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Modell: HMS Euryalus 36 gun frigate
Hersteller: Skytrex
Maßstab: 1/700
Art. Nr.: MT3
Material: Weißmetall, Ätzteile
Preis: 16,95 Britische Pfund (etwa 21,5 €)

Original

HMS Euryalus war eine der 36-Kanonen-Fregatten 5. Ranges der Apollo-Klasse, die von William Rule entworfen worden war. Ursprünglich war die Klasse eine von vielen Entwürfen von 18-Pfünder-Fregatten, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts während der Koalitionskriege gebaut wurden und im Vergleich zu den älteren Schiffen deutlich größer ausfielen. Der Entwurf bewährte sich und wurde als Standard-36-Kanonen-Fregatte in großen Stückzahlen während der Napoleonischen Kriege gebaut. Zu der Klasse gehörten folgende 26 Schiffe: 1. Gruppe, zwischen 1799 und 1803 gebaut: Apollo, Blanche und Euryalus. 2. Gruppe, 1804-1815 gebaut: Dartmouth, Creole, Semiramis, Owen Glendower, Hotspur, Curacoa, Saldanha, Havannah, Theban, Manilla, Malacca, Orpheus, Leda, Astraea, Belvidera, Galatea, Maidstone, Stag, Magicienne, Pallas, Barrosa, Tartar und Brilliant. Vier Schiffe gingen während der Napoleonischen Kriege verloren: Apollo, Saldanha und Manilla durch Schiffsbruch, während Blanche von der französischen Marine erbeutet und verbrannt wurde. Mehrere Schiffe wurden zwischen 1827 und 1845 zu Korvetten rasiert: Semiramis, Curacoa, Havannah, Magicienne und Brilliant.

Eine modifizierte Variante, die aus Kiefernholz gebaut wurde, war die Scamander-Klasse, von der folgende zehn Schiffe zwischen 1812-1814 gebaut wurden: Scamander, Eridanus, Ister, Orontes, Tagus, Tigris, Euphrates, Granicus, Hebrus und Alpheus. Diese Klasse war dafür gedacht, um kurzfristig im Krieg gegen die USA die Zahl der vorhandenen Fregatten zu erhöhen. Eine lange Lebensdauer hatten diese Schiffe aus Nadelholz nicht. Tagus wurde als letztes Schiff der Scamander-Klasse schon 1822 zum Abwracken verkauft. Zum Vergleich wurde das letzte Schiff der aus Harthölzern gebaute Apollo-Klasse, die Brilliant, erst 1908 nach Jahrzehnten als Schulschiff zum Abwracken verkauft.

Euryalus war auf dem Oberdeck 44,25 m lang und 11.64 m breit (größte Breite ohne Barkhölzer). Sie verdrängte 946 Tonnen. Ihr Antrieb war eine Schiffstakelage, womit sie bei starkem Wind 12 Knoten erreichte.

Bewaffnung 1803
26 x 18-Pfünder (ca. 12 cm, auf dem Oberdeck)
2 x 9-Pfünder (ca. 9 cm, zwei auf der Back)
14 x 32-Pfünder-Karronaden (ca. 16 cm, vier auf der Back, zehn auf dem Achterdeck)

HMS Euryalus wurde von 1800 bis 1803 bei Balthazar & Edward Adams in Bucklers Hard gebaut und in Portsmouth fertig gestellt. Unter Henry Blackwood wurde sie danach im Kanal und vor der irischen Küste eingesetzt. Immer noch in Irland stationiert, war Euryalus an der Beschattung der französisch-spanischen Flotte vor der Schlacht von Trafalgar am 21.10.1805 beteiligt und half danach bei der Bergung der eigenen und erbeuteten beschädigten Schiffe. Provisorisch war sie nach der Schlacht auch das Flaggschiff des Oberkommandierenden der britischen Flotte, Admiral Collingwood. 1806-07 wurde sie im Mittelmeer eingesetzt, danach bis 1809 in der Nordsee, Ostsee und im Kanal. Ihre Boote sowie die Boote der Brigg-Sloop Cruizer erbeuteten 16.6.1808 ein dänisches Kanonenboot im Großen Belt. Am 18.11.1809 eroberte Euryalus vor Cherbourg den 14-Kanonen-Kaperfahrer L’Etoile. Wieder im Mittelmeer eroberte sie am 7.6.1810zusammen mit der Brigg-Sloop Swallow den 2-Kanonenkaperfahrer L’Intrépide. 1813 war sie an der Blockade Toulons beteiligt, wo ihre Boote am 16.5.1813 zusammen mit denen des 74-Kanonenschiffs Berwick die 10-Kanonen-Schebecke La Fortune erbeuteten. Am 23.12.1813 zerstörte sie bei Calvi das Versorgungsschiff La Balaine. 1814 wurde sie im Britisch-Amerikanischen Krieg (Krieg von 1812) an der Ostküste der USA eingesetzt, u.a. war sie an Operation auf dem Potomac im August und September und einem Angriff auf Baltimore am 13.9.1814 (Bombardierung von Fort McHenry) beteiligt. Während der kurzzeitigen Rückkehr Napoleons war Euryalus bei Ladungen am Fluß Schelde in den Niederlanden beteiligt. Von Dezember 1815 bis November 1816 erfolgten Reparaturen in Woolwich, worauf sie in den Antillen, ab 1820 dann in Jamaika stationiert wurde. 1823 wurde sie wieder ins Mittelmeer verlegt. Im März 1825 wurde sie in Chatham außer Dienst gestellt und zum Sträflingsschiff umgebaut. In dieser Funktion wurde sie bis 1845 in Chatham eingesetzt. Nach einer kurzen Zwischenphase als Kohlenhulk in Sheerness wurde sie ab 1847 erneut als schwimmendes Gefängnis verwendet, diesmal in Gibraltar. Dort wurde sie 1859 in Africa umgebannt und 16.8.1860 zum Abwracken verkauft.

Bausatz

Syktrex stellt die Euryalus im Zustand während der Schlacht von Trafalgar dar. Im Wesentlichen sollte der Bau aller 26 Schiffe der Apollo-Klasse mit Ausnahme der Malacca (die von den Abmessungen her von ihren Schwesterschiffen abwich) möglich sein. Auch die Schiffe der Scamander-Klasse sollten mit ein paar Veränderungen baubar sein. Diese waren auf dem Oberdeck 60 cm kürzer (0,8 mm in 1/700), dazu gab es Unterschiede bei der Galion, den Ankerklüsen und der Heckform. Die Apollo-Klasse hatte ein Rundheck (Rundgatt), die Scamander-Klasse ein Spiegelheck (Plattgatt).

Der Rumpf besteht aus Weißmetall. Die Form ist richtig wiedergegeben. Der Rumpf scheint mir 2 mm zu lang zu sein – aber die Länge auf dem Oberdeck lässt sich an einem fertigen Rumpf schlecht messen. Die Breite ist richtig. Das Rumpfteil enthält bereits die meisten Details, u.a. auch alle Kanonen. Die Gussqualität ist nicht perfekt. Die Oberflächen sind teilweise etwas rau und uneben, insbesondere unterhalb der Barkhölzer und um die Stückpforten. Gussgrat findet sich mittschiffs am Bug und am Heck. Da man am Heck sowieso nacharbeiten muss, wäre der Umbau in ein Plattgatt für die Scamander-Klasse auch nicht aufwendiger. Dazu befindet sich ein größerer Anguss steuerbord unterhalb des Kranbalkens. Die Galionspanten und –regel sind nur angedeutet, was man eventuell durch einen guten Anstrich kompensieren kann. Am Heckspiegel und den seitlichen Galerien sind ein paar Unsauberkeiten, die korrigiert werden müssen. Die Stückpforten sind geöffnet mit ausgerannten Kanonen dargestellt. Die vorderste Pforte (bridle-port) scheint mir hinter dem Kranbalken zu sein – beim Original war sie aber davor. Die Stückpforten auf dem Back- und Achterdeck sind nur von außen dargestellt – innen fehlt von ihnen jede Spur. Die Kanonen enden einfach im Schanzkleid. Ausnahme sind die durchbrochenen Pforten für Jagdgeschütze ganz vorne, die nur von Grat befreit werden müssen. Die angedeutete Decksstruktur ist teilweise schon etwas verblasst – da ist die Form wohl nicht mehr perfekt. Die Geschütze sind sehr einfach dargestellt, insbesondere die Karronaden.

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Neben dem Rumpf sind auch die Beiboote, Anker, der Einsatz für die Kuhl, die Masten, Spieren und Rahe aus Weißmetall. Die Beiboote sind ineinandergestellt dargestellt. Die Anker sind etwas dick. Die Masten und Rahe sind sehr dick. Es empfiehlt sich, auch wegen des weichen Materials, sie durch Stahldraht zu ersetzen, da so das Takeln leichter gehen sollte. Diese Teile werden oft als generische Teile für die Fregatten-Bausätze von Skytrex bezeichnet – ich habe sie nicht nachgemessen, da ich diese Teile nicht verwenden werde. Angaben über die Abmessungen der Masten, Spieren und Rahe findet man "The Heavy Frigate" und "Frigates of the Napoleonic Wars" von Gardiner – allerdings sind dies Standardangaben für 36-Kanonen-Fregatten, von denen bei einzelnen Schiffen eventuell zeitweise abgewichen wurden. Im letzteren Buch sind die Abmessungen für die Scamander-Klasse extra angeben (S. 132) – diese erhielten eine reduzierte Takelage, da sie leichter als ihre Hartholz-Halbschwestern der Apollo-Klasse ausfielen.

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Zuletzt gibt es geätzte Wanten und Segel. Das Material ist sehr dick. Auch die Wanten fallen sehr massiv aus. Ich würde sie durch Teile von Saemann Ätztechnik oder Atlantic Models ersetzen.

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Wie das Modell aus dem Kasten gebaut aussieht, kann man oben an dem Photo sehen, mit dem Skytrex für diesen Bausatz wirbt.

Anleitung

Die Anleitung enthält ein paar Angaben für das Vorbild, u.a. Abmessungen, Bewaffnung, Schwesterschiffe. Es geht weiter mit Angaben über Anstrich und Takelage, die recht detailliert sind und auch Literaturangaben beinhalten. Allerdings sind die Angaben nicht spezifisch für die Euryalus oder die Apollo-Klasse, so dass hier weitere Recherchen notwendig sind.

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Quellen

Fazit

Es ist sehr positiv, dass ein Hersteller überhaupt Modelle dieser Epoche in 1/700 herausbringt. Der Bausatz bietet auch eine Grundlage, für die Darstellung der Euryalus, einer ihrer Schwestern der Apollo-Klasse oder der Halbschwestern der Scamander-Klasse. Allerdings sind viele Nacharbeiten am Rumpf notwendig und die Takelage wird man wohl besser selbst machen. Eventuell kann man noch etwas durch eine gute Bemalung herausholen. Insgesamt ist der Bausatz

alt EINGESCHRÄNKT EMPFEHLENSWERT

Lars