Seitentitel

Modell: Su-33 Flanker D
Hersteller: Kinetic
Maßstab: 1/48
Material: Polystyrol, Fotoätzteile
Art.Nr.: K48062
Preis: ca. 70,- €

Das Original

Anfang der 1980er Jahre wurde in der Sowjetunion der Beschluss gefasst, für die geplanten Flugzeugträgerneubauten des Projekts 1143.5 (heutige Admiral Kusnetzow) navalisierte Kampfflugzeugen der Typen MiG-29 und Su-27 als Bordfliegergruppe einzusetzen. Beide Hersteller entwickelten daraufhin entsprechende Prototypen, welche ab 1982 auf dem NITKA-Komplex getestet wurden. Bei letzterem handelt es sich um eine Versuchsstelle auf der Krim zur Landung mit Fanghaken und Bremsseilen sowie einer Ski Jump-Schanze für Kurzstartversuche. Dabei gewonnene Erfahrungen flossen in das Layout der neuen Träger ein.

Für die Su-27 war hierbei, wie auch schon für die sowjetische Luftwaffe, die Rolle als Jagdflugzeug in der Verbandsabwehr vorgesehen, während der MiG hauptsächlich die Bodenangriffsrolle zugedacht war. Es dauerte schließlich bis 1989 bis die Serienreife erreicht war und Suchoi begann mit dem Bau der Su-27K. 1998 wurde die Typenbezeichnung vom russischen Präsidenten auf Su-33 geändert. Gegenüber der Ursprungsvariante Su-27 besitzt die Su-33 eine größere Flügelfläche ohne dabei die Spannweite zu erweitern. Auffälligster Unterschied sind die Canards. Diese tragen neben der Flügelfläche nicht nur zu mehr Auftriebe bei, sondern erlauben dem Luftüberlegenheitsjäger eine Wendigkeit und damit einhergehend Flugmanöver, welche bis dato für nicht möglich gehalten wurden.

Da die Su-33 fast schon zu groß für den Flugzeugträger Admiral Kusnetzow ist, zumindest was die Handhabung an und unter Deck betrifft, musste konstruktiv dafür Sorge getragen werden. So sind neben den Tragflächen ebenfalls die Höhenruder einfaltbar, um auf eine maximale Breite in Parkposition von 7,4 m zu kommen. Um auch in der Gesamtlänge gleichwertige Abmessungen wie die der trägertauglichen MiG-29K zu erlangen, können der sowieso schon kürzere Heckausleger (dies ermöglicht höhere Anstellwinkel für Trägerstarts bzw. -landungen) ebenso wie das Staurohr an der Nasenspitze hochgeklappt werden.

Da die Suchoi als Luftüberlegenheitsjäger geplant und gebaut wurde, waren keine Mittel zum Einsatz gelenkter Waffen zur Bekämpfung von Bodenzielen vorgesehen. So konnten zunächst nur ungelenkte Raketen oder Freifallbomben mitgeführt und eingesetzt werden. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion entwickelte Suchoi die Su-27 logischerweise stetig weiter, um das Überleben der Firma mit neuen Kunden zu sichern. Also wurden auch neue elektronische Bordsystem entwickelt und eingebaut, damit Lenkwaffen der neusten Generation gegen Schiffe oder Bodenziele zum Einsatz kommen können.

Technische Daten:

Länge:                    21,2 m
Spannweite:            14,7 m / 8,35 m
Flügelfläche:            68 m²
Höhe:                     5,7 m
Reichweite:             3.000 km
Dienstgipfelhöhe:    17.000 m
Waffenzuladung:     6.500 kg

Quelle: Wikipedia de/eng; Su-27 von Andy Gröning, Motorbuchverlag 2017, ISBN 978-3-613-03951-3

Der Bausatz

Ursprünglich war die Su-33 für 2015 vom Hersteller „Aviation Art“ angekündigt, erschien jedoch schließlich 2016 in Deutschland von Kinetic.

Die Stülpschachtel ist randvoll mit einzeln in Tüten eingeschweißten Spritzlingen. An zwei Seiten finden sich in extra Kartons verpackte zusätzliche Spritzling.

Beim ersten Betrachten fallen als erstes die durchweg feinen, unterschiedlich tief ausgeführten Gravuren und Nietenreihen auf, welche ohne „Verwaschungen“ sind. Grat bzw. Überspritzungen sucht man genauso vergebens wie Einfallstellen. Wo möglich kommen Schieber in der Spritzform zum Einsatz, um Hinterschneidungen respektive seitliche Öffnungen einzubringen wie z.B. bei den Lufteinlässen der Triebwerke oder auch den Seitenleitwerken. Ganz klares Highlight des Modells ist der Faltmechanismus der Tragflächen nebst den verschiedenen Klappen.

Der Rumpf ist in Ober- und Unterschale getrennt. Die Innenseiten der Fahrwerksschächte werden mit einzelnen fein detaillierten Paneelen dargestellt. Selbes gilt für das Cockpit. Das Instrumentenbrett schließt sich dem an und muss vom Modellbauer bemalt werden. Die Rundinstrumente sind als deutlich Prägung wiedergegeben. Aus 21 Teilen wird der K-36 Schleudersitz zusammengebaut. Interessant ist, dass dieser doppelt vorhanden ist, was auf eine später folgende Formvariante hindeuten könnte.

Ähnlich umfangreich sind die Fahrwerksbeine. Positiv fällt bei diesen neben den belastet dargestellten Hauptreifen die solide Verbindung zum Rumpf hin auf.

Die hintere Triebwerksöffnung setzen sich aus je vier, teils ineinander zu steckende, mit zwei Fotoätzteile zu ergänzende Spritzgussteile zusammen. Die Bauteile stellen den geöffneten Nachbrenner dar, so wie die Su-33 meist an Deck stehend zu sehen ist.

Alle Vorflügel und Klappen sollen oder müssen ausgelenkt angebaut werden. Zumindest wird in der Anleitung auf nichts gegenteiliges, Optionales hingewiesen. Sicherlich wird dadurch das Erscheinungsbild des Modells, gepaart mit den gefalteten Tragflächen umso interessanter. Während die Vorflügel jeweils aus einem Stück bestehen sind die Klappen entweder ein- oder vierteilig. Der im Original einklappbare Hecksteiß ist ebenfalls entsprechend wiedergegeben.

Etwas spärlich fällt die Bewaffnung aus. Neben zwei R-73 (AA-11 Archer) sind vier R-27 (AA-10 Alaom), je zwei mit Infrarot- und Radarsuchkopf, beigelegt. Gemessen an den insgesamt zwölf möglichen Außenstationen hätte es ruhig die doppelte Menge sein dürfen. Dafür wird man allerdings mit hervorragend modellierten Raketen belohnt. Die R-27 ist am Stück geformt und muss lediglich bemalt und angehängt werden. Die R-77 besteht aus dem Raketenkörper, an welchen die Düse und acht Fotoätzteile angebracht werden müssen.

Alternativ liegen dem Bausatz ECM-Behälter bei, welche optional an Stelle der Startschienen an den Flügelenden befestigt werden können.

Die Klarsichtteile für die Cockpithauben weisen auf der Oberseite eine Formtrennnaht auf, welche verschlliffen und poliert werden muss. Des weiteren sind Positionslampen, IRST-Abdeckung und das HUD transparent wiedergegeben.

Die Fotoätzteile

Neben den abgesprochenen Teilen für die Triebwerksauslässe sind Fotoätzteile für das vordere Ende des selben, dem Cockpit und Gitterstrukturen der Lufteinlässe vorhanden.

Decals

Wie im Original auch fallen die Stencils relativ spärlich aus. Diese sind von Cartograf gedruckt und von entsprechend hervorragender Qualität. Daneben sind noch Hoheitsabzeichen und Zahlen für die Bordnummer in verschiedenen Größen und Stückzahlen vorhanden. Welche taktischen Nummern tatsächlich an den wenigen gebauten Maschinen zu finden sind bleibt allerdings der Recherche des Modellbauers überlassen.

Die Anleitung

Die Anleitung schwächelt. Diese ist nur in schwarz/weiß gedruckt. Gezeigt werden die Bauteile in unterschiedlichen Betrachtungswinkeln, allerdings als Screenshots aus Computergrafiken. Dadurch geht manchmal der Überblick etwas verloren bzw. die Orientierung von Bauteilen wird erschwert. Positiv ist, dass pro Seite der DIN A4 formatigen Anleitung jeweils nur ein Bauschritt gezeigt wird. Wo nötig wird die Montage von Unterbaugruppen in nebenstehenden Kästchen gezeigt.

Insgesamt führen 30 Schritte zum fertigen Modell. Daran schließen sich zwei Seiten mit Drauf- und Seitenansichten der Maschine an, an Hand welchen der Verlauf des Tarnschemas und die Positionen der Decals gezeigt werden. Wiederum ist hierbei die s/w Abbildung eher hinderlich.

Die Farbangaben in den einzelnen Baustufen beziehen sich auf das Vallejo-Sortiment. Eine farbliche Erläuterung des Tarnschemas findet sich nur auf der Bausatzschachtel und bezieht sich auf das Enamel System von Gunze Sangyo.

Zu Beginn der Anleitung findet sich zusätzlich eine Auflistung anderer Farbsystem. Dabei handelt es sich neben Vallejo und Mr. Color (Gunze) um Ammo of Mig, Italeri Acryl, Humbrol, Tamiya sowie Akan.

Fazit

Selten war ich von einem Bausatz so begeistert, wie diesem hier. Der Formenbau überzeugt auf ganzer Linie mit seiner Detailschärfe und -tiefe. Auch dem Hauptkriterium für Trägerflugzeuge, gefaltet darstellbaren Tragflächen, wird voll und ganz Rechnung getragen. Trotz der leichten Schwächen in der Anleitung

alt uneingeschränkt empfehlenswert

Sven

Wir danken Glow2B für das Bausatzmuster