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Modell: German "Von der Tann" Battlecruiser, 1910
Hersteller: Combrig Models
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 70422
Preis: 71,50 (NNT-Modell)

Das Original

Deutschlands erster Schlachtkreuzer SMS Von der Tann war auf der Grundlage des Bauprogramms 1907/08 als Antwort auf die britische Invincible-Klasse in Auftrag gegeben worden. Er wurde bei Blohm & Voss in Hamburg gebaut, trug 28-cm-Kanonen anstelle der britischen 30,4 cm und war wesentlich besser geschützt als ihre künftigen Gegner.
Die Von der Tann war das erste mit Turbinen ausgestattete deutsche Großkampfschiff, mit denen es eine Spitzengeschwindigkeit von 26,8 kn erreichte. Trotz der Kohlefeuerung waren die Kessel auch für Teeröl ausgelegt, das zum Erreichen einer maximalen Geschwindigkeit auf die Kohle gesprüht wurde. Mit erhöhter Feuerungsdosis konnte das Schiff mit 79007 PS eine Geschwindigkeit von 28 kn erreichen.
Die beiden Mittschifftürme waren gestaffelt aufgestellt, was einen viel größeren Bestreichungswinkel erlaubte, als ihn die ersten britischen Schlachtkreuzer hatten. Die Turmbauten erlaubtein eine Rohrerhöhung von 20°, womit eine maximale Reichweite von 20800 m gegeben war. Die 10 15-cm- Kanonen umfassende Mittelartillerie war wirksamer als die schwache 10,2-cm- Batterie der Invincibles. Die Von der Tann war das einzige deutsche Schlachtschiff mit Offiziersunterkünften im Bug.
Das Schiff gehörte im 1. Weltkrieg zu dem von Hipper geführten Schlachtkreuzergeschwader. Es war am Angriff auf Scarborough am 16. Dezember 1914 beteiligt. Am Weihnachtstag wurde sie als erstes Großkampfschiff bei einem trägergestützten Luftangriff beschädigt (obgleich infolge eines Zusammenstoßes), als britische Seeflugzeuge durch die Schillig-Straße brummten.
Die Von der Tann verpasste das Gefecht an der Doggerbank, spielte aber in der Skagerrak-Schlacht eine Schlüsselrolle. Sie versenkte HMS Indefatigable in der Eröffnungsphase des Kampfes der Schlachtkreuzer und blieb sogar nach schweren Granattreffern auf ihrer Position. Eine Folge von Funktionsstörungen hinderte das Schiff am Einsatz seiner Hauptartillerie. Die Von der Tann fuhr gemeinsam mit der Derflinger am Ende von Scherers Linie, in der die Hochseeflotte zurück nach Deutschland entwich. Nach der Kapitulation lag das Schiff bei Scapa Flow, wo es im Juni 1919 durch Anbohren versenkt wurde. Das Wrack wurde 1930 gehoben und in Rosyth abgebrochen.
 
Technische Daten
Verdrängung, normal           19064 ts
Verdrängung, voll ausgerüstet 21700 ts
Länge über alles              171,7 m
Breite                        26,8 m
Tiefgang                      8,1 m
Antrieb                       18 Marinewasserrohrkessel,
                              2 Satz Parsonsturbinen, 4 Wellen
Besatzung                     923
 
Bewaffnung
 8 x 28 cm L/45
10 x 15 cm L/45
16 x 8,8 cm L/45
später:
12 x 8,8 cm L/45
+ 4 x 8,8 cm-Flak, ab 1916 nur noch 8,8cm-Flak
4 x 45-cm-Unterwassertorpedorohre
(1 Heck, 2 Seite, 1 Bug)
 
Ab 1916 befanden sich auf beiden Masten Fleckerstände. Nach Ausbau der 8,8 cm-SK wurden deren Nischen und Kasematten dichtgesetzt. Auf dem achteren Aufbaudeck - wo bisher jeseits 2-8,8 cm-SK gestanden hatten - befanden sich seither die 8,8 cm Flak-Einzellafetten. Das Kompasspodest auf dem achteren Aufbau fehlte seither. Auf der Schanz etwa auf m 20,0 ab Heckspitze befand sich zuletzt ein an Deck niederlegbarer Kranpfosten.

Der Bausatz

Schiffsmodelle des „Großen Kreuzers“ SMS Von der Tann gab es als Resin-Bausätze bisher nur von HP-Models und Classic Warships aus den USA in 1/700. Wobei die Qualität bei HP-Models besser war als beim Bausatz von Classic Warships.
Nun bietet auch die russische Modellbaumanufaktur Combrig Models als Neuerscheinung einen Bausatz der SMS Von der Tann im Bauzustand von 1910 und dies in bekanntlich guter Gussqualität. Dies zeigt sich abermals schon beim Rumpfteil. Für einen späteren Bauzustand liegen Torpedonetzspiere und die 8,8-cm-Flakbewaffnung bei. Von der Form und den Abessungen her ist der Rumpf auch gut wiedergegeben.
 
Rumpf Rumpf Rumpf
 
Rumpf Rumpf Rumpf
 
Im Foto links oben die beiden Lüfterhäuser, die Schornsteine, der achtere Kommandostand. Auch hier zeigt sich gute Gussqualität. In einen dünnen Trägerfilm eingegossen findet man den vorderen Kommandostand mit Brücken- und Mastplattformen sowie weitere Teile für den achteren Kommandostand. Gut ausgeformt und detailliert sind auch die Beiboote und Barkassen im rechten Bild.
 
Lüfterhäuser, Schornsteine, Plattformen Barkassen, Beiboote
 
 
Die vier 28-cm-Zwillingstürme sind von der Form her gut umgesetzt, die Geschützrohre der Hauptartillerie und die 15-cm-Kasemattgeschütze sollte man allerdings durch gedrehte Messingteile ersetzen. Rechts im Bild Torpedonetzspiere für eine spätere Bauversion. Diese Teile sollte man durch dünnen Draht austauschen, weil die Resinteile nicht besonders brauchbar sind. Weiterhin sind enthalten die sehr filigran gegossenen Anker, Scheinwerfer, Poller. Bemerkenswert ist auch hier die hohe Gussqualität. Die Bootsdavits sind gesockelt und in einen dünnen Trägerfilm gegossen. Hier ist ein Austausch durch besser detaillierte Fotoätzteile sinnvoll.
 
Bewaffnung Scheinwerfer, Poller, etc.

 

Die Fotoätzteile

Die beiliegende Fotoätzteilplatine enthält u.a. Ankerketten, Verkleidungen für den vorderen Kommandostand, Niedergänge, Schornsteingitter, Mastplattformen, Leitern. Sie ist an sich brauchbar, einige Teile können allerdings ersetzt werden.
 
Fotoätzteile 

Die Anleitung

Die Bauanleitung besteht kombrigtypisch aus zwei beiliegenden DIN-A-4-Blättern. Eines enthält Informationen über das Schiff in englischer Sprache, sowie eine Seitenansicht und eine Draufsicht, die beide hilfreich bei der Montage sind. Das andere Blatt zeigt die Montage in Explosionsperspektive und eine Teileübersicht. Bei der Montage ist zusätzliches Informationsmaterial empfehlenswert. Teile für die Masten liegen dem Bausatz nicht bei, die Maße für die Masten und Rahen sind allerdings in der Montageanleitung mit aufgeführt. Hier hat der Modellbauer die Wahl die Teile selbst anzufertigen oder auf dem Zubehörmarkt nach geeigneten Teilen Ausschau zu halten. Für den Aufbau der Masten sind weitere Zeichnungen sehr zu empfehlen.

Bauanleitung Bauanleitung

Quellen

Jane's Kriegsschiffe des 20. Jahrhunderts , Bechtermünz Verlag 1996
Siegfried Breyer Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970, Karl Müller Verlag, 1996
Koop/Schmolke Vom Original zum Modell: Die Großen Kreuzer Von der Tann, Moltke-Klasse, Seydlitz, Derfflinger-Klasse, Bernard & Graefe Verlag1998 

Fazit

Endlich ein neuer Bausatz des Großen Kreuzers SMS Von der Tann in sehr guter Gussqualität und auch mit bemerkenswert guten Details. Baubar sind der Auslieferungszustand ab etwa 1910 und eine spätere Version mit zusätzlicher Flakbewaffnung und Halterungen für die Torpedonetze. Für den erfahrenen Modellbauer und Liebhaber von Schiffer der Kaiserlichen Marine gedacht und auch sehr empfehlenswert. Mit einiger Eigenleistung ist ein hervorragendes Modell in Ausstellungsqualität zu erzielen.

alt uneingeschränkt empfehlenswert

Jörg