Riviere du Loup, Korvette der "Flower"-Klasse, HP-Models 1:700

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Geschichtlicher Hintergrund
Mitte der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zeichneten sich zunehmend Differenzen zwischen England und Deutschland ab. Um für einen möglichen Krieg, der England wie zuvor im ersten Weltkrieg zuerst zu See treffen würde, gerüstet zu sein, benötigte die Royal Navy dringend Schiffe für die Sicherung seiner Handelsrouten. Dafür kamen zwangsläufig Kreuzer und Zerstörer in Fragen. Gerade an Zerstörern herrschte aufgrund der vielfältigen Anforderungen an diese Klasse stets Mangel. Daher entschloss sich das Marineministerium, für die Sicherung des Küstenvorfeldes kleine Einheiten zu verwenden, die schnell und Kostengünstig auf Werften gebaut werden können, die ihren Schwerpunkt auf den Bau von Handelsschiffen gelegt hatten. Die ersten Entwürfe wurden bereits 1936 ausgearbeitet und sahen als Grundlage Rümpfe von Walfängern und Trawlern vor. Insgesamt wurden sechs unterschiedliche Grundentwürfe vorgelegt, bei denen es sich um Einheiten mit rund 600 tons handelte, die ca. 12 – 16 Kn schnell sein sollten. Die Bewaffnung umfasste ein 4“ Geschütz, 0.303“ Lewis Gewehre und zwei Ablaufgestelle für Wasserbomben am Heck. Die Besatzungsstärke lag bei 2 Offizieren und 27 Mannschaften.
ri2Nach mehrmaliger Überarbeitung wurde schließlich der endgültige Entwurf vorgelegt und abgesegnet. Der Entwurf sah folgende Abmessungen vor:
- Standardverdrängung 940 tons, später 1015 tons
- Tiefgang vorn 2.4m, hinten 4.5m
- Länge ü.a. 62.5m
- Breite 10.0m
- Antrieb 4 Zylinder Dreifach Expansions-Maschine mit 2.750 WPS
- Geschwindigkeit 16Kn
- Reichweite 3.450 Sm bei 12 Kn
- Besatzung 30 später bis zu 85 Offiziere und Mannschaften
- Bewaffnung 1 – 4“ Mark IX Geschütz
2 – 0,303“ Lewis Gewehre, später 1 – 2pdr Mark VIII
1 – Vierling 0.5“, später 2–6 20mm Oerlikon in Einzellafette
U-Bootabwehr
2 Ablaufgestelle und 2-4 Wasserbombenwerfer, bis zu
100 Wasserbomben
anfänglich keinen, später 1 Hedgehog Werfer
anfänglich kein Radar später Typ 271, 242 und 253
Die ersten Einheiten der Flower Klasse liefen nach Kriegsbeginn ab Anfang 1940 der Royal Navy zu. Sogleich wurden die Schiffe als Konvoisicherung, nicht nur in den Küstengewässern, sondern auch auf dem offenen Atlantik eingesetzt, da nach wie vor ein erheblicher Mangel an Geleitschiffen herrschte.
Parallel zur Britischen Marine war auch die Kanadische RCN auf der Suche nach Einheiten, die auf kanadischen Werften gebaut werden konnten. Speziell war man auf der Suche nach günstigen und einfach zu bauenden Schiffen, da es in Kanada keine Werften gab die große Erfahrung im Bau von Kriegsschiffen vorweisen konnten. Das Konzept der Flower Klasse kam wie gerufen für die vielen kleinen Werften entlang der Kanadischen Küste. Nach Absprache mit dem Britischen Marineministerium erhielt die RCN einen kompletten Satz Pläne, Zeichnungen und weitere technische Unterlagen für den Bau der Schiffe. Bereits im Frühjahr 1941 stellte die RCN ihre erste Korvette in Dienst. Im Zeitraum von 1940 – 1944 wurden in Kanada 123 Korvetten gebaut und in dienst gestellt, im gleichen Zeitraum liefen auf Britischen Werften rund 160 Einheiten vom Stapel.
ri03Im Laufe des Krieges wurden die Korvetten mehrfach umgebaut und den Erfordernissen angepasst. So wurde die Bewaffnung kontinuierlich verstärkt sowie die Radarausrüstung verbessert. Um die Seefähigkeit zu verbessern, wurde beginnend in 1942 das kurze Vorkastell bis Mittschiffs verlängert. Im weiteren Verlauf des Jahres wurde begonnen die ursprüngliche einfache Holzkonstruktion der ansonsten offenen Brücke zu verändern und höher zu setzen. Das gleiche folgte im Jahr darauf mit der vorderen Plattform für das 4“ Geschütz, in dem Zuge wurde die Brücke nochmals höher gelegt. Das Aussehen der Schiffe variierte dabei stark. Ältere Schiffe wurden nachgerüstet so wie es die Lage forderte bzw. ermöglichte. Viele Schiffe wurden auf Amerikanischen Werften umgebaut, nachdem die U.S.A. in den Krieg verwickelt waren.
Entgegen der ursprünglichen Anforderung die Einheiten im Küstenvorfeld einzusetzen, wurden die Korvetten dringend auf den Nordatlantischen Konvoirouten als Sicherung benötigt. Das fahren auf den kleinen, mal gerade 62 Meter langen Schiffen, muss bei schwerem Wetter nicht wirklich eine lustige Seereise gewesen sein. Die Besatzungen der Schiffe rekrutierten sich im allgemeinen aus Reserveoffizieren und Mannschaften die sicherlich einen harten Dienst zu leisten hatten. Die Enge auf den Schiffen, die dauerfeuchten Unterkünfte sowie das Wetter haben der Besatzung sicher ebenso zugesetzt wie der tägliche Dienst, gerade bei schweren Winterstürmen im Atlantik. Der Roman „Großer Atlantik“ (The cruel Sea) von Nicolas Monsarrat hat diesen Schiffen und ihren Besatzungen ein Denkmal gesetzt. Das Buch wurde Ende der 50er Jahre sehr eindrucksvoll mit Jack Hawkins in der Hauptrolle verfilmt.
ri4Die hier dargestellte Riviére du Loup gehörte zum Increased Endurance Programm von 1942-1943. Die 15 Einheiten des Programms besaßen bereits die erhöhte Geschützplattform und Brücke um die Besatzung etwas besser gegen die Wetter des Nordatlantiks zu.
Die Riviére du Loup wurde am 21.11.1943 in Dienst gestellt und diente bis Juli 1945 in den Escort Groups C-3, Western Approaches Command Heimathafen St. Johns Neufundland bzw. Londonderry und W-3 Western Escort Force Heimathafen St. Johns Neufundland. Die Riviére du Loup fuhr im wesentlichen Geleitsicherung im Verband der jeweiligen Escort Group auf der Nordatlantikroute. Nach Kriegsende in die Reserve verlegt wurde sie 1947 an die Dominikanische Marine verkauft, wo sie sich bis zum abwracken 1972 im Dienst befand.
ri5Das Modell
HP-Models hat eine Reihen von Korvetten im Programm, u.a. auch die HMCS Atholl der modifizierte Flower Class zu der auch die Riviére du Loup gehört. Der Bausatz weist einen sauber gegossenen Rumpf und ebenso gute Aufbauten auf, das war es dann auch schon. Die beiliegenden Teile für Bewaffnung und Ausrüstung lassen eher zu wünschen übrig. Wer aus dem Bausatz ein passables Modell bauen will, sollte zumindest auf den hervorragenden Ätzteilsatz von White Ensign zurückgreifen. Dieser Satz ist zwar für die Britischen Korvetten von WEM konzipiert passt aber auch für das HP-Modell. Die kanadischen Flowers wiesen gegenüber ihren britischen Schwestern einige Änderungen auf. So war z.b. die Plattform für den 2pdr stets am Ende des achteren Aufbaus platziert. Einzige Ausnahme bildeten die ursprünglich für die Royal Navy in Kanada gebauten Einheiten zu der u.a. die K 166 HMCS Snowberry gehört die bei der RCN verblieb.
Mit entsprechendem Fotomaterial aus dem Excelenten Buch „Corvettes of the Royal Canadian Navy“ von Ken Macpherson und Marc Milner stand dem Bau nichts mehr im weg. Neben den Ätzteilen von WEM fanden Reste aus anderen Ätzteilsätzen u.a. für die achtere Schienwerferplattform und die Auflieger für die Rettungsflösse Verwendung. Die Stützen für das Brücken- und Aufbaudeck entstanden aus gezogenen Gussästen, der Mast samt Stenge aus Messingdraht. Nach einer Grundierung in grau erfolgte die Lackierung in weiß. Die Tarnung habe ich nach dem Abkleben ebenfalls lackiert. Für die Lackierung habe ich Farben aus dem WEM Colorcoats Programm verwendet. Decks, Schornsteinkappe und Wasserpass sind von Hand bemalt. Gealtert habe ich mit Öl- und Acrylfarben, anschließend erfolgte eine feine Trockenbemalung der Ecken und Kanten. Für die Takelung habe ich wie üblich hauchdünn gezogenen Gussästen verwendet. Die Wasserfläche entstand nach der bekannten Methode von Frank Ilse mittels etwas Farbe und transparentem Silikon. Ich wollte die Corvette einmal in der Rolle zeigen, in der sie letztendlich eingesetzt wurde - Konvoisicherung und U-Bootjagd. Die Riviére du Loup jagt gerade einem Kontakt nach und ist dabei, das vermeintliche Ziel mit einer Serie Wasserbomben zu belegen. Die Wasserkaskaden der Wabo Detonation entstanden ebenfalls aus Silikon und wurden entsprechend geformt nach dem die Masse etwas angetrocknet war.
Christian Bruer
Verwendete Unterlagen:
“Warship Perspectives Flower Class Corvettes in Worl War Two” von John Lambert
“Corvettes of the Royal Canadian Navy“ von Ken Macpherson und Marc Milner