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Auch wenn die Masse der Kleinteile vom Deckshaus verdrängt wird oder durch Abrüsten entfällt, bleibt noch mehr als genug zu tun.

Lüfter

Die Drucklüfter aus dem Bogen sind an sich nicht schlecht, haben aber eine falsche Form. In jener Zeit sahen die Lüfter nicht wie eine gebogene Trompete aus sondern eher wie ein halbes Ei. Insbesondere ragte der Lüfterkopf hinten deutlich sichtbar über den Lüfterschacht hinaus. Daher zeichne ich mir meine Lüfter selbst: In METASEQUOIA erstelle ich ein 3D-Modell, das ich dann in PEPAKURA abwickle. Die Reinzeichnung erfolgt in COREL DRAW. Bei den Proportionen orientiere ich mich dabei an den Werftplänen des kleinen Ungeschützten Kreuzers SMS Geier (www.dreadnoughtproject.org/plans/SM_Geier_1894/).

Nach dem Zusammenbau streiche ich die Lüfter mit Weißleim ein und verschleife sie nach dem Trocknen. Das wiederhole ich, bis ich zufrieden bin, dann erfolgt der Anstrich mit Acrylfarbe. Der Leim härtet nicht nur den Karton und macht ihn schleifbar, er baut auch gleichzeitig etwas Volumen auf.

Und weil ich schon mal dabei bin, konstruiere ich die beiden Sauglüfter für die Schanz auch gleich noch neu.

Davits

Die benötigten Davits zeichne ich auch neu: Die Ankerdavits sind im Bogen viel zu groß, die achteren Bootsdavits nur als Biegevorlage vorhanden.

Mast

Der Mast ist ein weiteres Bauteil, dass man nach einer Skizze selbst anfertigen muss. Bei mir besteht er aus einem leicht konischen Kartonrohr mit einer Verstärkung aus einem Schaschlikspieß.

Alle Rahen und Stengen entfallen, nur der Gefechtsmars mit der Scheinwerferplattform kommt zum Schluss noch auf die Spitze. Der Scheinwerfer selbst und die Maschinengewehre fallen natürlich weg.

Deckshaus

Angenommenermaßen wurde auf meiner Hulk ein Teil der Kessel ausgebaut, womit einer der Schornsteine überflüssig wurde. Der verbleibenden Schornstein sitzt vor dem Mast (nach dem Vorbild der SMS Uranus, ex SMS Kaiser) auf dem Deckshaus, da davor wiederum der große Kesselraumlüfter. In Anlehnung an die echte Oldenburg wird der Mast mit der Airbrush noch zünftig eingerußt.

Ein kleiner Kombüsenschornstein vervollständigt das Deckshaus.

Bug- und Heckzier

Ich gestehe: Die habe ich mir während der letzten Modellbauausstellung in Oberschleißheim von Herrn Pongratz (er hat die La Reale gebaut) aussticheln lassen. Der arbeitet nämlich sauberer als ein Laser (von mir wollen wir da gar nicht erst reden...). Um etwas Plastizität ins Dekor zu bekommen werden einige Elemente separat ausgeschnitten und aufgeklebt, dann erfolgt ein Anstrich in Vallejo "Polished Gold".

Back

Auf die Back kommen zunächst die Ankerlager, mehrere Poller und die besonders massiven Lippen am Bug. Die Reling bringe ich vor den Ankerdavits an, andernfalls wären mir die Davits doch nur im Wege (Reling, wie auch die Steigeisen, sind Standardteile aus lasergeschnittenem Karton). Es folgt die Restliche Ausrüstung: Zwei Drucklüfter, Ankerdavits und die Scheinwerferplattform.

Rumpf

Großes "Oh Weh!" an der Admiralstreppe: Die im Bogen vorgesehenen Backbleche zum Bau der selbigen ersetze ich gleich mal durch schmalere Kartonstreifen. Und dann prangt da in der Plattform auch noch ein riesiges Loch direkt vor der Eingangspforte! Diese hinterfotzige Falle wird von mir aus Gründen des Arbeitsschutzes natürlich sofort verschlossen. Danach bekommen die Plattformen auch noch ihre Reling. Seeseitig (ich habe backbord dazu bestimmt) bringe ich noch eine feste Gangway nach Vorbild der SMS König Wilhelm an. Über die kann man direkt von einem Boot aus an Bord gelangen.

Einen ganz besonderen Spaß stellt das Geländer der Heckgallerie dar: Ätz- oder Laserteile gibt es nicht und an Ausschneiden brauche ich auch gar nicht erst zu denken. Bleibt noch die ganz harte Tour. Von zwei vorbereiteten Kartonstreifen (einer für die senkrechten Stützen und ein vorgeknickter für die Kreuze) steche ich einige Dutzend möglichst schmaler Stücke ab. Auf der primitivsten aller Montagelehren hefte ich zunächst die senkrechten Stützen an, dann klebe ich die Teile für die Kreuze dazwischen ein. Ein schmaler Streifen Karton bildet noch den Handlauf, dann kann ich das Geländer mit einer Rasierklinge o.ä. vorsichtig von der Lehre lösen. Zum Schluss entferne ich verbliebene Leimreste und biege das Geländer entsprechend der Galerie vor. Uff... geschafft!

Schanz

Beim Notruderstand ist wieder Selberzeichnen angesagt. Nicht dass der vom Bogen direkt abstoßend wäre, aber ich möchte halt das Ruderreep darstellen und den Rudergängern auch eine Gräting gönnen. Die Steuerräder sind wieder lasergeschnittene Standardteile.

Neben besagtem Notruderstand kommen noch zwei Poller, drei Druck-, zwei Sauglüfter, zwei Oberlichter und der Flaggenstock auf die Schanz. Nach der Reling kann ich dann auch die Bootsdavits anbringen.

Ja, und dann ist die Hulk endlich fertig und ich kann mich entspannt zurücklehnen...

Weiterführende Links

Mein Baubericht auf Kartonbau.de, einschließlich Klatsch, Tratsch und Monty Python's Flying Circus:
www.kartonbau.de/wbb2/thread.php

Jürgen Dülls Baubericht der SMS Oldenburg als Panzerkorvette auf Kartonist.de:
www.kartonist.de/wbb2/thread.php

Wilhelmshaven-maritim mit zahlreichen Postkartenansichten von Wilhelmshaven zur Kaiserzeit; unter den Motiven auch mehrere Wohnhulks:
whv-maritim.blogspot.com/2007_01_01_archive.html  und
whv-maritim.blogspot.com/2007_02_01_archive.html

 

Michael Kaintoch