Das Original

Die Castle-Klasse wurde 1943 für den Geleitschutz in der Atlantikschlacht entwickelt. Sie sollte als Ersatz der früheren Flower-Klasse dienen, beide Entwürfe stammten von Smith's Dock Company in Middlesbrough. Die Castles stellten eine deutliche Verbesserung gegenüber den Flowers dar, mit erhöhter Seetauglichkeit und verbesserter innerer Aufteilung.

Zudem war der Entwurf um den revolutionären neuen U-Jagd-Werfer „Squid“ entwickelt worden. Ein neu entwickeltes ASDIC-System erfasste Position und Tiefe des U-Boots in Echtzeit, gab die Daten an den Squid weiter und löste automatisch den Abschuss von drei Projektilen aus. Diese tauchten in einem Dreieck etwa 300 Meter voraus des Schiffs ins Wasser ein und sanken sehr schnell auf die eingestellte Tiefe, wo die Ladung aus jeweils 91 kg Sprengstoff explodierte. Angriffe waren in bis zu 300 Meter Tiefe möglich.

Die Erfolgsaussicht eines klassischen Wasserbombenangriffs wurde mit ca. 6% eingeschätzt. Der Hedgehog-Werfer, der bis zu zwei Dutzend kleine Projektile mit Aufschlagzündern verschoss, kam auf eine Erfolgsaussicht von ca. 20%. Squid lag bei ca. 50% und erhöhte damit die Gefahr für die U-Boote dramatisch. Das System bewährte sich, und eine verbesserte Version namens „Limbo“ wurde bis in die 1980er-Jahre eingesetzt.

Die Korvetten der Castle-Klasse wurden genau wie die Flowers so entworfen, dass sie auch von kleineren Werften leicht gebaut werden konnten und beruhten soweit möglich auf vorgefertigten Teilen. Sie waren deshalb aber auch klein und mit knapp 17 Knoten nur unwesentlich schneller als ihre Vorgängerinnen. Sie sollten in den Geleitgruppen auf unaufwendige Weise die Zahl an Geleitfahrzeugen verstärken und die deutlich leistungsstärkeren Einheiten der River-Klasse unterstützen.

Insgesamt wurden 95 Einheiten bestellt, von denen bis Kriegsende 44 fertiggestellt wurden. Zehn davon gingen an die kanadische Marine, eine an die norwegische. 55 Einheiten wurden storniert. Drei Castles gingen im Krieg verloren. Insgesamt wurden von den Korvetten der Castle-Klasse sieben U-Boote versenkt. Ein Großteil der Schiffe wurden in den 50er-Jahren abgewrackt, einige blieben jedoch noch länger als Wetterbeobachtungsschiffe in Dienst.

HMS Portchester Castle wurde am 17. März 1943 auf Kiel gelegt und bereits am 8. November 1943 fertig gestellt. Bereits zum Jahresende war die Einsatzbereitschaft hergestellt. Ab Februar 1944 diente sie im Geleitschutz. Dabei war sie an der Versenkung von zwei U-Booten beteiligt. Nach einer Überholung von Januar bis Mai 1945 tat sie bis Anfang 1946 Dienst in Westafrika und Gibraltar. Sie wurde daraufhin zur Reserve versetzt und blieb dort bis 1951, um vor Portland als Schulschiff zu dienen. Zu dieser Zeit wurde auf ihr auch die zweite Hälfte des Films „Großer Atlantik“ („The Cruel Sea“) gedreht, in dem sie (unter ihrer Kennung F 362) die fiktive Korvette Saltash Castle darstellte. Im Buch war das Schiff übrigens eine deutlich größere Fregatte der River-Klasse, aber davon stand wohl für die Produktion keine zur Verfügung.

Im Juni 1956 wurde das Schiff wieder außer Dienst gestellt und schließlich 1958 abgewrackt.

Bausatz

Bausatz: WEM K 3580 HMS Portchester Castle
Material: Resin, Weißmetall, Ätzteile, Draht, Anleitung
Preis: Der Bausatz ist derzeit nicht erhältlich, auch die Wiederauflage bei Atlantic Models unter ATK 35053 ist derzeit außer Produktion. Vorbestellungen werden jedoch entgegengenommen.

Ich habe diesen Bausatz 2014 direkt beim Hersteller WEM erstanden, kurz nachdem er herausgekommen war. Direkt nach Aufgabe meiner Bestellung schloss WEM seinen Betrieb in Großbritannien. Der Bausatz ging schließlich zu Peter Halls Firma Atlantic Models, wo er in Teilen überarbeitet wurde, aber zur Zeit nicht im Programm ist. Beim Eingang von genügend Vorbestellungen wäre eine Wiederauflage allerdings möglich, wurde mir gesagt.

Es ist ein typischer WEM-Bausatz, mit anständigen Resinteilen, recht guter Passform und wenig Angüssen, die zu entfernen sind. Die Weißmetallteile sind materialtypisch eher gröber, aber großteils gut verwendbar. Der wichtige Squid-Werfer gefiel mir allerdings gar nicht, und ich wusste, dass ich hier Ersatz brauchen würde. Die Ätzteile sind umfassend, gut gestaltet und ermöglichen den Bau eines frühen und späten Mastes und Flak-Rüstzustands. Leider ist die Ätzplatine recht dick und lässt sich von daher schlechter biegen. Besonders bei den Niedergängen fiel mir das auf, ich konnte zum ersten Mal die Treppenstufen nicht in den korrekten Winkel biegen.

Der Ätzteilsatz enthält Namenstafeln für 24 Schiffe der Klasse. Dem Bausatz sollte eigentlich auch ein Decalbogen mit Rumpfnummern beiliegen, dieser fehlte bei mir leider.

Der Bau des Modells

Mittlerweile habe ich eine gewisse Routine im Bau von Resinkits von WEM oder Atlantic. Dieser Bausatz ist klein und übersichtlich und angenehm zu bauen. Ich versäuberte und verklebte zuerst die beiden Rumpfteile, da ich für die Darstellung in bewegter See ein Vollrumpfmodell brauchte. Dann ging ich die verschiedenen Resinteile für die Aufbauten an und passte auch diese an. Ich benötigte nur an einer Stelle etwas Spachtel. Nun konnte ich die diversen Baugruppen parallel zueinander angehen. Am komplexesten war hier der Gittermast mit seinen diversen Anbauten und der Radarlaterne, es war aber alles machbar. Die geätzten Fachwerkstützen unter den Nocks wurden komplett vorbereitet und dann geschaut, wie sie am Aufbau passten. Hier musste ich an Steuerbord etwas vom Resin entfernen.

Das Problem mit dem ziemlich einfach gestalteten Squid konnte ich über Shapeways lösen. Ich fand dort einen Designer, der Squids in größeren Maßstäben anbot, und fragte ihn nach einer kleineren Version. Diese erstellte er für mich buchstäblich von einem Tag auf den anderen, und wenig später hatte ich einen deutlich schöneren Squid. Zusammen mit einem schönen Walboot und gedruckten Flotanets, die damals jedes Schiff der Royal Navy für den Notfall führte.

Ein weiteres Teil, das mir nicht gefiel, war das Ankerspill, das gar nicht so aussah wie diejenigen auf meinen Vorbildfotos. Hier fand sich Ersatz im sehr schönen Bausatz der River-Klasse von Starling Models. Dieses Ankerspill sah gut aus und passte auch von der Größe. Ich hatte Mike McCabe von Starling Models schon nach Ersatz gefragt, als ich feststellte, dass ausgerechnet dieses Teil in meinem Bausatz doppelt vorlag – Problem gelöst!

Die Relings bog ich vor und montierte sie zum Lackieren. Die Lüfter detaillierte ich mit Stücken von geätzter Reling, um eine definierte rechteckige Umrahmung der Lüfteröffnung zu erzielen.
Die Basis erstellte ich früh im Projekt in meiner üblichen Form aus Styrodur.

Nachdem alle Teile vorbereitet waren, wurde der Rumpf möglichst gut entfettet und mit Stynylrez grundiert. Zur Bemalung wurden neben Stynylrez in weiß, schwarz und grau diverse Farben von Vallejo ModelAir benutzt sowie Western Approaches Weiß und Blau von Lifecolor. Ich arbeite lieber mit Vallejo, weil diese Farben sich für mich angenehmer verarbeiten lassen, und leider ist das Blau doch eher ein Grün. Aber das war mir dann auch nicht so wichtig. Die Bemalung der Aufbauten erfolgte großteils mit dem Pinsel. Die Rumpfkennungen und Tiefgangsmarkierungen entstammen einem Decalbogen von Hawk Graphics, aufgebracht, nachdem ich den Rumpf mit Future geglänzt hatte, um Silbern zu verhindern.

Nun konnte ich die Komponenten Schritt für Schritt zusammensetzen und die Baugruppen anbringen. Das Schiff habe ich mit ein paar Sailors von NorthStar bevölkert, die Takelung ist 0,1 mm Neusilberdraht von Albion Alloys.

Schließlich alterte ich das Schiff mit Künstlerölfarben und versiegelte alles mit einem Mattlacküberzug.

Quellen

Fazit

Ein attraktives kleines Schiff, ein übersichtliches Projekt und schöne Erinnerungen an „Großer Atlantik“!

Frank Spahr