Als im Januar dieses Jahres der Bausatz des deutschen U-Boots U 9 von Das Werk erschien, war mir sofort klar, den muss ich haben. Schließlich passt er perfekt in mein Beuteschema von Flugzeugen und Schiffen des Ersten Weltkriegs.

Das Original

Das deutsche U-Boot SM U 9 ist wohl neben der SM U 20 das bekannteste U-Boot der Kaiserlichen Marine im ersten Weltkrieg. Während U 20 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Schwieger durch die Versenkung des britischen Passagierdampfers RMS Lusitania zu eher zweifelhaften Ruhm gelang, wurde U 9 unter Kapitänleutnant Otto Weddigen durch die Versenkung von vier Kriegsschiffen (HMS Aboukir, HMS Hogue, HMS Cressy sowie HMS Hawke) über die Grenzen Deutschlands bekannt. U 9 erhielt wie der kleine Kreuzer SMS Emden für ihren Einsatz als einzige das Eiserne Kreuz vom Kaiser verliehen. Weddigen übernahm 1915 das Kommando über U 29. Dieses Kommando sollte ihm jedoch kein Glück bringen. Bei seiner ersten Patrouillenfahrt wurde er von der HMS Dreadnought durch Rammen versenkt. Dies war übrigens auch die einzige Kampfhandlung der Dreadnought während des gesamten Krieges!

U 9 war das erste von vier U-Booten der Reihe 9, und das einzige, welches nicht versenkt wurde. Es wurde 1919 in England abgewrackt. Alle anderen Boote gingen durch Feindeinwirkung verloren. Die 9er Reihe waren Boote mit einer Länge von 57,38 m bei einer Breite von 6 m. Der Rumpf war als Zweihüllen- Hochsee-Boot konstruiert. Als maximale Tauchtiefe waren 50 m möglich. Angetrieben wurden sie durch 1000 PS Petroleummotoren für die Überwasserfahrt, und 1160 PS Elektromotoren für die Unterwasserfahrt. Als Bewaffnung waren vier Torpedorohre (zwei im Bug, zwei im Heck) mit insgesamt sechs Torpedos eingebaut. Des Weiteren gab es bis zu zwei Decksgeschütze. Gebaut auf der Kaiserlichen Werft in Danzig waren die Boote auf Helgoland stationiert, um von dort aus in ihre Einsatzgebiete an der Ostküste Englands vom Ärmelkanal bis zur Doggerbank zu erreichen.

 

Das Modell

Zuerst wurden die beiden Rumpfhälften zusammengeklebt. Die Abstandshalter im Inneren wurden auf einer Hälfte eingeklebt, und dann die andere Hälfte eingepasst. Anders als in der Bauanleitung wurden die Abstandshalter dann auch auf der anderen Seite mit Klebstoff versehen, da sich ansonsten der Rumpf nicht sauber ausrichten lässt. Verklebt wurde mit Tamiya Extra Thin Cement, da somit kaum Klebstoffreste zu sehen sind (der Rumpf hat eine sehr gute Passgenauigkeit). Nach dem Trocknen war nur ein leichtes verschleifen der Klebenaht nötig, was natürlich den unzähligen Nieten zugutekommt. Während der Rumpf trocknete habe ich schon mal den Turm in Angriff genommen. Auch hier passte wieder alles hervorragend. Beim Turm besteht die Möglichkeit, die Luke offen oder geschlossen anzubauen. Um mir beide Optionen zu erhalten, wurde der Deckel an den Scharnieren durchbohrt und mit 0,3-mm-Messingrohr versehen. Des Weiteren kann man den Turm mit zwei Arten der Reling versehen. Einmal als bloße Reling oder aber mit einer Persenning versehen. Beide Arten lassen sich später ohne Probleme am Modell tauschen, da sie nur gesteckt werden. Ich habe mich aber für die Persenning-Variante entschieden. Des Weiteren habe ich den hölzernen Laufrost auf dem Turmdach in einem helleren Mahagoni gepinselt. Leider gibt es dafür keine Informationen, aus welchem Holz dieser Rost bestand, aber als alter Schiffchenbauer ist eigentlich nur Mahagoni, Teak oder Eiche wahrscheinlich (Hartholz, und damit witterungsbeständiger als andere Holzarten).

Auch das Einsetzen des Decks ging ohne Probleme vonstatten. Der Schornstein mit separatem Lüftungsrohr ist klappbar ausgeführt, lässt sich also auch in der Mulde auf Deck versenken. Es folgten die beiden Antriebswellen mit ihren Wellenhosen und Halterungen, der Schutz der Tiefenruder, und die Schrauben. Die Tiefenruder selber bekamen auch ihre Farbe ab, sind aber nur gesteckt, um beim Lackieren etc. nicht im Wege zu sein. Damit war der Rohbau auch schon abgeschlossen. Was nun folgte, war die wirkliche Herausforderung, die Bemalung. Zuerst wurden alle Teile mit schwarzer Grundierung versehen. Es gibt, wie nicht anders zu erwarten eigentlich nur eine Farbe, nämlich Grau. Die aber dafür in unterschiedlichen Abstufungen. Angefangen habe ich mit einem Hellgrau von Vallejo, welches ich mit etwas Dunkelblaugrau ein wenig abgedunkelt habe. Damit wurde alles oberhalb der KWL (Konstruktionswasserline) inklusive des Turms lackiert. Nachdem die Farbe gut getrocknet war, ging es an das Maskieren der lackierten Flächen. Nachdem alle Stellen abgeklebt waren, wurden der Rumpf und das Deck mit German Grey, einem sehr dunklen Grau (fast schon Anthrazit) versehen. In der Bauanleitung nennt sich das Schiffsbodenfarbe RAL 7016, wobei natürlich nicht sicher ist, ob dies die historisch korrekte Farbe ist, da das RAL-Farbsystem ja erst 1927 eingeführt wurde. Und wieder hieß es warten, bis die Farbe trocken war. Also genug Zeit, um die Persenning zu bemalen. Mittel eines hellen Sandtons, Ocker, sehr hellem Grau und Beige habe ich versucht, der Persenning einen verwitterten Charakter zu verleihen.

Nun war es Zeit, die Drucktanks und einzelne Segmente des Decks zu maskieren, und den rutschhemmenden grauen Linoleumbelag darzustellen. Wieder kam German Grey, allerdings etwas aufgehellt zum Einsatz. Auch das Lüftungsrohr bekamen noch seine dunkelgraue Farbe.  Anders als in der Anleitung, wurde der Schornstein Hellgrau lackiert, wie es auf den historischen Bildern der damaligen U-Boote zu sehen ist. Da die verwendeten Farben alle matt sind, wurde jetzt das gesamte Modell mit Seidenglanz-Klarlack überzogen, um mit dem Washing etc. beginnen zu können. Hierfür wurde jetzt auch der Turm auf dem Deck verklebt, und die vier roten Bergebojen in ihre dafür vorgesehenen Aussparrungen geklebt. Es folgte das Anbringen der Abziehbilder. Diese wurden noch zusätzlich mit Abziehbilder-Lack überzogen. Nachdem der Lack gut durchgetrocknet war, begann ich mit einem schwarzen Washing (Ich muss gestehen, dass die folgenden Arbeitsschritte für mich ein wenig Neuland waren, da ich meine vorigen Modelle nie so intensiv versucht habe zu altern). Das Washing habe ich hauptsächlich auf den hellgrauen Bereichen durchgeführt, da sie auf der Unterseite des Rumpfes wenig Sinn gemacht hätten. Nun wurde ein dezentes Chipping am Rumpf und Turm mit Rost von Revell vorgenommen und anschließend mit einem Rostwashing versehen. Als letzter Punkt stand noch ein Salz Streaking (von AK) des oberen Rumpfbereichs und des Decks an. Die Kaiserliche Kriegsflagge stand ja auch als Abziehbild zur Verfügung. Um sie etwas natürlicher zu gestalten, wurde das Abziehbild auf Alufolie gezogen, und mit viel Decal Soft eingepinselt. Nun war es möglich die Fahne so zu formen wie gewünscht, ohne dass das Abziehbild splitterte oder sogar abging. Nun noch am achteren Flaggenstock angebracht, und es konnte mit dem letzten, kniffligen Bauabschnitt losgehen.

Da ich mir vielleicht später noch das Trockendock von Uschi van der Rosten zulegen will, wollte ich auch die Masten inklusive Takelung anbringen. Die Masten sind dabei das große Problem, wenn man auch Takeln will. Das Material ist einfach zu weich und neigt demzufolge sehr schnell zum biegen bei der Takelung. Da ich zum einen keine passenden Messingrohre hatte, und zum anderen die Ankerpunkte für die Takelung schwer zu bauen sind, war guter Rat teuer. Dabei ist die Lösung so simpel. Ich habe mir 0,2-mm-Silberdraht besorgt, auf die benötigten Längen geschnitten. Und mit UV-Kleber befestigt. Durch diese kleine Mogelei sind die Masten gerade geblieben, und dennoch untereinander auf Spannung verbunden. Nun noch die Drähte mit Metallic-Black bemalt, und die U 9 war fertig.

 

Fazit

Dieser Bau hat dank der guten Ausgangsbasis extrem viel Spaß gemacht.

Jürgen Bellenbaum