Hersteller: Tamiya
Maßstab: 1/700
Art.Nr.: 31617
Preis: 42,99 € (moduni)

Das Original


Als Admiral Jackie Fisher im Oktober 1914 als 1. Seelord in die Admiralität zurückkehrte, sorgte er mit äußerster Energie dafür, dass seine Lieblingsidee des Schlachtkreuzers weitergeführt wurde.
Die für den Bau von zwei Schlachtschiffen der Royal Sovereign-Klasse bereits vorbereiteten Materialien wurden nun für zwei neue Schlachtkreuzer, die Renown und die Repulse, verwendet. Als Hauptbewaffnung waren die gleichen 15" Geschütze vorgesehen wie bei den neuesten Schlachtschiffen. Da jedoch nur sechs 15" Lafetten zur Verfügung standen, bekamen die neuen Schlachtkreuzer nur je drei Geschütztürme mit insgesamt sechs Rohren - was für eine effektive Feuerleitung eigentlich unzureichend ist.
Die Panzerung wurde als nachrangig erachtet und so entsprach der Schiffsschutz lediglich dem eines gewöhnlichen Kreuzers. Die Konstruktion der Schiffe beruhte weitgehend auf dem Entwurf der HMS Tiger.
Die Renown und die Repulse wurden in Rekordzeit fertiggestellt:

Kiellegung Stapellauf Fertigstellung Bauwerft
Renown 25.01.1915 04.03.1916 20.09.1916 Fairfield
Repulse 25.01.1915 08.01.1916 18.08.1916 John Brown

Nach dem Debakel in der Seeschlacht am Skagerrak - drei britische Schlachtkreuzer gingen wegen ihres ungenügenden Schutzes verloren - gerieten die nagelneuen Schiffe sofort unter heftige Kritik. Es wurde eine Verstärkung vor allem der vertikalen Panzerung beschlossen und so befanden sich Renown und Repulse ab 1918 wieder in der Werft.Der seitliche 15,2 cm-Gürtelpanzer der Repulse wurde durch einen wesentlich erweiterten 22,86 cm-Panzer ersetzt. Außerdem wurde der vordere Schornstein um 1,5 m erhöht, um Rauchgase von der Brücke und vom Feuerleitstand fernzuhalten.
Da nach Kriegsende kein großer Zeitdruck mehr bestand, zogen sich die Umbauten bis ins Jahr 1921 hin. Da der Schlachtkreuzer sehr wartungsintensiv war, wurde er spöttisch HMS Repair genannt.
Zwischen April 1933 und Mai 1936 erfolgte ein erneuter Umbau bzw. Modernisierung der Repulse, die ihr Erscheinungsbild merklich veränderten. Neben einer erneuten Verstärkung des Panzerschutzes wurde ein Flugzeughangar und ein quer zur Schiffsachse über das Hauptdeck verlaufendes Startkatapult eingebaut. Die 10,2 cm-Mittelartillerie wurde verringert und dafür die Flugabwehr mit zwei 8fach PomPoms und zwei 4fach 12,7 mm-MGs verstärkt. Abgesehen von zusätzlich aufgestellten leichten Flugabwehrgeschützen fanden keine wesentlichen Umbauten mehr an der Repulse statt.
Im zweiten Weltkrieg wurde die HMS Repulse zunächst zur - erfolglosen - Jagd auf deutsche Handelsstörer, dann zum Schutz von Konvois eingesetzt. Im Jahr 1941 war sie an der Jagd auf das deutsche Schlachtschiff Bismarck beteiligt.
Mit dem Kriegseintritt Japans wurde der Schlachtkreuzer nach Asien verlegt und bildete zusammen mit dem Schlachtschiff Prince of Wales und den Zerstörern Electra und Vampire den Kampfverband Force Z, der Singapur vor Landeoperationen schützen sollte.
Ohne jegliche Luftunterstützung bzw. Jägerschutz wurde Force Z am 10. Dezember 1941 von japanischen Aufklärern entdeckt und in einem darauffolgenden Luftangriff von 86 Kampfbombern wurden die Prince of Wales und die Repulse versenkt.

Technische Daten (1941):
Verdrängung: 38.300 ts (Einsatz)
Länge: 240m
Breite: 30m
Tiefgang: 8,94m
Bewaffnung: 6 x 15 inch (381 mm) (3x2)
9 x 4 inch (102 mm) low angle (3x3)
8 x 4 inch (102 mm) AA (2x2, 4x1)
24 x 2-pdr (40 mm) pom-pom (3x8)
8 x 20 mm AA (8x1)
8 x 21 inch (533 mm) Torpedorohre
Bordflugzeuge: max. 4 x Supermarine Walrus
Antrieb: 112.400 PS auf vier Wellen
Geschwindigkeit: 28.36 kn
Reichweite: 3.650 Seemeilen
Besatzung: 1.181 Mann

Quellen:
- A. Raven, J. Roberts, Die britischen Schlachtschiffe des 2. Weltkrieges, Bernhard & Graefe Verlag München
- Wikipedia


Der Bausatz


Tamiya ist nach mehrjähriger Pause 2007 wieder mit einer echten Neuheit, dem britischen E-Klasse Zerstörer HMS Electra in den 1/700er Schiffsmodellbausektor eingestiegen. Offenbar will man die komplette Force Z auf den Markt bringen, denn neben der HMS Prince of Wales ist nun als echte Formenneuheit das zweite Großkampfschiff HMS Repulse verfügbar. Für 2008 ist auch noch die vierte Einheit angekündigt, die HMAS Vampire.
Tamiya stellt folglich die HMS Repulse im letzten Bauzustand zum Zeitpunkt ihrer Versenkung dar.


Eines gleich vorweg: Die Qualität des Spritzgusses und der Formen ist einfach nur perfekt! Alle Kanten sind scharf, es gibt nicht den Hauch von Gusshaut, Gussgraten oder gar Formenversatz. Selbst runde Bauteile weisen keinerlei Spuren der Produktion auf und können ohne Nacharbeit verbaut werden. Besser geht es nicht.
Der Spritzling A enthält die Bordwände, das Kommandoturmdeck, das vordere Schutzddeck sowie die Schornsteine.




Die Form der Seitenpanzerung, die Lage der Bullaugen sowie das Entmagentisierungskabel sind sehr schön und korrekt wiedergegeben. Auch die Decks machen einen stimmigen Eindruck und passen zu den mir vorliegenden Zeichnungen.

Der Spritzling B enthält alle restlichen Decks- und Aufbautenteile.




Auch diese Teile sind stimmig ausgeführt, die Decksgravur ist sehr scharf und fein. Die gesamte Aufteilung der Bauteile macht einen sehr durchdachten Eindruck, es dürften am Modell keine sichtbaren Spalten oder Stöße auftauchen. Mit etwas Sorgfalt bei der Trockenpassung sollte sich dieser Bausatz ganz ohne Spachtelmasse bauen lassen.

Spritzling C ist zweimal vorhanden und enthält die Bewaffnung sowie das Walrus-Bordflugzeug. Hier bleiben einige Teile für die Restekiste übrig.




Auch hier gibt es keinen echten Grund zur Kritik, das Bordflugzeug ist einfach nur süß und die 15"-Türme sind sehr fein detailliert. Die Flugabwehrgeschütze - vor allem die PomPoms - sind einfach an der Grenze des technisch machbaren. Wer es feiner haben will, muss hier auf Fotoätzeile zurückgreifen.

Decals und Anleitung


Für die Bordflugzeuge liegen dem Bausatz passende Decals bei. Der Trägerfilm ist zwar eher dick, dafür sind die Decals aber ohne Versatz gedruckt. Ein Flaggenset aus sehr dünnem Papier ist eine weitere Ergänzung.



Die Anleitung ist Tamiya-typisch klar gegliedert und sollte keine Fragen aufkommen lassen. Ein Fehler in der Bemalungsanleitung wird in einem beiligenden Blatt korrigiert.





Trotzdem sollte man diesen Bausatz nur nach sorgfältiger Planung beginnen. Gerade der komplexe Brückenaufbau enthält viele Hinterschneidungen, die eine nachträgliche Bemalung erschweren. Hier sollte man besser einzelne Baugruppen vorbereiten und vor der Endmontage bemalen.

Fazit


Tamiya hat mit der HMS Repulse ohne Zweifel einen tollen Bausatz herausgebracht. Die Qualität ist exzellent und wenn ich den neuen E-Klasse-Zerstörer als Anhaltspunkt nehme, dürften die Bauteile quasi von selbst zusammenfallen.
Der Bausatz eignet sich auch mit minimalem Aufwand dazu die Repulse bis ins Jahr 1936 zurückzudatieren - geeignete Literatur vorausgesetzt.
Einziger Wermutstropfen ist der relativ hohe Preis - über 40 Euro für einen 1/700-Spritzgussbausatz dürften einige potentielle Käufer dann doch abschrecken.
sehr empfehlenswert

Stefan
Wir danken der Firma Dickie-Tamiya für das Bausatzmuster