Das Original
Im Rahmen der Londoner Flottenverträge stand der Kriegsmarine ein mehr an Tonnage für einzelne Schiffstypen zur Verfügung, als dies nach den Bedingungen der Versailler Verträge der Fall war. Somit wurde entschieden, das vierte, bereits nach einem verbesserten Entwurf begonnen, Panzerschiff abzubrechen und statt dessen die ersten Schlachtschiffe eines neuen Typs für die wieder erstarkende Kriegsmarine zu bauen.
Die Kiellegung dieses neuen Typs fand im Juli 1935 in der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven statt. Nach einer Bauzeit von etwas über einem Jahr folgte im Oktober 1936 der Stapellauf, samt Taufe auf den Namen Scharnhorst. Allerdings vergingen bis zur endgültigen Indienststellung noch weitere 2 Jahre.
Offiziell lag die Tonnage dieses Schlachtschifftyps stets bei 26.000 ts, allerdings lag sie mit zum Schluss ca. 39.000 ts während der gesamten Dienstzeit deutlich darüber.
Ursprünglich war eine Bewaffnung mit 38 cm Geschützen erwogen worden, allerdings verwarf man dies, da man Scharnhorst und ihr Schwesterschiff Gneisenau, nicht mit unerprobten Waffenanlagen ausstatten wollte, so dass es bei den bewährten und weiter verbesserten 28 cm Geschützen in Drillingstürmen blieb. Diese schwache Hauptbatterie stellte Zeit Lebens ein Manko dieser Klasse dar und führt auch häufig zur falschen Ansprache als "Schlachtkreuzer", die sie aber nicht waren. Mit dem Schwerpunkt auf Panzerschutz und Standfestigkeit sowie einer Hochdruckheißdampf-Turbinenanlage besaß Scharnhorst sowohl einen adäquaten Schutz als auch eine vielen damaligen Schiffen überlegene Geschwindigkeit. In der Erprobung zeigte sich allerdings, dass der senkrechte Steven seinen Zweck nicht erfüllte und beide Schiffe stets viel Wasser übernahmen. Dem versuchte man mittels eines Umbaus Herr zu werden, der schließlich zum Atlantiksteven führte, allerdings blieb die Back der Scharnhorst stets nass, teils so stark, dass die vorderen Türme durch eindringendes Wasser von weitreichenden Systemausfällen betroffen waren.
Im Laufe ihres Einsatzlebens nahm Scharnhorst meist gemeinsam mit ihrem Schwesterschiff an teils weitreichenden Einsätzen teil.
So wurde bei einer der ersten Unternehmungen 1939 bei den Faröer-Inseln der Hilfskreuzer Rawalpindi versenkt, allerdings trat man, aufgrund der Befürchtung auf überlegene gegnerische Einheiten zu treffen, den Rückmarsch zum heimatlichen Stützpunkt an. Es schloss sich das ereignislose Unternehmen Nordmark an, gefolgt vom allseits bekannten Unternehmen Weserübung. Hierbei stellten Scharnhorst und Gneisenau die Fernsicherung für den nach Narvik laufenden Zerstörerverband von Kommodore Bonte. Dabei kamen beide in Gefechtsberührung mit der Renown, wobei Gneisenau einen schweren Treffer abbekam woraufhin der Rückmarsch nach Wilhelmshaven angetreten wurde.
Während einer jener Unternehmungen war der Durchbruch in den Atlantik gelungen, was aber ganz andere Probleme mit sich brachte. Denn im neuen Liegehafen Brest waren die großen Einheiten in Reichweite britischer Bomber und fortwährenden Angriffen aus der Luft ausgesetzt, so dass sie durch die dabei erlittenen Schäden kaum Einsatzbereit zu halten waren. Somit viel der Entschluss, Scharnhorst, Gneisenau und Prinz Eugen durch den Ärmelkanal zurück in heimatliche Gewässer zu überführen. Hierbei erlitt Scharnhorst mehrere teils schwere Minentreffer, so dass sie durch deren Beseitigung insgesamt 8 Monate ausfiel. Nach Beseitigung der Schäden wurde sie nach Norwegen verlegt um von dort aus gegen die alliierten Murmansk-Geleite vorgehen zu können.
Eine Operation gegen einen jener Geleitzüge wurde dann auch Weihnachten 1943 Scharnhorst zu Verhängnis. Nachdem sie sowohl durch die Witterung aber auch geschickten Einsatz der gegnerischen Kräfte von Ihrer Zerstörersicherung getrennt worden war, musste sich Scharnhorst alleine zweier britischer Kampfverbände, bestehend aus einem Schlachtschiff, mehreren Kreuzern sowie deren Zerstörergeleit erwehren. Hierbei unterlag sie der überwältigenden gegnerischen Feuerkraft und versank mit nahezu 2000 Mann in den eisigen Fluten. Lediglich etwas über 30 Mann konnten gerettet werden.
Im September 2000 wurde das Wrack 66 Meilen vor dem Nordkap kieloben in 290 Metern Tiefe wiederentdeckt.
Der Bausatz
Es handelt sich hierbei nicht um einen Bausatz im eigentlichen Sinne. Die aus der Micronauts-Serie von GHQ stammenden Schiffe sind für´s Wargaming gedacht und entsprechend ausgeführt. Allerdings verfügen sie doch über sehr gute Details für diesen sehr kleinen Maßstab, was sie meiner Meinung nach auch für Modellbauer interessant macht.
Das Modell
Am Anfang stand die Überlegung, wie ich die Scharnhorst darstellen wollte, da ich die kleinen Abmessungen dieses Maßstabs sehr für entsprechend kleine Szenen zu schätzen weiß. Gerichtet habe ich mich hierbei hauptsächlich nach dem Tarnschema, welches ich aufbringen wollte, nämlich jenes von 1943, welches das optisch ansprechendste ist.
Somit wurde auch der Zeitraum schon mal stark eingegrenzt.
Nach ein paar weiteren Überlegungen entschloss ich mich für eine Darstellung des letzten Gefechts dieses Schiffes, gemahnt es mich doch stets an den Schrecken des Krieges.
Nachdem der finale Entschluss gefallen war, machte ich mich an die notwendigen Arbeiten am Modell.
Diese umfassten den Ersatz der Rohre sowohl von schwerer und mittlerer Artillerie als auch schwerer Flak durch Eigenbauten aus Draht. Auch die Masten wurden komplett aus Draht in verschiedenen Stärken gefertigt, was deutlich zum verbesserten optischen Eindruck des Modells beiträgt. Bei der Artillerie galt es noch auf die passende Ausrichtung zu achten, sowohl Seiten- als Höhenrichtwinkel betreffend.
Nach den notwendigen Umbauten wurde das Modell nach den Vorlagen aus "German Naval Camouflage" lackiert, um im Anschluss weiter detailliert zu werden, z.B. mit FuMO-Matratzen aus Schleifenband oder der Takelage aus gezogenem Gussast.
Nachdem das Modell fertiggestellt war habe ich mich an die Vorbereitung der Wasserfläche gemacht. Hierzu habe ich Scharnhorst auf einem Stück 1 mm Sheet befestigt und dieses dann mit Hilfe von Draht zur Darstellung der Wellenberge sowie Zellstofftuch und Weißleim für die Wasseroberfläche versehen.
Diese wurde dann in mehreren Durchgängen mit Revell Aquacolors eingefärbt, bis der Eindruck der aufgewühlten See bei Sturm entsprach.
Anschließend erfolgte eine Versiegelung des Wassers mit Glanzlack.
Danach folgte die Darstellung der Breitseite der schweren Artillerie. Für die Darstellung des Mündungsfeuers musste ich ein wenig experimentieren. Schlussendlich erwiesen sich kleine Zellstofftuch-Stückchen, die mit Weißleim getränkt wurden, als Mittel der Wahl. Das so entstandenen Mündungsfeuer wurde lasierend, feucht in feucht, mit Rot, Gelb und Orange entsprechend herausgearbeitet. Die Pulverqualmwolken entstanden aus eingefärbter Watte, wie auch die Rauchwolke der Kesselanlagen.
Die Wassersäulen der Nahtreffer entstanden aus langgezogenen Wattebäuschen die mittels Future und Klarlack passend getrimmt wurden.
Mathias Carl
Quellen
Koop/Schmolke - "Die Schlachtschiffe der Scharnhorst-Klasse"
Breyer - Marinearsenal Bd. 24 - "Die Schlachtschiffe der Scharnhorst-Klasse"
Breyer - Marinearsenal Bd. 3 - "Schlachtschiff Scharnhorst"
Leon/Asmussen - "German Naval Camouflage Vol. II"
Wiper - Warship Pictorial 36 - "Kriegsmarine Scharnhorst"