Modell: GN Emden Light Cruiser
Hersteller: SSModel
Maßstab: 1/700
Material: Resin (3D-Druck)
Art.Nr.: 700508
Preis: ca. 61 € (auf Ebay)

Das Original

Der deutsche Leichte Kreuzer Emden war der dritte dieses Namens und wurde 1921-25 gebaut. Durch die Bedingungen des Waffenstillstands und dem Versailler Vertrag verlor die Reichsmarine alle modernen Kreuzer. Es verblieben nur alte Kreuzer der Gazelle- und Bremen-Klasse. Da diese aber meist schon 20 Jahre alt waren oder bald wurden, konnten sie nach den Vertragsbedingungen sofort ersetzt werden. Ein Weiterbau von unfertigen Leichten Kreuzern der Cöln-Klasse wurde untersagt, so dass ein Neubau entworfen wurde, der aus der Cöln-Klasse entwickelt wurde. Für Kreuzer galten unter den Bedingungen des Versailler-Vertrags eine Begrenzung der Tonnage auf 6000 t (damals interpretiert als Konstruktionsverdrängung in metrischen Tonnen, später als Standardverdrängung in long ton) und ein Höchstkaliber von 15 cm. Die Begrenzung der Verdrängung und des Geschützkalibers stellten für einen Entwurf basierend auf der Cöln-Klasse kein Problem dar.

Im Vergleich zur Cöln-Klasse wurde Emden modifiziert. Die Hauptbewaffnung wurde vorne und achtern übereinander geordnet angeordnet, was deren Feuerbereich erhöhte. Die Hälfte der Geschütze konnte trotzdem nur auf eine Breitseite feuern. Es sollen 15-cm-Zwillinge geplant worden sein, aber diese waren nicht verfügbar (da deren Entwicklung verboten worden war oder weil die Besetzung des Rheinlands deren Bau verhinderte?). Durch die Erhöhung des Anteils an öl- vs. kohlebfeuerten Kessel von 6/8 zu 6/4 konnten die Gesamtlänge aller Kesselräume verringert und die Zahl der Schornsteine auf zwei reduziert werden. Durch die Einführung von Getriebeturbinen konnte der Fahrbereich um 50% gesteigert werden. Die Feuerleitung wurde auf einem Röhrenmast positioniert. Ein Mangel an U-förmigen Stahlteilen erforderte, dass im verstärkten Umfang der Rumpf geschweißt wurde. Trotz dieser Verbesserung galt das Schiff schon bei Fertigstellung als veraltet und die nächste Klasse, die Königsberg-Klasse, unterschied sich deutlich.

Emden wurde mehrfach umgebaut, so wurde schon kurz nach den Probefahrten ihr Röhrenmast (wegen Vibrationen) und der Großmast gekürzt sowie der achtere Schornstein aus optischen Gründen erhöht. Bei dem Umbau 1933-34 wurden die verbliebenen kohlebefeuerten Kessel auf Öl umgestellt, die Schornsteine und der Großmast gekürzt sowie der Steven von einer Sichelform auf eine gerade Form umgebaut. Eventuell wurden auch bei diesem Umbau die 50-cm-Torpedorohre gegen 53,3-cm-Rohre ausgetauscht. 1935 erhielt sie eine dritte 8,8-cm-Flak. 1937 wurde ein neuer Mast am achteren Schornstein ergänzt. Eine Modernisierung mit 15-cm-Zwillingstürmen und neuen Flak entfiel durch mangelnde Kapazitäten im Krieg. 1940 erhielt sie zwei 2-cm-Vierlinge. Wahrscheinlich erhielt sie 1942 neue 15-cm-Geschütze, Tbts K L/48 C/36 statt SK L/45 C/16. 1944, vor dem 11. September, erhielt sie drei 10,5-cm-L/45-C/32-Flak statt der 8,8 cm-L/45-C/13 sowie zwei 4-cm-Flak 28 (Bofors). Die leichte Flak wurde verstärkt und sie erhielt Radar (FuMo-21?).

Emden war 155,1 m lang, 14,3 m breit und verdrängte voll beladen 6990 t. Der Antrieb bestand aus zehn Kesseln und zwei Dampfturbinen, womit ursprünglich 46.500 PS und 29,4 kn erreicht wurden (1942 noch 26 kn). Die Besatzung 483-536 Mann.

Bewaffnung Ende 1944
8 x 15 cm Tbts K L/48 C/36 (Einzellafetten)
3 x 10,5 cm SK L/45 C/32 (Einzellafetten)
2 x 4 cm Flak 28 (Bofors, Einzellafetten)
2 x 3,7 SK C/30 U (Einzellafetten, nicht sicher, ob vorhanden!)
20 x 2 cm C/38 (zwei Vierlings- und sechs Zwillingslafetten, Zusammensetzung nur wahrscheinlich!)
4 x 53,3 cm Torpedorohre (zwei Zwillingsrohre, zwölf Torpedos)

Emden wurde 1921-25 von der Reichsmarinewerft in Wilhelmshaven gebaut. Sie diente vor dem Zweiten Weltkrieg primär der Ausbildung und unternahm hierfür neun Auslandsreisen, u.a. mehrfach auch bis in den Pazifik. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde sie am 3. September 1939 durch einen abgeschossenen Bristol Blenheim-Bomber beschädigt, wobei neun Mann starben und 20 verwundet wurden. Am 9. April 1940 gehörte sie zu dem Verband, der Oslo einnehmen sollte. Sie landete nach der Versenkung des Schweren Kreuzers Blücher durch norwegische Küstenbatterien Truppen  an und lief erst nach der Kapitulation der norwegischen Forts am 10. April in Oslo ein (die Verspätung dieses Verbands ermöglichte der norwegischen Regierung und dem Königshaus aus Oslo zu entkommen). Am 26. und 27. September 1941 unterstützte sie die Landung auf den Baltischen Inseln durch Landzielbeschuss. Ansonsten wurde sie überwiegend als Schulschiff verwendet. Erst im September und Oktober 1944 wurde sie für drei Minenunternehmen im Skagerrak eingesetzt. Am 9. Dezember 1944 lief sie im Oslofjord auf und wurde danach nach Königsberg in die Werft geschickt. Von dort musste von der anrückenden sowjetischen Marine abgeschleppt werden, erst in Pillau konnte eine Turbine wieder klar gemacht werden, so dass sie aus eigener Kraft Kiel erreichte, wo sie wieder in die Werft kam. Dort wurde sie mehrfach bei Bombenangriffen beschädigt, zuletzt so schwer, dass sie am 14. April in die Heikendorfer Buch geschleppt und auf Grund gesetzt wurde. Der Kreuzer wurde am 3. Mai 1945 noch durch eigene Sprengungen weiter beschädigt. Das Wrack wurde bis 1948 abgewrackt.

Der Bausatz

Der Leichte Kreuzer Emden ist eines der Schiffe der Kriegsmarine, die bisher etwas stiefmütterlich behandelt wurden (während es inzwischen sogar diverse Spritzgussbausätze von nie fertig gestellten oder nicht einmal angefangenen Schiffen der Kriegsmarine gibt). Im Maßstab 1/700 gab es einen Resinbausatz von HP Models. 2022 oder 2023 hat SSModel, ein chinesischer Kleinserienhersteller, ein 3D-gedrucktes Modell der Emden herausgebracht. Das Modell stellt den Bauzustand ab September 1944 dar - leider der Bauzustand des Schiffs, der am schlechtesten dokumentiert ist.

Der Rumpf besteht aus einem Teil und ist ohne die Aufbauten gedruckt. Der Rumpf ist etwas zu kurz und zu breit (je 1 mm), aber wirkt sonst sehr vorbildgetreu. Die Darstellung der Decks - auf dem Backdeck Linoleum und auf dem Oberdeck holzbeplankt - ist gut gemacht, vielleicht sind die Gravuren etwas tief. Die Bullaugen sind durch recht weit vorstehende Ringe dargestellt und wirken so zu massiv. Mein Exemplar ist am Bug etwas beschädigt, wobei ich nicht mehr sagen kann, ob er schon so angekommen ist oder ob ich ihn später selbst versehentlich beschädigt habe.


Die Aufbauten sind überwiegend in zwei großen Blöcken gedruckt. Diese kommen mit den Stützstrukturen und Rahmen und weisen bereits zahlreiche Details auf. Die Detaillierung ist überwiegend gut, lediglich die Bullaugen und die geschlossene Reling sind etwas dick. Zwei der Masten sind bereits an die Aufbauten angedruckt (und ich frage mich, ob man sie wegen der Takelung besser durch Metallteile ersetzen sollte). Der Fockmast ist ein Extrateil, das mit Entfernungsmesser und Rahen etc. komplett gedruckt ist. Auf dem vorderen Aufbaublock ist auch eine der 10,5-cm-Flak bereits angedruckt. Beim Fockmast findet man nur eine Scheinwerferplattform, darunter ist die Plattform für den Radar (passend zum späten Bauzustand).


Die 15-cm-Geschütze stellen die späte Version, Tbts K L/48 C/36, dar. Die Schutzschilde sind offen gedruckt - auch mit geöffneten Klappen für die Zielvorrichtungen, dazu mit Rohrhose und einem Rettungsfloß. Die Rohre selbst liegen als gedrehte Messingteile bei.


Im Bausatz findet man noch drei 10,5-cm-Flak (eine mehr als man benötigt, da eine ja schon auf den Aufbau gedruckt ist) sowie zwei 4-cm-Einzellafetten, zwei 2-cm-Vierlinge und sechs 2-cm-Zwillinge. Alle Flakgeschütze sind als ein Teil mit Schutzschild gedruckt und wirken sehr fein. Nicht enthalten sind 3,7-cm-Einzelflak, die nach manchen Quellen in der Sekundärliteratur auf den Plattformen neben dem achteren Mast standen. Der Bausatz zeigt hier Rettungsflöße (siehe Fotos der Bausatzteile oben). Auf diesen Plattformen standen 1940 2-cm-Vierlingslafetten. Ich habe keinen klaren Beweis gefunden, dass die 2-cm-Flak auf die im Bausatz dargestellten Positionen auf dem Nachtleitstand und achteren Artillerieleitstand versetzt wurden und stattdessen dort 3,7-cm-Flak aufgestellt wurde - außer diverse Originalpläne, die dies andeuten und einen fotografischen Beweis für einen 2-cm-Vierling auf dem Nachtleitstand vor dem Fockmast. Diese Pläne wurden aber zuletzt im Juli 1943 aktualisiert, also bevor die 10,5 cm, 4 cm und wahrscheinlich die 2-cm-Zwillinge an Bord kamen. Für die 10,5 cm und 4 cm gibt es Belege im Kriegstagebuch des Schiffs (das sie vor dem 11.9.1944 an Bord waren, aber noch nicht lange davor), für die 4 cm auch fotografische Belege, genauso für je zwei 2-cm-Zwillinge auf der Back bzw. dem Achterdeck.


Auf drei weiteren Rahmen findet man gut gemachte Beiboote, Torpedorohre (zwei mehr als benötigt), Entfernungsmesser, Scheinwerfer, Gangspill und Radar.


Zuletzt ist noch eine gedruckte Ankerkette enthalten:

Die Anleitung

Die Anleitung umfasst zwei farbige Seiten: eine mit der Nummerierung der Teile, eine mit Fotos des Modells, auf denen die Positionen der Teile markiert sind. Die Anleitung sollte ausreichend sind.


Es gibt keine Angaben zu den Farben der Emden. In dem im Bausatz dargestellten Bauzustand war Emden hellgrau gestrichen, auch das Wrack war nach Kriegsende hellgrau (siehe die Fotos im Archiv des Imperial War Museum, siehe unten). Die Decks waren ursprünglich holzbeplankt bzw. mit Linoleum belegt (Backdeck). Ob das Linoleum 1944/45 noch an Bord war oder ob das Backdeck dann dunkelgrau bemalt wurde, ist mir nicht bekannt. Die Darstellung der Decksfarben von Antonio Bonomi mit einem holzbeplankten Backdeck (siehe hier) konnte ich durch keine andere Quelle sicher bestätigen (merkwürdigerweise stellen sowohl Bonomi als auch Leon in German Naval Camouflage die Emden in ihren Zeichnungen so dar, als wäre sie immer mit 15 cm Tbts K L/48 und 8,8-cm-Flak ausgerüstet gewesen; also so wie die Pläne im Bundesarchiv nach den Berichtigungen vom Juli 1943).

Emden hatte zwei oder drei mehrfarbige Tarnschemen: 1941 den Ostseeanstrich, 1943 dunkelgrau mit weißen Bug und Heck und eventuell 1943/44 ein aufwendigeres (letzteres stellt Bonomi dar, einen fotografischen Beleg konnte ich noch nicht finden). Für alle diese Tarnschemen müsste man wahrscheinlich den Bausatz umbauen. Für den 1941-Zustand würden die älteren 15-cm-Geschütze benötigt, wahrscheinlich für alle drei Zustände auch die 8,8-cm-Flak und für alle Zustände müsste die leichte Flak angepasst werden.

Auch für den Einsatz während Unternehmen Weserübung im Oslofjord wären Umbauten notwendig, u.a. die älteren 15-cm-Geschütze, die 8,8-cm-Flak, 2-cm-Vierlinge auf den Plattformen seitlich des achteren Aufbaus und ansonsten noch wenige 2-cm-Einzellafetten (mindestens zwei auf dem Nachleitstand vor dem Fockmast).

MicroMaster bietet die 15-cm-SK-Gschütze an, allerdings mit einem etwas anderem Schutzschild (die Hinterkante ist nicht gerade wie bei der Emden, sondern geht im oberen Bereich schräg nach hinten). MicroMaster bietet auch die 8,8-cm-Flak (C/13) an. Mit diesen Teilen wäre der Rückbau in einem Zustand vor 1942 zumindest bis zum Umbau von 1933/34 überschaubar.

Quellen

  • Emden (Schiff, 1925) (Wikipedia)
  • Schulkreuzer Emden, Marinearsenal Band 31 von Siegfried Breyer, Wölfersheim-Berstadt, 1995
  • Pläne der Emden auf Dreadnought Project
  • Pläne im Bundesarchiv auf Invenio (RM 25/16189, RM 25/16190, RM 25/16192, RM 25/16193)
  • Fotos des Wracks der Emden im Archiv des Imperial War Museum (hier und hier)
  • Modell der Emden im Deutschen Museum München
  • The Kaiser's Cruisers 1871-1918 von Aidan Dodson und Dirk Nottelmann, Barnsley, 2021 (Buchbesprechung)
  • Blücher. Eine Dokumentation in Bildern von John H. Østby, Porsgrunn, 2009 (Buchbesprechung)
  • Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Band 1 von Erich Gröner, München, 1966
  • Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien von Hans H. Hildebrandt, Albert Röhr und Hans-Otto Steinmetz, Hamburg, 1980?
  • Cruisers of World War Two. An International Encyclopedia von M.J. Whitley, London, 1995
  • Conway’s All the World Fighting Ships 1922-1946 von Roger Gardiner (Herausgeber), London, 1980
  • German Camouflage Volume One 1939-1941 von John Ausmussen und Eric Leon, Barnsley, 2012 (siehe Buchbesprechung)
  • German Camouflage Volume One 1942-1945 von Eric Leon und John Ausmussen, Barnsley, 2014 (siehe Buchbesprechung)

Ich danke den Nutzern des Forums Marinearchiv für die vielen Hinweise zum Aussehen der Emden!

Fazit

Diese 3D-gedruckte Bausatz des Leichten Kreuzers bietet eine gute Grundlage für ein Modell im Bauzustand 1944/45. Der Bausatz ist überwiegend gut detailliert, allerdings sind die Bullaugen zu massiv. Ein Nachteil ist natürlich, dass dieser Bauzustand schlecht dokumentiert ist und deshalb einige Fragezeichen bleiben. Für besser dokumentierte Bauzustände sind einige Umbauten notwendig. Den gewählten Bauzustand berücksichtige ich bei der abschließenden Bewertung allerdings nicht, diese ist

empfehlenswert


Lars