Typ VIIC/41 Deckelbild

Modell: German submarine Type VII C/41 (Platinum Edition)
Hersteller: Revell
Maßstab: 1/72
Material: Polystyrol (Spritzgussteile), Fotoätzteile, gedrehte Messingteile, Holzdeck, Abziehbilder
Art.Nr.: 05163
Preis: 139 €

Nur eingefleischten Cineasten dürfte Klaus Doldinger unsereins ein Begriff sein. Nimmt man aber das leise beginnende Intro seiner Filmmusik zum "Das Boot" war, spult einem das Kopfkino mit dem aus dem trüben, dunklen Meer sich langsam abzeichnenden U-Boot die ersten Szenen vor Augen ab. Nicht nur er hat als Filmmusikkomponist Anteil an dem großen Erfolg von einem der besten deutschen Spielfilme der Kinogeschichte. Die ganze Rezeptur um den Regisseur Wolfgang Petersen herum, trägt gleichermaßen dazu bei wie die der namhaften Schauspieler. Genauso einprägsam wie die Filmmusik nun mal ist, bleiben die bedrückenden, beklemmenden und zum Teil zu tiefst unmenschlichen Bilder im Gedächtnis. Die Besatzung um "den Alten" (dargestellt von Jürgen Prochnow) kämpft auf einem U-Boot Typ VII C/41 nicht nur gegen den Feind, sondern auch gegen die allgegenwärtige Enge im Boot. Revells U-Boot-Bausatz aus dem Jahr 2006 hat sich hier mit zusätzlichen Ätzteilen, lasergeschnittenen Holzdecks, Messingdrehteile und Zwirn zu einer Platinum Edition weiterentwickelt. 

Das Original

Das U-Boot Typ VII basierte auf früheren deutschen Entwürfen wie dem Typ I und II. Die grundlegende Auslegung wurde mit dem Typ A festgelegt. Ausgestattet mit außen angebrachten Satteltanks für den Brennstoffvorrat, vier Torpedorohren im Bug, ein Hecktorpedorohr außerhalb des Druckkörpers und eine 8,8 cm-Kanone zeichnen diesen Typ aus. Über die Weiterentwicklung B, C und C/41 viel unter anderem die 8,8 cm weg. Diese Version sollte mit über 700 gebauten U-Booten das meistgenutzte deutsche U-Boot des Zweiten Weltkriegs werden. Wie bei fast allen Typen gleichermaßen, hat es auf dem Weg hin zu den Einsätzen viele Modifikationen gegeben. Der Typ startete als VIIA, von dem anfänglich zehn Einheiten gebaut wurden. Mit einer Reichweite von 8500 Seemeilen wurde der Typ VIIC zwischen 1940 und 1945 zum Hauptboot der deutschen Kriegsmarine. Im allgemeinen hatten die Boote vier Bug- und ein Heckrohr (abgesehen von wenigen Ausnahmen). Insgesamt führte das Boot 14 Torpedos mit. Als Antrieb dienten dem Boot zwei aufgeladene 6-Zylinder-4-Takt-Dieselmotoren. Diese sorgten nicht nur für eine maximal Geschwindigkeit von 17,7 Knoten, sondern versorgten die Akkumulatoren während der Überwasserfahrt mit Strom zum Laden. Mit einer neuen, voll aufgeladenen Akkuanlage war eine maximale Unterwassergeschwindigkeit von 7,6 Knoten möglich. Die U-Boote hatten in der Regel eine Besatzung von 44 bis 52 Mann, wobei man keinesfalls klaustrophobisch sein durfte. Für heutige Verhältnisse unvorstellbar, unter welchen Voraussetzungen die Besatzung ihren Dienst verrichten musste. Davon konnte ich mich bei einem Besuch auf dem Gelände der Bavaria Filmstudios 1984 überzeugen. Trotz meiner geringen Körpergröße fand ich alles schon sehr beengt. Jedoch begeisterte mich die ganze Ausstattung des eigens für diesen Film "Das Boot" gebauten Filmrequisite.

Der Bausatz

Schon die Schachtel mit ihren stattlichen Maßen von 94,5 x 26 x 14 cm gibt einem eine gute Vorstellung von der Größe des Bootes wieder. Nach dem Abziehen des in "Platinum-Design" gehaltenen Oberteils der Verpackung kommt ein wohl verpackter Bausatz zum Vorschein. Mittels eines eingelegten Formteils aus Kartonage, werden die beiden Rumpfhälften sicher an ihrem Platz gehalten. Ein weißes Schaumstoffteil schützt den Bug und sorgt dafür, dass die Rumpfspitze nicht durch das Seitenteil vom Schachtelboden sticht.

Unter den Bootshälften befinden sich die sechs Plastikrahmen, von denen zwei mit ca. 60 x 20 cm recht ordentliche Maße haben. Hier wurde anscheinend schon an die Verpackung des Bausatzes gedacht.

Eine zweite Einlage, die sich in die erste einfügt, trennt den Bauplan und die zur Platinum-Ausstattung gehörenden "Goodies" von Pontos Modell. Selbstverständlich sind die Spritzgussrahmen zu Paaren zusammengefasst worden und mit einer Folie gegen Verlust von abgebrochenen Teilen nochmals gesichert worden. Gleiches gilt für die Messingteile, die gleich in vier Zipper-Tüten unterteilt in einer großen wiederverschließbaren Plastikhülle verpackt sind. Die Ätzteile, der Plan für das Zubehör und die Echtholzdecks bilden da keine Ausnahme.

Da legt Revell schon sehr viel Wert darauf, dass der Bastelfreund einen sicher und gut verstauten Bausatz bekommt. Da ich schon die beiden Hälften vom Bootskörper in der Hand hatte, reizte es mich natürlich sofort, diese zu einer Einheit zusammen zu führen. Und hier schlägt das Herz in meiner Modellbaubrust in den höchsten Tönen. Passgenau, ohne Verzug und Spalte, mit gegenüberliegender Übereinstimmung der Gravuren auf den Zehntelmillimeter genau, lassen sich die Hälften zusammenstecken. So soll es sein. Ein Lob an den Formenbauer, der diese doch über 93 cm langen Plastikteile sauber, ohne Sinkstellen und Fischhaut der Metallform entlockt. Dabei drücken die Auswerfer Stifte beide Hälften so gekonnt aus der Form, ohne einen Verzug zur Längsseite hin zu verursachen. Nach dem Begutachten der Rahmen zeigt sich bis auf ganz wenig Fischhaut an den Lafetten der 2 x 2 cm-Flak (198), den Rudern und den Schrauben das gleiche Bild an den Plastikteilen. Alle Einzelteile sind sauber, ohne Verzug/Versatz und für den Maßstab ordentlich mit Details versehen, gefertigt. Auffallend sind noch die stabilen Rahmen und Zuführungen zu den Teilen, die dazu beitragen, zu einem solch guten Ergebnis beim Abspritzen der Rahmen zu kommen. Montiert man die Schrauben, muss man auf die unterschiedliche Drehrichtung achten. Sofern sich die Teile so zusammenfügen lassen, wovon ich Angesichts der Passung der Rumpfhälften und dem optischen Eindruck der Plastikteile schwer davon ausgehe, geht der Zusammenbau schnell und unproblematisch von statten. Die sechs Angüsse je Rumpfhälfte säge ich lieber ab und verschleife sie anschließend. Ich befürchte nämlich, dass sie beim abzwicken hinten unschön ausreißen/ausbrechen könnten.

Soweit so gut: jetzt ist naturgemäß ein U-Boot auf den ersten Blick nicht so detailreich wie die Verwandtschaft über Wasser! Weswegen die Plastikteile auf den ersten Blick nicht mit dieser Fülle an Feinheiten aufwarten können. Andererseits gibt es auch nicht allzu viel Möglichkeiten hier und da "Hand" anzulegen. So rate ich zum einem zum Öffnen der Flutschlitze. Diese Maßnahme hebt den Level an Realismus merklich an. Eine Entscheidung, ob mit geöffneten oder geschlossenen Torpedorohren das Modell fertiggestellt wird, muss Eingangs beim Bau getroffen werden. Wie hier vorzugehen ist, zeigt die Bauanleitung von Revell auf den ersten vier Baustufen. Mit Stufe 5 verbindet man die Hälften vom Rumpf mittels zweier Querschotte zu einer stabilen Einheit. Nummer 21 wird im Heck von Innen in den Bootskörper eingeklebt. Dieses Teil ist die Klappe für den im Druckkörper befindlichen Hecktorpedos, der oberhalb und zwischen den beiden Rudern ausgestoßen wird. Um das Boot sicher auf den Basteltisch abzulegen und zum Schluss darauf abgestellt und präsentiert zu werden, verklebt man vier Teile zu einem Ständer in Stufe 6. Nach weiteren 47 Baustufen wäre das Modell aus den Polystyrolteilen fertig zusammengebaut. Da man aber die Zubehörteile mit einbauen/anfertigen muss, gehen beide Anleitungen sozusagen ineinander über.

Zurück zum Bausatz: Inwieweit man heute den Grundbausatz mit Zubehör aufmotzen kann, erstaunt mich immer wieder. Alle Maßnahmen hier zu nennen, würde sicherlich irgendwann langweilen. So gut wie kein Bereich wird ausgelassen. Hauptsächlich jedoch, wird der Turm mit seinen Funkantennen, den Periskopen (das Angriffsperiskop kann man ausfahrbar gestalten) der Bordbewaffnung, den klappbaren Schnorchel, ein Teil der Reling und die Innenseite des Turms für einen optischen Augenschmaus aufgewertet. Zu allererst werden aber die 23 (laut meinen Unterlagen 24) Empfänger der GHG-Anlage (Gruppen Horch Gerät) am vorderen Tiefenruder durch feinste Ätzteile ersetzt. Die sich darüber befindlichen Sender und Empfänger der UT-Anlage ebenso. Dazu tragen nicht nur die mehr als 400 Ätzteile (grob geschätzt), sondern auch die 36 gedrehten Messingteile bei. Zwei Drehteile davon müssen für die Bordbewaffnung in Form einer 3,7 cm-Flak 42 und den zwei 2 cm-Flak C/38 für die Handgriffe wie vorgegeben geteilt werden. Die zwölf zu verklebenden Holzdecks darf ich hier nicht vergessen. Bei diesem so schön ausgestatteten Modell ersetze ich das mitgelieferte schwarze Garn durch ein dünnes Stahlseil, was die Stahltrosse als Netzabweiser vom Bug über den Turm hin zum Heck gespannt, originalgetreuer wiedergibt.

Das dieser Bausatz eine gewisse Herausforderung darstellt und deswegen den erfahrenen Modellbauer zu empfehlen ist, ist leicht nachzuvollziehen. Hat man sich über alle Baustufen durchwegs vergnügt, steht zum Schluss die Farbgebung an. Gleich acht verschiedene Boote bei neun unterschiedlichen Anstrichen erlaubt der Abziehbilderbogen. U 995 kann wahlweise hell oder dunkel (schlickgrau oder eine der beiden anderen dunklen Farben) gestaltet werden. Die Abziehbilder sind in top Qualität in Italien hergestellt. Die auf Papier gedruckte Reichskriegsflagge überzeugt nicht ganz. Farbe und Druck könnten ruhig besser ausfallen. Sei es drum, diese kann jeder selbst besser am heimischen PC nachdrucken. Verweisen möchte ich noch auf den Hersteller CMK, der ein umfangreiches Zubehörprogramm für dieses Modell vorhält.

Die Anleitung

Die Anleitung von Revell ist wohlbekannt und bedarf keiner großen Worte mehr. Die auf den 32 Seiten der Anleitung gezeigte Montage samt Bemalung ist State of the Art. Beginnend auf Seite 23, die die allgemeine Farbgebung auf einer DIN A4-Seite zeigt, folgen derer neun Seiten der möglichen farblichen Gestaltung. Revell gibt hier aus dem hauseigenem Programm die Farben und deren Misch-Verhältnisse an. Das OKM gab einen Befehl heraus, dass die im Westen operierenden Boote mit einem Anstrich der drei Farben in schlickgrau matt, blaugrau-matt und blau-schwarz matt versehen sein müssen. Gerne vertraue ich hier der Recherche von Revell, was die zum Teil tollen Farb- und Markierungsvarianten der Boote angeht.

Die größtenteils im Hochformat gehaltene Bauanleitung von Pontos Modell überzeugt mich durch klare, leichtverständliche Aufnahmen von verbauten oder zu bearbeitenden Teilen des Modells. Sehr gut ist die gleichgroße Abbildung des kompletten Holzdecks auf Seite 2, bei denen doch einige Löcher und Ätzteile anzubringen sind. Ein Auffinden der richtigen Stelle oder einfach zum Abgleich mit dem Platz des zu verbauenden Teils am selbstklebenden Holzdeck wird dadurch sehr erleichtert. Übrigens hat ein wohlwollender Leser meine Bedenken zur Klebekraft der Holzdecks, wie ich im Bericht über die Tirpitz zu Zeilen gebracht habe, bestätigt. Ihm sei genau das passiert, das sich nach kurzer Zeit die Holzbeplankung hier und da vom Plastik gelöst hat. Ein zusätzliches "Sichern" mit Superkleber ist dringend anzuraten.

Fazit

Für mich ist die Zusammenarbeit von Revell und Pontos Modell auf einen äußerst fruchtbaren Boden gefallen. Die Ausstattung dieser Platinum Edition bedarf keiner weiteren Zutaten mehr, außer viel Geschick beim Anbringen der feinsten Zubehörteile und ein gutes Gelingen der Farbgebung. Für die beiden letztgenannten ist der Käufer zuständig. Revell legt hier die Latte schon auf ein sehr hohes Niveau. Ausstattung und Preis sind hier voll im Einklang. Da schaut die vielzitierte Konkurrenz aus Fernost neidisch in Richtung Bünde. Ich würdige diesen Kit mit einem aus Holz gefertigten Ständer und einer gravierten Messingplatte.

alt sehr empfehlenswert


Guido Veik

Wir danken Revell für das Bausatzmuster