Das Original

In den frühen Stunden des 9. August 1942 war der Schwere Kreuzer USS Chicago (CA-29) der Northampton-Klasse das temporäre Flaggschiff der südlichen alliierten Gruppe, fuhr aber hinter dem australischen Schweren Kreuzer HMAS Canberra. Gemeinsam konnten sie mehreren Torpedos ausweichen, die zu Beginn der Schlacht von Savo Island von den japanischen Schweren Kreuzern Chokai, Aoba und Furutaka abgefeuert wurden. Allerdings wurde Chicago von zwei Torpedos des Schweren Kreuzers Kako getroffen – der erste am Bug richtete nicht viel Schaden an, der zweite schlug im Bereich des Maschinenraums ein, explodierte aber nicht und blieb erst einmal unbemerkt. Kurz darauf beschädigte ein Geschoss des Schweren Kreuzers Kinugasa ihren Fockmast leicht. Chicago drehte nach Backbord, weg vom Liegeplatz der alliierten Landungsschiffe, und zog sich aus der Schlacht zurück. Sie hatte keinen einzigen Schuss ihrer schweren Artillerie abgefeuert. Ihr einziger Beitrag war ein 12,7-cm-Treffer auf dem Leichten Kreuzer Tenryu. Ihr entscheidendes Versagen war aber, dass sie die nördliche alliierte Gruppe nicht alarmierte, so dass diese in den nächsten Minuten zerstört werden konnte.

Das Modell

Mein Modell zeigt die Chicago, wie sie in langsamer Fahrt im Bereitschaftszustand 2 fährt – wenige Momente bevor sie durch die ersten Schüsse der Schlacht von Savo Island alarmiert wird; Leuchtgeschossen des Zerstörers USS Patterson und von japanischen Fliegern abgeworfenen Leuchtkugeln folgte eine Lawine von Geschossen, die auf die nur wenige Hundert Meter vor der Chicago fahrende HMAS Canberra abgefeuert wurden.

Das Modell beruht auf dem Bausatz der Houston von Corsair Armada. Ein passender Ausgangspunkt für meine Darstellung, denn der eigentliche Chicago-Bausatz des gleichen Herstellers zeigt den Schweren Kreuzer im Zustand vor seiner Versenkung im Januar 1943 während der Schlacht von Rennel Island. Hingegen ähnelte der letzte Zustand der Houston dem der Chicago im Sommer 1942 und auf die meisten Unterschiede wird in der Anleitung klar hingewiesen. Obwohl fast 15 Jahre alt, sind die Bausätze von Corsair Armada meines Wissens nach immer noch die beste Grundlage für den Bau eines Schweren Kreuzers der Northampton-Klasse im Maßstab 1/700.

 

Ich habe zahlreiche Zubehörteile verwendet und meinen eigenen Fotoätzteilsatz konstruiert. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Änderungen:

  • Die Brücke, der achterne Leitstand und die Masten wurden durch selbst entworfene Fotoätzteile und Messingstäbe ersetzt.
  • Das Entmagnetisierungskabel wurde entfernt und die Rumpfplatten wurden dünner geschliffen, um weniger dick zu wirken.
  • Die zwei unteren Bullaugenreihen vorne und achtern wurden verschlossen, die verbliebenen mit den eigenen Fotoätzteilen verfeinert.
  • Die Schränke für die 12,7-cm-Bereitschaftsmunition wurden durch eigene Fotoätzteile ersetzt.
  • Die Lüfter wurden durch selbst gebaute (die großen achtern) und Messingteile von Rainbow (für die kleineren) ersetzt.
  • Die Schornsteine wurden aufgebohrt und ich ergänzte die interne Unterteilung, die Schornsteingrille sowie beim vorderen Schornstein auch die Schornsteinhaube.
  • Die Deckshäuser unter den Wannen für die 2,8-cm-Geschütze hinter dem zweiten Schornstein wurden gemäß Vorbildfotos niedriger gemacht.
  • Die Ausschnitte für die Katapulte wurden in das Deck hinter dem vorderen Schornstein eingefügt.
  • Die Unterbauten der Katapulte wurden etwa 1 mm erhöht und mit eigenen Fotoätzteilen verfeinert.
  • An Steuerbord wurde das Rohr für das Flugbenzin ergänzt (0,2-mm-Draht).
  • Zu den fotogeätzten Katapulten von GMM wurden der interne Mechanismus und die Rohre hinzugefügt.
  • Die Splitterschutzschilde für die 12,7-cm-Geschütze wurden verbessert.
  • Das Fernrohr für die achterne Feuerleitstation habe ich selbst gebaut.
  • Die 2,8-cm-Flak erhielten neue Splitterschutzwannen mit einem geringeren Durchmesser.
  • Selbst gemachte Abziehbilder für das Namensschild und die Antirutschflächen auf den Decks.

 

Folgende Zubehörteile benutzte ich:

  • 20,3-cm-L/55-Drillingstürme von Micro Master
  • 12,7-cm-L/25-Lafetten (ergänzt durch eigene fotogeätzte Relings), 2,8-cm-Vierlinge, Mk 19-Feuerleitgeräte und Figuren von 3dmodelparts
  • 2-cm-Oerlikon, 20-mm-Bereitschaftsmunitionskisten, Scheinwerfer, Winden, Rettungsflöße (Carley Floats) und 0,06-mm-Metalldraht für die Takelung von Shelf Oddity
  • Bordflugzeuge des Typs Curtiss SOC-3 Seagull von Trumpeter (modifiziert, u.a. mit den selbst gemachten Fotoätzteilen)
  • USN Cruiser/Destroyer Set von Gold Medal Models für Katapulte, Radar, Kräne, Reling…
  • verschiedene Fotoätzteilsätze von LionRoar, Flyhawk und Eduard

Für die Bemalung verwendete ich Farben von Lifecolor, insbesondere 5-S Sea Blue (statt des üblichen 5-N), 20-B Deck Blue und Matt Black (für den Wasserpass). Für die Alterung benutzte ich Ölfarben aus dem Künstlerbedarf.

Ein ausführlicherer Baubericht meiner Chicago findet sich auf Modelwarships.

Hier noch ein Vergleich mit zwei weiteren Schweren Kreuzern, die in der Schlacht von Savo Island kämpften, HMAS Canberra und USS Quincy. Beide waren übrigens mit 5-N gestrichen, während für Chicago das ähnliche 5-S benutzt wurde.

Quellen

Danksagung

Danke an

  • Brent Jones für die Bereitstellung von Fotos aus seiner hervorragenden Sammlung, die mir halfen, viele Details des Schiffs genauer zu verstehen.
  • Michael Brown für seinen Rat und Informationen zur Bemalung der Chicago und eine Farbprobe von Garden Island Chicago Blue sowie Randy Short und Mitgliedern der Facebook Warship Camouflage Research Group für das Teilen ihrer Ansichten.
  • Lars Scharff für das Teilen von Informationen über den Bau seines Modells
  • Mike Czibovic für Ratschläge in Bezug auf seinen Bausatz

 

Vladimír Karen

(übersetzt aus dem Englischen von Lars)