21.11.1915 - 110 Jahre Untergang der Endurance (Imperial Trans-Antarctic Expedition)

 


Heute vor 110 Jahren, am 21. November 1915, sank das britische Polarforschungsschiff Endurance im Packeis der Weddelsee (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die Endurance war eines der beiden Schiffe der Imperial Trans-Antarctic Expedition unter Ernest Shackleton. Shackletons Ziel war es, die Antarktis zu durchqueren. Die Expeditionsgruppe sollte von der Endurance in der Weddellsee starten, den Südpol erreichen und dann weiter zur Rosssee reisen. Die zweite Gruppe, mit der Aurora, sollte Depots von der Rosssee aus anlegen, so dass die erste Gruppe Nachschub vorfinden würde. Die Endurance wurde aber vor dem Erreichen der geplanten Anlandungsstelle in der Vahlselbucht am 18. Januar 1915 im Packeis eingeschlossen und trieb mit diesem wieder nach Norden. Am 27. Oktober 1915 musste das Schiff aufgegeben werden und am 21. November sank es schließlich. Der Tagebuch Eintrag Shackletons hierzu war: "Um 5 Uhr nachmittags versank sie mit dem Bug: Das Heck, der Grund allen Übels, versank als Letztes. Ich kann darüber nicht mehr schreiben".

Das Original

Die Endurance wurde ursprünglich für Adrien de Gerlache und Lars Christensen als Expeditionsschiff Polaris für reiche Touristen gebaut. Sie sollte in den Eisrandzonen der Arktis verwendet werden. Ihr hölzerner Rumpf war sehr stabil gebaut und für das Eisbrechen auslegt. Die Rumpfform war aber nicht für das Überleben im Packeis auslegt, sie hatte gerade Rumpfseiten (im Gegensatz z.B. zur Fram oder Gauss mit runden Rumpfseiten), keine wasserdichten Schotten und war relativ schlank. Sie war deshalb ein angenehmeres Seeschiff, aber im Packeis stark bedroht, auch dadurch, dass ihr Maschinenraum über zwei Decks reichte und deshalb an dieser Stelle der Rumpf nicht durch Decksbalken versteift wurde. Der Rumpf wurde vor der Expedition auch nicht verstärkt - im Gegensatz z.B. zur Deutschland, die für den Einsatz in der Weddelsee (Expedition von Filchner) auf den Rat von Shackleton hin (!!) mit den diagonalen Verstärkungsbalken ausgerüstet wurde. Die Endurance sank deshalb nicht wegen eines Schadens am Ruder (im Gegensatz zu dem Zitat Shackletons oben), das sie im Gegensatz zu vielen anderen früheren Polarforschungsschiffen nicht einziehen konnte, sondern wegen einer Kombination aus ungeeigneter Rumpfform und einem zu schwachen Rumpf. Sie war für das Überleben im antarktischen Packeis nicht auslegt und überlebte es auch nicht.


Endurance war 43,9 m lang,7,6 m breit und verdrängte 350 t. Der Antrieb bestand aus einem Kessel und einer Dampfmaschine mit 350 PS, womit 10,2 kn erreicht wurden. Dazu kam eine Takelage als Barkentine mit 458,3 m2 Segelfläche. Die Besatzung bei der Expedition bestand aus 29 Mann.


Endurance wurde 1911-13 als Polaris von der Framnæs Werft in Sandefjord für Adrien de Gerlache und Lars Christensen gebaut. Sie ging nie als Polaris als Expeditionsschiff in Dienst, sondern wurde aus Geldmangel in Sandefjord aufgelegt. Im Januar 1914 kaufte Ernest Shackleton das Schiff und nannte es in Endurance um. Sie verließ Großbritannien am 8. August 1914 - nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs! Shackleton hatte der Admiralität des Schiff angeboten, war aber von Churchill dazu aufgefordert worden, die Expedition fortzusetzen. Über Buenos Aires und Grytviken, Südgeorgien ging die Fahrt in die Weddelsee, wo sie schon sehr früh, zwei Tage nach der Abfahrt aus Südgeorgien, am 5. Dezember 1914 Packeis sichtete. Es gelang der Expedition bis auf 370 km an ihr Ziel, die Vahselbucht, heranzukommen, dann wurde sie am 18. Januar 1915 vom Packeis eingeschlossen und von diesem nach Norden getrieben. Das Schiff wurde Ende Oktober vom Packeis so schwer beschädigt, dass es am 27. Oktober 1915 evakuiert werden musste. Der Plan war erst mit drei Beibooten an den Rand des Packeis zu marschieren und von dort mit den Booten eine Insel zu erreichen. Das erwies sich aber als zu schwierig, weshalb man in der Nähe des Schiffs ein Lager aufschlug und sich vom Packeis an den Rand der Packeisgrenze transportieren lies. Deshalb konnte das Schiff noch mehrfach besucht und weitere Gegenstände geborgen werden und auch sein Untergang am 21. November 1915 beobachtet werden.

Am 9. April 1916 brach die Expedition mit den Beibooten vom Packeis auf und erreicht am 15. April Elephant Island. Von dort brach Shackleton mit fünf Mann mit dem größten Beiboot, der James Caird, am 24. April auf, um Südgeorgien zu erreichen und dort Hilfe für die restlichen Expeditionsteilnehmer zu holen. Südgeorgien wurde am 8. Mai nach eine Fahrt erreicht - eine bemerkenswerte Leistung in einem so kleinen Boot in einer der stürmischsten Meeresregionen. Drei der Männer durchquerten Südgeorgien zu Fuß und konnten am 19. Mai die Walfangstation Stromness erreichen. Von dort konnten sie mit dem Walfänger Samson die drei anderen Männer von der anderen Seite der Inseln aufsammeln. Shackleton versuchte darauf mehrfach Elephant Island zu erreichen, um die anderen Teilnehmer der Expedition zu bergen. Die Versuche mit dem britischen Walfänger Southern Sky, dem uruguayischen Fischtrawler Instituto de Pesca No. 1 und dem britischen Schoner Emma die Insel zu erreichen, scheiterten am Packeis um die Insel. Erst am 30. August 1916 konnte er mit dem chilenischen Marineschlepper Yelcho unter dem Kommando von Luis Pardo Elephant Island zu erreichen und alle nach Chile zu bringen. Von dem Teil der Imperial Trans-Antarctic Expedition im Weddelmeer überlebten so alle. Es starben allerdings drei Mann des Teils der Expedition, die vom Rossmeer und der Aurora aus Depots anlegten. Nach der Yelcho und Luis Pardo ("Piloto Pardo") benannte die chilenische Marine danach noch einige Schiffe, auch heute fährt ein Patrouillenschiff der Klasse OPV-80 mit dem Namen Piloto Pardo und eines mit dem Namen Yelcho ist von der gleichen Klasse geplant. Die britische Marine benannte zwei Polarpatrouillenschiffe nach der Endurance

Das Wrack der Endurance konnte 2019 von einer Expedition nicht gefunden werden, wurde aber am 5. März 2022 von einer zweiten Expedition auf dem südafrikanischen Polarforschungsschiff S. A. Agulhas II mit Hilfe von Unterwasserdrohnen entdeckt und erforscht. 

Das Modell

Das Modell der Endurance baute ich aus dem 3D-gedruckten Modell von Dutch Fleet Naval Miniatures (DFNM), das bei Shapeways in der Smooth Fine Detail Plastic-Qualität gedruckt wurde. Das Modell besteht nur aus einem Rumpf, passend zu dem Zustand während der Imperial Trans-Antarctic Expedition. Ich wollte diesen Zustand darstellen. Das Modell soll aber nicht das Schiff darstellen, wie es aussah, als es im Packeis eingeschlossen war. 

Die Masten bestehen aus Metallstäben und Plastikteilen, letztere für die Marsen und das Krähennest. Die Kompassstände sind von Christian Abraham entworfen und 3D-gedruckt worden (vielen Dank), das Steuerrad ist ein Fotoätzteil von S-Model, das Ankerspill und der Maschinentelegraf sind Plastikteile von S-Model, die Lüfter Resinteile von Rainbow und die Anker Fotoätzteile von North Star Models. Die Ankerketten sind Fotoätzteile aus der Restekiste. Die Beiboote sind von Kombrig bzw. aus der Restekiste. Bei der Evakuierung des Schiffs wurden nur drei Beiboote mitgenommen, auf den Plänen und auch auf während der Expedition aufgenommen Fotos sind aber vier Beiboote zu sehen. Die Davits habe ich aus 0,15-mm-Kupferdraht gebogen. Am Heck ergänzte ich noch eine fotogeätzte Reling, die mit Persenning verkleidet wurde (dargestellt mit Weißleim), am Schornstein ein Dampfrohr und auf dem Deckshaus einen Kamin. 

Die eingeholten Segel sind mit Weißleim angedeutet. Für die Takelung benutzte ich elastischen schwarzen 40 Denier-Faden (0,068 mm) von Infini Model sowie schwarzen 20 Denier-Faden (0,05 mm) von UNI Caenis, der mit einem Heißwachsspachtelgeräte nachgespannt wurde. 

Das Modell bemalte ich mit Acrylfarben von Vallejo Model Color: 167 (995) Anthrazitgrau für Rumpf, 4 (820) Cremeweiß für die Innenseite der Schanzkleider, die Deckshäuser, den Schornstein, Teile der Masten, die Marsen, Rahe, Gaffeln und die Beiboote, 110 (986) Achatgrau für die Decks, 139 (846) Mahagonibraun für die Oberlichter, 104 (884) Steingrau für die Hundehütten und 150 (822) Schwarzbraun für die Masten. Bei den Farben bin ich mir nicht 100% sicher, insbesondere beim Schornstein, der auch ockerfarben gewesen sein könnte.

Hier die Endurance mit einem älteren Polarforschungsschiff, der HMS Erebus (1826) (diente 1839-43 für eine Antarktisexpedition unter Ross und 1845-48 für die tragische Expedition in der Nordwestpassage unter Franklin, während der sie sank):


Links mit zwei stählernen Polarforschungsschiffen, die oft im Packeis eingesetzt wurden bzw. noch werden: der sowjetischen Fjodor Litke (1909, also älter als die Endurance!) und der deutschen Polarstern (1982):

Quellen


Lars