Baden-Württemberg-Klasse Deckelbild

Modell: German Navy Baden-Württemberg-class frigate. Deutsche Marine Baden-Württemberg-Klasse
Hersteller: Dodo Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile, Messingrohr, Abziehbilder
Art.Nr.: 70013
Preis: 82,6 €

Das Original

Die Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse (Fregatte 125/Klasse 125) werden aktuell für die Deutsche Marine gebaut (Stand 2018). Diese Klasse unterscheidet sich deutlich von früheren deutschen Fregatten-Klassen. Am MEKO-Konzept wurde festgehalten, aber die Aufgabenstellung hat sich vollkommen geändert. Die neuen Schiffe sind keine Mehrzweckfregatten, die, wie die während des Kalten Kriegs konzipierten Fregatten, für U-Jagd- und Geleitschutz dienen sollen, sondern sie sind für die Art von Einsätzen optimiert, die für die Deutsche Marine zum Zeitpunkt des Entwurfs typisch waren: sogenannte Stabilisierungseinsätze, also die Sicherung von Seegebieten z.B. gegen Piraten, Terroristen und Schmuggler. Die Fregatten sind für lange Patrouilleneinsätze entworfen.

Besonderes Gewicht wurde auf große Wartungsintervalle, lange Verweildauer im Einsatzgebiet, große Reichweite und hohe Automatisierung gelegt. Mit letzterer soll es möglich sein, die Besatzungsstärke deutlich zu reduzieren. Für die vier Schiffe soll es acht Besatzungen geben, so dass die Besatzung ausgetauscht werden kann und das Schiff länger im Einsatz bleiben kann. An Bord sind auch im größeren Umfang Reparaturwerkstätten vorhanden, um unabhängig von Werften auch bei Schäden länger im Einsatzgebiet bleiben zu können. Bei den neuen Fregatten wurde zudem viel Wert darauf gelegt, wichtige Systeme redundant auszulegen, so dass im Falle von Treffern die Funktionsfähigkeit aufrechtgehalten werden kann. Das „Zwei-Insel-Konzept“ ist ein Bestandteil davon, sichtbar in den beiden gewaltigen Turmmasten – wobei es hier von den Anordnung der Sensoren her nicht so wirkt, als könnte einer den Ausfall des anderen kompensieren. Diese Turmmasten dienen auch als „Schornsteine“ für den Antrieb.

Die Bewaffnung und Sensoren sind für die Stabilisierungsaufgaben entworfen. Das primäre Radarsystem ist der neue aktive phasengesteuerte TRS-4D-Radar, dessen fest montierte Antennen sich an beiden Turmmasten befinden. Es sind diverse leichte Geschütze und Maschinengewehre an Bord, die überwiegend ferngesteuert sind. Außerdem sind Unterbringungsmöglichkeiten für Spezialkräfte vorhanden, die mittels Hubschraubern und relativ großen Beibooten, von denen vier mitgeführt werden, zum Einsatzort gebracht werden können. Die Fregatten können auch Landziele und Schiffe bekämpfen. Hierfür ist ein 12,7 cm-Geschütz vorhanden, das Vulcano-Munition für große Reichweite erhalten soll. Dazu kommen alte Harpoon-Anti-Schiffsraketen, die eventuell durch modernere Raketen mit besserer Fähigkeit zur Bekämpfung von Landzielen ersetzt werden (RBS-15?). Allerdings kann diese Bewaffnung nur gegen leicht verteidigte Ziele verwendet werden, da die Abwehrbewaffnung gegen Flugzeuge und Raketen sehr leicht ausfällt und nur aus zwei RAM-Startern besteht. Auch die U-Jagdfähigkeiten sind deutlich beschränkter als bei den früheren deutschen Fregatten. Es sind weder ein entsprechender schiffsgestützter Sonar noch Bewaffnung vorhanden, lediglich die Hubschrauber können zur U-Jagd verwendet werden.

Das Einsatzkonzept könnte durch die geänderte Bedrohungslage schon wieder überholt sein. Da die Schiffe aber anscheinend zumindest zum Teil zu schwer ausfallen, ist unklar, ob sie mit einer besseren Ausrüstung zur Flugabwehr und U-Jagd nachgerüstet werden könnten. Während der Tests ergab sich zudem eine lange Liste an Problemen, die die Indienststellung der Klasse verzögert, u.a. bei der Software, mit dem Brandschutzanstrich, dem Unterwasseranstrich, dem Radar, der Wasseraufbereitung und der Kühlung der Vorräte. Die Baden-Württemberg wurde außerdem mit permanenter Schlagseite ausgeliefert. Zum Teil klingen diese Mängel nach den üblichen Kinderkrankheiten eines Typschiffs. Es werden auf jeden Fall nur vier Schiffe der Klasse gebaut. Die Folgeklasse, MKS-180/Fregatte 126, soll wieder kampfkräftiger ausfallen.

Die Baden-Württemberg-Klasse ist 149,6 m lang, 18,8 m breit und verdrängt 7.100-7.250 t (je nach Quelle, eventuell geplant vs. real?). Der Antrieb ist eine Mischung aus einem aus vier Dieseln und zwei Elektromotoren bestehenden diesel-elektrischen Antrieb für die Marschfahrt und einer Gasturbine für die Höchstgeschwindigkeit. Mit 42.964 PS sollen 26-28 kn erreicht werden. Die Besatzung soll 120 Seeleute umfassen, 70 weitere Personen können untergebracht werden.

Bewaffnung
1 x 12,7 cm L/64 LW-Geschütz
2 x 2,7 cm MLG 27-Geschütze
5 x 1,27 cm Hitrole-NT-Maschinengewehre
8 Harpoon-Antischiffsraketen (zwei Vierlingsstarter)
2 21fach-RIM-116-RAM Block II-Nahbereichsabwehrraketenstarter
2 Bordhubschrauber (NH-90?)

Insgesamt werden vier Schiffe der Klasse seit 2011 von ThyssenKrupp und Lürssen gebaut, der Zusammenbau der Sektionen erfolgt bei Blohm + Voss in Hamburg: Baden-Württemberg (F222), Nordrhein-Westfalen (F223), Sachsen-Anhalt (F224) und Rheinland-Pfalz (F225). Die Baden-Württemberg wurde 2016 abgeliefert, aber nach umfangreichen Test nicht wie geplant 2017 in Dienst gestellt, sondern Ende 2017 an die Werft zur Beseitigung der Mängel zurückgegeben. Die Nordrhein-Westfalen soll 2018 in Dienst gestellt werden, die anderen Schiffe in den beiden Jahren darauf. Die vier Schiffe sollen zum 4. Fregattengeschwader mit Heimathafen Wilhelmshaven gehören.

Der Bausatz

Dodo Models setzt mit diesem Bausatz der deutschen Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse – und dem parallel erschienen Bausatz der dänischen Fregatten der Iver Huitfeldt-Klasse – die Serie moderner Schiffe im Maßstab 1/700 fort.

Der Rumpf ist bereits mit den Aufbauten und Turmmasten als ein Teil gegossen. Die Abmessungen sind korrekt wiedergegeben. Die Vorbildgetreue, Detaillierung und der Guss sind sehr gut.

Lediglich an der Wasserlinie ist etwas Nacharbeit notwendig, eventuell auch an ein paar Stellen insbesondere an der Steuerbordseite. Bei meinem Exemplar scheinen am Heck (in diesem Fall auf beiden Seiten), an der Vorderkante des Brückenaufbaus, den oberen vorderen Enden der Beibootbuchten und dem Übergang von den Aufbauten zum Hubschrauberdeck (auch hier auf beiden Seiten) leichte Unsauberkeiten zu sein, die eventuell vom Urmodell oder der Form stammen. Auch gibt es auf der Seite ein leichtes Streifenmuster, das aber wahrscheinlich nach dem Grundieren verschwunden sein dürfte. Ob die Kacheln um die RAM-Starter und hinter den Harpoon-Startern auf dem Original vorhanden sind, konnte ich aufgrund  fehlender Fotos nicht verifizieren.

Die Kleinteile sind in stabilen Gussrahmen gegossen, so dass ein Bruch sehr unwahrscheinlich ist. Ein Teil der Rahmen ist ineinandersteckbar und war beim Transport durch ein Klebeband gesichert. Diese Art des Guss und der Verpackung ist vorbildhaft. Vorbildhaft ist auch, dass auf den Gussrahmen die Nummern der Teile stehen, so dass diese leicht identifizierbar sind.

Hier finden sich u.a. das extra gegossene Dach der Brücke, der Sensormast für den vorderen Turmmast, der mittlere Mast, Kräne, Plattformen, Anker, Täuschkörperwerfer, RAM-Starter, die 2,7 cm und 1,27 cm-Geschütze, Kommunikationsantennen und ein Paar Container (alternativ auch als Fotoätzteile vorhanden). Diese Teile sind gut detailliert und gegossen. Bei den großen Satellitenantennen sieht man ein leichtes Muster vom Druck des Urmodells, aber auch hier ist die Frage, ob das nach dem Bemalen noch sichtbar ist.

Weitere Gussrahmen enthalten zwei NH-90-Hubschrauber, vier Fassmer SFB 10.1-Festkörperschlauchboote, den Kanister für die Harpoon-Raketen und den 12,7 cm-Turm. Auch diese Teile sind sehr gut gemacht, insbesondere die Beiboote. Bei dem Turm ist bemerkenswert, dass ein Extrateil für die Sensoren (?) oberhalb des Rohrs beiliegt – ein Detail, das bei vielen 1/700er-Bausätzen ignoriert wird. Es ist noch nicht sicher, welche Hubschrauber auf der Klasse eingesetzt werden. Bisher wurden keine entsprechenden NH-90 beschafft (nur NH-90 als Ersatz für die Sea King als Such- und Rettungshubschrauber), d.h. aktuell sind nur Lynx vorhanden, die dem Bausatz aber nicht beiliegen.

Für das 12,7 cm-Geschütz liegt auch ein gedrehtes Messingrohr bei, das auch schön detailliert ist.

Die Fotoätzteile

Der Bausatz enthält zwei umfangreiche Fotoätzteilplatinen. Hier findet man zahlreiche Details, die spezifisch für die Klasse sind, z.B. die Tore der Beiboothangars, Bootslager, das Hubschrauberdeck mit fein angedeuteten Gittern für die Harpune des Hubschraubers, Namensschilder plus diverse Sensoren. Auch bereits abgelängte Reling ist enthalten, Niedergänge, Teile für die NH-90-Hubschrauber und Harpoon-Starter sowie alternative Teile für die Container.

Es bleibt abzuwarten, ob man die Tore der Bootshangars auch offen darstellen kann. Die Tore werden nach oben geklappt. Die Halterungen der Tore muss man auf jeden Fall selbst ergänzen.

Die Abziehbilder

Die Abziehbilder sind auf zwei Bögen gedruckt. Enthalten sind Warnkreise, Hubschrauberdeckmarkierungen, Tiefgangsmarken, Markierungen für die Position des Bugstrahlruders, Flaggen sowie Kennungen und Wappen für alle vier Schiffe. Für die Hubschrauber sind keine Abziehbilder enthalten.

Die Anleitung

Die Anleitung umfasst vier Seiten. Auf einer relativ einfachen Seitenansicht- und Aufsicht sind die Positionen der Abziehbilder markiert – mit dem Verweis, dass man Fotos für die Positionen der kleineren Abziehbilder zu Rate ziehen sollte. Die Farbangaben sind ebenfalls minimalistisch und beziehen sich auf Farben von Gunze Mr. Color.

Der Zusammenbau wird mittels perspektivischer Zeichnungen erklärt, auf denen die Positionen der einzelnen Teile markiert sind. Für einige Teile wie die Geschütze, Beiboote, Harpoon-Starter, Hubschrauber und den mittleren Mast gibt es eine extra Zeichnung. Die Anleitung sollte – insbesondere wenn man eine gute Sammlung von Fotos der Originale hat – ausreichend sein. Ich selbst finde, dass man auf den perspektivischen Zeichnungen die Positionen der Teile nicht immer genau sieht. Hier kann man noch die Seitenansicht und Aufsicht zu Rate ziehen.

Für die „Takelage“, d.h. die Funkantennen zwischen den Masten und die Signalleinen am vorderen Mast, findet man in der Anleitung keine Informationen.

Quellen

Fazit

Dodo Models legt mit den Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse wieder einen komplett vollständigen Bausatz eines modernen Kriegsschiffs vor. Der Bausatz enthält bereits ein Messingrohr, Fotoätzteile und Abziehbilder. Der Guss und die Detailgetreue der Resinteile sind überwiegend sehr gut. Beim Rumpfteil dürfte im geringen Rahmen etwas Nacharbeit anfallen. Wegen der Vollständigkeit des Bausatzes halte ich den Preis auch für vollkommen angemessen. Es bleibt zu hoffen, dass Dodo Models weiter daran arbeiten wird, Lücken im Angebot moderner Schiffe im Maßstab 1/700 zu schließen. Insgesamt ist der Bausatz

alt sehr empfehlenswert

Lars

Wir danken Dodo Models für das Bausatzmuster