Das Original

Die Elsass war ein Linienschiff der Kaiserlichen Marine und das zweite Schiff der Braunschweig-Klasse. Benannt war es nach einem Teilgebiet des Reichslandes Elsaß-Lothringen. Die Schiffe der Braunschweig-Klasse waren - wie die der zwei Vorgängerklassen, Kaiser Friedrich III- und Wittelsbach-Klasse, und die der folgenden Deutschland-Klasse -  Einheitslinienschiffen bzw. Pre-Dreadnought. Mit Erscheinen der HMS Dreadnought 1906 waren die Schiffe der Braunschweig-Klasse praktisch mit Indienststellung schon veraltet. Dennoch waren sie eine entschiedene Verbesserung zur Vorgängerklasse. So erhielten sie erstmals die neuen 28-cm-Hauptgeschütze und 17-cm-Sekundärgeschütze. Da die Schiffe nach Ende des Ersten Weltkrieges bei der neuen Reichsmarine bleiben durften, erlebten sie teilweise sogar noch den Zweiten Weltkrieg.

Aufgrund stärker werdender Panzerung und Haupt-und Nebengeschütze anderer Marinen wurde bei der Braunschweig-Klasse erstmalig die neuentwickelte 28-cm-Schnellladekanone von Krupp verbaut. Diese war in zwei Türmen untergebracht. Die Sekundärgeschütze wurden auf 17 cm vergrößert. Allerdings zeigte sich schnell, dass die Feuerrate unter der der 15-cm-Geschütze lag und somit der Vorteil des größeren Kalibers wegfiel. Vier der 17-cm-Geschütze waren in Einzeltürmen verbaut, die restlichen zehn in Kasematten. Dazu kamen 18 8,8-cm-Schnelladekanonen, die teils auf Deck und teils in Kasematten untergebracht waren. Mit einer Länge von 127,7 m und einer Breite von 22,2 m war die Braunschweig-Klasse ähnlich groß wie die Wittelsbach-Klasse. Die Panzerung wurde jedoch verbessert und somit stieg die Verdrängung auf 14.394 t. Es wurden fünf Schiffe gebaut und sie waren keine Ersatzbauten für ältere Schiffe, sondern neue Schiffe, die als Vermehrungsbau in Auftrag gegeben wurden.

Die Elsass wurde am 26. Mai 1901 in der Schichau Werft in Danzig auf Kiel gelegt. Der Stapellauf fand am 26. Mai 1903 statt, die Indienststellung erfolgte ein Jahr später. Aufgrund eines Ruderschadens verzögerten sich jedoch die Testfahrten und Elsass wurde erst im Mai 1905 dem II. Geschwader unterstellt. Im Oktober 1911 kam sie zum I. Geschwader, schied aber schon im April 1912 aus dem Geschwaderverband aus und wurde 1913 außer Dienst gestellt. Vor Beginn des Ersten Weltkrieges wurde das Linienschiff wieder in Dienst gestellt und gehörte dem neu aufgestellten IV. Geschwader an. Während des Ersten Weltkriegs war Elsass bei einigen Flottenvorstößen dabei, unter anderem im August 1915 beim Vorstoß in die Rigaer Bucht. Dort erzielte sie zwei schwere Treffer auf dem russischen Kanonenboot Grosjaschtschi und beschoss mit dem Schwesterschiff Braunschweig das russische Schlachtschiff Slawa. Im Dezember 1915 erfolgte die erneute Außerdienststellung. Kurzzeitig diente die Elsass als Flaggschiff für Vizeadmiral Schultz, dem Oberbefehlshaber der Aufklärungsschiffe der Ostsee. Dieser wechselte zur Brauschweig und die Elsass wurde daraufhin als Trainingsschiff genutzt. Kurz vor Ende des Krieges wurde sie nochmals überholt, das Kriegsende verhinderte aber die erneute Indienststellung. Nach 1918 gehörte die Elsass zu den sechs Schlachtschiffen, die im Dienst der nun umbenannten Reichsmarine verbleiben konnten. Anfangs als Trainingsschiff genutzt, wurde die Elsass 1923 komplett überholt und unternahm mehrere Auslandsfahrten. Die letzte Außerdienststellung erfolgte 1930 und nach einer kurzen Zeit als Wohnschiff wurde das Linienschiff 1935 verkauft und ein Jahr später abgebrochen.

Das Modell

Die Elsass ist eine Neuerscheinung 2020 der russischen Firma Kombrig. Kombrig ist einer der besten Resinbausatzhersteller und hat 2020 begonnen, die Serie von Schiffen der Kaiserlichen Marine deutlich auszubauen. Nachdem es bisher nur Schlachtschiffe ab der Ostfriesland-Klasse und Große Kreuzer ab der Scharnhorst-Klasse gab, folgen nun auch Kleine Kreuzer diverser Klassen, ältere Große Kreuzer und die Braunschweig-Klasse. Dabei sind alle fünf Schiffe der Braunschweig-Klasse als separate Bausätze erhältlich, die sich bezüglich der Kräne und der zu verwendenden Ätzteilen unterscheiden. Die beiliegende Ätzteilplatine ist zwar bei allen fünf Bausätzen identisch, aber je nach Schiff sollen andere Scheinwerferplattformen verbaut werden. Nach Anleitung lässt sich die Elsass so bauen, wie sie in Dienst gestellt wurde. Die vier 8,8-cm-Schnellladekanonen auf dem Brückendeck wurden bald nach Indienststellung abgebaut. Vor dem Ersten Weltkrieg folgte noch ein Umbau an den Masten, dort wurden unter anderem zusätzliche Scheinwerferplattformen ergänzt.

Der Bau an sich verlief problemlos und die Passgenauigkeit war sehr gut. Die Ätzteile könnten feiner ausgeführt sein, ich verwendete diese dennoch bis auf die der Reling. Entsprechend der Anleitung baute ich die Masten aus Messingdraht auf. Die Maße dafür sind vorhanden. Bemalt wurde die Elsass mit Vallejo-Farben. Für den Rumpf nahm ich 990, für die Aufbauten 989, für die waagerechten Flächen 995 und für das Linoleum einen Mix aus 985 und 983. Bei der Wasseroberfläche ging ich meinen üblichen Weg, indem ich eine Grundplatte mit dickerem Papier beklebte und diese anschließend mit Wasserfarben bemalte. Darüber kamen drei Schichten mit AK Still Water, weiße Wellen aus Watte und durchsichtige Wellen mit Vallejo Clear Water Effects.

Fazit

Nachdem Flyhawk und ICM erste Plastikmodelle der Kaiserlichen Marine herausbrachten, blieb es bei den Resinherstellern noch ruhig. Oceanmoon versucht es mit ein paar Exoten wie dem Flußkanonenboot Rhein. Nun aber schlägt Kombrig mit einer Neuheitenflut zurück - und diese sind gelungen, wie man an meiner Elsass sieht. Eine weitere Neuheit, der Minenkreuzer Albatross, liegt schon bei mir.

Christian Höltge