Das Original

Man stelle sich vor: Die Stimmung im Land war so patriotisch, dass sich Berliner und Potsdamer Frauen zusammenfanden, Geld sammelten und es dem Staat zur Verfügung stellten um ein Kriegsschiff zu bauen. So kamen 1848 13.000 Taler für eine Neubau zusammen, der helfen sollte, den preußischen Seehandel und die heimatliche Ostseeküste gegen die dänische Flotte zu sichern.

Nach niederländischen Vorbildern entstand nach fünfjähriger Bauzeit im Wolgast ein Kriegsschoner mit zwei Masten, der am ersten März 1856 in Danzig in Dienst der preußischen Marine gestellt wurde. Das Schiff wurde aufgrund der Spendenaktion auf Wunsch König Friedrich Wilhelm IV. Frauenlob genannt (eine besondere Taufzeremonie gab es nicht).


Die Frauenlob unternahm zunächst einige Fahrten in der Ostsee und führte Manöverfahrten mit anderen preußischen Kriegsschiffen durch. 1856 führte eine Reise über Madeira zum Rio de la Plata. 1858 standen Fahrten zur Vermessung der Ostsee an.

1859 brach der Schoner zusammen mit der Fregatte Thetis und der Korvette Arcona zur großen preußischen Ostasienexpedition unter dem preußischen Staatsmann Friedrich zu Eulenberg auf. Die Schiffe erreichten über Rio de Janeiro am 7. August 1860 Singapur. Am 2. September sah man die Frauenlob zum letzten Mal: Der Schoner sank während eines Taifuns tragisch vor Japan und nahm alle 47 Mann Besatzung mit in die Tiefe. Das war der erste Totalverlust der preußischen Marine.


1902 ehrte die Kaiserliche Marine das Schiff mit einem neuen Kleinen Kreuzer, der Frauenlob genannt wurde. Die frühe Bundesmarine baute 1966 ein Binnenminensuchboot mit selben Namen.

Der rund 300 Tonnen große und 32,1 Meter ü.a. lange Kriegsschoner Frauenlob war am Ende seiner kurzen Dienstzeit mit einem 30-Pfünder, wahrscheinlich aus schwedischer Produktion, armiert. Nach neuer Bezeichnung hatte der glattgebohrte Vorderlader ein Kaliber von 16,7 cm. Er ruhte auf einer schwenkbaren Rahmenlafette an Deck zwischen den beiden Masten. Die Lafette stammt wahrscheinlich von der Radkorvette Barbarossa und trug da einst einen 68-Pfünder (ein Kaliber, mit dem die Frauenlob anfangs auch bewaffnet war). Die Bewaffnung der Frauenlob variierte abhängig von der Verfügbarkeit geeigneter Waffen bzw. dem Einsatzzweck des Schiffes.

Das Modell

Mein Modell des Kriegsschoners Frauenlob im Maßstab 1/250 ist aus Papier und Karton nach verschiedenen Quellen entstanden. Erhaltene Bauzeichnungen gibt es nicht mehr, lediglich Akteneinträge mit einzelnen Detailinformationen sind im Bundesarchiv/Militärarchiv erhalten.

 


Im Stadtmuseum Wolgast ist ein altes Modell der Frauenlob ausgestellt. Ein Team vom Forum Segelschiffsmodellbau.com hat es um 2010 vermessen und fotografiert. Nach dem entstandenen Spanten- und Linienriss konstruierte ich den Rumpf. Das Original folgte sehr wahrscheinlich den niederländischen Kriegsschonern Scorpioen und Adder. Deren Bauzeichnungen nutzte ich u.a bei der Konstruktion der Takelage (zum Beispiel hier zu sehen). Einzelne Details folgen zeitgenössischen Vorbildern, so dass mein Modell nur eine orignalnahe Rekonstruktion sein kann.

 


Klaus Lingenauber