Nach dem Bau des Schlachtschiffs Bismarck und dem Update der Tirpitz habe ich mir ein weiteres Schiff der deutschen Kriegsmarine vorgenommen: Den Schweren Kreuzer Prinz Eugen, das „glückhafte Schiff“, wie es damals bezeichnet wurde.

Das Original

Hier einige Eckdaten zum historischen Vorbild.

  • Kiellegung am 23.04.1936 bei Krupp-Germania in Kiel.
  • Stapellauf am 22.08.1938.
  • Indienststellung am 01.08.1940
  • Einsatzbereit ab April 1941
  • Mai 1941: Teilnahme an Unternehmen „Rheinübung“ zusammen mit Bismarck
  • Kanaldurchbruch im Februar 1942 (Unternehmen „Cerberus“) zusammen mit Scharnhorst und Gneisenau.
  • Ab 1942 Einsatz im Nordraum, Reparaturen in Kiel.
  • Ab April 1943 Ausbildungsschiff, ab Oktober 1943 Frontschiff in Gotenhafen.
  • Ab August 1944 Unterstützung von Landoperationen
  • Im Januar 1945 Beteiligung an Evakuierungen in Ostpreußen.
  • 04.1945: Eintreffen in Kopenhagen.
  • Schicksal: Kriegsbeute USA, Untergang im Bikini-Atoll bei Atombombenversuchen 22.12.1946


Technische Daten

Länge/Breite/Tiefgang                   212,5/21,7/6,4 m

Wasserverdrängung                       18.400 t

Antrieb                                        12 Dampfkessel auf  3 Satz Getriebeturbinen, 3 Propeller

Leistung                                       132.000 PS (projektiert), 136.000 PS (maximal erreicht)

Höchstgeschwindigkeit                   33,5 kn (62 km/h)

Besatzung                                    1.599 bis 1.776, 1941: 1731

Panzerung                                    20 bis 160 mm

Ausrüstung (1941)                          3 Bordaufklärer Ar 196 A-2/A-3, 3 Scheinwerfer, 5 Leitgeräte für schwere Artillerie, 2 Nacht-Leitgeräte, 4 Flak-Leitstände, 8 größere Beiboote, 4 Anker, 2 x Radaranlagen (FuMO27), Unterwasserhorchgeräte, MES-Kabelschleife, Minenräumgeräte „Otter“

Bewaffnung (1941)                         8 x 20,3 cm (L/60-SK) in 4 Zwillingstürmen

                                                    12 x 10,5 cm (L/65) in 6 Doppellafetten

                                                    12 x 3,7 cm (L/83) in 6 Doppellafetten

                                                    8 x 2 cm (L/65) in Einzellafetten

                                                    12 Torpedorohre 53,3 cm in 4 Drillingssätzen

                                                    Bei Bedarf 80 – 110 Seeminen

Das Modell

Als Basis für dieses Projekt habe ich den Bausatz 5313 von Trumpeter verwendet. Dieser stellt normalerweise die Prinz Eugen im Zustand 1945 dar. Und das ist ein grundsätzliches „Problem“, wenn es ausführlich und im Detail irgendwo um die Prinz Eugen geht, dann fast immer im Rüstzustand 1945.

Warum war es für mich ein „Problem“? Nun, ich hatte die Bismarck im Zustand Anfang April 1941 mit der bekannten Ostseetarnung dargestellt. Und mir war es ein persönliches Bedürfnis, die Prinz Eugen auch in der Optik mit den schwarz-weißen Streifen darzustellen, also im gleichen Zeitraum April 1941.

Dass es nicht damit getan ist, den Bausatz nach Anleitung zu bauen und nur anders zu bemalen, war mir von vorneherein klar. Aber ich liebe solche Herausforderungen!

Was musste alles angepasst werden:

  1. Die vorderen SL-8 Hauben und E-Messer waren noch nicht installiert, stattdessen die gleichen Heeresgeräte wie auf Bismarck achtern.
  2. Die Nachtsichtgeräte waren (ebenfalls wie bei Bismarck) noch nicht in der gepanzerten Ausführung.
  3. Am Schornstein befanden sich noch die Kugelabdeckungen mit Scheinwerfern.
  4. Schmalere Scheinwerferplattform am Vormars.
  5. MES-Kabelschleife am Rumpf kürzer.
  6. Nebelhorn an anderer Stelle.
  7. Abweichende Flak-Bewaffnung: 12 x 3,7 cm (Zwilling); 8 x 2 cm (Einzel).
  8. Radarausrüstung 2 x FuMO27.
  9. Rettungsflöße wie Bismarck, Typ 1SAbVW56.
  10. Torpedorohre ohne Schutzhauben.
  11. Nocken der Admiralsbrücke länger.
  12. Hinteres Deckshaus anders.
    …und einige weitere Details.

Uff! Das war schon einiges! Die Punkte 1 und 2 stellten kein großes Problem dar. Mit dem Veteran-Set VTW35055 kann man die Varianten sehr akkurat darstellen, habe ich auch bei Bismarck so gemacht. Allerdings mussten auch die Säulen für die SL8 angepasst bzw. neu improvisiert werden. Dies gelang mir mittels 35 mm² Aderendhülsen.


Am schwierigsten war Punkt 3. Hierzu fragte ich höflich bei Revell an, ob sie mir die entsprechenden Teile vom Bismarck-Bausatz 05040 zukommen lassen können, denn die Scheinwerfer-Kugelabdeckung ist dieselbe wie bei Prinz Eugen. Die Teile wurden dann angepasst und am Trumpeter-Schornstein integriert.


Punkt 4 – kein Problem dank WEM. Habe mir das Ätzteil-Set 35124 zugelegt, dort sind auch diverse Teile früherer Rüststände berücksichtigt, so auch die frühe Scheinwerferplattform. Lediglich das Holzdeck (Pontos 35017WD1) musste da etwas angepasst werden.


Trumpeter scheint einer der wenigen Bausatzhersteller zu sein, die die obligatorischen MES-Kabelschleifen der Kriegsmarine mit darstellen, so jedenfalls hier am Rumpf der Prinz Eugen. Diese musste nur etwas gekürzt werden und Punkt 5 war erledigt.


Das vorhandene Nebelhorn wurde für Punkt 6 einfach an anderer Stelle platziert, nämlich an der Vormarsschanz vorn steuerbords.

Für Punkt 7 war es mir wieder eine Freude, auf die Veteran-Sets zuzugreifen. Die 3,7er waren noch übrig vom Tirpitz-Update der Platinum-Edition.

Punkt 8 wurde ebenfalls mit Überbleibseln des Tirpitz-Updates gelöst. Die FUMO27 hatte ich damals fälschlicherweise bei Tirpitz verwendet. Sie stammen von Flyhawk.

Punkt 9 wieder mit selbst gebauten Teilen: Bei Bismarck und Tirpitz habe ich noch Northstar 350037 als Basis verwendet, diese sind nun nicht mehr lieferbar, vermutlich werden sie nicht mehr hergestellt. Daher habe ich die gelben Flöße komplett selbst aus Plastikplatten und Rigging Black improvisiert.


Die Torpedorohre waren im Trumpeter-Bausatz mit und ohne Hauben verfügbar. Wie bei Tirpitz habe ich aber die Teile komplett selbst gemacht, um eine bessere Detailierung zu erreichen. Somit auch Punkt 10 abgehakt.


Punkt 11 ist mir erst während des Baues bei der Sichtung von Originalfotos bewusst geworden. Die Kriegsmarine hat anscheinend bei vielen ihrer Schiffe die Brückennocks gekürzt, so auch bei Prinz Eugen (um 1942). In meinem Fall waren im Bausatz somit korrekterweise für 1945 die kurzen Nocks verfügbar. Daher musste ich sie für 1941 verlängern, und zwar mit Plastikplatten und Spachtelmasse.


Punkt 12 war ebenfalls eine Erkenntnis während des Baues, wobei nur wenig Quellen verfügbar waren.


Das waren im Wesentlichen die Improvisationen aufgrund der Abweichungen 1941/1945. Als Bemalungsvorlage dienten die Bücher von Leon & Asmussen „German Naval Camouflage Volume I + II“. Diese Quelle ist zwar nicht meine erste Wahl (eklatante Fehldeutungen z.B. bei Tirpitz-Tarnschemen), aber ich hatte leider keine bessere. Detailvorlage war „Kagero Top-Drawings No. 86“, leider aber auch nur im Stand 1945. Aber es ist sehr gut für den Bau der Takelage.

Nun ich habe versucht, aus allen Quellen (inklusive Originalfotos) das Beste herauszuziehen und mein Modell so authentisch wie möglich zu gestalten.

Beiboote entstanden zum Teil aus Revell-Material, generell wurde vieles aus der Restekiste genutzt. Für die Takelage habe ich „Rigging black + white 0,135/0,091/0,082mm“ von Infini Model benutzt.

Neben dem genannten WEM-Ätzteil-Set kamen noch zwei von Eduard (53048/53060) und eines von KA-Models (MS-35017) zum Einsatz. Lautsprecher, Feuerkontrollgeräte, Ferngläser und Kompasse etc. sind von Veteran. Geschützrohre von Master.


Ein ausführlicher Baubericht findet sich im Modellboard.

Fazit

Der Bau hat mir wiedermal sehr viel Spaß gemacht. Zirka 432 Arbeitsstunden habe ich innerhalb von 53 Wochen dafür aufgewendet.

Marco Berger