin in die Crowsnest-AEW (Frühwarn)-Variante um und fügte die folgenden hinzu:

  • 2 AH-64 Apache und Gabelstapler von Orange Hobby
  • 4 Merlin HM1, 5 Wildcat HMA2, 2 Chinook und 8 F-35B (von SNAFU auf Shapeways)
  • 1 selbst gebauter mobiler Kran

Obwohl aus dem Bausatz letztendlich ein sehr beeindruckenden Modell entsteht, braucht es dazu eine Menge Arbeit. Die beiden größten Probleme mit dem Bausatz sind die schlechte Anleitung und das Fehlen an Freibord (im Bereich des Wasserpass) am Rumpf. Die Anleitung besteht hauptsächlich aus einer Sammlung von nummerierten aufgelösten Farbfotos in geringer Auflösung. Diese reichen nicht annähernd aus, um alle Fotoätzteile auf den umfangreichen Platinen zu erklären. Am Ende des Baus blieben bei mir viele unbenutzte Teile übrig, auch nach sorgfältiger Prüfung von Bildern des echten Schiffes.

Die Queen Elizabeth-Klasse hat einen sehr ausgeprägten schwarzen Wasserpass, aber der Rumpf des Bausatzes ist zu niedrig gegossen, hat zu wenig Freibord und hat deshalb keinen Wasserpass. Diesen habe ich dem Rumpf mit Polystyrolplatten hinzugefügt (siehe Bild).


Zwei weitere Punkte müssen korrigiert werden:

  1. Die fotogeätzten Galerien rund um den Rumpf sitzen auf angegossenen Verlängerungen. Diese sind zu hoch gegossen, so dass die Relings der Galerien über die Kante des Flugdecks ragen. Die Verlängerungen müssen vor dem Anbringen der Galerien gekürzt werden.
  2. Die Kanten des Flugdecks sind an einigen Stellen als gerade Kanten gegossen, in Wirklichkeit sind sie aber abgerundet und müssen geändert werden (siehe Bild).


Ich habe ein Bild der Prince of Wales mit dem letzten richtigen Flottenträger Großbritanniens, der HMS Ark Royal, hinzugefügt, das einen Eindruck von der enormen Größe der modernen Schiffe vermitteln soll:

Fazit

Insgesamt wird ein Modell eines Flugzeugträgers der Queen Elizabeth-Klasse eine große Bereicherung für jede Sammlung sein, aber für mich war der Bau frustrierend.

Nick Shipp

(Text über Original und Übersetzung aus dem Englischen von Lars)