Spezialwoche Yamato-Klasse

 

Großkampfschiffe der Yamato-Klasse

Hintergrund

Zur Festigung seiner Vormachtstellung im fernen Osten, entschloß sich Japan schon frühzeitig, alle Beschränkungen zu ignorieren und den Flottenbau unter möglichster Geheimhaltung durchzuführen. Es wurden Schlachtschiffe mit gigantischen Abmessungen entworfen. Ihrer Konzeption nach sollten sie durch Geschützfeuer unsinkbar und selbst imstande sein, schwerste Schläge auszuteilen.

Entwicklung

Die ersten Entwürfe entstanden im Herbst 1934; der endgültige Entwurf wurde im März 1937 festgelegt, nachdem zuvor 23 Vorentwürfe und 50 Modelle im Schleppkanal des marinetechnischen Forschungszentrums in Tokio erprobt worden waren. Für die schwere Artillerie sollte ein bisher nie erreichtes Kaliber eingebaut werden. Die Wahl fiel auf das Kaliber 46 cm, das aus Tarnungsgründen die Bezeichnung 40,6 cm Typ 94 erhielt. Es waren die schwersten Geschütze die jemals ein Kriegsschiff trug.

Zunächst waren vier Schiffe dieser Klasse vorgesehen, von denen die beiden ersten (Yamato und Musashi) unmittelbar nach Abschluß der Entwurfsarbeiten in Auftrag gegeben wurden, während die beiden anderen erst 1940 folgten (Shinano und Bau-Nr. 111).

Die mit dem Bau beauftragten Werften, waren damals noch nicht in der Lage, Schiffe mit solch großen Abmessungen zu bauen. Somit waren umfangreiche Erweiterungen notwendig. Die Sohle des Baudocks der Werft in Kure mußte um 1 m tiefer gelegt werden, damit die Yamato überhaupt aufschwimmen konnte. Bei dieser großen Verdrängung war der Rumpf bewußt breit gehalten worden, bei geringem Tiefgang. Die Mitsubishi-Werft in Nagasaki war die einzige, die für den Bau solch großer Schiffe in Frage kam. Sie verfügte über eine genügend große Helling; doch auch diese mußte selbstverständlich entsprechend verstärkt werden. Für das 3. und 4. Schiff erstellte man nahe Yokosuka und in Kure große Baudocks. Alle Werften standen vor der Notwendigkeit, die Tragfähigkeit ihrer Kräne erheblich (um ca. 100 to) zu steigern, um die zum Einbau kommenden schweren Panzerplatten heben zu können. Dazu waren auch Schwimmkräne bis zu 450 ts Tragfähigkeit zu bauen.

Der Bau der Schiffe erfolgte unter äußerster Geheimhaltung und von der Öffentlichkeit kaum bemerkt. So wurde die Helling auf der die Musashi heranwuchs, mit einem Vorhang von Sisalmatten umgeben, für den 2.170 km Sisal notwendig war, welches 408 t wog.

Auch das Baudock der Yamato wurde mit einem Wall und einem Sisalvorhang abgeschirmt, da dieses von einer nahen Bergkuppe aus eingesehen werden konnte. Für den Transport der Türme der schweren Artillerie, vom Hersteller zu den Werften wurde eigens der Spezialtransporter Kashino gebaut, der nach seiner Fertigstellung ebenfalls hinter einem Sisalvorhang verborgen gehalten wurde. Der dadurch erforderliche Sisalverbrauch führte zu einer besonders für die Fischerei fühlbaren Verknappung. Ebenso sorgfältig wurde der Stapellauf der Musashi getarnt. Zu diesem Zweck sperrten Polizeieinheiten die gegenüberliegende Seite von Nagasaki hermetisch ab; das Schiff lief in aller Heimlichkeit und ohne Zeremoniell in den frühen Morgenstunden des 1. November 1940 vom Stapel.

Im Ganzen offenbarte sich in der Yamato-Klasse eine respektable Leistung japanischer Schiffbauer. Erst ab 1960 wurden diese Schiffe in ihrer Größe und Wasserverdrängung von den amerikanischen Atomflugzeugträgern übertroffen.

Musashi

Am 29.03.1938 war bei der Mitsubishi-Werft in Nagasaki die Kiellegung der Musashi. Der Stapellauf fand am 1.11.1940 in aller Frühe und ohne Zeremoniell statt. Die Indienststellung dieses Superschlachtschiffes fand am 5.8.1942 statt.

Die Standard-Wasserverdrängung war mit 65.000 ts und die Einsatz-Wasserverdrängung mit 72.809 ts angegeben. Die Länge betrug 263 m, die Breite 38,9 m und der Tiefgang 10,86 m. 12 Kampon-Kessel (Heißdampf mit 25 bar, 352°C) wirkten auf vier Getriebeturbinen und vier Schrauben. Bei der Meilenfahrt wurde eine Leistung von 153.555 WPS und eine Geschwindigkeit von 27,46 kn erreicht.

Bewaffnet war Musashi mit 9 x 46 cm SK L/45 in Drillingstürmen, zwei vorne und einer achtern. Bis 1943 bestand die Mittelartillerie aus 12 x 15,5 cm SK L/69 in Drillingstürmen. Einer vorne, zwei seitlich und einer achtern. Ende 1943 wurden die seitlichen Türme ausgebaut und durch Flak ersetzt. Zuletzt trug Musashi 105 x 25 mm Flak in Drillingslafetten und 25 x 25 mm in Einzellafetten, zusammen 130 Rohre. Seit 1944 gab es Radar an Bord. Die Besatzung betrug im Oktober 1944 2.500 Mann.

Am 29. März 1944 wurde Musashi nordwestlich von Palan durch das amerikanische U-Boot USS Tunny torpediert. Von drei Torpedos traf einer das Vorschiff, 7 Mann wurden getötet und 11 verletzt. Die Schäden waren nur leicht. In Kure ging sie am 3.April 1944 zur Reparatur ins Dock.

Die Schlacht um Leyte vom 23. – 26.Oktober 1944 wurde dem Superschlachtschiff Musashi zum Schicksal. Zusammen mit dem Schwesterschiff Yamato und den Schlachtschiffen Nagato, Haruna und Kongo sowie Kreuzern und Zerstörern, aber ohne einen einzigen Flugzeugträger wurden sie gegen die feindliche Landungsflotte angesetzt. Auf dem Marsch ins Operationsgebiet griffen zahlreiche Trägerflugzeuge der Task Force 38 von den Trägern USS Enterprise, USS Cabot, USS Intrepid und USS Independence die Musashi in der Sibuyan-See südlich von Luzon an. Sie erhielt 20 Torpedotreffer, 17 Bombentreffer und mehr als 15 Nahtreffer. Viereinhalb Stunden nach dem letzten Angriff ging Musashi mit 1039 Mann auf Position 12°50´N, 122°35´E unter. Ihre Riesengeschütze hatten keine Gelegenheit auf den Gegner zu feuern und weder der dicke, geneigte Seitenpanzer noch das 200 mm dicke Panzerdeck oder der ausgedehnte Unterwasserschutz konnten die Vernichtung verhindern. Die Luftwaffe erwies sich als stärkerer Gegner.

Das Modell

Auf das Modell der Musashi wurde ich aufmerksam, nachdem von Tamiya Neuauflagen der alten Bausätze erschienen. Nach Medienberichten waren es tatsächlich überarbeitete Bausätze. Der Vergleich mit dem früheren Bausatz fiel positiv aus und so kaufte ich mir nochmals die Musashi in 1/700.

Nun hatte ich einen Bausatz, der in der Grundsubstanz schon sehr gut ist und den Bau sowie das Supern zur Freude werden lässt. Japanische Literatur bereitet mir Kopfzerbrechen, und so kam nur das Buch aus der englischen Reihe Anatomy of the Ship: The Battleship Yamato von Janusz Skulski in Frage.

Beide Schiffe waren bis auf Kleinigkeiten identisch, und so kann das Buch mit seinen vielen Plänen und Zeichnungen verwendet werden. Mit diesen Unterlagen machte es jeden Tag aufs Neue Spaß, das Modell zu bauen und zu supern. Detailansichten und Maße erfreuen natürlich jeden Modellbauer und so konnte das Modell ohne großes sonstiges Quellenstudium in kurzer Zeit fertiggestellt werden.

Ich wählte für mein Modell den Bauzustand nach der Indienststellung 1942. Diesem Bauzustand entsprechend mussten Hunderte von Bullaugen gebohrt werden. Die Reling entstammt aus einem Ätzteilsatz von GMM, Yamato/Musashi. Die Türen am Aufbau, am Gefechtsmast und an den Türmen bestehen aus 0,13 mm Polstyrolfolie von Evergreen. Die Geschütze habe ich mit einem 0,7 mm Bohrer gebohrt, vorher jedoch mit einer ganz schlank geschliffenen Stoßnadel angekörnt. Etwas knifflig war die Reling auf den Türmen der schweren Artillerie. Hier musste überlegt werden, von wo nach wo und an welcher Stelle die Reling gebogen oder gehalten werden musste. Auch die senkrechten Ringe an der Mittelartillerie zwischen den Rohren erforderten viel Fingerspitzengefühl, denn diese bestehen aus Messingdraht mit einer Stärke von 0,1 mm.

Am Gefechtsmast und am Aufbau wurden viele kleinen Lüfterhauben angebracht, angefertigt aus 0,1 mm Kupferfolie. Aus einem Nagel wurde kurzerhand eine Punze geschliffen und so innerhalb kurzer Zeit jede Menge Hauben erstellt. Für die Flaktürme musste ich die Reling halbieren. Man sollte auch darauf achten, die Reling im Bereich der Katapulte nicht zu weit nach Achtern zu ziehen, da diese sonst im Drehkreis eingeschränkt sind.

Der Boots- und Flugzeugkran kann mit den GMM-Ätzteilen nur in Aktion dargestellt werden, da die Länge der Flaschenzüge am Ausleger für die Ruhestellung nicht ausreicht. Dadurch muß der Kransockel des Bausatzes stark umgebaut werden. Größeren Aufwand erfordern auch der 10 m und der 15 m Entfernungsmesser mit Aufsatz. Die Laufgänge vorne sind aus Plastiksheet mit angeklebter Reling.
Die Bordflugzeuge werden zur Augenweide, nachdem die Verspannung aus 0,1 mm Messingdraht angebracht ist. Für die Hinomarus empfehle ich einen roten Farbpunkt zu setzen, anstatt die mitgelieferten Abziehbilder zu verwenden. In der Anleitung sind die Größen leider falsch angegeben, hier hilft das Buch weiter.

Der Farbanstrich im Bauzustand 1942 ist grau über alles, gemischt mit Tamiya-Farben nach Angabe 2 XF53 + XF63. Ich habe die Teile gespritzt und das Deck mit Humbrol 103 gepinselt. Die Blastbags der Artillerie sind mit Tamiya XF23 gestrichen. Die Flugzeuge hatten 1942 noch keinen gelben Erkennungsbalken.

Die Verspannung und Antennen sind mit 0,06 mm Kupferlackdraht ausgeführt. Die Mannschaft ist auf meinen Schiffen obligatorisch. Hier ist sie mit dem Skalpell aus Evergreen 0,25 mm x 2,5 mm Streifen geschnitten.

Damit das Modell auch richtig zur Geltung kommt, ist es mit hoher Fahrt in See dargestellt. Die See wurde mit Dispersionsspachtelmasse modelliert und mit Humbrol 77 gestrichen. Den Tiefeneffekt des Wassers erhält man durch mehrmaliges Streichen mit Klarlack. Die Schaumkronen und Verwirbelungen wurden mit matter weißer Farbe gestaltet und für die Bugwelle kam Watte zum Einsatz.

Dieses Diorama hat viel Spaß gemacht. 

Quellen

  • Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 – 1970 Siegfried Breyer, J. F. Lehmanns Verlag, München, 1970
  • Anatomy of the ship: The battleship Yamato Janusz Skuski, Conway Maritim Press Ltd, London, 1988
  • www.wikipedia.org

Reiner Vögel

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