05.04.1849 - 175 Schlacht bei Eckernförde

 

Fregatte Gefion Deckelbild


Vor 175 Jahren, am 5. April 1849, griff die dänische Marine während des Ersten Schleswigschen Krieg die Batterien des Deutschen Bundes in der Eckernförder Bucht an (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Beteiligt waren das Linienschiff Christian VIII, die Fregatte Gefion sowie die Schaufelradkorvetten Gejser und Hekla. Wegen der ungünstigen Windverhältnisse sollte die beiden Dampfer für die Manövrierfähigkeit der beiden nur mit Segeln ausgestatteten größeren Schiffe sichern. Allerdings gelang es den Batterien diese Schleppversuche zu verhindern, so dass Christian VIII und Gefion nahe des Ufer trieben und aufgeben mussten. Christian VIII geriet in Brand und explodierte, während Gefion von den deutschen Truppen erbeutet wurde und in Dienst der Reichsflotte und später der preußischen Marine gestellt wurde.


Modell: SMS Gefion (1844)
Hersteller: Brown Water Navy Miniatures
Maßstab: 1/700
Material: 3D-Druck in Tan Fine Detail Plastic-Qualität
Art.Nr.: 23UK8RAER
Preis: 24,16 €

Das Original

Die dänische 48-Kanonen-Fregatte Gefion war eines der letzten Fregatten, die für die dänische Marine mit reinem Segelantrieb gebaut wurden. Sie war eine vergrößere Version der bis 1842 gebauten Thetis. Auf die Gefion folgte nur noch die kleinere Tordenskiold, die später zur Schraubenfregatte umgebaut wurde. Die folgenden größeren Fregatten der Sjælland-Klasse waren Schraubenfregatten, hatten also Dampf- und Segelantrieb. Gefion war eine typische späte Fregatte mit einem Batteriedeck und einem durchgehenden Oberdeck, auf dem aber keine durchgehende Batterie aufgestellt war.

Gefion war 59,4 m lang, 13,5 m breit und verdrängte 1826 t. Der Antrieb bestand aus einer Vollschiffstakelage, mit der bis zu 15 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 420 Mann.

Ursprünglich (nominell?) war Gefion mit 48 24-Pfünder ausgerüstet, eventuell waren aber 1849 zwei 60-Pfünder, 26 24-Pfünder und 16 18-Pfünder an Bord oder 28 24-Pfünder und 20 18-Pfünder oder 26 24-Pfünder auf dem Batteriedeck und 20 24-Pfünder auf dem Oberdeck - die genaue Bewaffnung konnte ich nicht verifizieren.  Ab 1852 soll sie mit zwei 60-Pfündern, 26 langen 24-Pfündern und 20 kurzen 24-Pfündern bewaffnet gewesen sein. 1867 wurde die Bewaffnung als Artillerieschulschiff auf 18 36-Pfünder, sechs 24-Pfünder und zwei 12-Pfünder abgeändert.

Gefion wurde 1840-44 auf der Marinewerft in Nyholm, Kopenhagen für die dänische Marine gebaut. Sie brachte u.a. 1844 zusammen mit der Fregatte Thetis den dänischen Kronprinzen auf die Färöer, danach fuhr sie ins Mittelmeer, von wo sie die Kunstwerke des Künstlers Bertel Thorvaldsen nach Dänemark brachte. 1846 fuhr sie mit dem dänischen Kronprinzen an Bord nach Spanien und Madeira. 1848 blockierte sie im Ersten Schleswigschen Krieg die Elbmündung. Nach Ende eines zeitweisen Waffenstillstands griff sie am 5. April 1849 Eckernförde an und musste dort kapitulieren, da sie wegen der ungünstigen Windbedingungen vor die deutschen Batterien getrieben wurde und der Schaufelradkorvette Gejser es nicht gelang, sie wegzuschleppen. Sie wurde von den Deutschen erbeutet, in Eckernförde umbenannt und sollte in die Reichsflotte eingegliedert werden. Sie kam aber nicht zum Einsatz. 1852 wurde sie an die preußische Marine übergeben. Diese lies sie in Vlissingen überholen und setzte sie dann 1852-53 für eine längere Expedition zusammen mit der Korvette Amazone und dem Transportschiff Mercur im Südatlantik ein. Gefion  besuchte aber auch auf der Fahrt die USA und eine Flottenparade in Spithead.1853-54 diente sie im Mittelmeer. Sie wurde danach außer Dienst gestellt, war aber 1858 und 1862  als Kadettschulschiff wieder in Dienst und führte Fahrten auf dem Atlantik durch. Ab 1865 war sie immer wieder als Artillerieschulschiff in Dienst. 1872 wurde sie als untauglich für weitere Fahrten auf See eingeschätzt und 1873 die Takelage entfernt. Sie diente dann in Kiel bis 1880 als Wohnschiff und bis 1891 als Kohledepotschiff. Ihre Galionsfigur ist im Rathaus von Eckernförde erhalten.

Der Bausatz

Brown Water Navy Miniatures hat im Maßstab 1/700 (und 1/1250) die Fregatte Gefion herausgebracht. Sie wurde bei Shapeways in der Tan Fine Detail Plastic-Qualität gedruckt. Das Modell besteht nur aus einem Teil, nur der Rumpf mit angedruckten Kanonen und zwei Beibooten. Auch die Davits für die beiden Beiboote sind angedruckt, fallen aber wegen der Richtlinien von Shapeways viel zu dick aus. Bei meinem Exemplar ist ein Paar Davits auch irgendwann vor dem Fotografieren abgebrochen, was aber egal ist, da sie sowieso ersetzt werden müssen.

Die Bewaffnung des Modells besteht aus 26 Kanonen im Batteriedeck und 16 Kanonen auf dem Oberdeck, also nur 42 Kanonen. Eventuell passt dies zur Bewaffnung 1849, wenn sie nur 26 24-Pfünder und 16 18-Pfünder an Bord hatte - die Informationen sind hier nicht ganz klar (siehe oben). Es wären auf jeden Fall auch Stückpforten für weitere zwei Kanonen auf dem Batteriedeck und weitere sechs Kanonen auf dem Oberdeck vorhanden (plus je ein paar Stückpforten am Bug, die nicht belegt sind) - wie auf den Plänen. Die Form der Fregatte scheint mir allgemein gut getroffen, auch die Verzierung am Heckspiegel ist gut. Es gibt zwei Bereiche, die nicht so gut gemacht sind: a) der unterere Teil der Galion. Hier gehen die unteren Galionsspanten nicht bis zum Scheg, sondern stattdessen zu einem Galionsregel, dem es beim Original so nicht gab. b) der Übergang von den Seitentaschen der Heckgalerie zum Rumpf ist einfach eckig statt abgerundert. Im Bereich der Heckgalerie dürfte man durch Modelliermasse das etwas leichter korrigieren können als die Galion, deren unteren Teil man entfernen und dann die Galionsspanten neu machen müsste.

Es liegt keine Anleitung bei. Die Abmessungen der Masten muss man sich mittels Pläne (z.B. aus dem Rigsarkivet) selbst ermitteln. Es fehlt auch eine Galionsfigur, für die es auch Pläne im Rigsarkivet gibt (und viele Fotos, da sie noch in Eckernförde erhalten ist). Gefion hatte einen schwarzen Rumpf mit weißen Streifen über der Batterie. Die Untermasten waren wahrscheinlich weiß, die Spieren, Rahe etc. dagegen schwarz.

Quellen

  • Gefion (Schiff, 1844) (Wikipedia)
  • GEFION (1844-1849) (Flådens Historie)
  • Schwarz-Rot-Gold und die Deutsche Flottengründung von Ulrich Schiers, Hamburg, 2019
  • The Ships of the German Fleets 1848-1945 von Hans Jürgen Hansen, Annapolis, 2000?
  • Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Band 1 von Erich Gröner, München, 1966
  • The Kaiser's Cruisers 1871-1918 von Aidan Dodson und Dirk Nottelmann, Barnsley, 2021 (Buchbesprechung)
  • Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien von Hans H. Hildebrandt, Albert Röhr und Hans-Otto Steinmetz, Hamburg, 1980?
  • Danske Orlogsskibe1690-1860 von Hans-Christian Bjerg und John Erichsen, Kopenhagen, 1980
  • Warships of the First Schleswig War von William Eugene Warner, Charleston, 2022 (Buchbesprechung)
  • Pläne im Rigsarkivet in Kopenhagen

Fazit

Brown Water Navy Miniatures bringt mit der Gefion eine der späten, großen Segelfregatten heraus, die für die dänische Marine gebaut wurde und nach der Erbeutung 1849 noch lange für die preußische Marine fuhr. Das Modell bietet meiner Meinung nach eine gute Grundlage für ein Modell. Es müsste aber im Bereich der Galion und am Heck korrigiert werden. Die genaue Bewaffnung 1849 konnte ich nicht sicher ermitteln, also ob die Darstellung des Modells korrekt ist. Andererseits sind viele Details gut dargestellt. Ich schwanke also zwischen drei und vier Sternen - und wähle vier, da Brown Water Navy Miniatures immerhin dieses Modell herausgebracht hat.

alt empfehlenswert


Lars