Bild von gebauten Modell

Modell: Endurance Antarctic Patrol Ship
Hersteller: MT Miniatures
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Weißmetall, Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: MTM001
Preis: 33,70 €

Das Original

Das britische Eispatrouillenschiff Endurance wurde als Polar Circle für die norwegische Reederei GC Rieber Shipping gebaut - eine Reederei, die sich auf die Erforschung der Polarregionen spezialisiert hat. Entsprechend war sie als eisgängiges Forschungsschiff ausgelegt. Als die alte Endurance von 1967 (ehemalige dänische Anita Dan) 1991 wegen der schweren Schäden, die sie bei einer Kollision mit einem Eisberg erlitt, außer Dienst gestellt wurde, charterte die Royal Navy als Ersatz die Polar Circle.

Die Endurance ist 91 m lang und 17,9 m breit. Sie verdrängt voll belanden 6100 t. Ihre zwei Diesel leisten 8160 PS, womit 14 Knoten erreicht werden. Sie kann 0,9 m dickes Eis brechen.

Die Endurance verfügt als Bewaffnung nur über MGs, die nicht fest montiert sind, sowie über zwei Westland Lynx HAS 3-Bordhubschrauber.

Das Schiff wurde als Polar Circle 1990 von der Ulstein-Werft gebaut, am 21. November 1991 von der Royal Navy als HMS Polar Circle (A-176) gechartert und am 9. Oktober 1992 gekauft und in Endurance (A-171) umbenannt. Seither ist ihr Heimathafen Portsmouth, sie wurde aber meist den Großteil des Jahres in der Antarktis als Patrouillen- und Vermessungsschiff eingesetzt. Sie wurde auch zur Unterstützung der Polarforschung verwendet. 2005 nahm von ihr aus die britische Königin die Flottenparade zum 200. Jahrestag der Schlacht von Trafalgar ab. Im Januar 2006 wurde ihr Ruder in der Antarktis beschädigt und musste in Puerto Belgrano, Argentinien repariert werden. Am 16. Dezember 2008 brach vor Chile ein Ventil, worauf der Maschinenraum voll lief und sie schwere Schlagseite erlitt. Die Endurance war kurz vorm Untergang, konnte aber von einem Schlepper nach Punta Arenas in Chile eingebracht werden. Sie wurde mit dem Halbtaucherschiff Target zurück nach Portsmouth gebracht. Seither liegt sie dort und es ist unklar, ob sie wieder in Dienst gestellt wird. Aktuell wird das Vermessungsschiff Scott als Ersatz für die Endurance verwendet.

Der Bausatz

Der Hersteller MT Miniatures hat als ersten Bausatz die Endurance herausgebracht. Zu der Entscheidung für die Auswahl des Vorbilds muss man gratulieren. Soweit ich es mit Hilfe von im Internet veröffentlichen Fotos beurteilen kann, stellt MT Miniatures die Endurance in einem späten Zustand dar. Das Modell ist als Wasserlinienmodell baubar. Die Länge des Rumpf ist korrekt wiedergegeben, der Rumpf ist aber etwas zu schmal.

Die Detaillierung ist relativ grob, z.B. die Fenster an Backbord. Dort ist auch eine dicke Gravur, die etwa den Farbübergang am Rumpf andeutet (allerdings vor der Brücke nicht korrekt). Die Bullaugen am Rumpf fehlen. Die schrägen Abstufungen an der Rumpfwand achtern an Backbord ist nicht dargestellt, genauso stimmt die Position der Niedergänge nicht mit den Fotos überein. Das Deck im Bereich der Galerie an Steuerbord ist zu niedrig, das Schanzkleid und die Abstützungen des Decks darüber sind viel zu dick und von der Form her auch falsch. Beim Original sind ein Teil dieser Abstützungen schräg und das Schanzkleid folgt auch dem Decksverlauf, d.h. es steigt nicht nach achtern deutlich an. Das vordere Ende des Aufbaudecks hat die falsche Form - es gibt kein durchgehendes Deck vor dem Brückenaufbau, sondern nur zwei seitliche Plattformen. Der Übergang des erhöhten Decks vor der Brücke (Ladeluke?) zum Backdeck ist beim Original nicht vorhanden. Der Bereich unterhalb des Backdecks ist auch offen. Das Schanzkleid am Backdeck hat auch keine Stufe - der hintere Teil besteht aus einer offenen Reling. Das Backdeck ist auch zu tief und sollte auf der Höhe der Stufe sitzen.

Die Aufbauten bestehen aus einem großen Teil, was mittels zwei Passstiften auf dem Rumpf positioniert werden können. Bei meinem Exemplar ist das Hubschrauberdeck verbogen - was man mit heißen Wasser wohl leicht wieder richten kann. Wie schon erwähnt gibt es vor dem Brückenaufbau kein durchgehendes Deck. Die Brücke und die Fenster an den Aufbauten sind relativ grob, die seitlichen Fenster der Brückenflügel sind auch nicht angedeutet. Die Form der Brücke ist auch nicht ganz richtig, insbesondere der Übergang vorne zum Deck darunter - die Brücke ist etwas zurück gesetzt und davor ist ein offenes Deck.

An den Aufbauten sind ein paar Rettungsinseln bereits angegossen. Auf dem Orignal waren noch weitere vorhanden, z.B. Steuerbord neben dem Hangartor auf einer Plattform, Steuerbord auf der Galerie und an Backbord auf dem kleinen Deckshaus neben dem Mast. Bei meinem Exemplar ist einer der beiden Auspuffrohre am Schornstein abgebrochen, was leicht reparierbar sein sollte. Die Form der großen Satellitenantenne hinter dem Mast ist nicht ganz richtig.

Die Masten liegen als Weißmetallteile bei. Hier sind in paar Angüsse zu entfernen. Der leichte Antennenmast auf der Brücke sollte durch eine dünnere Konstruktion ersetzt werden. Die beiden anderen Masten können durch zusätzliche Plattformen, Navigationsradars und einen Scheinwerfer am Mast am Bug weiter detailliert werden.

Es liegen zwei kleinere Satellitenantennen bei, die auf der Brücke montiert werden sollen. Auf den Fotos finde ich nur eine davon, die etwas backbord vor der großen Satellitenantenne steht.

Die Kräne sind ebenfalls Weißmetallteile. Die Kräne auf dem Vorder- und Achterdeck sind recht gut dargestellt. Die Davits für die beiden Boote an Backbord müssen nach Fotos neu gebaut werden. Auch der kleine Kran für die Boote auf dem Vorderdeck kann verbessert werden.

Es liegen die beiden Motorboote bei, die an den Davits an Backbord hängen. Auf dem Original war oft auf dem Vorderdeck ein weiteres Motorboot an Steuerbord und ein Schlauchboot vor dem kleinen Kran an Backbord gelagert. Auf einem Teil der Fotos sieht man ein weiteres Schlauchboot auf dem Achterdeck und ein weiteres vor der Brücke auf dem erhöhten Deck.

Es liegt ein Westland Lynx-Hubschrauber aus Weißmetall mit geätzten Hauptrotor bei. Die Abmessungen des Rumpfs sind korrekt, er wirkt aber am Bug etwas seltsam. Der Durchmessers des Rotos ist zu klein. Lynx-Hubschrauber gibt es in 1/700 z.B. von WEM.

Die Darstellung des Bausatzes als Polar Circle würde Umbauten an den Aufbauten, insbesondere Steuerbord neben dem Schornstein erfordern, wo ursprünglich noch ein Beiboot gelagert war. Auch die Plattformen vor der Brücke an Backbord war in den frühen 1990er Jahren noch nicht vorhanden. Zusätzlich wurden die Antennen modifiziert - die große Satellitenantenne auf dem Aufbau vor dem Schornstein war z.B. 2005 bei der Trafalgar-Flottenparade nocht nicht vorhanden.

Decals

Die Abziehbilder enthalten beiden seitlichen Kennnummern und die Markierungen auf dem Flugdeck. Die Kennnummer am Heckspiegel, der Schiffsname (an beiden Seiten am achteren Schanzkleid) und die Markierung am Schornstein sind leider nicht enthalten.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus einer Explosionszeichnung, welche die Positionen der Bauteile deutlich macht.

Farbangaben sind nicht enthalten, so dass man sich an dem Deckelbild oder besser an Fotos orientieren muss.

Quellen

Fazit

Es ist zu begrüßen, dass MT Miniatures dieses interessante und farbenfrohe Vorbild herausgebracht hat. Allerdings ist die Detaillierung relativ grob und es gibt diverse Fehler am Rumpfteil. Insbesondere diese im Vorschiff dürften nur aufwendig korrigierbar sein. Insgesamt ist der Bausatz damit


alt eingeschränkt brauchbar

Lars