Das Original

Der Erste Weltkrieg brachte mit der HMS Argus den ersten Flugzeugträger. Wenige Jahre zuvor entstanden jedoch bereits funktionelle Verbindungen von Schiff und Flugzeug: Tender für die um 1910 entwickelten Wasserflugzeuge, die im Krieg zur Luftaufklärung auf See eingesetzt wurden.

Die Royal Navy zog kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs zivile Schiffe ein und rüstete sie zu Flugzeugmutterschiffen um. Darunter waren auch Fähren der South Eastern and Chatham Railway Company, Riviera, Empress und Engadine. 1914 wurden sie mit Hangars aus Segeltuch und Kränen für je drei Wasserflugzeuge ausgerüstet. Die Flugzeuge mussten für jeden Einsatz zu Wasser gelassen und anschließend wieder an Bord gehievt werden.

Weihnachten 1914 waren die Flugzeuge der drei Schiffe am Angriff auf die Zeppelinbasis und den Hafen von Cuxhafen beteiligt. Ein wenig erfolgreiches Unterfangen der Harwich Force, das aber als erster Angriff trägergestützter Flugzeuge der Royal Navy gilt.

HMS Engadine wurde 1915 mit einem permanenten Hangar für vier Flugzeuge versehen. Nicht nur ihre Bewaffnung wurde verstärkt, auch die Mannschaft: Taubenschläge beherbergten Brieftauben für die Flugzeugbesatzung, sollte ihr Funk ausfallen.

In der Skagerrakschlacht 1916 hätten die Funker der HMS Engadine selbst wahrscheinlich gerne Brieftauben eingesetzt. Eines ihrer Flugzeuge hatte die Kreuzer der 2. Aufklärungsgruppe gesichtet – die erste Meldung feindlicher Schiffe durch ein Flugzeug in der Geschichte. HMS Engadine konnte die Berichte jedoch nicht weiterleiten. Später in der Schlacht versuchte sie, die schwer beschädigte HMS Warrior in Schlepp zu nehmen und nahm beim Sinken des Panzerkreuzers die Mannschaft an Bord.

Nach dem Ersten Weltkrieg diente HMS Engadine wieder als zivile Fähre. Sie wurde 1933 als SS Corregidor auf die Philippinen verkauft und sank 1941, nachdem sie auf eine Mine aufgelaufen war.

Das Modell

Der 1/700 Bausatz der HMS Engadine von RMS Neptun (Polen) ist ein besonders schön detailliertes Modell (heute vertrieben von Choroszy Modelbud). Der Rumpf und die Kleinteile aus Resin sind wunderbar gegossen und die Fotoätzteile aus Messing wirklich sehr fein gehalten. Im Bausatz sind vier Flugzeuge enthalten (zwei Short 184 und zwei Sopwith Babies) samt der zugehörigen Fotoätzteile und Abziehbilder. Einige dieser Ätzteile für die Flugzeuge sind so klein, dass ich es nicht geschafft habe, sie zu verwenden. Tatsächlich ist dieser Bausatz für erfahrene Modellbauer ab zwölf Jahren gedacht – ich kann mir aber nicht vorstellen, dass jemand mit zwölf Jahren dieses Modell bauen könnte. Besonders die innere Stützkonstruktion der Hangars ist sehr kompliziert.

Ich habe das Schiff im Zustand von 1918 gebaut und mit einem Tarnanstrich versehen, der typisch für das Kriegsende war. Die Darstellung des Anstrichs in der Anleitung des Bausatzes ist, glaube ich, nicht ganz korrekt. Das Muster der Steuerbordseite scheint richtig zu sein, aber die Darstellung der Backbordseite widerspricht einem Foto der HMS Engadine von der Website des Imperial War Museums. Außerdem bezweifle ich, dass der Tarnanstrich, wie in der Anleitung dargestellt, aus vier Farben besteht. Die Schwarz-Weiß-Fotos des Schiffes zeigen meiner Ansicht nach nicht so viele Farbnuancen. Entsprechend habe ich mich entschieden, nur drei Farben zu nutzen und das Seegrau wegzulassen. Natürlich kann es sein, dass ich damit falsch liege. 

Die zusätzlichen Boote stammen aus dem British Harbour Set von Kombrig. Die Emaillefarben von Colourcoats habe ich mit dem Pinsel aufgetragen (ich hasse Sprühen). Auf den Fotos fehlt eines der Heckgeschütze, da ich es während des Baus verloren habe.

Um einen Eindruck von ihrer Größe zu geben, zeige ich HMS Engadine hier neben der zeitgenössischen HMS Furious.

Nick Shipp

(Text über Original und Übersetzung aus dem Englischen von Steffi)