Deckelbild

Modell: USS Forrest Sherman DDG-98
Hersteller: Hobby Boss
Maßstab: 1/700
Material: Polystyrol (Spritzguss), Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: 83414
Preis: 22,49 €

Das Original

Der Lenkwaffenzerstörer Forrest Sherman (DDG-98) ist eines der Schiffe der Arleigh Burke-Klasse, also der Klasse, die aktuell das Rückgrat der Überwasserstreitkräfte der US Navy bildet. Ursprünglich war die Zielsetzung, für das damals neue AEGIS-System eine billigere Plattform als die Ticonderoga-Klasse zu entwerfen. Tatsächlich wurden hier erstmals alle Merkmale moderner Lenkwaffenschiffe vereinigt: die Bewaffnung ist überwiegend in Senkrechtstartern untergebracht; Nutzung von phasengesteuerten (phased array) Radarantennen, die dazu fest angebracht sind und so gleichzeitig das gesamte Umfeld des Schiffs scannen können (wozu eine drehende Antenne nicht in der Lage ist); eine breitere Rumpfform mit starken Spantenausfall, die eine erhöhte Seetüchtigkeit und bessere Manövrierfähigkeit vermittelt sowie eine auf eine reduzierte Radarsignatur optimierte Form des Rumpfs, der Aufbauten und anderer Bestandteile des Schiffs, was primär durch Schrägstellen aller Wände, der Masten etc. erreicht wird.

Anfangs sollte die Klasse die Lenkwaffenzerstörer der ersten Generation (Decatur-, Charles F. Adams- und Coontz-Klasse) ersetzen. Durch die Möglichkeit in den Senkrechtstartern Marschflugkörpern in großer Zahl mitzuführen, war die Klasse für die Kriegsführung der USA nach Ende des Kalten Kriegs optimal geeignet. Durch den hohen Automatisierungsgrad waren sie dazu billiger im Unterhalt als ältere Klassen. Deshalb wurde die Arleigh Burke-Klasse zur umfangreichsten Klasse von Lenkwaffenzerstörern, die alle anderen Klassen an Zerstörern und Kreuzern, abgesehen von der Ticonderoga-Klasse (die sie wahrscheinlich auch ersetzen wird), aus dem Bestand der US Navy verdrängte.

Die Klasse kann in verschiedene Varianten eingeteilt werden. Von der ursprünglichen Flight I-Version wurden 21 Schiffe gebaut (DDG-51 Arleigh Burke bis DDG-71 Ross). Es folgten sieben Schiffe der verbesserten Flight II-Version (DDG-72 Mahan bis DDG-78 Porter), die sich extern kaum unterscheiden lässt. Diese Varianten haben zwar die Fähigkeit einen Hubschrauber zu leiten, zu betanken und zu bewaffnen, aber keinen Hangar, da die Schiffe, die sie ersetzen sollten, überwiegend über keinen Hangar verfügten und genügend Schiffe mit Hangar bei der Flotte im Einsatz waren. Dies änderte sich mit der Außerdienststellung der Spruance-Klasse, so dass ab DDG-79 Oscar Austin die Schiffe einen Hangar für zwei Bordhubschrauber erhielten. Dies erfordere, dass die hinteren beiden Radarantennen höher angebracht werden mussten. Diese verbesserte Flight IIA-Version ist dazu etwas länger und die Zahl der Zellen in den Senkrechtstartern wurde von 90 auf 96 erweitert, da auf die Kräne zum Nachladen verzichtet wurde. Dazu wurde auf die beiden Starter für Harpoon-Anti-Schiffsraketen verzichtet. Innerhalb der Flight IIA-Version gibt es eine Reihe von Untergruppen: ab DDG-80 Roosevelt wurde das 12,7 cm L/62 Mk 45 Mod 4 mit vergrößerter Reichweite eingeführt; ab DDG-85 McCampbell wurde die Phalanx-Geschütze durch ESSM-Raketen, von denen je vier in einer Zelle der Senkrechtstarter untergebracht werden können, ersetzt und ab DDG-89 Mustin wurden die Schornsteinauslässe verkleidet. DDG-91 Pickney bis DDG-96 Bainbridge erhielten an Steuerbord einen Hangar für eine Minensuchdrohne, weshalb die Beiboote übereinander angeordnet werden mussten. Diese Anordnung der Beiboote wurde bei DDG-97 Halsey, DDG-98 Forrest Sherman und DDG-100 Kidd beibehalten, bei den neueren Schiffen wurde wieder die alte Anordnung der Beiboote auf einer Ebene genutzt. Ab spätestens DDG-107 Gravely  erhielten die Schiffe achtern auch wieder ein Phalanx-Geschütz, ältere Schiffe wurden mit einem Phalanx achtern nachgerüstet (so auch DDG-85 McCampbell, das erste Schiff, dass ursprünglich ohne Phalanx fertig gestellt wurde). Da die Zumwalt-Klasse zu teuer ist und deshalb auf drei Schiffe begrenzt wurde und dazu auch das CG(X)-Program gestrichen wurde, werden weitere Schiffe der Klasse gebaut. Bisher wurden von der Flight IIA-Variante 34 Schiffe gebaut (bis DDG-112 Michael Murphy), vier Schiffe sind in Bau oder bereits bestellt, für zwei weitere Schiffe wurden bereits die Namen vergeben (bis DDG-118 Daniel Inouye). Die Einführung einer Flight III-Variante (ab DDG-123?), u.a. mit verbesserten aktiven phasengesteuerten Radar, ist in Planung.

Die Klasse wurde bisher nicht exportiert, aber eine Reihe von Marinen haben ähnliche Klassen in Dienst: sowohl die japanische Marine mit der Kongo- und Atago-Klasse als auch die südkoreanische Marine mit der Sejongdaewang (KDX-III)-Klasse haben größere Varianten in Dienst, während Spanien mit der Álvaro de Bazán (F100)-Klasse (wird aktuell auch als Hobart-Klasse für Australien gebaut) und Norwegen mit der Fridtjof Nansen-Klasse kleinere Varianten besitzen.

Die Forrest Sherman ist 155,3 m lang, 20,1 m breit und verdrängt 9200 t. Der Antrieb erfolgt über vier Gasturbinen, die insgesamt 108000 PS leisten, zwei Schrauben treiben und eine Höchstgeschwindigkeit von über 30 kn ermöglichen. Die Besatzung setzt sich aus 382 Personen zusammen.

Bewaffnung 2007
1 x 12,7 cm L/62 Mk 45 Mod 4
2 x 2,5 cm Mk 38 Mod 2 Bushmaster
2 VLS Mk 41-Starter (einer mit 32 und einer mit 64 Zellen, für Tomahawk-Marschflugkörper, ESSM- und SM-2-Flugabwehrraketen, SM-3-Raketen zur Abwehr ballistischer Raketen und VL-ASROC-U-Jagd-Raketen)
6 x 32,4 Mk 32 Torpedorohre (zwei Drillingsrohre für Mk 46 oder Mk 50-Torpedos)
2 Sikorsky SH-60B oder MH-60R Seahawk-Bordhubschrauber

Die Forrest Sherman wurde von 2003-06 bei Ingalls Shipbuilding in Pascagoula gebaut. Sie war nach Indienststellung Teil des Zerstörergeschwaders 28 (COMDESRON 28) mit Heimathafen in Norfolk, heute gehört sie zum Zerstörergeschwader 2 (COMDESRON 2) mit dem gleichen Heimathafen.

Der Bausatz

HobbyBoss setzt mit diesem Bausatz die Serie von Varianten der Arleigh Burke-Klasse fort. Bisher sind folgende Bausätze erschienen: DDG-51 Arleigh Burke (Flight I-Version, ursprünglicher Zustand der ersten beiden Schiffe der Klasse), DDG-67 Cole (Flight I-Version, typischer Zustand während der 1990er), DDG-70 Hopper (Flight I, modernisiert, zusätzliche Satellitenantenen, Nulka-Werfern und 2,5 cm Bushmaster-Geschützen), DDG-82 Lassen (Flight IIA, frühe Version), DDG-92 Momsen (Flight IIA, modifizierte Schornsteine und Hangar für Minenjagddrohne) und zuletzt eben DDG-98 Forrest Sherman. Letzterer Bausatz stellt in vielerei Hinsicht eine typische Flight IIA-Veriante der Mitte der 2000er da, also mit den modifzierten Schornsteinen, ohne Phalanx-Geschütze, mit 2,5 cm-Bushmaster-Geschützen, Nulka-Störköperwerfer und der damals typische Ausrüstung mit Satellitenantennen. Der Bausatz zeigt aber auch ein typisches Merkmal, dass nur DDG-97 Halsey, DDG-98 Forrest Sherman und DDG-100 Kidd aufweisen: die Beiboote sind wie bei DDG-91 bis -96 übereinander gelagert, obwohl der Grund hierfür, Platz für den Hangar für die Minenjagddrohne zu finden, weggefallen war. Wenn HobbyBoss konsequent bleibt, wird noch eine aktuelle Variante der Flight IIA-Version erscheinen: mit noch mal modifizierten Satellitenantennen und achtern wieder ein Phalanx-Geschütz.

Der Bausatz der Forrest Sherman kann sowohl als Vollrumpf- als auch als Wasserlinienmodell gebaut werden. Die Form des Rumpfs ist gut wiedergegeben (im Gegensatz zur vollkommen falschen Form im Bereich des Hubschrauberdecks und Hangars bei den Flight IIA-Bausätzen von Dragon! Der Hangar ist z.B. 1 cm zu kurz. Siehe hier).

Die Aufbauten bestehen aus wenigen Teilen, die dank der neuesten Formentechnik an allen Seiten schön detailliert sind. Auch hier ist hervorzuheben, dass der Hangar sehr gut wiedergegeben ist und dessen Dach die charakteristische "Senke" aufweist.

Spritzling A enthält überwiegend Teile des Brückenaufbaus und des Masts sowie den Bugsongar, die Anker (korrekt zwei verschiedene, ein Patent- und ein Danforth-Anker), Schrauben, Ruder und Wellen. Dieser Spritzling ist identisch mit den anderen Bausätzen der Klasse, was man u.a. daran sieht, dass hier auch der Unterbau für den Phalanx vor der Brücke beiliegt (die neueren Schiffe der Klasse, z.B. Gravely, haben diesen Unterbau wieder, allerdings ohne, dass dort ein Phalanx montiert wäre).

Auch der nächste Spritzling (B) liegt auch den anderen Bausätzen der Klasse bei und ist dazu zwei Mal enthalten. Hier finden sich u.a. Teile für den Modellständer, Beiboote, Satellitenantennen, Rettungsinseln, 1,27 cm-MG, 2,5 cm-Bushmaster, Nulka- und Mk 36 SRBOC-Störkörperwerfer. Die MG sollte man durch Ätzteile (z.B. von FlyHawk) ersetzen, da die Plastikteile doch sehr globig wirken, eventuell findet man auch besere Bushmaster-Geschütze. Bei den SPG-62 (Mk 99)-Feuerleitradar könnte man an der Schüssel (Teil B25) die vorgebauten Teile ergänzen. Einige Teile werden nicht gebraucht, z.B. die Harpoon-Starter und die Phalanx-Geschütze. Eines der letzteren könnte man aber für den aktuellen Zustand des Schiffes verwenden, für den man sich auch zwei weitere Teile B24 (Satellitenantenne) wünschen würde.

Spritzling F enthält u.a. den vorderen Schornstein, die Brücke, das Hubschrauberlandedeck, das 12,7 cm-Geschütz und den Bootskran. Der Spritzling ist identisch mit dem im Bausatz der Lassen und Momsen. Der Bootskran entspricht nicht ganz dem Vorbild (siehe hier). Leider fehlen hier die zusätzliche Satellitenantennen, die man auf Spritzling C der Flight I-Bausätze (Arleigh Burke, Cole, Hopper) findet. Diese wären für den heutigen Zustand der Forrest Sherman hilfreich.

Dem Bausatz liegen zwei Sikorsky SH-60B Seahawk bei, die in Bezug auf die Modifikationen am Bug dem heutigen Zustand entsprechen. Der Hubschrauber ist detailliert dargestellt (wesentlich realistischer als der, der in den Dragon-Bausätzen enthalten ist!). Als Bewaffnung liegt ein Torpedo bei. Heute dürften oft (ausschließlich?) MH-60R Seahawk mitgeführt werden, die neben Torpedos auch an Stummelflügeln Hellfire-Raketen mitführen können. Leider sind die Hubschrauber wieder in dem klaren, brüchigen Plastik ausgeführt.

Ist dieser Bausatz mit den früheren Flight IIA-Bausätzen (Lassen, Momsen) in Bezug auf die enthaltenen Spritzgussteile identisch? Während die Spritzlinge A, B und F identisch sind (F ist bei den drei Bausätzen der Flight I-Variante durch C ersetzt), gibt es Unterschiede bei den Schornsteinen (bei Lassen mit herausragenden Abgasrohren, bei Momsen und Forrest Sherman mit flacher Oberkante; der Lassen-Bausätz enthält auch zusätzlich den vorderen Schornstein mit flacher Oberkante) und dem Hangar (bei Momsen mit Hangar für die Minenjagdrohne) (bei den Flight I-Bausätzen gibt es Unterschiede bei der Hinterkante des Oberdecks/Backdecks: dem Arleigh Burke-Bausatz liegt die Form bei, die nur für die ersten beiden Schiffe im ursprünglichen Bauzustand korrekt ist, während bei Cole und Hopper die übliche Form der Flight I und Flight II-Schiffe enthalten ist).

Mit kleineren Modifikationen ist möglich alle Zerstörer des Typs Flight IIA von DDG-89 Mustin bis DDG-112 Michael Murphy aus diesem Bausatz der Forrest Sherman zu bauen - nur für DDG-91 Pickney bis DDG-96 Bainbridge sollte man den Bausatz der Momsen nehmen, da dieser den Hangar für die Minenjagdrohne enthält. Für die späten Schiffe und den heutigen Bauzustand der früheren Schiffe benötigt man zusätzliche Satellitenantennen auf der Brücke. Dazu gibt es Unterschiede bei anderen Details, z.B. der Position der 2,5 cm-Bushmaster. Diese ist auch in der Anleitung für Forrest Sherman falsch angegeben, zumindest 2009-13 standen sie neben dem vorderen Schornstein und nicht zwischen den Schornsteinen ein Deck tiefer (siehe hier, das Geschütz unter der Plane). Es ist zu bedauern, dass HobbyBoss den Unterbau für das hintere Phalanx-Geschütz bei den ersten vier Bausätzen (Arleigh Burke, Cole, Hopper, Lassen) an den hinteren Schornstein angegossen hat. Bei den Bausätzen der Momsen und Forrest Sherman, deren Originale ursprünglich keine Phalanx-Geschütze hatten, ist der Unterbau nicht an dem hinteren Schornstein angegossen. Deshalb liegt diesen Bausätzen  kein entsprechender Unterbau für den hinteren Phalanx bei, um Forrest Sherman im heutigen Bauzustand (das gilt auch für DDG-89 bis DDG-106) bzw. die Schiffe ab DDG-107 im Zustand bei Indienststellung darstellen zu können. Ein weiterer Unterschied ist die Lagerung der beiden Beiboote (RHIB). Nur bei DDG-97, -98 und -100 ist sie wie hier im Bausatz dargestellt (DDG-91 bis -96 haben die gleiche Anordnung, aber unterscheiden sich, wie oben erwähnt, durch den zusätzlichen Drohnenhanger). Für die restlichen Schiffe braucht man Bootskran F9, verzichtet auf Plattform F7 und stellt beide Boote direkt auf das Oberdeck (Backdeck). Markierungen für entsprechende Bohrungen sind bereits vorhanden.

Die Fotoätzteile

Die enthaltenen Fotoätzteile sind nur teilweise nützlich, z.B. die Plattformen am Mast oder die SPY-1-Radarantennen. Die Rahe der Masten wären dreidimensional besser dargestellt. Die Reling und die Netze am Hubschrauberdeck sind relativ dick ausgeführt. Die Reling hat dazu nur zwei Züge, während es beim Original zwei bis drei Züge auf den Aufbauten und fünf Züge an den Deckskanten sind. Beim Original sind die  Relingsteile nach innen geneigt montiert, viele Relingsteile an den Aufbauten sind wegklappbar. Es fehlen dazu z.B. Rotoren für die Hubschrauber und fotogeätzte MG.

Abziehbilder

Die Abziehbilder umfassen Kennnummern, Decksmarkierungen, Geschwaderabzeichen, Warnmarkierungen an den Hangartoren und Markierungen für einen (!) Hubschrauber. Es liegen auch zusätzliche Kennnummern für die Darstellung weiterer Schiffe bei, die aber z.B. für DDG-101 Gridley oder DDG-112 Michael Murphy nicht ausreichend wären. Es fehlen leider der Namenszug am Heck sowie die Hoheitszeichen für die Hubschrauber, letztere wären aber auch sehr klein und kaum sichtbar.

Die Anleitung

Die Anleitung umfasst eine Übersicht über die enthaltenen Teile, worauf die Anleitung für den Zusammenbau in acht Schritten (plus einige Unterschritte) folgt. Beim Zusammenbau sollten kaum Fragen offen bleiben. Allerdings sollte man mit Hilfe von Originalfotos darauf achten, welchen Bauzustand man darstellen will und wie bei diesem die Antennen und leichten Waffen angeordnet waren.

Die Farbangaben beziehen sich auf Mr. Hobby, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol. Bei der Positionierung und die Art der Geschwaderwappen und Auszeichnungen ("E") sollte man Fotos zu Rate ziehen.

Quellen

Fazit

Die neuen Bausätze der Arleigh Burke-Klasse von HobbyBoss sind deutlich besser als die älteren von Pit-Road (die heute noch von Dragon verkauft werden und zeitweise auch von Revell erhältlich waren), das gilt insbesondere für die Flight IIA-Variante. HobbyBoss stellt die typischen Merkmale dieser Variante im Gegensatz zu Dragon richtig dar. Wenn man die Forrest Sherman im Zustand bei Indienststellung bauen will, bietet dieser Bausatz eine sehr gute Grundlage. Für den heutigen (2014) Bauzustand sind einige Änderungen möglich. Die dafür notwendigen Teile sind nur teilweise mit im Bausatz enthaltenen. Insgesamt ist der Bausatz 

alt sehr empfehlenswert

Lars

Wir danken Faller für das Bausatzmuster