Es wird mal wieder maritim! Obwohl, maritim verbinde ich eher mit "hoher See", und dafür waren die so genannten Swift Boats der US Navy nicht gedacht. Sie operierten vorwiegend im Küstenvorfeld oder auf den Flüssen von Vietnam und sollten dort den feindlichen Nachschub unterbinden.


Mit diesem Bausatz hat Revell erfreulicherweise ein Nischenthema aufgegriffen und eine sehr solide Grundlage geschaffen (siehe Bausatzbesprechung). Für mich als Sammler von diversem Kriegsgerät aus dem Vietnamkrieg war daher der Kauf und die bastlerische Umsetzung „Pflicht“.


Der Bau des Innenbereichs verlief recht ansprechend, einige Angüsse sind etwas dick ausgefallen, was natürlich besonders beim Wasserhahn auffiel. Der graue Apparat ganz links sieht irgendwie wie eine Kaffeemaschine aus, aber der montierte Sitz dort irritiert mich - vielleicht doch ein Funkgerät? Aber dann stimmt die vorgegebene Farbgestaltung in Grau nicht wirklich...


Im Fahrstand habe ich diverses Kartenmaterial des Mekong-Deltas sowie anders „Anschauungsmaterial“ platziert.


Zahlreiches Gerödel, also Waffen, Taschen, Funkgeräte, Notizblock, Code-Buch, Behälter und Getränkedosen haben ihren Platz im Crewraum gefunden.


Dann habe ich noch die Crewmitglieder ergänzt. Im Boot natürlich der Kapitän, ein Steuermann sowie ein Funker, außerdem noch ein weiteres Besatzungsmitglied, das sich auf einer Liege ausruht. Dazu noch ein Mitglied eines Sonderkommandos, der mit dem sich mit dem Funker bespricht.


Hier noch einige Details aus der anderen Perspektive. Beim Funker nicht nur ein tragbares Funkgerät, sondern ein M16-Sturmgewehr, sowie auf dem Tisch ein M79-Granatwerfer. Da dieser mit einer provisorischen Tarnlackierung versehen ist, gehört er wahrscheinlich einem der Teammitglieder der Patrouille.


Das Boot selbst wollte ich gerne in sehr dunklem Grün lackieren, und habe dafür Granitgrau 69 mit etwas Blaugrau 79 (jeweils Revell Acryl) vermischt. Weitere Details an Deck sind ein paar Kisten, aber auch Munitionsgurte, so zum Beispiel bei dem Zwillings-MG über dem Fahrstand.

Die nächste Herausforderung stand in Form der Wassergestaltung an. Hier habe ich meine bewährte Technik verwendet. Grundlage ist eine Dämmplatte aus Styropor.


Daraus erstellte ich eine Basis, die Öffnung für den Rumpf wurde reingeschnitzt und dann mit einer dünnen Lage Papiertaschentuch versehen. Darüber ordentlich Ponal Holzleim, damit das gut hält. Außerdem ist das verwendete Styropor ein Isolierelement, das bereits mit einem leichten, wellen-ähnlichen Muster versehen ist. Durch den Holzleim und die Taschentuchlage wurde dieses Muster schon mal ein wenig egalisiert.


Mit Khaki 86 von Revell hattee ich dann eine schöne, trübe "Mekong-Wasseroberfläche" gestaltet, ordentlich schlammig. Mit etwas hellerem Beige 89 zog ich dann noch die Wellenstruktur farblich nach. Jetzt sollte das ganze noch mal einen Tag lang trocknen - der Holzleim war noch nicht durchgetrocknet und verursachte Risse im Lack - und dann kam erstmal klare Acrylpaste zur weiteren Wellengestaltung drüber.

Zu erkennen sind unschöne Lücken zwischen Boot und Wasser, doch dagegen gibt es ein Mittel: Das ganze Boot in Klarsichtfolie packen!


Und dann einmal rund ums Boot herum mit klar trocknendem Acrylgel alles zuschmaddern! Die Klarsichtfolie sorgte dafür, dass immer etwas von dem Zeug auf das Gel absackt und der Bastler wutentbrannt... 
Ähm, die Folie sorgte dafür, dass das Boot mit dem Acrylgel nicht in Kontakt kam und es daher möglich war, das Modell aus dem Wasser auch mal "herauszunehmen".


Seltsame Konstruktionen sollten dafür sorgen, dass die Folie möglichst straff am Rumpf bleibt und das "Wasser" dann auch wirklich eng anschließend "austrocknet".

Wie üblich sorgte das erstmal noch weiß scheinende Acrylgel während der ersten Trocknungsphase für ein äußerst stimmiges "Gischtbild", das verschwand aber später ganz.


Mit weißer Farbe wurden die mit Acrylgel aufgebauten Wellen an den Kämmen betont, ebenso das aufschäumende Bugwasser sowie das Heckwasser.

Am Ende sorgten zwei Schichten klaren Glanzlacks für eine entsprechende „Wässrigkeit“.


Die Figuren am Oberdeck stammen zum Teil von Germania Figuren und zum Teil aus dem Esci/Italeri-Set „Gis in Vietnam“.


Das Swift Boat fährt einen augenscheinlich „ruhigen“ Seitenarm des Mekong, wo es längere Zeit keine Feindberührung gab. Entsprechend entspannt ist die Crew. Das vierköpfige Sonderkommando, das eine Aufklärungspatrouille durchführen soll, trifft letzte Absprachen mit der Bootscrew bzw. schaut der Deckbesatzung bei der Vorbereitung der achteren Waffenstation zu.

Fazit

Mit diesem Bausatz hat Revell wieder einmal ein sehr schönes Modell auf den Markt gebracht, das dem „Anfänger“ durch seine gute Passgenauigkeit viel Bastelfreude bescheren wird.

Der Profi wird dagegen den Bausatz nutzen können, um sich detailtechnisch richtig auszutoben und insbesondere „lebendige“ Dinge an Bord zu platzieren. Gerade Boote im intensiven Einsatz können durch ein starkes Weathering sowie die Ergänzung mit unzähligen Details und Gimmicks monatelangen Bastelspaß bieten.


Hajo Lippke