Seitentitel
Modell: German S-100 Class Schnellboot
Hersteller: Bronco Models
Maßstab: 1/350
Material: Polystyrol
Art.Nr.: NB 5004
Preis: ab 10.99 €
 

Das Original

Aufgrund absoluter alliierter Materialüberlegenheit zu Wasser und in der Luft wurde der Krieg zur See ab 1944 immer härter. Das Revier der Schnellboote, der Ärmelkanal und auch die Ostsee, stand im Zeichen zunehmender Luftangriffe eines häufig auch zahlenmäßig überlegenen Gegners, der auch gezielt Jagd auf S-Boote machte. Daher zielten die Anstrengungen der S-Boot-Besatzungen erstrangig auf erhöhte Feuerkraft und -geschwindigkeit sowie eine wirksamere Luftabwehr ab, die mit dem gefürchteten Flak-Vierling C 38 erheblich verbessert werden konnte. Die Bauwerft Friedrich Lürssen /Vegesack entwickelte zu Beginn des Krieges diesen schnellen, seetüchtigen Schnellboottyp, der selbst bei schwerer See Höchstfahrt erlaubte, glänzende Manövriereigenschaften besaß und bis zum Kriegsende ohne grundsätzliche Änderungen gebaut wurde. Die Schnellboote, auch S-Boote genannt, bewährten sich ganz allgemein im Geleit- und Sicherungsdienst, in der Seeaufklärung bei Minenunternehmungen und vor allem in der Bekämpfung von Überwassereinheiten und gegnerischen U-Booten. Sie operierten überwiegend an der niederländischen und französischen Küste, unter der englischen Küste und im Ärmelkanal sowie in der Nord- und Ostsee, wurden aber auch im Mittelmeer und im Schwarzen Meer eingesetzt. Die finale Version war der Typ S-100, der ab 1943 produziert wurde und als bestes Schnellboot seiner Zeit bezeichnet werden kann.

Die deutschen Schnellboote, die im Zweiten Weltkrieg schließlich eine Länge von etwa 35 m und ein Gewicht von 100 t hatten, erhielten zwei in der Back eingebaute Torpedorohre mit charakteristischen Aussparungen für die Klappen der Torpedorohre. Dazu kamen mehrere leichte Rohrwaffen verschiedenen Kalibers, deren Anzahl während des Krieges laufend zunahm. Ab der mit S-100 beginnenden Bauserie hatten die Boote eine gepanzerte Kalottenbrücke, um zumindest das Brückenpersonal vor der Waffenwirkung von Tieffliegern zu schützen. Der Rumpf war in Komposit-Bauweise mit Spantengerüst aus einer Aluminiumlegierung und mehrlagiger Holzbeplankung (Diagonalkraweel) gebaut.
Diese Schnellboote, von denen über 200 Exemplare zum Einsatz kamen, griffen vor allem nachts die Küstenschifffahrt um die britischen Inseln an, wurden aber auch über Autostraßen und auf Binnenschifffahrtswegen ins Mittelmeer und das Schwarze Meer verlegt.
Die Alliierten nannten die deutschen Schnellboote E-Boats, eine Abkürzung für Enemy-Boats (Feindboote). Ab etwa 1943 ging die Hauptlast der Offensive durch Überwasserkräfte auf die Schnellboote über, da die großen Einheiten entweder vernichtet waren, oder nicht mehr mit Aussicht auf Erfolg operieren konnten. Entsprechend hoch waren die Verluste der Schnellbootfahrer, obwohl sich die Boote selbst als sehr widerstandsfähig erwiesen.
 
Technische Daten
Länge:  34,94 m
Breite: 5,10 m
Tiefgang:  2,90 m
Verdrängung:  100/117 t

Bewaffnung
2 Torpedorohre  533 mm
2 x 20 mm Maschinenkanonen, 1 MG
Antrieb S 100:  3 x Daimler-Benz MB 501 Diesel-Motoren 1500/2000 PS
Geschwindigkeit 41- 42 kn
 

Der Bausatz

Nachdem Revell, Italerie, White Ensign Models und Trumpeter bereits Bausätze der Schnellboot-Klasse S-100 in diversen Maßstäben auf den Markt brachten, legt nun auch der chinesische Hersteller Bronco Models im Vertrieb von Academy Europe in 1/350 nach.
In einer beidseitig bedruckten gefalteten Schachtel erwarten den Modellbauer ein in grauem Polystyrol gespritzter Gussrahmen mit sämtlichen Teilen, eine farbig gedruckte Bauanleitung, ein Decal-Blatt und eine PE-Platine. Der Guss präsentiert sich gratfrei auf dem Stand der Zeit, Auswerfermarken sucht man vergebens.
 
 alt
 
Gussrahmen A beinhaltet das Deck mit bereits angegossenen Aufbauten, die beiden Teile für den Überwasserrumpf mit detaillierten Torpedorohrklappen, die Wasserlinienplatte, den Unterwasserrumpf für die Vollrumpf-Option, die Antriebsanlage, die Bewaffnung, die für den Maßstab noch relativ gut detailliert ist.

 Rumpf Bewaffnung, Antriebsanlage  und Unterwasserschiff

Das Hauptdeck mit der bereits angegossenen gepanzerten Kalottenbrücke verfügt über eine fein gravierte Plankenstruktur, die Brücke selbst ist für den Maßstab noch gut wiedergegeben, allerdings mit der Detaillierung der größeren Maßstäbe nicht vergleichbar. Für den Maßstab 1/350 stößt man hier an die Grenze des spritzgusstechnisch Machbaren. Filigran sind die Abrollgestelle für die Wasserbomben.

 Deckdetails Deckdetails

Die Fotoätzteile

Dem Bausatz liegt eine Fotoätzplatine von guter Qualität bei. Sie beinhaltet die Relings, wahlweise mit oder ohne Persenning, wobei man bei der Version dieser Darstellung auf andere Alternativen zurückgreifen sollte, da originalgetreuer. Weiterhin sind enthalten Kühlschläuche und Splitterschutz für MG und Flak, Anker etc.
 
alt

Decals

Die Decals sind kantenscharf, sauber und ohne Versatz gedruckt, enthalten Abzeichen für die verschiedenen baubaren Boote und die Flagge der Kriegsmarine.

alt

Die Anleitung

Die Anleitung enthält eine Teileübersicht und führt den Modellbauer in sieben Baustufen zum Ziel. Leider ist die Angabe zur Positionierung der Fotoätzteile relativ ungenau und würde den Anfänger hier etwas überfordern. Der Bemalungsplan befindet sich auf der Kartonrückseite. Das Farbsortiment bezieht sich auf die Palette von Gunze, Humbrol und Tamiya. Zur genauen Farbgebung sollte jedoch Recherche betrieben werden.

 

Bauplan Bemalungsplan

 

Fazit

Für den Maßstab 1/350 relativ gut umgesetztes Modell der Schnellboot-Klasse S-100. Erfahrungen im Verarbeiten von Fotoätzteilen sind erforderlich. Für fortgeschrittene Beginner ebenso geeignet, wie für den erfahrenen Liebhaber dieser Schnellboot-Klasse. Die Detaillierung ist in diesem Maßstab modellbautechnisch nicht zu vergleichen mit den größeren Maßstäben, aber noch vertretbar. Wahlweise Vollrumpf- und Waterline-Option baubar. Insgesamt ist der Bausatz
 
 
alt empfehlenswert
 
Jörg

 

Quellen

Die Schiffe der Deutschen Kriegsmarine und Luftwaffe 1939 - 45, Erich Gröner, Lehmanns Verlag, München - 1954
Die Deutsche Flotte 1848 - 1945, Kroschel - Evers
Wikipedia